Mera (VI) - erodiert aber entspannt nach Tangnag (4300m)


Publiziert von Kris , 10. Januar 2023 um 23:55.

Region: Welt » Nepal » Khumbu
Tour Datum:31 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 825 m
Abstieg: 75 m

Heute durchbrechen wir die 4000er Grenze - und zwar relativ spielend auf dem Wege von Khote nach Tangnag, quasi während unser Teepause. Doch es beginnt fröstelnd. Nach unserem Frühstück (Schokopudding!) und dem Zahlen der vorabendlichen Getränke warten wir sehnsüchtig auf die Sonne und packen das erste Mal dickere Kleidung respektive Mütze & Handschuhe beim Tourstart aus ..

Das Warmlaufen dauert eine Weile, da nicht nur die Sonne auf sich warten lässt, sondern auch das Schwitzen. Der Weg startet gemütlich auf einer fast ebenen Pfadspur, die durch viele Felsen und Findlinge führt. Die Atmosphäre ist mystisch, in dem schattigen Tal, 3000m über uns die eisigen Bergspitzen, bereits von der Sonne geküsst. Nach etwa einer halben Stunde erreichen auch uns die wärmenden Strahlen und führen direkt zu Überhitzung. Schnell der überschüssigen Kleidung entledigen, ein paar erste Schlücke trinken und dann auf dem Weiterweg das Panorama gen Kyashar genießen. Geradezu majestätisch steht der Berg zwischen zwei kreuzenden, dunklen Berghängen und leuchtet was das Zeug hält. Schwierig ist er, sehr schwierig sogar. Es ist die Rede von erst zwei erfolgreichen Besteigungen. Wer die Form einmal in Realität sieht, ahnt warum.


Der Hinku Drangka Fluss begleitet uns nur kurz. Es geht durch eine Senke mit massivem Felsüberhang über unseren Köpfen und zieht dann etwas weiter an die seitlichen Hänge links des Stroms. Diese Hänge sehen allerdings gefürchtig aus - total erodiert und gespickt mit kleinen, großen und riesigen Brocken. Wenig überraschend werden wir angehalten, etwas Eile an den Tag zu legen. Meines Erachtens eine der objektiv gefährlichsten Stellen der Tour. Kein K2 Bottleneck, aber doch etwas Roulette. Die Brocken hängen so nah über uns, das eine Reaktion wohl kaum möglich wäre. 

Nachdem wir diese Hänge hinter uns lassen (und leise durchatmen) führt der Weg über Stock und Stein immer nur leicht ansteigend den Talboden hinauf. In der Ferne lässt sich - in all dem Grau & Braun - kaum erkennbar eine Hütte erspähen. Dies soll unsere Raststation auf der eher kürzeren Etappe sein. Da das Mittagessen aufgrund der Länge ausfällt auf der Tour, gibt es nur den allseits bekannten und (noch) beliebten Ginger-Lemon-Tee. Wir sitzen auf Holzbänken und haben unbemerkterweise nun die 4000 erreicht. Allen geht es gut, außer das der Wind etwas durch unsere Glieder zieht. Zur Not gäbe es ja auch hier (fast) alles was das Herz begehrt - Fanta, Coca-Cola oder auch Toilettenpapier. 


Nach der Pause geht es nach weiterem seichten Anstieg auch kurz etwas steiler, aber weiter sehr gutmütig nach oben. Eine unverhoffte Sehenswürdigkeit stellt ein plötzlich ums Eck auftauchendes, winziges Kloster dar. Man kann sich dessen Existenz nur erklären, um den hier saisonal ansässigen Gläubigen einen Ort zu bieten, um ihre Religion auszuüben. Es gibt nicht viel, aber zumindest ein hölzernes Toilettenhaus. Wir pausieren kurz und lassen die mächtigen Westwände des Mahakulung Peaks(?) auf uns wirken. Der Gipfelname ist nur ein "best guess". In meiner Karte ist für diesen markanten und gewaltigen Gipfel lapidar nur ein P.6249 vermerkt. Nur Google weiß hier mal wieder mehr.. ob es stimmt, wer weiß..

Folgend auf die typischen Fotos der Gebetsfahnen am Kloster, deren Farben übrigens die verschiedenen Elemente repräsentieren, gehen wir das letzte Teilstück an. Es sind nur noch 200hm bis nach Tangnag auf ca. 4360m. Umgeben von Kusum Kangkaru, Kyashar, Mahakulung Peak und Gonggila schreitet es sich gleich leichter, da das Panorama umwirft in seiner Epik. Dagegen wirken alle Gebirge in denen ich bisher wandeln durfte, wie Zwerge. Der unbedeutende Mahakulung Peak zeigt sich nun von einer Seite die der Eiger Nordwand zum Verwechseln ähnlich sieht - mindestens so hoch wie das Original aber hier vielleicht nicht einmal mit einem Namen versehen, Wahnsinn.. 

Kurz vor Schluss kommen uns Lastentiere entgegen, ein eher seltenes Schauspiel hier, da wirklich komplett auf "Manpower" gesetzt wird. Wir sehen Träger, die sicherlich 60 Liter Cola schleppen. Alles für unseren Genuss.. das schlechte Gewissen muss aber weichen, es bildet die bitter nötige Lebensgrundlage. Eine Bezahlung, die nach Kilo ausbezahlt wird für die freien Träger, die deswegen so viel wie möglich schultern, oder eher an die Stirn spannen.. zumal sie dann auch noch für Kost & Logie selber aufkommen müssen in den Zwischenstationen. Definitiv kein Zuckerschlecken.

Uns hingegen erwarten in Tangnag die Verführungen der Zivilsation. Neben dem üblichen Bier grüßen uns hier direkt auch eine "HOT SHOWER"-Holzhütte sowie das Angebot einer Shisha/Wasserpfeife. Ob das der Akklimsatisation auf 4300m dient? Wir werden es nicht herausfinden, sondern setzen eher auf warme Sherpa Soup, die jeder hier anders zubereitet. Dazu ein Chapati Brot und abends gibt es - man mag es kaum glauben - Pommes mit dem hier erstaunlicherweise allgegenwärtigen Ketchup für mich.. Bitterkalt ist es allerdings, seit die Sonne sich hinter die Berge verzogen hat. So kalt, selbst in Schlafsack und Speisesaal, dass wir den Wirt bestechen (mit 5 EUR(!) p.P.), damit der Ofen für uns früher angeheizt wird. Wir befinden uns allerdings auch über der Baumgrenze, jeder Scheit muss manuell nach oben getragen werden.. Morgen wird ein Ruhetag lt. Programm, oh wie man sich täuschen kann!


KONDITION 1.5/5
ORIENTIERUNG 1.5/5
TECHNIK 1.5/5
EXPONIERTHEIT 1.5/5

Tourengänger: Kris


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