Mettelhorn 3406 m


Publiziert von basodino , 16. Juli 2022 um 10:40.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:15 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage 8:15
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto nach Täsch (Parkhaus) und dem Zug nach Zermatt
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel du Trift 2337 m, 8 Doppel-, 1 Einzelzimmer, 30 Lager, Halbpension, tagsüber Restaurantbetrieb

Es stand schon lange auf meiner Liste - und es ist wohl unumstritten einer der schönsten Aussichtspunkte der Schweiz - das Mettelhorn. Nur entweder waren es mir zu viele Höhenmeter oder zu viel Invest, um da kurz mal raufzusteigen. Dieses Mal bei perfekter Wettervorhersage nutzten wir aber die Chance.

Zermatt als solches ist nicht so ganz meine Welt. Zu viele Leute, zu teuer, zu erschlossen. Zum Glück gibt es eine Ausnahme. Nordwestlich von Zermatt wirft sich der Triftbach ins Tal und eröffnet das einzige nicht durch eine Seilbahn erschlossene Gebiet ganz nah an Zermatt. So scheint es auch im Dorf beinahe vergessen, denn wir taten uns schwer eine Abzweigung von der Dorfstraße aus zu finden. Mit ein wenig Kartenstudium fanden wir aber den Triftweg, einen von drei Zustiegen zur Pension Edelweiß, die beinahe frech über dem Dorf thront. Wenn man mal den Abzweig gefunden hat, ist der weitere Weg gut bezeichnet. Zunächst zieht er mehrheitlich steil in vielen Kehren und kurzen Querungen empor, tangiert den steil herabfallenden Triftbach kurz und erreicht schließlich die Einkehrmöglichkeit, die wir aber ungenutzt ließen. T2, 45 min

Der Weg biegt nun flach ins Tal des Triftbaches ein und wechselt in der Folge flach und steil in schöner Weise ab und führt am rauschenden Bach entlang aufwärts. Ca. 10 Minuten vor dem Hotel du Trift fanden wir rechts unter einem Felsen eine Bank, die gerade danach schreit als Pause genutzt zu werden, hat man von hier doch die beste Aussicht auf das enge Tal. Danach geht es noch ein wenig hinauf und bald hat man das Hotel du Trift erreicht. T3-, 55 min

Der bestens aufgelegte Gastwirt begrüßte uns freundlich. Wir hatten Glück, dass wir durch den Anruf gestern noch ein Doppelzimmer bekommen hatten. An anderen Tagen war es besser gebucht. So nahm ich auf der Terrasse Platz und konnte allein von hier mehrere Gemsen, einen Steinbock und eine Reihe von Murmeltieren beobachten. Wirklich nicht der schlechteste Platz, an dem man einen Nachmittag verbringen kann. Das Abendessen war dann auch noch vorzüglich, was diesen ersten Tag schön abrundete.

Am nächsten Morgen konnten wir unserem Gastgeber ein Frühstück eine Viertelstunde vor der Zeit abringen. So kamen wir um 7.20 Uhr los und wanderten noch im Schatten des Morgens hinauf. Leider gibt es in der Hütte kein Trinkwasser, was ich aber nach wenigen Minuten an einem Bach von rechts korrigieren konnte, in dem ich hier meinen Trinksack füllte. Auch wenn weiter oben eine Schafherde unterwegs war, hat mir das frische, kalte Wasser nicht geschadet.
Nach einem ersten leichten Anstieg trennen sich die Wege zur Rothornhütte und zum Mettelhorn. Man ersteigt einen ersten Hang, nachdem man in ein Hochtal eintritt, welches bis zum Furggji führt. Wir kamen bald in die Sonne und schmierten uns mit Sonnenschutz ein, denn heute sollte es nur eines geben: SONNE!

Der Weg ist einfach und oftmals nicht mal steil. Speziell im Bereich der Triftchumme wandert man mehr als gemütlich voran. Weiter oben wird es dann wieder etwas steiler, aber nirgends fordernd. Auf etwa 3000 m verändert sich der Untergrund zu feinem weißlichen Geröll, welches etwas bröseliger daherkommt, der Weg bleibt aber gut. Wir machten auf ca. 3060 m nochmals eine Pause (nach ziemlich genau 2 Wegstunden) und konnten gegenüber 10 Tiere beobachten (mind. 3 Gemsen und 5 Steinböcke, bei zweien waren wir uns nicht sicher). Dann nahmen wir die Querung und kamen nach einer Viertelstunde auf den Kamm (nicht am tiefsten Punkt) bei einem Wegweiser. T3 (bis 3000 m eher T2), 2 h 15 min

