Lenkstein 3236m - Wo ein Weg ist, ist auch ein Wille


Publiziert von georgb , 25. August 2022 um 17:58.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen
Tour Datum:23 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m

Eigentlich bin ich auf dem Weg zur Barmer Hütte und wandere gemütlich durchs Patscher Tal. Nach wenigen Kilometern fällt mein Blick auf eine schwache rote Markierung und eine Steigspur rechts im Wald. Wo ein Weg ist, ist auch ein Wille, schon steige ich hinterher, werfe meinen ursprünglichen Plan über Bord und lasse mich treiben. Wohin die Markierung führt, ist mir noch nicht ganz klar, aber ich kann der Versuchung nicht widerstehen.
Das Steiglein gewinnt zackig Höhe, bald stehe ich in einem faszinierenden Boden und ein zauberhaftes Hochtal öffnet sich. Ich steige durch die einsame Landschaft, urplötzlich taucht ein idyllischer Bergsee auf, ich bin begeistert. Jetzt habe ich auch eine Idee, wohin die Markierung führt und tatsächlich stehe ich wenig später, jenseits der Scharte, am St. Josef-See. Der einst kleine Gletschersee hat sich zu einem beachtlichen Gewässer entwickelt und ist alleine schon einen Ausflug wert. Vielleicht wurde dafür auch die Markierung angelegt!?
Direkt darüber steht eine gewaltige Felsbastion, der Lenkstein, und schon ist ein neuer Wille geboren. Doch zunächst gilt es die Rosshornscharte zu erreichen, was nicht ganz so einfach ist. Früher konnte man auf dem sanft geneigten Gletscher hinaufspazieren, heute ist es ein Tanz über Felsen und Wackelsteine. Die Markierung verliert sich und ich improvisiere. Zur Rosshornscharte kommt man von dieser Seite kaum noch, also quere ich schon vorher Richtung Fenner Eck und betrete den Kamm weiter westlich.
Hier treffe ich auf die deutliche Markierung von der Barmer Hütte und folge den angelegten Platten. Der Lenkstein ziert sich aber noch, denn zunächst zieht die Spur steil auf den südlichen Vorgipfel und ein paar ausgesetzte Passagen stehen im Weg (I).
Dahinter zeigt sich erst das Gipfelkreuz und auch hier muss ich umdenken. Der frühere Normalweg am Südgrat entlang ist nicht mehr zu empfehlen, der Gletscher hat sich zurückgezogen, der Fels ist unzuverlässig und es besteht akute Steinschlaggefahr. Inzwischen steigt man besser über die Gletscherreste bis zum Westgrat und folgt dort den neu angebrachten Markierungen.
Am Gipfel wartet eine gewaltige Rundumsicht, auf über 3200m reicht der Blick naturgemäß weit. Trotzdem steige ich zügig ab, mein Umweg hat viel Zeit gekostet und auf die Einkehr an der Barmer Hütte will ich nicht verzichten. Vorsichtig schleiche ich mich zurück, teste ein Stück den alten Normalweg über den Südgrat und wurstel mich durch das lose Geröll.
Direkt neben dem Lenksteinjoch steht das Fenner Eck, muss man fast mitnehmen, es sind kaum 10 Minuten Mehraufwand. Damit ist mein Höhenflug beendet, der Apfelstrudel wartet. Der Abstieg zur Hütte ist allerdings kein Kinderspiel, dazwischen liegt eine durchaus ausgesetze Steilpassage mit Drahtseil gesichert und mehr als 100 Höhenmeter Gegenanstieg. Ich lasse mich ermattet auf der Sonnenterrasse nieder und genieße den herrlichen Ort. Monika sorgt mit ihrer Familie für beste Bewirtung und sympathische Hüttenathmosphäre, ein Schutzhaus wie es sein soll!
Ein ausgefüllter Tag geht zu Ende, mit der einsetzenden Dämmerung ziehe ich durchs Patscher Tal, jetzt will ich nur noch nach Hause.

Tourengänger: georgb


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Kommentare (1)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2022 um 10:49
Bel giro, Georg...
Menek


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