Patteriol (3056 m) - Nordostgrat
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Patteriol Nordostgrat - ein Klassiker unter den großen Urgesteinsklettereien der Ostalpen. Und das bei moderaten Schwierigkeiten (bis UIAA IV+, meist II-III). Die Tour war schon längst mal fällig. Nachdem uns mit der Zimba-Ostgrat-Westgrat-Überschreitung bereits ein erster alter Klassiker im Urlaub gelungen war, stand diese Tour an. Die kurze Anfahrt aus dem Brandnertal nach St. Anton, dem Ausgangsprunkt für die Tour, ist fahrtechnisch nur ein Katzensprung, so dass der Hüttenwechsel von der Sarotlahütte zur Konstanzer Hütte gemütlich von statten ging.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Beginn des Verwalltals, wo wir glücklicherweise den letzten freien Platz belegen konnten. Verunsichert wurden wir aber von den großen, nicht zu übersehenden Parkverbotsschildern, die für die Nacht gelten. Schließlich wollten wir in der Konstanzer Hütte übernachten. Der freundliche Schrankenwärter am Beginn der Mautstraße ins Verwalltal meinte allerdings, dass diese nur für Wohnmobile gelten würden und wir beruhigt unser Auto dort über Nacht abstellen könnten. Zur Sicherheit sollten wir allerdings einen Zettel auf das Armaturenbrett legen, mit dem Hinweis auf die Übernachtung in der Konstanzer Hütte. Etwas ungläubig folgten wir seinem Rat und hofften, dass wir unser Auto nach der Tour hier wieder vorfinden werden und kein "Ticket" unter den Scheibenwischern steckt.
Mittlerweile etwas untypisch, nahmen wir per pedes den Zustieg - vorbei an Verwallsee und Salzhütte - zur Konstanzer Hütte vor. Denn meist wird der Fahrweg zur Konstanzer Hütte mittels (E)MTB zurückgelegt bzw. wird der kostenlose Pendelbus, der bis zur Salzhütte nach etwa der halben Wegstrecke fährt, benutzt. Nach gemütlichen 2,5 h hatten dann auch wir die Hütte erreicht, wobei man in der letzten Stunde ständig den eindrucksvollen Patteriol vor Augen hat.
Die Konstanzer Hütte gehört zu den sehr komfortablen Hütten: ein großer Trockenraum, der auch seinen Namen verdient, schöne geräumige Zimmerlager, saubere warme Sanitäranlagen mit Warmwasser, ein alpenländischer Gastraum, Bierbänke vor der Hütte, ... alles sehr angenehm. Die Hütte ist ein wichtiger Stützpunkt für die Verwalldurchquerung ("Verwallrunde") für Bergwanderer. So war es nicht verwunderlich, dass beim Abendessen der Gastraum bis auf den letzten Platz belegt war. Dem damit verbundenen Geräuschpegel konnten wir nach dem Abendessen dank des lauen Sommerabends auf den Bierbänken vor der Hütte entkommen.
Ein Frühaufsteherfrühstück gab es leider nicht, es wurde aber freundlicherweise ein Thermosfrühstück (belegte Semmeln und eine Thermoskanne Kaffee) im Vorraum der Hütte bereitgestellt. Als erste und einzige Gäste verließen wir mit beginnendem Tag die Konstanzer Hütte.
Der Zustieg zur Kletterei erfolgt auf dem Fahrweg im Fasultal bis zu einem nicht zu übersehenden gelben Hinweisschild "Zustieg zur Kletterroute Patteriol Nord-Ost Grad". Hier biegt man rechts ab, um rechts einer gerölligen Rinne über grüne Matten Richtung Patteriol aufzusteigen. Ab und zu sind weiße Quadrate auf Steine gemalt. Nach ca. 20 Minuten wird die geröllige Rinne gequert, um auf Pfadspuren (gelegentlich verblasste rote Markierungen) den verbuschten und steilen Vorbau zu erklimmen. Der schon vom Fahrweg sichtbare Einstieg ist rechts von einem Schneefeld bei einem Stahlbügel (wir fanden zwei Stahlbügel, ca. 50 Meter voneinander entfernt, wovon wir den rechten nahmen). Mit Beginn der Kletterei erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen, die uns den ganzen Tag begleiteten.
Die Kletterei gliedert sich grob in 4 Abschnitte und ist auf den einschlägigen Internetseiten (auch mit topo) beschrieben.
1. Abschnitt: Seillängen 1 bis 6
Einstiegsseillängen bis zu einem Bügelhakenstand am Beginn eines riesigen 'Amphitheaters'. Hier öffnet sich der Blick auf die gesamte Klettertour: links oben der Gipfel, rechts herunterziehend der eigentliche Nordostgrat sowie weiter rechts der anschließende Verlauf zum Nordostgrat.
2. Abschnitt: Seillängen 7 bis 11
Rechts hochziehend zu einer Rinne und zuletzt rechts der Rinne bis zum Nordostgrat. Sieht von unten ziemlich grün aus, weswegen wir nicht weit genug rechts hochgeklettert sind. Kein Beinbruch, da das Gelände einfach ist und man ausreichend natürliche Sicherungsmöglichkeiten hat.
