Mera Peak Trek, Teil 3: Najing Dingma bis Khote


Publiziert von rhenus , 19. Mai 2022 um 18:52.

Region: Welt » Nepal » Hinku
Tour Datum:18 April 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 2950 m
Abstieg: 2000 m

Die folgenden Trekkingtage führten uns von Najing Dingma zum Pass Surkie La, der vom Hinku- zum Hunku-Tal hinüberführt. Wir folgten vom Pass nach kurzem Abstieg jedoch meist dem Gratrücken zwischen diesen beiden Tälern zur Weide von Cholem Kharka. Von dort stiegen wir nach einem Akklimatisationstag in einer felsigen Landschaft über zwei bis 4474m hohe Pässe zu den 5 (= panch) hinduistischen heiligen Seen von Panch Pokhari (auch Panch Pokhri geschrieben) auf 4335m. Es gibt in Nepal mehrere heilige Seen mit diesem Namen, so auch im Jugal-Himal, die von hinduistischen und buddhistischen Pilgern aufgesucht werden. Von den klaren, kalten Bergseen führte uns der mit Platten belegte Weg hinunter zur sehr einfachen und einsamen Lodge in Chunbu Kharka. Von dieser Lodge erreichten wir nach einem Aufstieg den sehr schönen Höhenweg etwa auf Kote 4400m, der herrliche Ausblicke auf den Kusum Kanguru (6367m) und den Kyashar (6783m) ermöglicht. Dann stiegen wir hinab bis in den Talgrund des Hinku-Flusses, den wir kurz vor Khote überschritten. 

18.4.2022 Najing Dingma bis Cholem Kharka (Aufstieg 1000m, Abstieg 150m, 6 Std, T3)
Immer wieder gab es Lodges, wo man gerne länger geblieben wäre, so auch in Najing Dingma. Doch unser Tross musste weiter, und so stiegen wir an diesem strahlenden Morgen durch grüne Felder und "Jungle" hinauf zum Pass von Surkie La. Leider verlor ich im Aufstieg meine Sonnenclips, doch ich hatte noch eine Reserve-Sonnenbrille eingepackt. Am Pass mit Sicht zum Kanchenjunga 8586m fanden wir ein in Verfall befindliches Teehaus und einiges an Müll vor. Das Littering ist in Nepal weit verbreitet und das Bewusstsein für eine saubere Umwelt entsprechend dem tiefen Lebensstandard leider kaum vorhanden. So warf etwa unser Jeepfahrer, dem ich eine Plastikflasche zur Entsorgung mitgab, diese achtlos neben das Fahrzeug. Allerdings muss in diesem Zusammenhang mit Nachdruck angefügt werden, dass Nepal als eines der wenigen Länder das CO2-Ziel erreicht und in Bezug auf die CO2-Emissionen um Vieles besser dasteht als alle westlichen Staaten!

Vom Pass Surkie La stiegen wir ca. 100m hinab zu einem Teehaus auf ca. 2950m. Bei einem "Black Tee" studierten wir die im Haus herum liegenden nepalesischen Lehrbücher. Dann stiegen wir zu einer schönen Wiese mit 2 weidenden Pferden, wo ich als "Rösseler" etwas verweilte.  Anschliessend wanderten wir durch Rhododendronwald  hinauf zum Grat, den wir nach einem Picknick in sommerlicher Wärme bis zur Alpweide von Cholem Kharka verfolgten. Auf dem Weg kreuzten wir mit einer kleinen Yakherde, die leere Gasflaschen und anderes Material ins Tal transportierte. Es sollten zu meiner Enttäuschung die einzigen Yaks sein, die wir im Hinku-Tal sahen. In Cholem Kharka trafen wir eine sehr einfache Lodge an, da offenbar eine Hütte durch Blitzschlag abbrannte. Diese abgebrannte Hütte befindet sich derzeit im Wiederaufbau. In Cholem Kharka machten wir auch Bekanntschaft mit dem Deutschen Fritz und seiner Frau, der auf dem Weg hieher erkrankte und sich so gut als möglich erholte.

