Madonna Direkt und FALSCH abgestiegen


Publiziert von yang , 17. August 2022 um 12:14.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 3 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Unterkunftmöglichkeiten:Prinz-Luitpold-Haus

notwendige Ausrüstungen etc. siehe Kletterführer
In der Topo ist eine 50 SL dabei, wir hatten zwei 50er Halbseile, von Länge her ausreichend. Alpine Exen notwendig, Verlängerung je nach Bedarf, 120 cm Verlängerung fand ich an einzelnen Stellen sehr sinnvoll.

Ausgangspunkt Parkplatz Säge in Hinterstein
Tagesgebühr 7 Euro (Stand: 2022), Zahlung mit EC möglich, sehr großer Parkplatz, von dort aus weiter mit dem Linienbus in Richtung Hinterstein bzw. „Auf der Höh“ fahren.
Alternativ kann man auch am Parkplatz „Auf der Höh“ parken, 10 Euro pro Tag (Stand: 2022)
Von „Auf der Höh“ aus kann man mit dem Privatbus in Richtung Giebelhaus fahren, 5 Euro pro Einzelfahrt, oder alternativ mit dem Rad.
 
Giebelhaus – Prinz-Luitpold-Haus (1846 m) 2-3 h
Unschwierig auf dem Normalweg
 
Es ging bei uns um eine Mehrtagestour, hier wird nur die Einzeltour über Madonna Direkt beschrieben.

Prinz-Luitpold-Haus (1846 m) – Einstieg 30-45 min
Zuerst auf dem Normalweg bleiben. Als wir an den Schuttfeldern vorbei waren, sind wir weiter über die Schuttfelder hoch, dann im Anschluss auf einem kleinen Pfad hoch bis zu einer Abzweigung (deutlich im 1. Bild zu sehen) weiter durchqueren und dann hoch zu einer Grotte. Den 1. BH findet man in der Grotte rechts in der Wand. Wir hatten die Abzweigung allerdings verpasst und weiter hoch bis an den Wandfuß bzw. dem Einstieg der Westverschneidung auf Fuchskarspitze Nordgipfel, und weiter am Wandfuß runter bis Grotte.
 
