Schwarz und Weiß: Skihochtour mit Scheitern am dunklen Piz Vadret, Erfolg am hellen Piz Arpschella

Nach Übernachtung im Winterlager der Grialetschhütte brach ich ca. um 06.00 Uhr auf und folgte den Skispuren Richtung Piz Grialetsch, zu dem ich mit jemand an Weihnachten 1985 bei wenig Schnee eine Skihochtour gemacht hatte. Unterwegs wurde ich von einem Skitourengeher überholt. Weiter oben folgte ich seiner Skispur auf dem noch harten Firn u. querte einen steileren Hang in östliche Richtung. Nun ging es über das flachere Gelände des Vadret da Grialetsch. Ich ging unterhalb seiner Spur u. stieß dann auf eine lange Spalte, zwar noch weit unterhalb der Felsen gelegen, aber anscheinend der Bergschrund. An einer Stelle, an der keine Vertiefung zu erkennen war, überschritt ich ihn. Dahinter folgte ein steiler Anstieg bis ca. 30hm unterhalb der Felsen, wo ich die Skier zurückließ. Darüber begann der Schweizer Skibergsteiger, der mich zuvor überholt hatte, gerade über Felsen zu klettern, um den Beginn eines schmalen, schneegefüllten Couloirs zu erreichen. Kurz darauf brach er den Anstieg allerdings wieder ab, da nach seiner Aussage der Schnee auf dem Fels offenbar nicht fest war. Danach schaute er sich noch die ca. 30hm weiter obehalb beginnende, schmale Rinne mit hartem, aber wenig Schnee an u. drehte wieder um. Er hatte ein Seil dabei, war in seinem Leben auch einige Male dort hinaufgeklettert. Da er an diesem Morgen aber einen Anstieg nicht wagte, hatte für mich ein Versuch auch keinen Sinn. 

Nachdem er abgefahren war,  verblieb ich an den Felsen noch eine Weile, brauchte einige Zeit des Schauens und Nachdenkens, um einzusehen, dass ein Anstieg zu riskant wäre. Als ich kalte Zehen bekam, trat ich die Abfahrt an. In östlicher Richtung fuhr ich nur langsam über den Gletscher ab, da sich inzwischen die Sonne hinter Wolken verzogen und sich diffuses Licht eingestellt hatte. Dabei kam ich noch am Bergschrund vorbei, der unterhalb von mir eine Spalte u. oberhalb zwei Klüfte aufwies. Dann folgten Hänge, über die ich in die Gletschermulde abfahren konnte. Zwei Lawinenhalden umfuhr ich dabei. Von der Mulde aus ging ich nordwärts im flachen Gelände weiter. Dabei steuerte ich eine kleine Moräne an, auf der gerade zwei Schneeschuhgeher unterwegs waren. Nach kurzem Wortwechsel fuhr ich in nordwestliche Richtung ab. Felsen waren dabei zu umfahren. Dann überschritt ich den Bach über eine Schneebrücke u. fuhr auf dessen anderer Seite zu dem Rücken rechts ab. Über diesen fuhr ich zur nördlich gelegenen Seite, wobei ich noch zu hoch war. Also fuhr ich noch ca. 40hm ab, bis ich den Hang erreicht hatte, über den die Skiroute vom Val da Grialetsch her zum Piz Arpschella abgeht. Hier gab es nur noch ein paar Schneefelder, den größeren Teil der Hänge nahm Pflanzenwuchs u. Geröll ein. Weiter nördlich entdeckte ich einen Steig. So querte ich noch ein Stück, bevor ich schließlich das Gepäck an einem Felsen deponierte, das ich auf der vor noch mir liegenden Skitour zum Piz Arpschella nicht benötigte.

Anschließend ging ich weiter zum Steig, der von mehreren Schneefeldern bedeckt war. Diese waren mit etwas Vorsicht zu überschreiten, da das Gelände westlich sehr steil abfällt. In ca. 2370m Höhe erreicht er eine Geländekante, hinter der eine Mulde liegt u. der Piz Arpschella zu sehen ist. Etliche Steine schauten aus dem Schnee, aber dazwischen war genug Platz zum Abfahren. Nun ging ich mit Skier weiter. Im ersten Hang brach ich einige male tief im faulen Schnee ein. Oberhalb von etwa 2500m Höhe bestand allgemein fester Firn. Der Himmel war zunächst noch bewölkt u. so schien die Schneedecke nicht weiter aufzuweichen. Ich suchte mir eine Route durch eine Mulde zum Westhang des Piz Arpschella, über den es noch etwa 300hm 30 bis 35° steil aufwärts ging. Dieser Firnhang versprach eine schöne Abfahrt! Schließlich steuerte ich die nördlich gelegene Geländekante an, in deren Nähe ich weiter aufstieg. Das letzte Stück ging etwas unterhalb des NNW-Grates entlang u. zuletzt über diesen bis zum Schneehaufen am Gipfelsteinmann, auf dem ich kurz mit den Skier stand. Gleich links daneben lag eine Wechte, ein Schritt nach links könnte der letzte sein!

Inzwischen hatte wieder zeitweise die Sonne geschienen u. zumindest weiter unten den Schnee aufgeweicht. Die obersten 200hm fand ich noch herrlichen Firn vor. Darunter bot auch der Sulz noch eine schöne Abfahrt. Unterhalb von 2500m Höhe brach ich vier mal in faulen Schnee ein u. stürzte dabei. Ganz ungefährlich war das nicht, denn zweimal lagen die Skier nach meinem Sturz im nassen Schnee oberhalb von mir u ich musste meinen Körper nach oben bringen, da die Skier feststeckten. Ein Skistock konnte ich danach nicht mehr finden, also ging es mit nur einem weiter. Eine Schaufel mitzunehmen wäre vorteilhaft gewesen! Das unterste Stück fuhr ich zwischen nah beieinander gelegenen Felsen ab, wo der Schnee relativ fest war. Danach ging es über den Steig zurück zum Materialdepot. Über den darunterliegenden Hang mit Geröll u. Pflanzenwuchs erreichte ich in Kürze eine Lawinenhalde, über die ich ein Stück talwärts abfuhr. Noch weit oberhalb des Bachs fuhr ich danach noch ein Stück im Val Grialetsch über Lawinenschnee ab, was des weichen Schnees wegen doch recht lustig war! Dann ging es zu Fuß weiter Richtung Flüelapass-Straße, wo ich etwas oberhalb von 1900m Höhe das Auto abgestellt hatte. Hinter der 1904m hoch gelegenen Holzbrücke muss man noch 40hm zur Straße hinaufmarschieren. Bei Ankunft am Auto war es bereits nach 20.00 Uhr geworden. Ich hatte es an diesem Tag aber auch überhaupt nicht eilig gehabt!