Birkkarspitze als Tagesrundtour


Publiziert von Bahoe , 3. August 2022 um 16:11.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:27 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 17:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A12 bis Zirl Ost - Zirler Berg - Seefeld - Scharnitz
Unterkunftmöglichkeiten:Kostenpflichtige waren keine relevant für mich, ideal wäre bei Verwandten in Seefeld oder Scharnitz gewesen. War aber aus verschiedenen Gründen unmöglich.
Kartennummer:ÖAV 5/1 + 5/2 Karwendelgebirge West + Mitte

Diese Tour sollte meine längste des Jahres 2020 werden - 17 Stunden! Die wenigsten Leute tun sich das an. Entweder wird im Karwendelhaus übernachtet oder die Wanderung auf die Birkkarspitze als eine Bike & Hike Tour absolviert, wenn man den Gipfel als Tagestour machen will. Freilich sind mir auch die Tagestourenberichte vom Johannistal bekannt – aber Hinterautal und Karwendeltal zu kombinieren in einer Tagesrundtour und mehr als 30 Kilometer haben wohl die wenigsten gemacht. Zumindest hier auf hikr gibt es noch keine Publikation dazu. Gell?

So viel Forststraße ist für viele sicher nur schwer zu ertragen. Außerdem gibt es bei einer 2-Tagestour mit Übernachtung im Karwendelhaus ziemlich attraktive Kombinationsmöglichkeiten, seien es nun die Ödkarspitzen oder der Wörner oder etwas Anderes.

Wenn ich mich richtig auf die Unternehmung vorbereitet hatte (Recherche zum Karwendeltaxi), dann blieb mir nach dem Löwenanteil der Tour die Option, dieses bei Bedarf ab einem beliebigen Punkt des Karwendeltals zu nutzen. Mein Ziel war es aber, jeden Meter per pedes zurückzulegen - by fair means also.

Ausgangspunkt und Endpunkt waren SCHARNITZ - Parkplatz Nähe Infozentrum. Um 0410 hätte ich theoretisch dort starten können. Es war dann letztlich schon 0430 und im Laufe des Marschierens stellte sich heraus, dass Handschuhe angesagt gewesen wären. Mit meinem Longsleeve über die Hände gezogen, soweit eben möglich, ging es dann – aber angenehm oder gar optimal sieht anders aus. Eine sehr sparsam eingesetzte Stirnlampe war dabei, mir war es wichtig, dass es bereits beim ersten Viehkontakt hell war, um auf meiner Tour im Hinterautal von den Kühen (Mutterkuh-Haltung) unbehelligt zu bleiben. Im Karwendeltal wollte ich vor Einbruch der Dunkelheit die Herden passiert haben, was auch gut geklappt hat. Aus meiner Erfahrung sind Rinder nicht sonderlich erfreut, wenn zur entsprechenden Tageszeit jemand an ihnen vorbeilatscht, schon gar nicht mit eingeschalteten Lampen aller Art. Sogar diejenigen, die man selbst auf einer Alm betreut, und die sich schon Monate lang an die die Stimme gewöhnen konnten – ja sogar solche, die man schon im Jahr vorher dabeihatte, reagieren mir bei Dunkelheit zu aktiv und überhaupt nicht in meinem Sinne. Auf Ringeltanz habe und hatte ich weder in den Morgenstunden noch in den Abendstunden Lust.

Wenn ich die Tour mit einer Übernachtung im Karwendelhaus mal wiederhole, dann würde mich doch sehr ein Verlassen der Forststraße im Hinterautal vor der beschilderten Abzweigung interessieren, in der Karte ist es eine Sackgasse. Bis zu einem beeindruckenden sehr hohen Hochstand mit toller Aussicht hatte ich diese recht grasige Fahrschneise aus Stoffwechselgründen verfolgt, dann bin ich freilich zurück auf die richtige Straßenpiste. Beim nächsten Mal schwebt mir schon ein Durcharbeiten zum Hauptweg vor – vielleicht in militärischer Manier, mit Marschzahl und Bussole.

Bei mir hat an dem Tag alles gepasst, der südseitige Anstieg war nicht zu heiß, denn es gab genug Wolken. Die Etappe 11 des Adlerwegs würde vom Karwendelhaus zum Hallerangerhaus / zur Hallerangeralm führen, die Birkkarspitze ist als Sidekick der attraktivsten Art natürlich dabei. Auf dem langen Stück zwischen der Abzweigung im Hinterautal und dem Schlauchkarsattel ist eine Seilversicherungsstelle dabei, die bergauf ziemlich easy ist, bergab haben da manche weniger Geübte doch Probleme. So war der Weg für mich ein wenig blockiert, mit den über die Knöchel gehenden Trekking-Schuhen und tollem Sohlengrip konnte ich mir aber meine eigene Route (im felsigen Gelände) am Pärchen aus Ostösterreich vorbei wählen. Nachdem man den Adlerweg freilich nicht am Stück gehen muss und einem auch die Begehungsrichtung freisteht, scheinen ein Start in Scharnitz und der Marsch durch das Hinterautal erstmal eine tolle Sache zu sein – wie genau von den Touristikern aber die Anerkennung der 11. Etappe aussieht, wenn man den Stempel vom Halleranger nicht vorweisen kann, entzieht sich meiner Kenntnis.

Die 40 bis 45 Minuten, die ich zunächst schneller war als die Wegzeiten der offiziellen gelben Schilder, wurden am Schlauchkarsattel beim Biwak-Hüttl verpaust (eine neue Wortkreation meinerseits?) Nach der Nahrungsaufnahme besuchte ich die Birkkarspitze. Es waren an diesem Donnerstag schon einige Leute oben gewesen, die beim Karwendelhaus übernachtet hatten und ins Hinterautal abstiegen. Einige strebten recht zeitgleich mit mir dem Gipfel zu, so ganz geschickt oder rücksichtsvoll waren nicht alle, aber Helm für den fahrlässig ausgelösten Steinschlag hatte ich keinen dabei. Es gibt bei anderen Touren sicher ungünstigere Stellen im Gelände, wo man weit weniger entspannt sein kann, wenn es poltert.

Am Gipfel kurz die Aussicht mit anderen Leuten geteilt, aber bald wieder zum Sattel abgestiegen. Im Karwendelhaus wurde sich eine Buchweizentorte und ein halber Liter eines alkoholfreien Getränks gegönnt. Nach dieser Pause, eine halbe Stunde, ging es an den weiteren Abstieg und den Ausmarsch durch das Karwendeltal. Im Kfz wurde die Lehne des Fahrersitzes maximal zurückgedreht und sich vielleicht einer halben Stunde Regeneration hingegeben.

Die mehr als 100 Kilometer Heimfahrt über den Zirler Berg und durch das Inntal waren für mich nicht zu schaffen, da dürfte es keinen 100er geben auf der Autobahn. In Münster ausgefahren, bevor mich der Sekundenschlaf in die ewigen Jagdgründe schicken hätte können. Wieder Fahrersitz in Relax-Position bringen und abermals eine halbe Stunde Pause circa.

Die Tour ist vielleicht was für Leute, die lange Touren mögen und sich in Bezug auf Durchhaltevermögen für noch längere Touren, insbesondere vom Gelände her anspruchsvollere Unternehmungen mit weit weniger Forststraßenanteil schon mal trainieren wollen. Einerseits kann mit dem Hochalmkreuz noch ein Sidekick mitgenommen werden, andererseits sollte man im Bedarfsfall mit dem Karwendeltaxi auch gut nach Scharnitz kommen. 

Tourengänger: Bahoe


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