Sigriswiler Rothorn, Burst, Sibe Hängste, Gemmenalphorn, Burgfeldstand, Niederhorn


Publiziert von dani_ , 31. Juli 2022 um 22:28.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:30 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 15:00
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m

Nach dem Start in Beatenberg Hubel laufe ich auf der Grönstrasse, erbaut im Zweiten Weltkrieg durch das Militär, Richtung Sigriswil. Die hoch neben der Strasse aufragenden Steilwände veranschaulichen die Steinschlaggefahr, auf die die Schilder an der Strasse hinweisen. Ich komme nach Grön und biege dort von der Strasse ins Justistal ab. Die Strasse ist nun immer noch asphaltiert, verläuft aber nicht mehr eben sondern aufwärts. Jedes Jahr im Herbst gibt es im Justistal eine Chästeilet (Erklärung siehe Video). An der Strasse weist ein Plakat auf die diesjährige am 16. September hin.

Kurz vor der Brücke über den Grönbach bei p.1254 biege ich links ab Richtung Flüeloui und Obere Flüelouina. Bei der ersten Kehre steht ein Bauernhof. Zwei Kehren weiter steht neben der Strasse ein Holzbau, der zunächst aussieht wie ein Unterstand für einen Militärkontrollposten. Beim Näherkommen ist er jedoch zu meiner Verwunderung vorne geschlossen (eine untere und eine obere Tür). Die obere Tür ist einen kleinen Spalt offen, aber verriegelt. Ich schaue hinein und sehe in dem kleinen dunklen Hüttli zwei Geissen. Wie es mit den Tierschutzvorschriften ist, muss der Halter wissen, der die beiden dort eingesperrt hat. Eine Geiss kann sich da drinnen nur drehen, wenn die andere mitmacht. Habe mir auf dem Weg noch überlegt, ob das der Kerker ist. Dass wenn die Geissen fünfmal abgehauen sind, sie dafür eine Zeit in Kerkerhaft müssen.

Bis p.1420 ist der Wanderweg eine steile Fahrstrasse. Ab dort wird es nochmal steiler, jetzt ist es definitiv nur noch schmaler Wanderweg. Das Gelände und der Weg erinnern mich stark an den blau markierten Weg von der Alp Loch auf den Mutschen (Kanton SG). Dieser Weg wird jedoch besser unterhalten als der am Sankt Galler Rheintal. Die Erbauer und Erhalter haben sich in dem sehr steilen Gelände viel Arbeit gemacht und so erreiche ich, auch über zwei Leitern, sicher 1700m. Dort hat es eine Abzweigung, die in der Landeskarte nicht eingezeichnet ist. Rechts weg haben sie einen neuen Wanderweg angelegt, der direkt hoch zum Wanderweg weiter oben auf etwa 1800m führt. Ich möchte jedoch gerne zum Eingang Militärstollen ("Schafloch", 1780m) und gehe daher links. Den Eingang erreichte ich ohne Probleme. Da ich möglichst schnell aufs Rothorn wollte, ging ich jedoch nicht hindurch. Ich hätte ihn auch nicht für mich gehabt, im Stollen sah ich eine Stirnlampe leuchten.

Vom Schafloch nahm ich den Weg auf etwa 1800m, immer durchs Vorders Schafläger nach oben schauend, wo der Wanderweg auf ca. 1900m verläuft, der den Gipfelaufbau Rothorn umrundet. Ich steige ins Vorders Schafläger ein. Ich meine, auf Pfadspuren zu gehen, und bilde mir ein, dass die grünlich-gelben Flechten an manchen Steinen geheime Wegmarkierungen seien. Diese Theorie hält einer genaueren Prüfung jedoch nicht stand. Eher die schwarzen Markierungen sind ein gutes Zeichen, dass man auf einer guten Route ist, da die Schafe auch gerne bequem auf- und absteigen. Auf 1810m erreiche ich den gewünschten Wanderweg. Ich folge ihn um den Gipfelaufbau und erreiche das Sigriswiler Rothorn von Westen. Wegen vieler Wolken ist die Aussicht leider nicht so gut. Ich steige wieder ab und hinüber auf den Nordwestgipfel Rothorn. Ich würde gerne nach Norden über den Grat zum p.1921 absteigen. Es sieht mir von oben jedoch zu heikel aus und so gehe ich zurück zum Wanderweg, auf dem ich p.1921 erreiche.

Am Mittaghorn vorbei gehe ich bis p.1855. Für den Weiterweg entlang des Grates gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder absteigen, durchs Hinders Schafläger und wieder zum Grat aufsteigen. Oder zum Schäferhüttli absteigen und von dort mehr oder weniger kontinuierlich aufsteigen und den Grat erreichen. Ich entscheide mich für letzteres, da ich hoffe, mir am Schäferhüttli etwas zu Trinken und zu Essen kaufen zu können.

Am Schäferhüttli gibt es Getränke und Ziegenkäse. Nach einer Stärkung und einem Austausch mit der Äplerin gehe ich weiter. Der Pfad ist nun recht ausgesetzt und erinnert mich wiederum stark an die Flanke zum Rhein der südlichen Alpsteinkette. Ein Schild der Gemeinde Sigriswil weist darauf hin, dass der Weg schwer beschädigt sei und eine Begehung auf eigene Gefahr erfolge. Der Weg kommt mir jedoch nicht beschädigt vor. Klar ist er ausgesetzt, aber das geht in dem Hang nicht anders. Es ist jedenfalls kein Teil durch einen Rutsch weggerissen.

