Überschreitung Sackhorn 3204m mit Spalihornschlucht
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Um die guten Verhältnisse auf der Lauchernalp wusste ich nach meinem Neujahrsausflug zum Hockenhorn Bescheid. Das beschränkte Angebot an Gipfeln vermochte mich zunächst nicht zu einem zweiten Besuch innert Wochenfrist zu motivieren. Bis ich im SAC-Tourenportal auf die aussergewöhnliche Abfahrtsvariante vom Sackhorn stiess: durchs Südcouloir und dann - geradezu spektakulär - direkt die Spalihornschlucht runter. Schön dass man auch nach 300 Skitouren noch solche Überraschungen erleben darf. Reichlich unerwartet kamen auch die Schwierigkeiten im Fussaufstieg zum Sackhorn; derart wurden meine Grenzen im Winter noch nie ausgelotet.
Die 8:25-Gondel bringt mich hoch zur Lauchernalp (1968m). Nicht nur diese, sondern zuvor schon der Lötschberger und das Postauto waren gestopft voll, mit Alpin- wie Tourenskifahrern gleichermassen. Was für ein Unterschied zum kürzlichen Neujahresausflug. Doch bereits wenige Minuten nach dem Start keine Menschenseele mehr weit und breit: Dichtestress in den Bergen ist und bleibt für mich ein Ammenmärchen. Ich quere der Schneeschuhroute entlang nach Biel (2023m) und weiter bis kurz vor Weritzstafel, wo ich auf eine verschneite Aufstiegspur treffe. Diese stammt vermutlich noch von den beiden Jungs, welche im am Sonntag auf dem Elwertätsch angetroffen habe. Wie genau man schliesslich den Tellingletscher erreicht, spielt keine grosse Rolle: das Gelände zwischen Tennbach-, Spali- und Stieltihorn ist weitläufig und gutmütig. Bald verliert sich die Spur und ich muss selber ran, anstrengend angesichts von 15cm Neuschnee.
So bin ich schon ziemlich bedient, als ich den Gletscher erreiche. Möglichst hoch quere ich unterhalb vom Elwertätsch nach Osten. Den Steilhang unterhalb von P. 3167 steige ich direkt hoch. Bei weniger favorablen Verhältnissen als heute sollte man das sein lassen, wie es auch die offizielle Route tut. Auch die Kuppe P. 3230 traversiere ich effizient, um dann in wenigen Minuten bis zum Vorgipfel vom Birghorn (3243m) aufzusteigen. Den Hauptgipfel erreiche ich in gutmütiger Kraxelei, bei Neuschnee allenfalls heikel. Der Kulminationspunkt meiner Runde ist erreicht sowie der Grossteil der Höhenmeter geschafft. Nun geht es retour nach Westen, alles mehr oder weniger dem Gratkamm folgend. Am Elwertätsch (3207m) bietet der kurze Aufstieg über den NE-Grat keine Schwierigkeiten.
Gleiches gilt erstaunlicherweise auch für den Aufstieg aus der Tennbachlücke (3092m) Richung Sackhorn Ostgipfel (P. 3158). Das kommt etwas überraschend, denn noch vom Elwertätsch hat das Gelände sehr steil und heikel eingeblasen gewirkt. Vor Ort entpuppen sich die Bedingungen als geradezu harmlos, wobei man sich beim Einstieg leicht nordseitig hält. Anschliessend aussichtsreich dem breiten Kamm entlang bis vor die Lücke. Der kurze Gegenabstieg ist einigermassen steil (aber nur wenig ausgesetzt) und ich montiere die Steigeisen. Diese werden im anschliessenden Aufstieg über den Sackhorn-Ostgrat ohnehin benötigt. Dieser sieht richtig "gfürchig" aus und löst sich für einmal vor Ort nicht in Wohlgefallen auf: sehr steiles, griffarmes Felsgelände, welches zurzeit weitgehend mit viel Lockerschnee bedeckt ist. Der Leichtpickel erweist sich somit als praktisch nutzlos, etwas mehr helfen die umgekehrten Skistöcke. Immer wieder Wühlarbeit, um den Fels freizulegen, aber selbst dann finden die Steigeisen auf dem platten Fels wenig Halt. Mehrmals ziehe ich die Handschuhe aus, um die wenigen Griffe besser nutzen zu können. Kurzum, mein bisher schwierigster Winteraufstieg. Immerhin, dank Gratnähe lawinentechnisch problemlos und ein allfälliger Sturz hätte bereits in der Lücke ein Ende gefunden. Ansonsten wäre ein Einstieg nicht zu verantworten gewesen. Gegen oben legt sich Gelände zunehmend zurück und in strenger Spurarbeit erreiche ich ausgepumpt, aber rundum zufrieden das Sackhorn (3204m).
