Calanda-Überschreitung (2 Gipfel + 1 Bier)


Publiziert von Marius , 6. Oktober 2009 um 23:34.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum: 4 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Calanda   CH-GR   CH-SG 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2600 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Haldenstein - Haldensteiner Calanda - Felsberger Calanda - Vättis
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus (nicht sonntags) oder Zug nach Haldenstein Dorf oder Haldenstein Bahnhof, von Chur oder Landquart
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto nach Bad Ragaz
Kartennummer:LK 1175 (Vättis)

Der erste Oktobersonntag schien wie geschaffen für diese Wanderung. Es wurde ein weitgehend wolken- und nebelfreier und vor allem warmer Herbsttag angekündigt, und das war keineswegs zuviel versprochen. Beste Bedingungen also für diese XXL-Wandertour, die ich schon seit einer Weile unternehmen wollte, um die Grenzen meiner körperlichen Kondition mal richtig auszuloten. Und natürlich, um diesen reizvollen, mit bombastischem Panorama aufwartenden Gipfel kennenzulernen. Damit meine Kräfte auch etwas gefordert sein würden, wählte ich die Überschreitung in westlicher Richtung (also vom Churer Rheintal ins Taminatal), denn Haldenstein ist rund 400 Meter tiefer gelegen als Vättis. Zudem ist der Ausgangspunkt so (aus der Nord- oder Ostschweiz) auch per ÖV noch genug früh erreichbar. So konnte ich mich um Viertel nach Acht auf die Beine machen für diese alles andere als 0815-Wanderung.

Die ersten 1400 Höhenmeter bis zur SAC-Hütte führen grossmehrheitlich durch Wald und können natürlich nicht mit alpinistischen Highlights aufwarten. Dennoch fand ich auch diese Etappe lohnenswert, da man morgens praktisch alleine unterwegs ist - ich begegnete hier während mehr als zwei Stunden einem einzigen Wanderer - und da der einsetzende Herbst für ein frohes Farbenspektakel in den Bäumen sorgt.

Die fast schon meditative Stille (das Vieh ist zu dieser Jahreszeit auch bereits im Tal) hält sich bis zur SAC-Hütte, von wo aus der Weg dann mit den zahlreicher aufmarschierenderen Ausflüglern geteilt werden muss, welche offenbar die Zufahrt mit dem Auto oder eine Übernachtung in besagter Hütte gewählt hatten, um die Strapazen der Besteigung zu mindern. Der Haldensteiner Calanda als höchster Gipfel der Berggruppe ist denn auch für Familien ein beliebtes Wanderziel. Abgesehen von dem im oberen Teil steilen, zuweilen über etwas rutschigen Schutt führenden (und meine Beine und Lungen nun recht fordernden) Aufstieg zum Grat gibt es hier keinen nennenswerten Schwierigkeiten. Der letzte halbe Kilometer bis zum Gipfel folgt dann nur noch unwesentlich ansteigend dem Grat.

Für die Anstrengungen wird man wie erwähnt mit einem überwältigenden Panorama belohnt - bei günstigen Verhältnissen wie an diesem Tag bietet sich freie Sicht auf Bündner, Berner und Walliser Viertausender! Nebst natürlich fast allen exponierteren Gipfeln des Bündnerlandes.

Da mich, beim eigentlichen Tagesziel angekommen, die Kräfte noch nicht gänzlich verlassen hatten und ich auch gut im Zeitplan war, beschloss ich, zusätzlich noch den Übergang zum Felsberger Calanda zu versuchen. Ein Weg bis zum Sattel zwischen den beiden Gipfeln (bei Tüfels Chilchli) ist zumindest teilweise auf der Landeskarte verzeichnet, und ab dort präsentiert sich der weitere Verlauf des Grates weitgehend harmlos, bis unmittelbar vor dem Gipfelkopf des Felsberger.

Tatsächlich lässt sich diese Route problemlos begehen - die bizarre Felsformation des Tüfels Chilchli lässt sich nordöstlich passieren (oder beim Vorbeigehen auch noch schnell besteigen, wie von anderen Hikrn dokumentiert). Punkt 2610 lässt sich mühelos überschreiten, oder man folgt der Wegspur im Kessel südlich davon - diese dreht dann aber Richtung Süden und verliert sich in einer Felswand, weshalb ich es vorzog, wieder zum Grat aufzusteigen.

Nun vor dem Felsberger Calanda angelangt, schrecke ich vor dem etwas abweisenden Direktaufstieg zurück (gemäss Staiibook's Bericht ein II) und wähle stattdessen den Durchstieg durchs Felsband östlich davon. Dieses "Gemspfädli" (wenn ich das dann tatsächlich auch richtig erwischt habe - ich tendiere bei der Einschätzung der von mir gewählten Route eher auf ein II) bringt einen in relativ kurzer Kletterei auf den Calandaboden, von wo es nur noch ein Katzensprung zum Gipfel ist. Weshalb aber die Landeskarte diese Durchquerung als Wegspur aufführt ist mir ebenso schleierhaft wie zuvor schon Alpin_Rise. Der zweite Gipfel an diesem Tag bietet eine nicht minder tolle Aussicht und etwas weniger Trubel - möglicherweise hats wegen des etwas schwieriger klassifizierten (T4?) Normalaufstiegs hier weniger Besucher.

Leider bleibt mir nicht mehr viel Verweilzeit, weshalb nun rasch der Rückweg zum Tüfels Chilchli und von dort der Abstieg nach Vättis folgen. Diese Variante wird - wie es mir schien - nicht oft begangen, was sich auch im nicht immer durchgehend erkennbaren Wegverlauf äussert. So passierte es mir in der unteren Hälfte (wo meine Beine mittlerweile recht abgekämpft waren) denn auch, dass ich in ziemlich ungünstigem Waldgelände vom Weg abkam und mich für die letzten Höhenmeter bröcklige Felspassagen hinunterkämpfen musste - möglicherweise habe ich die Kehre bei 1140m verpasst und bin geradeaus ins Felsband weitergetschumpelt. Auf diesem Weg empfielt es sich also, die Augen besser offen zu halten als ich das getan habe!

Fürs letzte Postauto in Vättis (18:44) reichte es trotz dieses Irrweges noch komfortabel. Somit war ich zu planmässiger Zeit wieder zuhause nach Abschluss dieser hochdosierten, aber denkwürdigen und auf alle Fälle lohnenswerten Tour. Nur für die Erholungszeit kann ich noch keine gesicherten Angaben machen (meine Beine spüren die Strapazen auch nach 48 Stunden noch)...

Tourengänger: Marius


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