Ich erreiche den Grat und überlege, ob angesichts der fortgeschrittenen Zeit ein Besuch des Bursts noch drinliegt. Ich entscheide mich dafür und möchte anschliessend nicht auf dem Wanderweg, der sehr weit ausholt, zum Sichle absteigen, sondern weglos direkter. Genau so mache ich es. Beim weglosen Absteigen vom Burst bin ich zunächst noch auf Pfadspuren unterwegs, später komplett auf meine Orientierung angewiesen. Ich habe nicht ganz das passende Schuhwerk an für den steilen Abstieg im Gras, erreiche den Wanderweg auf 1780m jedoch sicher.

Ab Sichle möchte ich gerne dem in der Landeskarte eingezeichneten Pfad zum Schibe folgen. Der Pfad holt jedoch zu meiner Überraschung nicht wie in der Karte vermerkt zweimal nach links aus, sondern erreicht den Westabbruch des Schibe dem Grat folgend. Ab dort führt der Pfad, wie in der Karte eingezeichnet, direkt unterhalb des Abbruchs Richtung Süden. Zu meiner Überraschung ist bei "Solflue" direkt über mir eine Gemsherde mit vielen Jungtieren. Ein Tier pfeift mehrmals und viele Tiere klettern ein paar Meter höher. Die Späher kommen nah zu mir herunter wohl wissend, dass ich nicht zu ihnen hoch kann. Die restliche Herde bleibt in 10 Höhenmeter Entfernung. Ich traue mich nicht weiter, da ich bei Steinschlag weder in Deckung noch weg kann. Schliesslich erkläre ich dem Späher, der mir am nächsten ist, dass ich direkt unterhalb von ihm durch muss. Ich warte ein wenig, er schaut mich die ganzer Zeit mir grossen Augen an. Schliesslich laufe ich unterhalb durch und tatsächlich rühren sich die Gemse während dieser Zeit nicht und ich kann die Gefahrenzone hinter mir lassen. Von unten hätte man sehr schöne Fotos von der Gemsherde machen können. Von den Seiten, den sicheren Bereichen, konnte ich leider nur wenige Tiere fotografieren. Eindrücklich, in welch steilen Felswänden auch ganz junge Tiere schon unterwegs sind.

Nachfolgend erreiche ich über einen steilen Pfad den Ostrücken des Schibe. Am Grat entlang steige ich zum Gipfel auf. Hier überlege ich, ob die Besteigung der anderen Hengste zeitlich und kräftemässig noch drinliegt. Ich laufe entlang der Gratlinie los und erreiche noch vier andere Hengstgipfel. Das Gelände wird jedoch immer karstiger und nach rechts, wo ich absteigen möchte, gibt es immer ausgedehntere Karrenfelder. Ausserdem wird das Gelände weiter hinten recht trostlos (abgestorbene Bäume und die erwähnten Karren). Daher halte ich beim fünften Hengst inne und möchte mich an den Abstieg machen. Eigentlich würde ich gerne direkt zum Hüttli bei p.1770 absteigen und von dort Oberberg erreichen. Das Gelände ist jedoch so unübersichtlich und verkarstet, dass ich doch wieder auf dem Grat zurückkehre und diesen erst bei p.1952 verlasse. Der Abstieg nach Oberberg ist abenteuerlich (Gelände zerklüftet, Sicht schlecht).

Bei der Alp Oberberg angekommen ist es schon recht spät. Ich kann meinen Wasservorrat auffüllen und mache mich schnell an den Weiterweg. Ich nehme den Wanderweg und auf ihm geht es im Vergleich zu dem verkarsteten Gelände bei den Sieben Hengsten auch schnell voran.

Bei p.1862 steht die nächste Entscheidung an. Abstieg über Waldegg nach Beatenberg oder weiter wie geplant entlang des Grates zum Niederhorn. Ich entscheide mich für den Grat und quäle mich zum Gemmenalphorn hoch. Nach elf Stunden wandern sind meine Kräfte nicht mehr so frisch. Ab Gemmenalphorn über den Gratweg und Ausflug auf mehrere Gipfelchen entlang des Weges zum Burgfeldstand und weiter zum Niederhorn.

Das Restaurant auf dem Niederhorn war zu meiner Überraschung noch geöffnet und so gönne ich mir dort noch eine Flasche zu trinken, die ich während meines schnellen Abstiegs nach Beatenberg Hubel konsumierte.

Während des Aufstiegs zum Schafloch konnte ich gut die gegenüber liegende Seite des Justistals sehen. In der Karte ist durch die Steilwände ein Pfad eingezeichnet, der Bärenpfad. Ich schaute immer wieder hinüber und rätselte, wo man dort als Wanderer hochkommen sollte. Später während meiner Tour, als ich den Güggisgrat entlanglief, schaute ich oft die Abbrüche nach Nordwesten hinunter, ob ich Wegspuren ausmachen könnte. Ich konnte keinen Punkt ausmachen, wo der Bärenpfad auf den Güggisgrat münden würde.

Auffällig war, dass ich auf weiten Strecken meiner Wanderung allein unterwegs war, es jedoch auf dem Grat zwischen Gemmenalp- und Niederhorn zu so später Stunde viele Menschen hatte. Viele waren am Fotografieren, einige wollten wohl auch biwakieren. Sonst war ich nur auf und um das Rothorn auf eine nennenswerte Anzahl von Menschen gestossen.

Zeiten
07:12  Beatenberg Hubel 1137
08:00  Grön/Justistal 1124
09:45  Schafloch 1780
10:55  Sigriswiler Rothorn 2051
11:30  Rothorn Nordwestgipfel 2034
14:25  Burst 1968
16:00  Schibe 1955
18:25  Gemmenalphorn 2061
19:40  Burgfeldstand 2063
20:30  bis 20:45 Niederhorn 1964
22:15  Beatenberg Hubel 1137

Tourengänger: dani_


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