Haldensteiner und Felsberger Calanda


Publiziert von dani_ , 30. August 2022 um 23:30.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum:24 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Calanda   CH-GR   CH-SG 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 1430 m
Abstieg: 1750 m

Schon lange wollte ich gerne die Calanda besteigen. Ich hatte mich auch schon näher damit befasst und wollte gerne auf die Haldensteiner und die Felsberger Calanda. Es gibt in dem Massiv noch zwei weitere Calanda, nämlich die Berger und die Taminser. Die sind allerdings deutlich niedriger und reizen mich nicht, weil ich sie nicht als eigenständige Berge, sondern als Schultern von Haldensteiner und Felsberger Calanda sehe.

Vom Tal zur Haldensteiner Calanda sind es viele Höhenmeter: 2200 (von Haldenstein) oder 1900 (von Vättis). Ich sah Haldenstein als den "rechtmässigen" Talort und wollte daher von dort auf die Calanda. Inklusive Felsberger Calanda wären es mehr als 2500 Höhenmeter, wenn man den einfachsten Weg wählt sogar 3000. Wegen dieser erforderlichen Energieleistung hatte ich die Tour vor mir hergeschoben. Ich wusste auch, dass das Schlüsselstück die Querung zur Felsberger Calanda sein würde. Wenn ich da schon völlig fertig ankommen würde, würde es gefährlich oder ich würde es nicht auf die Felsberger Calanda schaffen.

Am 23. August war ich im Abstieg vom Piz Linard und im Glücksmodus. Nun war ich doch in Graubünden, nach Hause wäre es weit. Könnte man da nicht die Calanda anhängen? Am 25. August ist zehnter Hochzeitstag, da sollte ich zumindest am Abend zu Hause sein. Wenig Zeit für so eine lange Tour. Nach reiflicher Überlegung entschloss ich mich, die Tour mit Zufahrt zur Vazer Alp und Übernachtung in der Calandahütte zu versuchen. Das würde zum einen zeitlich am besten passen und zum anderen würde ich dann am Gipfeltag auch nicht zu erschöpft bei der Felsberger Calanda ankommen.

Bei der Gemeindeverwaltung Untervaz kaufte ich mir eine Fahrbewilligung für die Alpstrasse. Ich fragte auch, wie man mit dem Auto zur Vazer Alp kommt, da an der Hauptstrasse im Dorf nichts ausgeschildert ist. Ich solle im Dorf nach oben fahren. Dann gäbe es zwei Alpen und ich sollte bei der Gabelung richtig abbiegen.

Die Beschreibung kam mir vage vor, daher schaltete ich mein Navi ein. Das gab mir auch sofort einen Weg zur Vazer Alp aus. Es lotste mich im Dorf nach oben und dann links. Nach links wäre ja die Vazer Alp. Leider führte mich das Navi zur Gittertür eines Steinbruchs (Landeskarte "Salis" / "Fenza"). Mangels Platz zum Wenden fuhr ich auf der Zufahrtsstrasse rückwärts bis zu ihrem Anfang und schaltete das Navi nachfolgend aus.

Zurück im Dorf fuhr ich wieder nach oben und folgte der Strasse aufwärts. Als das Fahrverbot kam, hielt ich an, stieg aus und studierte alle dort aufgestellten Schilder. Leider hatte es dort nur die Schilder Fahrverbot, Fahrbewilligung erforderlich und Wildruhezone. Auf dem Wildruhezoneschild war auch viel Text. Leider stand nirgendwo, wohin die Strasse führt. Ich folgte der Strasse (Beim Fahrverbot war keine Gabelung). Sie führte stetig nach oben und während meiner halbstüdigen Fahrt auf der engen Strasse mit den vielen Kurven stiess ich auf keine Gabelung und auch auf kein Schild, wohin die Strasse, auf der ich unterwegs war, führt. Auf 1420m (ich hatte im Auto einen Höhenmesser an) wechselte der Belag bei einem Abzweiger von Asphalt auf Stein-Sand. Ich hielt wiederum an, studierte die Landeskarte und kam zu dem Schluss, dass ich wohl auf dem falschen Weg war. Ich kehrte und fuhr all die vielen Kurven auf der schmalen Strasse zurück. Weiter unten liess die Bremsleistung meines Autos nach, vermutlich, weil die Bremsen zu heiss geworden waren.

