Lauberhorn-Safari

Mit Lauberhorn-Safari bezeichnet man den Skibesuch der drei Gipfel Männlichen, Tschuggen und Lauberhorn. Die Bahninfrastruktur erlaubt verschiedene Varianten, beispielsweise ein hoher Start auf der Kleinen Scheidegg, wie ihn der SAC-Tourenführer empfiehlt. Persönlich benötige ich ein Mindestmass an Aufstiegsmetern, weshalb ich die Richtung umkehre und bei der Mittelstation Holenstein loslege. Auch Grindelwald selber anerbietet sich dank beschneiten Talabfahrten als Ausgangspunkt, was dann ein happiges Pensum ergäbe.

Obschon in unmittelbarer Nähe des Skigebiets gelegen muss ich die Pisten vorab für die lange Schlussabfahrt benutzen und geniesse überraschend viel Einsamkeit. Tatsächlich musste (durfte) ich den Grossteil der Tour anspuren. Gerade der Tschuggen wird kaum besucht, obschon er viel Potential für lohnende (Sulz-)Abfahrten bietet. Die steile Südflanke weist jeweils recht schnell sichere Verhältnisse auf.

Pünktlich zum Betriebsstart um 8 Uhr stehe ich im topmodernen Terminal von Grindelwald und lasse mich eine Sektion nach Holenstein (1620m) hochbringen. Einen Start von ganz unten habe ich am Vorabend verworfen und bin im Nachhinein froh drum. Kurzer Aufstieg der (noch) verwaisten Piste entlang nach Läger (1787m), wo die Schneeverhältnisse ausreichen, um durchs freie Gelände weiter zu ziehen. Das Auffangbecken passiere ich auf seiner Nordseite und gewinne später bei passender Gelegenheit den Ostkamm des Männlichen (2342m). Ihm folge ich aussichtsreich bis zum Gipfel. Oben anregender Schwatz mit einer Holländerin, die ihre Winterferien seit 50 (!) Jahren in Wengen verbringt. Leider sind alle Winterwanderwege ausser dem Royal Walk geschlossen und sie wird unverrichteter Dinge ins Tal zurückkehren. 

Abfellen und kurze Fahrt zum Berghaus, wo ich die Wasserflasche auffüllen kann. Schnell möchte ich den Trubel hinter mir lassen und fahre weiter nach Gummi ab, zuerst der Piste entlang, dann durchs freie Gelände. Anfellen und Aufstieg über den etwas ruppigen Nordhang (keine Piste!) zu den Bergstationen von Gummi- und dann Honegg-Lift. Man geniesst von hier einen wahrlich alpinen Blick auf den Tschuggen, den ich nun in Angriff nehme. Die exakte Route durch die recht steile SE-Flanke ergibt sich aus den Verhältnissen, im Zweifelsfall hält man sich an den Grat. Heute sind die Bedingungen bereits bombensicher, Südexposition sei Dank. Wunderschöner, einsamer Gipfelmoment auf dem Tschuggen (2521m) - so geht skitouren.

Spontan entscheide ich mich für die Direktabfahrt durch den weiten Kessel (Inberg). Die Gipfelflanke weist bereits ein leichtes Sülzlein auf, unten dann schöner (und vor allem genug) Pulver in den zahlreichen Rinnen. Von oben wirkte die Schneesituation dürftig, aber mit offenen Augen kommt man ohne Steinkontakt durch. Kurze Querung über die Alpstrasse nach Rotstecki, Hangneigung beachten. Hier öffnet sich der Blick auf die breite Ostflanke des Lauberhorns (2472m), welches man in beliebiger Linie erreicht. 

Zum Schluss belohnt eine 1500Hm-Abfahrt bis runter nach Grindelwald, welche ich in einem Schuss absolviere - genial! Wobei, im Abschnitt unterhalb der Kleinen Scheidegg (2061m) vergeht mir vorübergehend das Lachen: Das Pistenfahren nicht mehr gewohnt irritieren mich die Menschenmassen an diesem prächtigen Skitag in der Altjahreswoche. Links und rechts wird man überholt, Mindestabstände scheinen unbekannt. Ein Wunder dass nicht mehr passiert. Ab Arvengarten (1845m) geht's dann wieder ruhiger und zivilisierter zu und her und in zügiger, langer Schussfahrt erreiche ich den Ausgangspunkt.


Zeiten (kum)
1:20  Männlichen
2:45  Tschuggen
3:45  Lauberhorn
4:15  Grindelwald Terminal