Mont Vélan (3720)


Publiziert von cardamine , 6. August 2022 um 15:54.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:31 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bourg-St-Pierre - dem Wegweiser Richtung Valsorey/Vélan folgen bis zum ausgeschilderten Parkplatz (gratis)
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane du Vélan CAS (2642 m)

Der Mont Vélan ist der höchste Berg zwischen Grand Combin und dem Mont Blanc-Massiv. Obwohl die Tour weder technisch noch konditionell besonders anspruchsvoll ist, wird der Gipfel lange nicht so oft besucht wie andere Walliser…  zu Unrecht, denn die abwechslungsreiche Runde mit Kletterei über den Arête de la Gouille und Abstieg über den beeindruckenden Valsorey-Gletscher kann es mit jedem 4000er aufnehmen.

Vorneweg gesagt: Die Tour ist trotz des geringen technischen Anspruchs und nur 1100 Hm Aufstieg nicht zu unterschätzen, da sie zu 100 % weglos ist. Der Klimawandel hat die Konditionen zudem massiv erschwert: Konnte man früher von der Hütte bequem über den Gletscher zum Col de la Gouille aufsteigen, muss man heute eine riesige Geröllwüste queren (insgesamt gut 3 h im Geröll Hin- und zurück!). Auch beim Abstieg über den Glacier de Valsorey muss nun eine Steileisstufe mühsam über den Grat am Rand umgangen werden. Die riesigen Spalten am Gletscher erfordern zudem einige Umwege.
 
Zustieg zur Cabane du Valsorey (T2, 2:15 h)
Man kann ca. eine halbe Stunde Zeit sparen, indem man von Bourg-St-Pierre noch ein Stück die Strasse Richtung Vélan/Valsorey hochfährt. Es gibt einen offiziellen Wanderparkplatz, manche parken auch direkt am Beginn des Schotterwegs zur Alp Cordonne (Fahrverbot). Auf dem ersten Teil des Wanderwegs durch das Valsorey macht man nicht viele Höhenmeter, das meiste kumuliert sich in dem Aufstieg auf die Seitenmoräne, auf der die Cabane du Vélan thront.
 
Arête de la Gouille (WS+ II, 4-6 h)
Von der Hütte immer den zahlreichen Steinmännchen und der Wasserleitung nach Richtung Süd (Wegspur). In einem Bogen Richtung Ost über den geröllbedeckten Glacier du Tseudet zur Westflanke des Mont de la Gouille queren. Vom Normalweg über den Gletscherhang (35°) östlich der Felsinsel wurde uns abgeraten, die Umgehung im Geröll am Gletscherrand sei bei Blankeis sicherer. Neben dem Gletscher haben sich teilweise schon Wegspuren gebildet, Steinmännchen gibt es auch hie und da. Der Aufstieg zum Col de la Gouille ist durchgehend mit stabilen Ketten und einer Leiter gesichert. Der Einstieg ist das schwierigste, ich würde dem ersten Zug eigentlich eine III geben. Vom Col de la Gouille geht es nun immer möglichst direkt auf dem Grat weiter. Der Anfang beginnt mit schöner IIer Kraxelei, der Fels ist fester als erwartet. Danach folgt ein einfacherer Teil, mehrheitlich Gehgelände. Der schwierigste Teil liegt in der Mitte: Hier muss erst ein luftiger Gratturm (P. 3420) abgeklettert werden (keine Abseilstelle), dann folgt noch ein Absatz mit Kette, die wir aber abgeseilt haben, da es dort einen Überhang gibt. Von der Scharte klettert man auf den festen Platten rechts vom Grat weiter (ein Bohrhaken). Weiter oben gibt es noch einmal einen Haken, obwohl das Gelände dort einfacher ist. Nach diesem Grataufschwung erreicht man ein Plateau (P. 3494). Die Schwierigkeiten sind nun vorbei. Es folgt noch ein letztes einfaches Gratstück vor dem Übergang auf dem Dôme du Vélan. Über den wenig ausgeprägten Firngrat (am Rand keine Spalten!) geht es zum Gipfel. Der höchste Punkt ist mittlerweile felsig.
Bis zu P. 3420 sind wir ohne Seil geklettert, für den Abstieg über den Turm haben wir uns dann angeseilt.
 
Glacier de Valsorey (WS 40°, 3-4 h)
Über den flachen Gipfelgletscher Richtung Süd. Die Steilstufe (laut Karte 45°) umgeht man besser auf der Felsrippe, die sich zu den Dents du Vélan hinunterzieht. Anfangs ist es nicht schwierig, Wegspuren, dann aber folgt eine extrem brüchige und ausgesetzte Stelle, wo pausenlos Steine ein Couloir hinunterdonnern. Danach klettert man bis zum Ende der Rippe am oberen Windkolk ab, erst dort kann man die riesige Randspalte überqueren. Recht flach und spaltenarm weiter am östlichen Gletscherrand Richtung Col du Capucin. Den Eisbruch unter der Tête de Riondet umgeht man östlich über einen kurzen, sanft auslaufenden Steilhang (40°). Nun quert man unter dem gewaltigen Eispfeiler auf die andere Gletscherseite. Auf Eis/Geröll unter dem Arête de la Gouille zum kettengesicherten Aufstieg zum Col de la Gouille (auf dem Grat nach dem markanten Türmchen Ausschau halten). Diese Seite ist einfacher als der Abstieg zum Glacier du Tseudet. Oberhalb der Leiter haben wir abgeseilt (Abseilstelle eingerichtet, ca. 30 m). Unser 40 m Seil hat nicht gereicht, wir mussten eine Zwischensicherung an der Leiter machen. Dann auf dem nicht enden wollenden Geröllfeld zurück zu Hütte. Von dort in ca. 1,5 h auf dem Wanderweg zurück zum Parkplatz.

Obwohl das viele Geröll die Gesamteinschätzung der Tour etwas trübt, kann ich sie trotzdem allen Freunden einfacher Gratkraxeleien oder als Vorbereitungstour für anspruchsvollere Grate empfehlen. Auf der Cabane du Vélan bekommt man zudem auch spontan am Wochenende einen Platz und der Hüttenwart ist überaus freundlich und hilfsbereit!

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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T3
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