Unten beim Dorf sah ich dann, dass es in einer Rechtskurve noch eine Möglichkeit gegeben hätte, nach links abzubiegen. Diese hatte ich jedoch beim Aufwärtsfahren nicht als die gesuchte Strassengabelung wahrgenommen. Ich folgte der anderen Strasse, kam wieder an ein Fahrverbotsschild. Wieder nur die Schilder Verbot, Bewilligung erforderlich, Wildruhezone. Aber kein Schild, wohin die Strases führt. Schon bald wechselte der Belag von Asphalt auf Sand-Steine. Optimistisch stimmte mich, dass mir nun viele Fahrzeuge mit ausserkantonalen Kontrollschildern entgegen kamen. Nach wiederum mehr als einer halben Stunde Aufwärtsfahrt erreichte ich die Vazer Alp. Mein Auto war verstaubt, die Heckscheibe sandfarben.

Nachdem ich die Strasse zur Vazer Alp, die grösstenteils Naturstrasse ist, gefahren bin, ist mir schon klar, wieso die Gemeinde dort nichts beschildert und möglichst wenig Autos dort haben möchte. Bei viel Verkehr nutzt sie sich schnell ab und muss dann in kurzer Frequenz teuer saniert werden. Bei dieser langen Strasse reichen die Bewilligungsgebühren bei weitem nicht aus, um die Kosten der Sanierungen zu decken. Die Gemeinde hat jedoch auch nichts davon, wenn ich mit Bewilligung zusätzlich unnötig auf der falschen Alpstrasse unterwegs bin. Daher ist meine Idee, dass die Gemeinde dem SAC erlaubt, an der fraglichen Gabelung ein gut sichtbares Schild mit dem SAC-Logo aufzustellen. Das wird keinen zusätzlichen Verkehr erzeugen und den Fahrbewilligungsinhabern unnötige Umwege ersparen. Klar hat es dort einen Wanderwegweiser. Aber der ist von der Grösse her für Wanderer und nicht für Autofahrer ausgerichtet. Des Weiteren ist es doch recht aussergewöhnlich, dass man auf einmal als motorisiertes Fahrzeug einer Wanderwegbeschilderung folgen soll, die noch dazu als Bergweg markiert ist.

Von der Vazer Alp erreichte ich über Neu- und Altsäss in 75 Minuten die Calandahütte. Sie war relativ leer, wir waren zu fünft beim Znacht. Ich hatte ein Massenlager für mich allein, was für die Erholung während der Nacht sehr förderlich war.


Zmorgen war um sieben Uhr und um kurz nach acht brach ich von der Calandahütte Richtung Haldensteiner Calanda auf. Der ausgeschilderte Wanderweg ist steil und man macht schnell Höhenmeter. Ab 2760m wechselte der Charakter des Weges. Bis hierhin war es einfaches T2-Gehgelände, dahinter wurde es felsig und T3. Das Vorwärtskommen verlangsamte sich, aber schwierig wurde es nicht.

Auf dem Gipfel der Haldensteiner Calanda konnte ich eine herrliche Aussicht in alle Richtungen geniessen. Eine so tolle Aussicht hatte ich nicht erwartet, da es ja nicht einer der höchsten Bündner Gipfel ist. Ich fand die Aussicht viel schöner als tags zuvor die vom Piz Linard, obwohl der 600 Meter höher ist.

