Zwei Grate am Mont Vélan 3722m


Publiziert von Bergamotte , 23. September 2022 um 12:17.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:22 September 2022
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 1815 m
Strecke:20km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Bourg-St-Pierre, Commune
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Bourg-St-Bernard
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane du Vélan CAS
Kartennummer:1345, 1346, 1365, 1366

Heute eine weitere Folge aus der losen Reihe "Hochtouren für Solisten". Den Mont Vélan, der hohe, aber unauffällige Grenzgipfel zwischen Grand Combin und Grossem Sankt Bernhard, kannte ich bisher nur als rassiges Skitourenziel. Dabei bietet er gerade im Sommer viel alpines Flair ohne grössere Schwierigkeiten. Die Kombination aus Arête de la Gouille und Arête d'Annibal wird selten gemacht, ist aber überaus logisch und ermöglicht eine klassische Überschreitung mit nur kurzem Gletscherkontakt. Die Tour lohnt in beide Richtungen.

Nach recht weiter Anreise ab Bern erfolgt mein Start unten beim Abzweiger im Bourg-St-Pierre. Zuvor hatte ich mein Fahrrad oben in Bourg-Saint-Bernard deponiert, um bei der Rückkehr nicht auf die einzige Busverbindung (am Nachmittag) angewiesen zu sein. Bei Bedarf kann bis zum Hüttenparkplatz hochgefahren werden. Zügig, aber ohne Jufelei geht es das sanft geneigte Valsorey hoch. Erst im Schlussaufstieg zur Cabane du Vélan CAS (2461m), aussichtsreich auf einer Moräne gelegen, steilt das Gelände auf. Die Hütte ist der typische Ausgangspunkt für diesen Berg, aber ambitionierte Tourengänger schaffen die Tour auch in einem Tag.

Zwei, drei Fotos und weiter geht es Richtung Glacier du Tseudet: zunächst südwärts den Kessel hoch, dann aber bald in weiter Querung bis an den östlichsten Gletscherrand. Das ist alles vorbildlich mit Steinmännern markiert und es hat sich stellenweise eine Wegspur herausgebildet. Was sich auf der Landkarte wie ein lieblicher Gletscher präsentiert, ist über weite Strecke eine einzige Schutthalde. Dem Gletscherrand entlang über zunehmend raues Geröll erreiche ich den Einstieg unterhalb vom Pass. Wenn man die Leiter sieht, ist man richtig... Um sie zu erreichen, sind doch einige beherzte Kletterzüge notwendig (kurz III). Immerhin hilft nach einigen Metern eine seilverlängerte Kette. Ausgesetzt ist die Affiche allemal, ebenso wie die senkrechte Leiter. Einsteiger gehören hier gesichert. Anschliessend führt eine Kette durchgehend bis hoch in den Col de la Gouille (3148m). Ohne Vereisung geht das im klassischen T5-Gelände auch gut ohne. Die Verhältnisse heute präsentieren sich übrigens perfekt: kein Eis, kaum Schnee, Kaiserwetter. Gut habe ich dieses Fenster vor dem anstehenden Wetterwechsel mit Schneefällen bis in mittlere Lagen - dieses Mal auch auf der Alpensüdseite - noch genutzt.

Die Überschreitung der langen Arête de la Gouille markiert den Höhepunkt der Tour: genussvolle Kletterkraxelei (I-II, mässig ausgesetzt) ohne Schlüsselstellen. Der kurze, eigentlich heikle Abstieg von P. 2421 wurde durch eine Kette entschärft. Im Schlussaufstieg zu P. 3576, wo der Felsgrat endet, macht sich die Höhe langsam bemerkbar und ich muss notfallmässig mit Zucker nachhelfen, um die Pace zu halten. Hier öffnet sich der Blick über den Dôme du Vélan, an dessen oberen Ende der Mont Vélan (3722m) thront. Wobei, "thronen" ist ein etwas grosses Wort für die kleine Felskuppe. Der Gletscher ist spaltenarm, aber nicht spaltenfrei - bei Ausaperung wie derzeit problemlos. Zu beachten gilt es insbesondere eine Kluft gleich beim Übergang aus dem Felsabschnitt. Früher im Jahr könnte man hier durchaus reinstolpern. Mit Steigeisen absolviere ich die letzten 150Hm und erreiche nach knapp fünf Stunden den kleinen Gipfelsteinmann. Was für ein Panorama hier oben auf 2700 Metern, wobei der Grand Combin im Osten und der Mont Blanc im Westen alles überstrahlen. Ich packe mich dick ein, mache es mir gemütlich und geniesse die wohlverdiente Mittagsrast.

Der Übergang zum Westgipfel (P. 3681) ist schnell geschafft. Hier beginnt bzw. endet die Arête d'Annibal. Ich bin positiv überrascht, wie angenehm sich diese Route auch im Abstieg begehen lässt  Auf den Fotos sieht das alles recht wild aus, vor allem der obere Teil. Aber die Führerbewertung L erachte ich als korrekt (oder obere T5), wenn man zwei, drei Aufschwünge kleinräumig umgeht. Bei Bedarf kann man aber durchgehend dem Gratkamm folgen (dann bis II). Im Col d'Annibal (2990m) endet der Spass. Ein nächstes Mal würde ich die Überschreitung vielleicht bis zum Col Nord de Menouve fortsetzen. Stattdessen quere ich westwärts am (schuttbedeckten) Glacier de Pro vorbei, um dann über Kniebrecher-Gelände - wie unangebracht in meiner Lage - endlich die ehemalige Skipiste bei Les Darreys zu erreichen. Unterwegs kreuze ich eine kleine Steinbock-Kolonie mit stattlichem Leittier - meine einzige Begegnung an diesem Tourentag. Mein Velo steht beim grossen Parkplatz in Bourg-Saint-Bernard (1915m) und durch die Autogalerie bringt es mich in zehn Minuten praktisch selbständig zurück zum Ausgangspunkt.


Zeiten (kum)
1:50  Cabane du Vélan
2:25  Col de la Gouille
5:00  Mont Vélan
6:15  Col d' Annibal
7:30  Bourg-Saint-Bernard

Tourengänger: Bergamotte


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