Täschhorn


Publiziert von ᴅinu , 6. September 2022 um 22:58.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 5 September 2022
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2576 m
Abstieg: 2576 m
Strecke:16,8 km

Das Täschhorn war und bleibt einer meiner Traumgipfel. Die Verhältnisse dieser Saison, das ähnlich mühsame Gelände wie am Matterhorn sowie das nicht mögliche absichern an Stangen/Bohrhacken etc. am Berg bewegte mich dazu, meine erste Bergtour mit Hilfe eines Bergführers zu machen. Und es war definitiv die richtige Entscheidung, die beiden Bergführer bescherten mir zwei super tolle Tage im Hochgebirge. 

Mit dem Zug gelangte ich nach Visp, wo wir pünktlich von den Bergführern abgeholt wurden. Mit dem PW vom Bergführer gelangten wir effizient hinauf zur Täschalp. Auf einem schmalen Wanderweg marschierten wir hinauf zur Wasserfassung, wo ein langer Pfad über die grosse Moräne startet. Auf diesem Pfad gelangten wir hinauf bis zum Weingartensee, wo wir eine Mittagspause machten. Auf direktem Weg wanderten wir anschliessend weglos über Geröll zu einer Rampe, welche uns zu einer Schwachstelle in der Felswand direkt unter dem P.3478 führte. In abschüssigem Gelände kraxelten wir von dort wenige Höhenmeter hinauf zum P.3478. Bei Nässe wäre dort aktuell sogar eine Repschnurr-Abseilstelle vorhanden. Beim P.3478 montierten wir die Gletscherausrüstung. In zwei Seilschaften marschierten wir auf dem zu Beginn harmlosen Weingartengletscher los, die Spalten wurden jedoch immer grösser und tiefer, sodass wir zwischen 3500 und 3600 Höhenmeter ziemlich viel Weg durch das Labyrinth machen mussten, einzelne Brücken waren dann auch ganz schön abenteuerlich. Dank dem unser Bergführer erst noch vor einer Woche den Weg marschierte erkannte er sogar noch einzelne Brücken. Oben wo der Gletscher wieder flacher wurde, wurden auch die Spalten kleiner und das Mischabeljoch kam allmählich näher. Kurz vor dem Mischabeljoch klafft aktuell ein riesiger Bergschrund.

Um zum Mischabelbiwak hinauf zu gelangen, kraxelten wir am kurzen Stück dem Felsgrat vom Alphubel Nordgrat hinauf. Kurz nach der Ankunft im Biwak verwöhnte uns unser Bergführer mit einer köstlichen Suppe. Was er dann zum Hauptgang servierte übertraf meine Vorstellungen - ein wahrer Genuss ❤Und wäre dies nicht schon genug des guten, so servierte er uns auch noch ein leckeres Dessert mit leckeren Getränken. Die Nacht selber war kurz, geschlafen habe ich kaum.

Um 3:45 Uhr standen wir als letzte Seilschaft auf, so hatten wir die Küche und den Gipfel (ohne Wolken) für uns alleine. Mit Stirnlampe kraxelten wir los, zuerst wieder den kurzen Felsgrat hinunter zum Mischabeljoch und von dort zu Beginn einem gut sichtbaren Pfad entlang, die Ausgesetztheit erkannten wir dann erst auf dem Rückweg :-) Beim ersten Turm klettert man dann auch schon auf den Grat, vermutlich ist die folgende Etappe vom Grat die Schlüsselstelle (Wegfindung & Ausgesetztheit). Oft weicht man nur wenige Meter in die Westflanke aus, überklettert aber die meisten Türme. Der Grat zieht sich ziemlich in die Länge, war steiler als ich vermutet hatte und besteht aus gefühlt unendlich vielen Türmchen. Die Vermutung mit dem Gelände bestätigte sich, ist man auf dem richtigen Pfad, so wird man mit tollem Fels belohnt, erwischt man eines der irreführenden Pfaden, kommt man rasch in unwegsames und rutschiges Gelände (Auftauender Permafrost lässt von sich grüssen). Aufgrund dessen fühlte ich mich bei meinem Bergführer in sicheren Händen. Ab ca. 2/3 vom Grat montierten wir die Steigeisen.

Am meisten Respekt hatte ich vor dem Gipfelaufbau. Es steilt dort noch einmal stark auf. Von einer Wechte zwischen Mischabelgrat und Gipfelaufbau war nichts mehr zu sehen. Danach folgte der Bergführer gekonnt den Ideallinien hinauf zum Gipfelkreuz, wo wir vermutlich die einzigen Seilschaften dieses Morgens mit traumhafter Aussicht waren. Die Wolken verzogen sich immer mehr. Nach einer angenehmen Pause machten wir uns auf den Abstieg. Konzentriert bei jedem Tritt, denn die Flanken am Gipfelaufbau und am Mischabelgrat sind steil. Im Tageslicht erkannte ich den Schluss vom Grat nicht wieder und wäre prompt ein, zwei Mal auf irreführenden Pfaden zu früh abgestiegen, man muss dort den Steinmännern entlang meistens direkt auf dem Grat und auch über die grossen Türme klettern. 

Zurück im Biwak verwöhnten uns die Bergführer noch einmal mit einem leckeren Tee während wir die Mittagspause genossen. Zusammen stiegen wir wieder hinunter über den zerklüfteten Weingartengletscher, wobei ich mich bereits nicht mehr an alle Brücken erinnern konnte. Es waren einfach zu viele :-D Die beiden Bergführer ergänzten sich bestens und geleiteten uns auf dem direktesten Weg zurück zum P.3478, wo wir wieder die gesamte Ausrüstung im Rucksack verstauen konnten. Als wir die Kraxelstelle unterhalb vom P.3478 geschafft hatten, stand nur noch der lange Abstieg bis Täschalp an.

Die Hochtour war sehr professionell und mit viel Herzblut und Humor geführt, es hat mir sehr viel Spass gemacht und ich werde mich sehr gerne wieder einmal diesen beiden tollen Bergführern anschliessen.  

Tourengänger: ᴅinu


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2022 um 08:55
Hoi Dinu
Gratuliere zum Täschhorn. Tolle Tour und tolle Bilder.
Ich wollte Ende Juli die gleiche Tour machen, habe aber leider in der Nacht im Biwack Symptome einer Höhenkrankheit entwickelt und musste am Morgen abbrechen.
Falls ihr aus einer Spalte am Weingartengletscher ein Handy klingeln gehört habt, das wär meins gewesen :-))
Gruss und weiterhin schöne Touren
Roger

ᴅinu hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2022 um 19:00
Salü Roger
Danke Dir! :-D Nein, es hat nicht aus einer Spalte geklingelt ... oje, dann drücke ich Dir für den nächsten Anlauf die Daumen, dieser tolle Berg lohnt sich ein zweites Mal anzugehen, du packst das mit deiner Erfahrung - auch Dir weiterhin schöne Erlebnisse in der Natur.
Grüessli Dinu

Felix hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2022 um 12:29
das sieht ja gfürchig aus - nur schon die (tollen) Fotos sind schwindelerregend; wie muss es dann in Wirklichkeit sein?!

Gratulation zu dieser extra(vaganten) Tour!

lg Felix

ᴅinu hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2022 um 16:52
Danke Felix! Das ist so, der Tiefblick ist garantiert auf dieser Hochtour :-)
Beste Grüsse
Dinu


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