Nach ausgiebiger Gipfelrast machte ich mich an den Weg zur Felsberger Calanda. Ich ging zunächst zurück bis auf 2715m. Von hier war ein ein wbw-Bergweg nach Vättis ausgeschildert. Ich folgte diesem entlang des Grates bis auf 2530m. Hier bog ich vom Weg ab und ging weiter entlang des Grates hinab zum Tüfels Chilchli. Von dort weiter auf oder neben dem Grat bis zum Schäffligrat. Das Gelände ist übersichtlich und die Wegfindung halte ich für einfach. Auf dem Schäffligrat näherte ich mich dem Gipfelaufbau der Felsberger Calanda.

Die letzten 50 Höhenmeter sind die schwierigen. Ich sah mir den Grat von Norden an und kletterte ein paar Meter hinein. Wieder zurück, setzte mich hin. Es sah sehr ausgesetzt aus. Ich las den Bericht von alpinos. Dort heisst es zu der Stelle, die vor mir lag "Der Fels ist teilsweise mit Vorsicht zu genießen" und "Auf den letzten Metern waren einige Felsen von sehr zweifelhaftem Halt". Zusammen mit der Ausgesetztheit entschied ich mich, diesen Weg nicht zu nehmen.

Auf der Nordseite des Gipfelaufbaus, also zu meiner Linken, sah ich unten im Geröll Wegspuren. Ich stieg entlang des Gipfelaufbaus hinunter und traf auf Markierungen (rote Punkte). Ich komme zu dem auf hikr auch beschriebenen Gämspfädli. Ich verbringe einige Zeit damit, einen guten Einstieg zu finden. Die ersten Meter sind mir dann doch zu ausgesetzt und brüchig, sodass ich den Aufstieg hier abbreche.

So dicht würde ich so schnell nicht wieder an die Felsberger Calanda kommen. Daher ging ich weiter abwärts am Fusse des Gipfelaufbaus durch all das Geröll. Bei 2400 bestieg ich den Geissrugga und dachte, von dort einfach auf den Calandaboda zu kommen. Auf dem Rugga angelangt, sah das aber nicht einfach aus. Deshalb auf der anderen Seite wieder hinunter. Ich folgte nun dem Gipfelaufbau auf der anderen Seite an dessen unterem Rand weiter. In steilem, gerölligem Geländer kämpfte ich mich hoch bis zum Durchstieg auf 2600m. Da der in Wanderberichten mit T4 klassiert war, erwartete ich ihn einfach. Aber so einfach war er nicht, bei den Schlüsselmetern hing ein Kletterseil zum Festhalten. Ich halte diese Stelle für T5, daher die Gesamtbewertung der Tour. Klar sind es nur ein paar Meter. Aber T4 ist meines Erachtens für die Stelle deutlich untertrieben.

Nach dem Durchstieg geht es in steilem Gehgelände zum Gipfelkreuz der Felsberger Calanda.

Gipfelrast und anschliessend wieder bei 2600m durch den Gipfelaufbau gestiegen. Dann grösstenteils auf Wegspuren linkshaltend durchs Täli. Unterhalb des Geissrugga Querung ins Schäffli. Steiler, unkomfortabler Abstieg bis auf 2200m durch viel Geröll, später Gras. Bei 2200m im Abstieg Richtung Haldensteiner Tal gab es ein paar Wegspuren. So richtig ein Weg wurde es jedoch erst nach Querung des Baches. Nun kam ich deutlich schneller voran und erreichte die Calandahütte zum Znacht.

Nach dem Znacht Abstieg über Wolfegg in 60 Minuten zur Vazer Alp. Der Weg über Wolfegg gefällt mir wesentlich besser als der über Neusäss (schönere Aussicht und er kommt mir gleichmässiger vor). Es war eine sehr schöne Stimmung beim Eindunkeln: Berge leuchteten in wechselnden Farben, Ruhe ausstrahlende Atmosphäre.

Endlich auf der Calanda gewesen! Tour mit toller Aussicht bei der Haldensteiner und Herausforderungen bei der Felsberger Calanda.

Zeiten
08:10  Calandahütte
10:00  bis 11:00 Haldensteiner Calanda
16:05  bis 16:35 Felsberger Calanda
18:15  bis 19:45 Calandahütte
20:45  Vazer Alp

Tourengänger: dani_


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