Eindrückliche Calanche: Capu d'Orto (1294 m) mit Sentier de Mouletiers & Kraxelabstechern


Publiziert von Schubi , 8. Oktober 2022 um 18:30.

Region: Welt » Frankreich » Korsika » Calanche
Tour Datum:17 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Aufstieg: 1010 m
Abstieg: 1010 m
Strecke:12,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Am besten bietet sich diese Haltebucht 50 Meter südwestlich des Restaurants Les Roches Bleues an. Weitere, aber wenige Park-/Haltebuchten entlang der (sehr beliebten) Küstenstraße D81. Ein früher Tourenstart ist deswegen angebracht.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Eine der schönsten Ecken Korsikas ist die Felslandschaft der Calanche an der Westküste. Nachdem wir dort zunächst diese Tour gegangen sind, sollte es am nächsten Tag auf den Capu d'Orto schräg gegenüber gehen. Er ist die zweithöchste Erhebung der Calanche und durch seine Nähe zum Golfe de Porto bietet er exzellente Blicke über die felsige Küste, zum Mittelmeer und bis weit hinein ins Hochgebirge des Insel-Inneren. Entsprechend beliebt ist er, aber überlaufen war er an einem September-Werktag nicht. 

Weil in der durchtourten Landschaft  alles voller Kiefern steht, ist Pine Tree Hill von Basement Apartment der Soundtrack zum Tourenbericht.

Der teils bei Hikr und in Wanderführern vorgestellte Zustieg ab Fußballplatz Piana gefiel mir beim Kartenstudium nicht, das sah nach einem langen Wald-Hatscher aus. Nahebei jedoch führt von der D81 beginnend aus der Sentier des Mouletiers ebenfalls grob in Richtung unseres Gipfelziels – also damit (und für den Rückweg mit anderem Verlauf) eine Route zurechtgezimmert. Im Großen und Ganzen bleiben wir dabei auf dem nach Westen abfallenden Kamm-Ausläufer des Capu d'Orto. Plan war, in der Nähe des Restaurants "Les Roches Bleues" zu parken (siehe wichtiger Hinweis in der Anfahrtsbeschreibung) und erstmal ca 200 Meter auf der D81 südwestlich bis zum Bildstock Santa Maria zu gehen, denn dort beginnt der Maultierweg. Zurück würden wir über einen anderen Pfad direkt am Restaurant herauskommen, können dort einkehren und haben dann nur nur wenige Meter bis zum Wagen (der in der Haltebucht nah südwestlich auf uns wartet). Der Sentier des Mouletiers wurde früher als Steig für den Lastentransport mit Maultieren benutzt. Heute ist er ein gut markierter, beliebter Wandersteig. Denn auf kurzer Distanz erhält man hier von mittlerer Höhe aus einen tollen Überblick über die Calanche mit ihren teils gezackten, teils bizarr ausgehöhlten Felsformationen aus Granit (auch Tafoni genannt, diese Art der Verwitterung gibt es aber ebenfalls bei anderen Gesteinsarten). Wunderschön anzusehen ist das alles, mit den vielen Buchten der Küstenlinie und dem Mittelmeer dahinter.

An der ersten Weggabelung gehen wir weiter bergan (während der Rest des Sentier Moulestiers rechts herab führt) und erarbeiten uns etwas Höhe nach Nordost. Es geht bald durch einen Wald von dicken, uralten Kastanienbäumen. An der dann folgenden Gabelung (riesiger Steinmann) rechts/südöstlich weiter. Der Wald öffnet sich und lässt uns links einen schönen Kraxelfelsen erblicken. Also nix wie herauf gestiegen (im linken Bereich mit T4/II). Bizarre Felsfomen auch hier: Krallen, Hörner, Adlerköpfe ... Von droben kann man gerade so das Meer wieder sehen. Pause, dann weiter. Bald passieren wir eine (unauffällige) Weggabelung: hier werden wir später von links wieder herab kommen. Es geht erneut durch Wald, nun sind es Pinien und andere Kiefernarten. Beeindruckend riesig die Kiefernzapfen, die überall am Boden liegen. Da werden natürlich ein paar als Souvenir eingepackt ... Der Pfad steilt auf und führt im Zickzack herauf, dann rechts abzweigen zur Einsattelung Bocca di Piazza Moninca. Kurz nach ihr (soweit ich mich erinnere) entdecken wir linkerhand wieder ein schönes Felstrumm, das zum Hereinkraxeln einlädt. Es ist durch Verwitterung in vertikale Scheiben zerklüftet – crazy.