Kurze Pause, Puls beruhigen, etwas Zucker. Das nächste Abenteuer folgt sogleich: Abfahrt durch die Südrinne. Die Einfahrt wenig vom Gipfel ist offensichtlich. Ich bin gut in Form und die Schwünge im Steilgelände sitzen, zumal die Unterlage angenehm weich ist. Natürlich gehen angesichts des Gefälles immer wieder kleine Lockerschneerutsche (Neuschnee) ab. Die Steilheit nimmt stetig zu, von oben 35° bis über 45° im engen Mittelteil. Und gerade dort fehlt zurzeit noch eine gesetzte Unterlage, der Fels liegt teils frei. Knapp schaffe ich es noch mit Ski. Anschliessend öffnet sich das Couloir wieder und läuft gegen unten - einem Trichter gleich - sanft und breit aus. Hinweis: Eigentlich ist Januar zu früh für diesen ausgeprägten Südhang, man wünscht sich hier gute Firnverhältnisse. Aber der Erlebniswert steht bei mir immer über maximalem Abfahrtsvergnügen.
Auf die skifahrerische Herausforderung folgt entspanntes Cruisen über sanfte, weite Pulverhänge - und Blick aufs Bietschhorn. Das ist der Plaisirteil der heutigen Skitour. Ich fahre bis in den namenlosen Sattel nördlich vom Spalihorn und quere von dort wenig in die Westflanke rein. Verfahren geht hier fast nicht. Zwischen Felsblöcken traversiere ich der Wand entlang, Höhe verliert man kaum. Bei erster (recht offensichtlicher) Gelegenheit steige ich einige Höhenmeter zurück zum Grat, wo sich der Blick in die Spalihornschlucht öffnet. Wow! Schnee liegt genug; wie soll der in diesem Schattenloch auch wegschmelzen. Ich rutsche direkt durch den schmalen Felsspalt ab, vereinzelt lässt sich schwingen. Ein Helm ist empfehlenswert wegen allfälligem Eisschlag von oben. Bei der Wärme heute hingegen tropft es nur zünftig. Vielleicht meine eindrücklichste, aber sicherlich die aussergewöhnlichste Winterführe. Danke, SAC-Autor Bernhard Senn, für diese Trouvaille! Die Route kann ich übrigens auch wärmstens für den Aufstieg empfehlen.
Ans untere Ende der Schlucht schliesst sich ein breiter, harmloser Hang an und in Kürze befinde ich mich wieder auf der normalen Abfahrtsroute, welche das Spalihorn östlich umging. Den Bruchharsch habe ich rasch hinter mir gelassen und über besten Frühlings-... äh Januarsulz cruise ich zurück zur Lauchernalp. #Saisonhöhepunkt Nr. 1.
Zeiten (gespurt)
3:00 Birghorn
3:20 Elwertätsch
4:20 Sackhorn
5:15 Lauchernalp
Die 8:25-Gondel bringt mich hoch zur Lauchernalp (1968m). Nicht nur diese, sondern zuvor schon der Lötschberger und das Postauto waren gestopft voll, mit Alpin- wie Tourenskifahrern gleichermassen. Was für ein Unterschied zum kürzlichen Neujahresausflug. Doch bereits wenige Minuten nach dem Start keine Menschenseele mehr weit und breit: Dichtestress in den Bergen ist und bleibt für mich ein Ammenmärchen. Ich quere der Schneeschuhroute entlang nach Biel (2023m) und weiter bis kurz vor Weritzstafel, wo ich auf eine verschneite Aufstiegspur treffe. Diese stammt vermutlich noch von den beiden Jungs, welche im am Sonntag auf dem Elwertätsch angetroffen habe. Wie genau man schliesslich den Tellingletscher erreicht, spielt keine grosse Rolle: das Gelände zwischen Tennbach-, Spali- und Stieltihorn ist weitläufig und gutmütig. Bald verliert sich die Spur und ich muss selber ran, anstrengend angesichts von 15cm Neuschnee.
So bin ich schon ziemlich bedient, als ich den Gletscher erreiche. Möglichst hoch quere ich unterhalb vom Elwertätsch nach Osten. Den Steilhang unterhalb von P. 3167 steige ich direkt hoch. Bei weniger favorablen Verhältnissen als heute sollte man das sein lassen, wie es auch die offizielle Route tut. Auch die Kuppe P. 3230 traversiere ich effizient, um dann in wenigen Minuten bis zum Vorgipfel vom Birghorn (3243m) aufzusteigen. Den Hauptgipfel erreiche ich in gutmütiger Kraxelei, bei Neuschnee allenfalls heikel. Der Kulminationspunkt meiner Runde ist erreicht sowie der Grossteil der Höhenmeter geschafft. Nun geht es retour nach Westen, alles mehr oder weniger dem Gratkamm folgend. Am Elwertätsch (3207m) bietet der kurze Aufstieg über den NE-Grat keine Schwierigkeiten.