Einstieg – Madonna (Madonna Direkt mit 11 SL) 3-6 h je nach dem, wie fit man ist
Insgesamt war die Route sehr brüchig, Achtung auf Steinschlag!!! Im Gipfelbuch gab es bisher nur 27 Einträge inkl. unserer, wurde von daher seit 2019, dem Routenbau, sehr wenig begangen. Zwischenhaken wurden großzügig eingebohrt, mit allen 4-7 Meter Abständen. Standplätze alle mit zwei Bohrhaken bis Ende 9. SL. Die letzten 2 SL gehören ursprünglich der Route Fuchskarüberschreitung. Beim Einstieg gibt es keinen richtigen Standplatz, nur 1 BH.
Laut Kletterführer sind mobile Sicherungen wie Keile und Friends nicht notwendig, aus meiner Sicht sind diese auch weniger sinnvoll, weil die Felse sehr brüchig sind. Für den Abstieg soll man laut Kletterführer weiter die Fuchskarüberschreitung machen, um abzusteigen. Alternativ, steht auch im Führer, aber in Bezug auf eine andere Route von der Ostwand, kann man auch zuerst Richtung Nord abklettern und dann durch eine Rinne auf der Ostseite abklettern.
Wir sind allerdings auf der Westseite, also FALSCH abgestiegen, beschreibe ich im Nachgang. Hier werden zuerst nur die einzelnen SL, wo wir Schwierigkeiten hatten, im Detail erwähnt.
4. SL
Ab dem Standplatz soll laut TOPO direkt hoch, und man findet den 1. Zwischenhaken. Aber den haben wir nicht gesehen. Über dem Standplatz gibt 2 Möglichkeiten, entweder
  • über die „Stufen“ weiter hoch aber im Überhang zu einem flachen Grat, dann weiter bisschen runterlaufen bzw. abklettern zu einem Geröllband, oder
  • rechts bleiben weiter über einem sichtbaren Geröllband queren.
Den 2. Zwischenhaken, angeblich auf einer Felsplatte, haben wir ebenfalls nicht gesehen, mein Kletterpartner im Vorstieg ist weiter hoch gestiegen bis zum 3. Zwischenhaken, mit ca. 25 m Seil-Run-Out. Aber das war ca. max. bis IIer Gelände, aus unserer Sicht harmlos. Dann weiter unschwierig gestiegen bis zum nächsten Standplatz.
5. SL
Nach dem letzten Zwischenhaken, etwa 3-5 m hoch dann rechts vom Grat bleiben, weiter problemlos hochsteigen, dann findet man den Standplatz. Den hatten wir zuerst leider nicht gefunden, da ich die ganze Zeit links vom Grat war, hatte deswegen aus dem Zeitgrund einen Stand mit einer 120 cm Schlinge um einen sehr großen Felskopf herum gebaut.
6. SL
Ier Geländer, hatte den Standplatz verpasst und bin weiter bis zum 1. Zwischenhaken der 7. SL gestiegen und habe gemerkt dass ich zu weit oben war, und drauf verzichtet wieder runterzuklettern, sondern einen Stand von dort gebaut.
9. SL – Schlüsselstelle
Laut Topo befindet sich auf der Platte. War technisch unschwierig, sehr gut abgesichert. Man muss hier auf die Seile aufpassen, 1. und 2. Zwischenhaken da kommen die Seile leicht verklemmen!
Nach den Platten erreicht man eine Scharte, da findet man einen Zwischenhaken mit einer grünen Schlinge zur Verlängerung. Hier sieht man eine sehr große Rinne, laut Topo soll man in Rinne abklettern. Die Linie in der Topo ist viel zu lang eingezeichnet, daher kam ich zum Missverständnis, dass man runterklettern muss, war 10 m umsonst runter und wieder zurückgekehrt.
Richtig ist, einfach die Rinne queren, abklettern natürlich, aber wieder sofort hochklettern bis auf die Scharte, und weiter 3-5 m hoch, dann erreicht man den Standplatz. Hauptproblem war, dass dieser Standplatz auf der anderen Seite des Grates ist. Nach 50 m Seillänge hört man sich fast gar nicht. Mein Kletterpartner hat „Seil Ein“ gerufen, das Seil war aber festverklemmt und ich konnte unsere Seile nicht ziehen, Kommunikation war Katastrophe, bin daher zurückgeklettert wieder auf den Grat und dort einen Notstandplatz gebaut.
10. und 11. SL
Nach der 10. SL sind zwei geschlagenen Haken (mit gutem Zustand), die als Standplatz verwendet werden sollen. 3 Meter darüber ist noch ein Abseilring zu sehen. Die ganzen SL war laut TOPO 15 Meter, aber tatsächlich war das ca. 7-8 Meter. Die letzten beiden SL durchklettern ohne Zwischenstand wäre sinnvoller.

Gipfelkreuz
Das war sehr wackelig, bitte nicht als Griffe verwenden. Gipfelbuch ist verlorengegangen. Das andere Buch war in der 7. oder 8. SL zu finden, wie vorher erwähnt. Den einzigen Abseilring findet man gegenüber dem Gipfelkreuz, also auf dem Nebengipfel. Ob man sich mit diesem in die Ostwandroute abseilen kann, stellt sich in Frage. Aber mit dem kann man sich mit Seil und Prusik gut absichern und in Richtung Nord bzw. Süd auf dem Grat abklettern, direkt abseilen eher vermeiden wegen Seilverklemmung...
 
