Elsigen-Metsch-Rally

Schon Mitte März war ich im Gebiet Elsigen-Metsch zugange. Es eignet sich ideal für die Spätsaison, wenn die Schneeverhältnisse andernorts bereits prekär sind. Startet man rechtzeitig, kommt man dem Pistenbetrieb nicht in die Quere und oben raus ist man ohnehin im freien Gelände unterwegs. Plan heute war der Besuch aller Skigipfel im Gebiet, sprich Metschhorn, Howang, Stand und Elsighorn. Hierfür sind einigermassen stabile Verhältnisse nötig.

Kurz nach 8 Uhr und damit deutlich vor Öffnung des Metsch-Lifts geht's los von der Talstation Höchst (1554m). Eigentlich ist das Skitourengehen auf den Pisten im ganzen Gebiet explizit verboten, aber ich halte mich ans Motto "Erlaubt ist, was nicht stört". Wem das zuviel kriminelle Energie bedeutet, kann alternativ einem der signalisierten "Movement Touring Tracks" folgen. Und liegt mehr Schnee als heute, bleibt man bereits im Erstaufstieg im freien Gelände (s. Skiroute Swisstopo). Nach einer knappen Stunde erreiche ich die vereinsamte Bergstation auf dem Widerhubel (2141m) und verlasse vorerst das erschlossene Gebiet. Das Metschhorn (2229m) liegt bereits zum Greifen nahe: Ich erreiche es über den aufsteilenden Nordkamm und zuletzt durch Querung dem Gipfelfels entlang (alles mit Ski). Je nach Lawinensituation absolviert man die letzten Meter besser zu Fuss und in direkter Linie. Das macht auch ein Einheimischer so, dem ich später auf dem Howang nochmals begegnen werde. Zeit für eine kurze Pause. Natürlich fällt mein Blick auch auf die Allmengrat NW-Kante - ich schwelge in schönen Erinnerungen an deren rassige Begehung letzten Sommer (klick).

Genussvolle, aber kurze Abfahrt nach Osten Richtung Glögglital über ein Schäumchen Neuschnee. Anschliessend Wiederaufstieg übers Chumi Richtung Sattel P. 2279. Die NW-Flanke am Howang markiert die lawinentechnische Schlüsselstelle der Tour, oben werden knapp 40° erreicht. Der wenige Pulverschnee auf harter Unterlage macht den Aufstieg heute recht anspruchsvoll und wäre ohne Harscheisen kaum zu gehen. Gerne nehme ich die Spur des Vorgängers in Anspruch. Die letzten 30 Meter zum Howang (2520m) absolviere ich zu Fuss. Oben öffnet sich ein herrliches Panorama über den Allmengrat und die gesamte Kandersteger Gipfelprominenz: Loner, Balmhorn, Doldenhorn, Blüemlisalp, Dündenhorn, you name it. Das Gebiet glänzt (oberflächlich) im schönsten Weiss und lässt die prekäre Schneesituation der Saison 2022/23 beinahe vergessen. Mein besonderes Augenmerkt gilt dabei dem Äusseren Fisistock, vielleicht reicht es ja noch diese Saison.

Wiederum recht kurze Abfahrt bis in den Sattel P. 2279, dieses Mal immerhin 250Hm... Der Stand (2320m) liegt von hier noch 300 Meter entfernt, was ein Anfellen allemal rechtfertigt. Wie schon bei meinem Besuch im März erweist sich die folgende Abfahrt über die schmale Nordrampe nach Ober Elsige als skifahrerisches Sahnehäubchen der Tour. Auf dem Hohmattihubel gelange ich vorübergehend wieder ins Skigebiet und treffe auf eine der markierten Skitourenrouten. Wem das ein Zuviel an Zivilisation bedeutet, kann den Abschnitt problemlos ostseitig umgehen. Aber heute, werktags kurz vor Saisonschluss, verirren sich nur vereinzelte Skifahrer ins Gebiet. In etwa der Markierung folgend steige ich nordwärts und stehe 25 Minuten später bereits auf dem - im Sommer überaus beliebten - Elsighorn (2341m). Auch dieser Berg lässt wenig panoramamässig wenig Wünsche offen, Alleinstellungsmerkmal ist der schöne Blick über den langen Nordgrat ins Frutigland (Tourentipp für den Sommer).

Ich pausiere nur kurz, denn der Magen knurrt und den gelungen Tourentag möchte ich im Gasthaus Elsigbach beschliessen. In zwei Minuten erreiche ich den Skilift und fahre von dort die steile (und geschlossene) Chrindepiste zur Elsigenalp (1794m) ab. Ein viertes Wiederanfellen muss nicht sein und ich gönne mir für einen Zweifränkler den kurzen Tellerlift zur Metschegga; ab dort in wenigen Minuten über die Piste zurück zum Ausgangspunkt Höchst (1554m).


Zeiten (kum)
0:55  Widerhubel
1:15  Metschhorn
2:20  Howang
2:40  Stand
3:25  Elsighorn
3:50  Höchst