Patscher Spitze (3082m) und Südliche Patscher Schneid - Schöne Kletterei in der Rieserfernergruppe


Published by BigE17 , 18 August 2022, 11h14.

Region: World » Austria » Tirol » Rieserfernergruppe
Date of the hike:13 August 2022
Hiking grading: T6- - Difficult High-level Alpine hike
Mountaineering grading: PD
Climbing grading: II (UIAA Grading System)
Mountain-bike grading: F - Easy
Waypoints:
Geo-Tags: A   I 
Time: 9:30
Height gain: 1800 m 5904 ft.
Height loss: 1800 m 5904 ft.
Route:21 km
Access to start point:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Huben. Hier führt eine Straße nach Westen ins Defereggental. Man fährt bis Erlsbach, dann zweigt rechts die Straße zum Alpengasthaus Oberhaus ab. Bei der Abzweigung befindet sich ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz.
Accommodation:Barmer Hütte

Zwischen der Barmer Spitze und dem Fenner Eck befindet sich ein langer Grat mit 4 Gipfeln - die Patscher Schneide. Eine Überschreitung dieses Grates ist nicht einfach. Auch in der Führerliteratur wirkt es so, als seinen diese Gipfel schwierig zu besteigen. Dem ist aber nicht so. Auf jeden dieser Gipfel gibt es Anstiege, die erfahrene Bergsteiger ohne schwierige Kletterei meistern können. Ich und ein Tourenpartner hatten an diesem Tag geplant, die beiden südlichen Gipfel dieses Grates zu besteigen - die Patscher Spitze und die Südliche Patscher Schneid.

Wir starteten um 6:00 beim Parkplatz in Erlsbach. Wir hätten zwar weiter zur Patscher Hütte fahren können, aber wir hatten heute unsere E-bikes dabei. Und die Parkgebühren waren billiger, als die Mautgebühren für die Straße. Wir fuhren an der Patscher Hütte vorbei, und folgten dem Schotterweg, der in Richtung Barmer Hütte führt. Mit den Bikes war auch der steile Weg kein Problem, und wir erreichten nach einem langen Flachstück das Ende des Schotterweges. Nun folgten wir dem Steig zu Fuß in Richtung Barmer Hütte. Sobald wir die alte Barmer Hütte - diese liegt ca. 100 Höhenmeter unterhalb der Hütte - erreicht hatten, zweigten wir in Richtung Rosshornscharte ab. Auf dem leicht ansteigenden Steig umgingen wir den spektakulären Ostgrat der Patscher Spitze. Sobald wir die Ostflanke der Patscher Spitze sehen konnten, verließen wir den Steig.

Wir stiegen kurz über Gras und Platten auf, doch damit war schon bald Schluss. Wir erreichten eine Flanke mit lockeren Blöcken und Schutt. In diesem Gelände war das Aufsteigen sehr anstrengend. Wir stiegen geradewegs nach oben, irgendwann machte das Blockkar einen Knick nach links. Dort wurde das Gelände deutlich steiler. Schon bald zweigte rechts ein weiterer Schutthang ab. Am Anfang mussten wir über mäßig geneigte Platten auf Reibung aufsteigen, dann gelangten wir wieder ins anstrengende Schutt- und Blockgelände. Dieser Hang machte bald einen Knick nach links und wurde ganz zum Schluss noch ein wenig steiler. So erreichten wir den oberen Teil des Ostgrates der Patscher Spitze

Jetzt waren wir an der ersten Kletterstelle angelangt. Eine Platte musste überwunden werden (II), gleich danach folgte ein kurzes Gratstück (II, ein wenig ausgesetzt). Wir erreichten ein flaches Kar unterhalb des Gipfels der Patscher Spitze. Anfangs stiegen wir über große Blöcke angenehm auf, schon bald wurden sie wackeliger und anstrengender zu begehen. Zum Schluss wurde das Gelände noch einmal steiler und wir mussten noch einmal ein wenig klettern (I), um den Gipfel der Patscher Spitze zu erreichen.

Wir verzichteten auf die Gipfelrast und wollten gleich Richtung Süden weiterklettern, um die Südliche Patscher Schneide zu erreichen. Die ersten Meter waren einfach (I), dann waren wir auch schon am ersten Abbruch angelangt. Durch eine westseitige Felsrinne überwanden wir diesen gut 15 Meter hohen Abbruch (II). Gleich danach folgte ein weiterer, niedrigerer Abbruch den wir ebenfalls westseitig umgehen mussten. Dabei musste eine nicht ausgesetzte Kletterstelle II+ überwunden werden. Danach folgten wir eine Zeit lang dem Grat, bei den Umgehungen war nur kurz abzusteigen (I). Irgendwann gelangten wir zu 2 hintereinander liegenden Türmen. Diese mussten in der Ostflanke umgangen werden, wobei dort eine etwas ausgesetzte Platte zu begehen war (II, Schlüsselstelle). Aber wirklich schlimm war die Platte auch nicht.

Danach folgten wir weiterhin dem grobblockigen Grat (I), ein kleiner Aufschwung musste auf einer Platte in der Westflanke umgangen werden (I-II). Kurz musste ein luftiges Gratstück überwunden werden (II), dann befanden wir uns vor einem steilen, plattigen Aufschwung. Dieser musste offensichtlich ostseitig umgangen werden. Ein recht breites Band führt eine Weile durch die Flanke, dabei waren nur leichte Kletterstellen zu überwinden (I). Wir trauten unseren Augen nicht, als wir dort 3 andere Bergsteiger trafen. Nach einer kurzen Plauderei kletterten wir wieder langsam Richtung Grat (I). Die letzten Meter zum Gipfel der Südlichen Patscher Schneid führten über große Blöcke und eine einfache Platte (I).