Abenteuerlicher Abstieg
Ich hatte vor dem Tag mit einer anderen Seilschaft drüber gesprochen, die dieselbe Route gemacht hatten. Die sind mithilfe des Abseilrings (nach der 9. SL) mit 60 Meter Doppelseilen zuerst auf die Scharte (im 3. Bild) dann ostseitig bis Wandfuß abgeseilt (50 Meter Seile reichen nicht aus!!) und unten durch eine „Rinne“ abgestiegen. Leider hatte ich das falsch verstanden und an die große Rinne in der Top, also von der Westseite gedacht. Die Topo fand ich zum Teil sehr irreführend. Die zwei Abseilsymbole haben mit dem Abstieg gar nichts zu tun, evtl. wenn man die Überschreitung in Richtung Südgipfel Fuchskarspitze geht, ist das 2x Abseilen zu gebrauchen. Die Anmerkung „in Rinne abklettern“ fand ich auch weniger sinnvoll, damit würde man noch in Kombination mit den Abseilsymbolen eher an Abstiegsweg denken… Alles in allem haben wir beim Abstieg komplett verstiegen.
Unser „Abstiegsweg“ ist im 3. Bild eingezeichnet, aber bitte beachten, dass diese keine offizielle richtige Abstiegsroute ist.
Wir haben uns erst Mal 3x abgeseilt bis Ende dieser „falschen“ Rinne. Ich habe dann gemerkt, dass es danach kein einfacher Weg zusehen ist außer 2 großen Rinnen. Ich habe sofort den einen Kletterfreund, mit dem ich vor dem Tag gesprochen hatte, geschrieben, ob wir dort richtig waren. Leider kam die Antwort „nein“. Der Abstieg westseitig war falsch. Da es zeitlich kritisch wäre falls wir wieder zurück zum Gipfel hoch und auch ich damals nicht genau weiß, wo die richtige Abstiegsroute sein sollte, und aus dem Zeitgrund konnten wir nicht mehr schaffen die ganze Fuchskar-Überschreitung zu machen, haben wir entschieden, weiter abzuklettern.
Der ganze Abstieg erfolgte durch mehrere großen Rinnen, die gut abkletterbar sind in denen aber viel Schuttfelder, klein- bis mittelgroße Steine sind, von daher Steinschlaggefahr sehr groß. wir sind abgeklettert bzw. mehrmals abgeseilt. In der 3. Rinne befindet sich ein sehr großer Klemmblock, da wir mit einer 120 cm Schlinge nicht zurechtkamen, haben wir einfach unser Seil um den herum gelegt und uns abgeseilt. Inzwischen wurde mein rechter Bein von einem mittelgroßen Stein leicht getroffen, aber nur auf den Muskelbereich, das war nicht schlimm und ich konnte noch weiter laufen.
Darunter folgt wieder eine große Rinne, in der wir unser Seil um einen großen Felskopf, um uns abzuseilen. Beim ersten Versuch bewegte sich der Felskopf langsam, nachdem ich im Seil drin war, und es gab Risse außen unten entstanden, mein Kletterfreund hat sofort geschrien um mich zu stoppen. Ich habe mich dann sofort festgehalten am Fels, ansonst wäre ich wahrscheinlich schon tot…. Danach haben wir das mit einem größeren Felskopf versucht, der war stabil genug, abseilen und fertig. Das Seil war leider wieder festverklemmt oben, und wir schaffen nicht mehr das abzuziehen und haben das oben lassen müssen.
Danach war das Gelände leicht flacher und man sieht langsam gewachsene Grase. Wir sind erst Mal in Richtung Süd runtergelaufen und in einer Rinne abgeklettert, danach konnten wir nichts sehen, das ist genau der Abgrund der im 3. Bild zu sehen ist. Wir sind wieder zurückgekehrt und haben versucht rechts zu bleiben, es gab mehrere kleinen Rinnen die gut abkletterbar sind. Danach landeten wir wieder in dem Schuttgelände, wo wir am Morgen gewesen waren, war wieder safe zu begehen. Der Abstieg hat ca. 5 Stunden gedauert…
 
 
 
 
 

Tourengänger: yang


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Kommentare (3)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2022 um 12:26
Servus,

trage doch den Wegpunkt "Madonna" ein, damit dein schöner und informativer Bericht nicht verschwindet.

Gruß Nico

yang hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. August 2022 um 20:18
Hallo Nico,
danke für den Hinweis.
Beste Grüße
Yang

Nyn hat gesagt: falscher Abstieg
Gesendet am 17. August 2022 um 14:45
Selbst mit Seil und Geraffel: *grusel*
Ein Riesenglück, das ihr da heil runter gekommen seid.
VergeltsGott an eure 1000 Schutzengel


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