Eine nächste Geländestufe wird erklommen. Die Blicke können nach und nach erneut weiter schweifen: zum benachbarten Capu di u Vitullu (1331 m), zum Golf von Porto und zur Küstenlinie westlich hinter uns. Wir erreichen einen Absatz auf ca. 1040 m. Bevor hier der Pfad nach links steil heraufschwenkt, liegt rechterhand wieder eine größere Felsgruppe, die sich eebenfalls ür eine Kraxel-Erkundung aufdrängt – es schaut nach einem guten Ausguck für einen Fernblick aus. Auf ihrer rechten Seite kommt man, etwas luftig, in T4/II ganz herauf.

Und auch auf dem mit Steinmännchen markierten Weiterweg müssen ab hier ab hin und wieder die Hände mit ran, geht aber alles flink. Es folgt eine recht zugewucherte, nicht tiefe Rinne: diese am besten frühzeitig parallel oben auf ihrem harmlosen linken Rand entlang herauf, andere Trittspuren führen leider auch in die kratzige Vegetation. Über weitere Absätze geht es durch zunehmend blockiges Gelände. Immer wieder führen Trittspuren auch weg vom eigentlichen Wegverlauf. Wir folgen einer solchen (erst unbeabsichtigt, dann fehler-erkennend, dann schaumermal) in nördliche Richtung und kommen an eine Kante mit beeindruckendem Tiefblick nach Porto. Zurück und dann geführt von Steinmännchen weiter herauf. Nicht weit unterhalb des Gipfels schwenkt der Steig scharf nach rechts. Wir haben die Idee, halblinks hereinzukraxeln und ggf. so direkter zum Gipfel zu kommen, das Gelände ist hier jedoch noch unübersichtlich. Nach einigem Herumgeklettere gelangen wir kurz hintereinander auf zwei Plateaus. Wir erkennen, dass das also keine so zielführende Idee war. Immerhin haben auch diese Absätze schöne Blicke die Abbruchkante runter und zur Bucht von Porto. Zurück zum Steig und nun die letzten Meter hoch zum Gipfel des Capu d'Orto (1294 m). Supergut der Rundumblick von hier oben, sehr besonders auch der Tiefblick zur Bucht von Porto (den wir im engeren Ausschnitt ja kurz zuvor schon hatten). Von Osten grüßt das Gebirge im Insel-Inneren. Veschper und kurz auf einen Nebengipfel in Sichtweite herüber, dann wieder herab.

Abstieg zunächst auf gleichem Routenverlauf, an der Gabelung kurz hinter der Bocca di Piazza Moninca gehen wir diesmal aber geradeaus, um den Rückweg erneut etwas anders zu gestalten. Es geht durch kleinteiliges Terrain, später kurz waldig, nach Westen. Obacht auf ca. 920 m: hier führt eine Geradeaus-Wegspur in eine Sackgasse, man sollte den Schwenk nach rechts nicht übersehen. Ab da ein Stück im Zickzack herab zur Bocca Larga und weiter zu P. 799, wo wir wieder auf den Hinweg treffen. An der Weggabelung P. 713 (großer Steinmann) verlassen wir diesen wieder und nehmen den Pfad rechts (gelbe Markierungen). Immer steiler geht es herab, der Wald öffnet sich und man stößt auf einen Felsen. Auf den sollte man kurz heraufsteigen, denn von ihm hat man einen traumhaften Blick mitten durch gezackte Calanche-Grate zum Meer. Weiter steil herab, nimmer weit ist's nun bis zum Restaurant Les Roches Bleues. Hier gönnen wir uns eine Erfrischung und steigen schliesslich ins nahebei stehende Auto. Auf der Fahrt nach Piana steht die Sonne dann schon tief und schenkt uns noch ein paar wunderbare Calanche-Impressionen.

Mit auf Tour: Amelie

Fazit: zwar ist man hier nicht ganz einsam unterwegs (ca 20 Begegnungen, Werktag), aber da wo's schön ist, sind halt die Leut (und wir manchmal ja auch). Es war jedenfalls eine abwechslungsreiche Tour in von Beginn an rustikalem Terrain. Überhaupt sind auf Korsika die Wege, auch in niedrigeren Lagen, fast immer steinig/felsig/stufig, entsprechend langsamer ist man. Dafür hat man alle paar Meter Perspektiv-Wechsel/Vegetations-Wechsel/Aha-Momente. Deswegen haben wir unterwegs mehrere Kraxel-Abstecher auf Felsen gemacht, das ist einfach zu einladend dort, und es wurde T4-/II bei uns. Wenn man das weglässt und nur der markierten Route folgt ist's T3+/I.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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