3. Abschnitt: Seillängen 12 bis 21
Kletterei am eigentlichen Nordostgrat, die nach oben hin immer besser und etwas steiler wird - sehr schön. Am Ende befindet sich das Wandbuch, welches wir auf Bitte der Hüttenwirtin getauscht haben.
4. Abschnitt: Seillängen 22 bis 25
Hier weicht man vom Nordostgrat nach links in die steile Gipfelwand aus. Gleich auf den ersten Metern befindet sich die Schlüsselstelle (IV+): leicht überhängend und mit Rucksack kraftraubend. Idealerweise sollte man gleich danach Stand machen. Anschließend zieht die Kletterei in tollem Fels ziemlich ausgesetzt weiter hoch. Die vorletzte Seillänge steilt nochmals etwas auf, hat aber große Henkel (5 Haken). Vom folgenden Stand kann man erstmals das Gipfelkreuz sehen, das man über die letzte Seillänge in nunmehr wieder leichtem Fels schnell erreicht.
Am Gipfel waren wir die einzigen Gäste und genossen den Rundblick von den Allgäuern im Norden bis zu den Ötztalern und der Silvretta (eindrucksvoll das damals noch 3398 Meter hohe Fluchthorn) im Süden sowie von den Lechtalern im Osten bis zum Rätikon im Westen.
Der Abstieg ist alpin-schrofig, der aber aufgrund der Begehungsspuren und mit etwas Spürsinn gut zu machen ist. Er zieht sich etwas bis man schließlich wieder gemütlich über den Fahrweg im Fasultal zur Konstanzer Hütte zurück schlendert, wo nicht nur ein Radler vor der Hütte sein Ende fand.
Am nächsten Morgen gingen wir gemütlich wieder talwärts, oft unterbrochen von den Rückblicken auf den Patteriol mit seinem Nordostgrat. Ab dem Verwallsee nahmen wir diesmal auch den Bus zum Parkplatz, wo unser Auto 'ticketlos' brav auf uns wartete.
Resumee:
Der Nordostgrat ist eine wunderbare mittelschwere Urgesteinskletterei auf einen eindrucksvollen und formschönen Dreitausender. Früher ein Klassiker, heutzutage eher wenig stark frequentiert trotz vorbildlicher moderner Absicherung mit Bohr-/Klebehaken (eingerichtete Stände sowie 1 bis 3 Zwischenhaken in den leichten Seillängen, 3 bis 5 Zwischenhaken in den schweren Seillängen; kein Plaisir). Mit rund 25 Seillängen und alpin-schrofigem Abstieg insgesamt nicht zu unterschätzende Gesamtanforderungen, gleichwohl der Nordostgrat auch als Tagestour von St. Anton aus durchaus gemacht wird - dank EMTB. Gemütlicher ist's, wenn man in der komfortablen Konstanzer Hütte übernachtet.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Beginn des Verwalltals, wo wir glücklicherweise den letzten freien Platz belegen konnten. Verunsichert wurden wir aber von den großen, nicht zu übersehenden Parkverbotsschildern, die für die Nacht gelten. Schließlich wollten wir in der Konstanzer Hütte übernachten. Der freundliche Schrankenwärter am Beginn der Mautstraße ins Verwalltal meinte allerdings, dass diese nur für Wohnmobile gelten würden und wir beruhigt unser Auto dort über Nacht abstellen könnten. Zur Sicherheit sollten wir allerdings einen Zettel auf das Armaturenbrett legen, mit dem Hinweis auf die Übernachtung in der Konstanzer Hütte. Etwas ungläubig folgten wir seinem Rat und hofften, dass wir unser Auto nach der Tour hier wieder vorfinden werden und kein "Ticket" unter den Scheibenwischern steckt.
Mittlerweile etwas untypisch, nahmen wir per pedes den Zustieg - vorbei an Verwallsee und Salzhütte - zur Konstanzer Hütte vor. Denn meist wird der Fahrweg zur Konstanzer Hütte mittels (E)MTB zurückgelegt bzw. wird der kostenlose Pendelbus, der bis zur Salzhütte nach etwa der halben Wegstrecke fährt, benutzt. Nach gemütlichen 2,5 h hatten dann auch wir die Hütte erreicht, wobei man in der letzten Stunde ständig den eindrucksvollen Patteriol vor Augen hat.
Die Konstanzer Hütte gehört zu den sehr komfortablen Hütten: ein großer Trockenraum, der auch seinen Namen verdient, schöne geräumige Zimmerlager, saubere warme Sanitäranlagen mit Warmwasser, ein alpenländischer Gastraum, Bierbänke vor der Hütte, ... alles sehr angenehm. Die Hütte ist ein wichtiger Stützpunkt für die Verwalldurchquerung ("Verwallrunde") für Bergwanderer. So war es nicht verwunderlich, dass beim Abendessen der Gastraum bis auf den letzten Platz belegt war. Dem damit verbundenen Geräuschpegel konnten wir nach dem Abendessen dank des lauen Sommerabends auf den Bierbänken vor der Hütte entkommen.