Gleiches gilt erstaunlicherweise auch für den Aufstieg aus der Tennbachlücke (3092m) Richung Sackhorn Ostgipfel (P. 3158). Das kommt etwas überraschend, denn noch vom Elwertätsch hat das Gelände sehr steil und heikel eingeblasen gewirkt. Vor Ort entpuppen sich die Bedingungen als geradezu harmlos, wobei man sich beim Einstieg leicht nordseitig hält. Anschliessend aussichtsreich dem breiten Kamm entlang bis vor die Lücke. Der kurze Gegenabstieg ist einigermassen steil (aber nur wenig ausgesetzt) und ich montiere die Steigeisen. Diese werden im anschliessenden Aufstieg über den Sackhorn-Ostgrat ohnehin benötigt. Dieser sieht richtig "gfürchig" aus und löst sich für einmal vor Ort nicht in Wohlgefallen auf: sehr steiles, griffarmes Felsgelände, welches zurzeit weitgehend mit viel Lockerschnee bedeckt ist. Der Leichtpickel erweist sich somit als praktisch nutzlos, etwas mehr helfen die umgekehrten Skistöcke. Immer wieder Wühlarbeit, um den Fels freizulegen, aber selbst dann finden die Steigeisen auf dem platten Fels wenig Halt. Mehrmals ziehe ich die Handschuhe aus, um die wenigen Griffe besser nutzen zu können. Kurzum, mein bisher schwierigster Winteraufstieg. Immerhin, dank Gratnähe lawinentechnisch problemlos und ein allfälliger Sturz hätte bereits in der Lücke ein Ende gefunden. Ansonsten wäre ein Einstieg nicht zu verantworten gewesen. Gegen oben legt sich Gelände zunehmend zurück und in strenger Spurarbeit erreiche ich ausgepumpt, aber rundum zufrieden das Sackhorn (3204m).
Kurze Pause, Puls beruhigen, etwas Zucker. Das nächste Abenteuer folgt sogleich: Abfahrt durch die Südrinne. Die Einfahrt wenig vom Gipfel ist offensichtlich. Ich bin gut in Form und die Schwünge im Steilgelände sitzen, zumal die Unterlage angenehm weich ist. Natürlich gehen angesichts des Gefälles immer wieder kleine Lockerschneerutsche (Neuschnee) ab. Die Steilheit nimmt stetig zu, von oben 35° bis über 45° im engen Mittelteil. Und gerade dort fehlt zurzeit noch eine gesetzte Unterlage, der Fels liegt teils frei. Knapp schaffe ich es noch mit Ski. Anschliessend öffnet sich das Couloir wieder und läuft gegen unten - einem Trichter gleich - sanft und breit aus. Hinweis: Eigentlich ist Januar zu früh für diesen ausgeprägten Südhang, man wünscht sich hier gute Firnverhältnisse. Aber der Erlebniswert steht bei mir immer über maximalem Abfahrtsvergnügen.
Auf die skifahrerische Herausforderung folgt entspanntes Cruisen über sanfte, weite Pulverhänge - und Blick aufs Bietschhorn. Das ist der Plaisirteil der heutigen Skitour. Ich fahre bis in den namenlosen Sattel nördlich vom Spalihorn und quere von dort wenig in die Westflanke rein. Verfahren geht hier fast nicht. Zwischen Felsblöcken traversiere ich der Wand entlang, Höhe verliert man kaum. Bei erster (recht offensichtlicher) Gelegenheit steige ich einige Höhenmeter zurück zum Grat, wo sich der Blick in die Spalihornschlucht öffnet. Wow! Schnee liegt genug; wie soll der in diesem Schattenloch auch wegschmelzen. Ich rutsche direkt durch den schmalen Felsspalt ab, vereinzelt lässt sich schwingen. Ein Helm ist empfehlenswert wegen allfälligem Eisschlag von oben. Bei der Wärme heute hingegen tropft es nur zünftig. Vielleicht meine eindrücklichste, aber sicherlich die aussergewöhnlichste Winterführe. Danke, SAC-Autor Bernhard Senn, für diese Trouvaille! Die Route kann ich übrigens auch wärmstens für den Aufstieg empfehlen.
Ans untere Ende der Schlucht schliesst sich ein breiter, harmloser Hang an und in Kürze befinde ich mich wieder auf der normalen Abfahrtsroute, welche das Spalihorn östlich umging. Den Bruchharsch habe ich rasch hinter mir gelassen und über besten Frühlings-... äh Januarsulz cruise ich zurück zur Lauchernalp. #Saisonhöhepunkt Nr. 1.
Zeiten (gespurt)
3:00 Birghorn
3:20 Elwertätsch
4:20 Sackhorn
5:15 Lauchernalp
Hike partners:
Bergamotte
Communities: Skitouren
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