Sauberes Trinkwasser ist in Nepal ein grosses Problem. So verwendeten wir zum Zähneputzen stets abgekochtes Wasser. Die Nepali mögen zwar gut improvisieren können, doch manchmal scheinen sie wenig praktisch veranlagt zu sein. So leitete man in Cholem Kharka das bei einem Bach gefasste Wasser über einen Schlauch vor die Küche und befestigte dort den Schlauch an einem Kanister.  Das stets abfliessende Wasser ergoss sich über einen dreckigen Vorplatz, und man musste aufpassen, nicht über den Kanister und den Schlauch zu stolpern. Erstaunlicherweise kam der Logde-Inhaber, der die ganze Trekkingsaison über dort hauste, nicht auf die Idee, das Wasser über einen anständigen Brunnentrog zu führen. Dass man in der nahen Küche mit wenig Aufwand überdies einen Wasseranschluss installieren könnte, war ihnen jedenfalls auch nicht der Mühe wert..

19.4.2022 Akklimatisationstag in Cholem Kharka (Aufstieg/Abstieg 600m, 3.5 Std, T2) 
Gemäss Programm war ein Akklimatisationstag angesagt, den wir zu einem Ausflug in Richtung des Passes Hurhure nutzten. Nach Ausschlafen und dem späten Morgenessen um 8 Uhr draussen in der Morgensonne stiegen wir über einen Plattenweg in karger Landschaft hinauf bis zu einer verfallenen Hütte bei einer kleinen Ebene auf ca. 3930m. Dort beobachteten wir einen mir unbekannten, hühnergrossen Vogel sowie ein Nagetier von der Grösse eines Meerschweinchens. Leider war es in der Ziwschenzeit neblig und stark dunstig geworden. Während Franz mit Saroj ganz bis zum Hurhure-Pass aufstieg, hatte ich ab 4150m keine Lust mehr, weiter im Nebel herumzutappen und stieg vorzeitig ab.

Gegen Abend kam Regen und Hagel auf. Auf dem Holzherd in der Mitte des einfachen Lodges kochten wir bei einbrechender Dunkelheit um 7 Uhr abends das von mir mitgebrachte Gerber-Fondue. Pemba kannte das Fondue von seinen Expeditionen mit Schweizer Gästen. Wir luden auch unsere Träger ein, mit Chapati vom Fondue zu probieren. Offensichtlich war es nicht ihre Leibspeise, denn nach dem zweiten Bissen hatten sie bereits genug. Auch in Nepal gilt: Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht. Wobei hier zu erwähnen ist, dass die Nepali auch Yakkäse herstellen und verzehren. Wir assen zum Picknick mehrmals von solchem Yakkäse. Er mundete uns gut und verursachte bei uns auch nie Verdauungsbeschwerden. Zugegebenermassen träumte jedoch auch ich oft davon, das aufgetischte Dal Bhat sei ein Zürigeschnetzeltes oder das angepriesene Yak-Steak (das ich aufgrund früherer übler Erfahrungen strikt mied) sei ein saftiges Cordon-Bleu.

20.4.2022 Cholem Kharka über Panch Pokhari bis Chunbu Kharka (Aufstieg 950m, Abstieg 200m, 5 Std, T3)
Bei einer nicht allzu kalten Morgentemperatur von 9° C führte uns am 20.4. der Weg wie bei der Akklimatisationstour über Pt. 3930m bei Danda Kharka im leider erneut aufkommendem Nebel hinauf zum Pass Hurhure 4286m. Dann folgte eine horizontale, etwa halbstündige Passage hinüber zu einer verlassenen Yakalp mit einer verschlossenen, steineren Alphütte. Von dort stiegen wir nochmals ca. 200m hinauf zu einem namenlosen Pass auf ca. 4474m, dem Kulminationspunkt dieser Etappe. Nach einer Trinkpause im recht dichten Nebel stiegen wir über vereinzelte Schneefelder hinab zu den 5 heiligen Seen von Panch Pokhari. Das Ufer des grössten Sees war umsäumt mit vielen Gebetsfahnen und Dreizack's zu Ehren des Gottes Shiva. Ein ebenfalls anwesender Nepalese entzündete einige Räucherstäbchen am Seeufer. Nach einem halbstündigen Halt bei den Seen gingen wir das letzte kurze Stück auf einem Plattenweg hinunter zur sehr einfachen und rauchigen Lodge in Chunbu Kharka auf 4270m.