Ein Frühaufsteherfrühstück gab es leider nicht, es wurde aber freundlicherweise ein Thermosfrühstück (belegte Semmeln und eine Thermoskanne Kaffee) im Vorraum der Hütte bereitgestellt. Als erste und einzige Gäste verließen wir mit beginnendem Tag die Konstanzer Hütte.
Der Zustieg zur Kletterei erfolgt auf dem Fahrweg im Fasultal bis zu einem nicht zu übersehenden gelben Hinweisschild "Zustieg zur Kletterroute Patteriol Nord-Ost Grad". Hier biegt man rechts ab, um rechts einer gerölligen Rinne über grüne Matten Richtung Patteriol aufzusteigen. Ab und zu sind weiße Quadrate auf Steine gemalt. Nach ca. 20 Minuten wird die geröllige Rinne gequert, um auf Pfadspuren (gelegentlich verblasste rote Markierungen) den verbuschten und steilen Vorbau zu erklimmen. Der schon vom Fahrweg sichtbare Einstieg ist rechts von einem Schneefeld bei einem Stahlbügel (wir fanden zwei Stahlbügel, ca. 50 Meter voneinander entfernt, wovon wir den rechten nahmen). Mit Beginn der Kletterei erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen, die uns den ganzen Tag begleiteten.
Die Kletterei gliedert sich grob in 4 Abschnitte und ist auf den einschlägigen Internetseiten (auch mit topo) beschrieben.
1. Abschnitt: Seillängen 1 bis 6
Einstiegsseillängen bis zu einem Bügelhakenstand am Beginn eines riesigen 'Amphitheaters'. Hier öffnet sich der Blick auf die gesamte Klettertour: links oben der Gipfel, rechts herunterziehend der eigentliche Nordostgrat sowie weiter rechts der anschließende Verlauf zum Nordostgrat.
2. Abschnitt: Seillängen 7 bis 11
Rechts hochziehend zu einer Rinne und zuletzt rechts der Rinne bis zum Nordostgrat. Sieht von unten ziemlich grün aus, weswegen wir nicht weit genug rechts hochgeklettert sind. Kein Beinbruch, da das Gelände einfach ist und man ausreichend natürliche Sicherungsmöglichkeiten hat.
3. Abschnitt: Seillängen 12 bis 21
Kletterei am eigentlichen Nordostgrat, die nach oben hin immer besser und etwas steiler wird - sehr schön. Am Ende befindet sich das Wandbuch, welches wir auf Bitte der Hüttenwirtin getauscht haben.
4. Abschnitt: Seillängen 22 bis 25
Hier weicht man vom Nordostgrat nach links in die steile Gipfelwand aus. Gleich auf den ersten Metern befindet sich die Schlüsselstelle (IV+): leicht überhängend und mit Rucksack kraftraubend. Idealerweise sollte man gleich danach Stand machen. Anschließend zieht die Kletterei in tollem Fels ziemlich ausgesetzt weiter hoch. Die vorletzte Seillänge steilt nochmals etwas auf, hat aber große Henkel (5 Haken). Vom folgenden Stand kann man erstmals das Gipfelkreuz sehen, das man über die letzte Seillänge in nunmehr wieder leichtem Fels schnell erreicht.
Am Gipfel waren wir die einzigen Gäste und genossen den Rundblick von den Allgäuern im Norden bis zu den Ötztalern und der Silvretta (eindrucksvoll das damals noch 3398 Meter hohe Fluchthorn) im Süden sowie von den Lechtalern im Osten bis zum Rätikon im Westen.
Der Abstieg ist alpin-schrofig, der aber aufgrund der Begehungsspuren und mit etwas Spürsinn gut zu machen ist. Er zieht sich etwas bis man schließlich wieder gemütlich über den Fahrweg im Fasultal zur Konstanzer Hütte zurück schlendert, wo nicht nur ein Radler vor der Hütte sein Ende fand.
Am nächsten Morgen gingen wir gemütlich wieder talwärts, oft unterbrochen von den Rückblicken auf den Patteriol mit seinem Nordostgrat. Ab dem Verwallsee nahmen wir diesmal auch den Bus zum Parkplatz, wo unser Auto 'ticketlos' brav auf uns wartete.
Resumee:
Der Nordostgrat ist eine wunderbare mittelschwere Urgesteinskletterei auf einen eindrucksvollen und formschönen Dreitausender. Früher ein Klassiker, heutzutage eher wenig stark frequentiert trotz vorbildlicher moderner Absicherung mit Bohr-/Klebehaken (eingerichtete Stände sowie 1 bis 3 Zwischenhaken in den leichten Seillängen, 3 bis 5 Zwischenhaken in den schweren Seillängen; kein Plaisir). Mit rund 25 Seillängen und alpin-schrofigem Abstieg insgesamt nicht zu unterschätzende Gesamtanforderungen, gleichwohl der Nordostgrat auch als Tagestour von St. Anton aus durchaus gemacht wird - dank EMTB. Gemütlicher ist's, wenn man in der komfortablen Konstanzer Hütte übernachtet.
Tourengänger:
Stirml

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