Wir hatten 1h 15min für den 500 Meter langen Grat benötigt. Deshalb rasteten wir nun doch eine Weile. Wir genossen das Panorama, auch wenn dieses durch Wolken ordentlich eingeschränkt wurde. Direkt nebenan liegen die Barmerspitze und die Zacken des Krügergrates. Im Norden befinden sich auch mehrere höhere Gipfel. Der Zillertaler Hauptkamm und die Venedigergruppe lagen leider zum Großteil bereits in Wolken. Auch der Großglockner war nicht mehr zu erkennen.  Irgendwann begannen wir dann doch mit dem Rückweg. Wir kletterten über den schönen Grat zurück zur Patscher Spitze. Der Rückweg dauerte in etwa 50 Minuten. Nun legten wir auch hier eine kurze Trink- und Fotopause ein. Aber die Fotos sahen leider nicht mehr allzu gut aus - der Himmel war mittlerweile ziemlich bewölkt und die Sicht diffus. Aber Regen war noch immer weit und breit keiner in Sicht.

Daraufhin stiegen wir wieder über das flachere Blockkar ab und meisterten danach die Kletterstelle. Die Block- und Schuttflanke war auch im Abstieg sehr anstrengend und kostete noch einmal ordentlich Zeit. Irgendwann gelangten wir wieder auf den markierten Steig. Wir kehrten zurück zur alten Barmer Hütte. Doch anstatt gleich Richtung Tal abzusteigen, machten wir einen Abstecher zur sehr empfehlenswerten Barmer Hütte. Der Aufstieg dorthin betrug nochmal 100 Höhenmeter. Nach einem Getränk begannen wir dann doch mit dem Abstieg und gelangten nach einiger Zeit am markierten Steig wieder zu den E-Bikes. Mit diesen rollten wir den langen Weg zurück bis zum Parkplatz bei Erlsbach. Diesen erreichten wir wegen der Einkehr in der Hütte erst um 16:00.

Erwähnenswertes:

1. Der Aufstieg zur Patscher Spitze durch die Ostflanke enthält nur 2 kurze Kletterpassage mit Stellen im 1. bzw. 2. Schwierigkeitsgrad, ansonsten ist der Anstieg problemlos. Die Blöcke und der Schutt sind jedoch sehr anstrengend zu begehen. 

2. Alternativ kann die Patscher Spitze auch im Gratübergang von der Nördlichen Patscher Schneid erreicht werden (wahrscheinlich II-III und sehr ausgesetzt).

3. Der Verbindungsgrat von der Patscher Spitze zur Südlichen Patscher Schneid beinhaltet eine Stelle II+ und mehrere zum Teil ausgesetzte Stellen II. Da keine der Kletterstellen besonders heikel ist, kann man durchaus von Genusskletterei sprechen.

4. Der Anstieg vom Patscher Törl zur Südlichen Patscher Schneid ist schwierig (mindestens III+). Ein Abseilen in die Gegenrichtung ist jedoch möglich.

5. Der Fels an den Kletterstellen ist fast durchgehend fest. In der Ostflanke der Patscher Spitz herrscht hingegen doch eine gewisse Steinschlaggefahr, daher sollte man einen Helm aufsetzten. Ein Seil ist für die Kletterei nicht notwendig, wenn man den 2. Schwierigkeitsgrad sicher beherrscht.

6. Obwohl der Grat zwischen den beiden Gipfeln nicht allzu lang ist, dauert das Klettern trotzdem relativ lange. Das liegt an den zahlreichen Umgehungen. Eine Besteigung der Patscher Spitze ohne einen weiteren Gipfel kann man an einem halben Tag problemlos durchführen.

7. Die Patscher Spitze ist im Winter ein sehr ausgefallenes und steiles Skitourenziel. Wegen der ostseitigen Lage ist außerdem sehr auf Lawinen zu achten. Bei perfekten Verhältnissen könnte man im Winter wahrscheinlich sogar die Südliche Patscher Schneide direkt durch ihre Ostflanke besteigen (noch steiler und gefährlicher) - im Sommer ist dieser Anstieg wohl sehr anspruchsvoll.

8. Das Panorama auf den beiden Gipfeln ist bei guter Sicht sehr umfassend. Vom Zillertaler Hauptkamm über den Großvenediger bis zum Großglockner sind etliche hohe Gipfel zu sehen. Lediglich Richtung Süden ist die Sicht durch die Barmerspitze und den Krügergrat eingeschränkt. Deswegen, und wegen der tollen Kletterei am Verbindungsgrat zwischen der Patscher Spitze und der Südlichen Patscher Schneid, lohnt sich die Besteigung dieser beiden Gipfel sehr. Da kann man auch über den anstrengenden Aufstieg durch die Ostflanke hinwegsehen.

Hike partners: BigE17


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Comments (3)


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georgb says:
Sent 18 August 2022, 12h28
Ich traue auch meinen Augen kaum, zu lesen, dass ihr drei weitere Bergsteiger getroffen habt!
Sehr schöne Tour, wäre genau mein Geschmack. Hast du eine Empfehlung für mich oder soll ich einfach deine Tour nachgehen? ;-)
Grüße Georg

BigE17 says: RE:
Sent 19 August 2022, 12h59
Also meine Empfehlung wäre, die Tour nachzugehen.
LG Elias

georgb says:
Sent 19 August 2022, 14h41
:-)


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