In Chunbu Kharka besteht die Steh-Toilette aus Steinen mit einem Loch; das wäre wohl nichts für zarte Gemüter. Was mir zudem in allen angetroffenen Steh-WC's in Nepal auffiel war der Umstand, dass nirgends ein Nagel zum Aufhängen einer Jacke oder zum Ablegen der WC-Rolle (die man selbst mitnehmen musste) vorhanden war. Wenn ich das nächste Mal Nepal besuche, werde ich sicher einen Sack voller Nägel und einen Hammer mitnehmen, um diesbezüglich Abhilfe zu schaffen! Die Lodge-Inhaber hielten überdies - wohl als Tragetier - einen Esel, der auch in der Nacht frei weidete und beim nächtlichen Gang zum Wasserlösen bei unseren Damen für Erschrecken sorgte. Obwohl der am Lodge vorbei fliessende Bach ein grösseres Einzugsgebiet entwässert, führte er sehr wenig Wasser. Überhaupt war ich während dem ganzen Trekking sehr erstaunt über die in den Bergen sehr oft angetroffene Wasserarmut. Am Abend hatte ich erstmals auf diesem Trekking leichtes Kopfweh. Dies war nicht weiter erstaunlich, nächtigten wir doch etwa auf der Höhe des Finsteraarhorns. Mit einem Aspirin und mit der uns angewöhnten Bettflasche (Trinkflasche mit heissem Wasser) im Schlafsack schlief ich dann aber wie ein Murmeltier. 

21.4.2022 Chunbu Kharka bis Khote (Aufstieg 400m, Abstieg 1050m, 6 Std, T3)
Von Chunbu Kharka stiegen wir nach einer etwas kühleren Nacht (Morgentemperatur 4°C) auf zuerst wenig deutlichen Wegspuren ca. 150m steil aufwärts. Es sei hier erwähnt, dass die Wegfindung im Hinku-Tal nicht einfach war, denn Wegweiser findet man sehr selten und Markierungen sind natürlich auch keine vorhanden. Obwohl Pemba letztmals vor 18 Jahren im Hinku-Tal war, fand er alle Wege auf Anhieb und ohne Verhauer. Wer allein unterwegs ist, für den ist ein GPS sowie eine gute Karten-App unabdingbar. Vor allem nach einem Schneefall ohne Wegspuren oder bei dichtem Nebel dürfte die Wegfindung manchmal recht heikel sein.

Auf der Höhenkote von ca. 4400m oberhalb von Chunbu Kharka  folgten wir während etwa 1 Stunde einem sehr schönen, horizontalen, felsigen Höhenweg. Trotz teilweiser Bewölkung zeigten sich uns die eindrücklichen 6000-er des Hinku-Tals, der Kusum Kanguru (6367m) und der Kyashar (6783m). Auch erkannten wir im Rückblick die Seen von Panch Pokhari, die wir am Vortag besucht hatten. Nach einer Rast bei einer Wegebiegung stiegen wir über einen langen Plattenweg zu einer Aussichtskanzel auf der Höhe der Waldgrenze auf ca. 4000m. Durch einen steilen Rhododendron- und später durch einen Föhrenwald folgte ein steiler Abstieg ins Hinku-Tal. Nach der Überquerung des Seitenbachs "Mojang Dranka" auf ca. 3600m stiegen wir zum Hinku-Fluss bis ca. 3350m hinab. Wir trekkten anschliessend dem Fluss entlang aufwärts durch einen urwaldähnlichen und moosbehangenen Wald. In einer lauschigen Waldlichtung machten wir ein Picknick. Dann folgten wir ca. eine weitere Stunde dem Hinku-Fluss aufwärts und überschritten ihn schliesslich auf einer blau gestrichenen Holzbrücke. Von dort erreichten wir in wenigen Minuten die ganzjährig bewohnte Siedlung Khote. Wir bezogen als einzige Gäste die sehr schöne "Himalayan Lodge and Restaurant". Dessen anwesender Inhaber "Ang Gelu Sherpa" - ein Freund von Pemba - sollte als Climbing Guide in wenigen Tagen zur Besteigung des Everest aufbrechen. Am Abend gab uns der junge und offensichtlich musikbegeisterte Koch der Lodge einen eindrücklichen nepalesischen Rap zum Besten. Die Moderne macht offensichtlich auch vor dem fernen Nepal nicht Halt. Alsbald stand alles, was Beine hatte, auf dem Tanzparkett. Zusammen mit dem Koch genossen wir Touristen, Pemba, Saroj und Träger einen ausgelassenen und unvergesslichen Tanzabend zu den nun traditionellen, nepalesischen Liedern! 

Mera Peak Trek: Übersicht, Kartenausschnitte, Dies & Das, siehe hier
Mera Peak Trek, Teil 2: Pattale bis Najing Dingma, siehe hier
Mera Peak Trek, Teil 4: Khote bis Khare, siehe hier

Tourengänger: rhenus


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