Hier legten wir unsere Leichtsteigeisen an, die die folgende Gletscherquerung angenehmer machte, gibt es doch Stellen bzw. eine Passage mit Blankeis. Erfahrende Wanderer mögen auch ohne gehen (wie wir bei mind. einem anderen Wanderer beobachten konnten). Der Gletscher weist ein paar Spalten auf, die bei unserer Passage aber alle sehr eng waren und keine Gefahr ausstrahlten. Es ist und bleibt aber ein Gletscher, so dass jeder selbst entscheiden muss, welche Sicherheitsmaßnahmen er ergreift.
Es bleibt ein steiler Zickzackweg bis zum Gipfel. Dieser ist gut zu gehen, wenngleich er etwas steiler ist. Bis zu den Gipfelplatten bleibt es für mich bei einem T3, erst die letzten vielleicht 20 Höhenmeter kommen dann auf ein T4-, da man hier steil über Platten, Leisten oder in den Furchen dazwischen steigen muss. Der Gipfel als solches ist auch nicht eben geräumig, so dass wir uns bald eine Stelle knapp tiefer suchten, wo wir bequem unser Vesper auspacken konnten. T4-, L, 35 min

Der perfekte Tag hatte doch einen ganz kleinen Makel. Ein böiger Wind ließ uns während der Pause immer wieder ein wenig frösteln. So packten wir die kurze Hose auch erst nach dem Furggji im Abstieg aus. Dafür waren wir am Gipfel mit einem Panorama sondersgleichen beschenkt worden. Das wolkenlose Stahlblau hinter den Viertausender, der glasklare Blick bis ins Tal, ein Erlebnis, welches man im Hochsommer sicher nicht sehr oft hat. Und aufgrund der frühen Startzeit waren wir auch 40 Minuten am Gipfel ganz allein, bis 4 weitere Wanderer den Weg herauf fanden. Aber auch mit diesen Vieren ist das kein Vergleich zu anderen Orten rund um Zermatt, die mit großen Aussichten werben.

Im Abstieg machten wir an der Triftchumme eine dritte größere Pause. T4-, L, 1 h 25 min

Wenig unterhalb bogen wir nach links vom Aufstiegsweg ab. Man quert hier den beginnenden Bach, der gerade genug Wasser führte, damit wir nochmals ein wenig die Vorräte auffüllen konnten. Es sollte das letzte Wasser für eine längere Zeit bedeuten.
Der Weg führt zunächst absolut flach den Hang entlang und ist ein Panoramaweg erster Güte. Erst wenn der Südwestrücken des Wisshorns umrundet ist, beginnt er durch Lawinenverbauungen in weiten Kehren hinabzuführen. Aber auch von hier hat man weiterhin eine super Aussicht - von der Mischabel bis zum Matterhorn. Einmal riß mir eine Windböe den Hut vom Kopf und ließ ihn 30 Meter weit in die steile Flanke fliegen. Ich konnte ihn wieder holen und fand mich zwischen Edelweiß wieder. Nichts konnte an diesem Tag schief gehen.
Auf ca. 2500 m kann man nochmals zum Hotel du Trift abzweigen (Chüeberg). T3-, 45 min

Wir stiegen links ab. Durch lange steile Wiesenhänge zieht sich der Weg auch in Kehren, aber mehrheitlich nach links hinab und weist ab hier nach dem Schober von Recheten keine sehr auffälligen Landmarken mehr auf. Schließlich gelangt man an die Baumgrenze und in den ersten Schatten, wobei der Weg hier nochmals steiler und unangenehmer wird. Nun heißt es ein wenig beißen, denn allmählich hatten wir 1400 - 1500 - 1600 Höhenmeter Abstieg in den Beinen. Auch schöne Pausenpunkte werden jetzt rar. So liefen wir nur mit einer kleinen Pause bis Zermatt durch, wobei im untersten Abschnitt die Air Zermatt mit ihrem Start- und Landeplatz erstmals wieder sehr deutlich auf die Zivilisation aufmerksam machte - hier mehrheitlich akustisch. Bald quert man nach rechts und erreicht Zermatt noch vor dem Bahnhof und damit wieder Trubel, Leute, Elektroautos, was sich für mich immer wieder wie ein kleiner Schock anfühlt, wenn man vom Berg kommt. T3, 1 h 30 min

Am Bahnhof holten wir uns im Supermarkt erst einmal kalte Getränke und eine süße Belohnung, bevor es dann in einem vollen Zug zurück nach Täsch ging. Und so schön der Tag war, so machten mir allein die SFr. 27 Parkgebühr für 1 Tag plus 5 Stunden klar, dass es für mich ein seltenes Privileg bleiben wird, dort ein wenig Zeit zu verbringen. Ich werde diesen heutigen Tag aber in meiner Erinnerung als den perfekten Tag aufnehmen, der es gewesen ist und ich bin glücklich, ihn zusammen mit Tourinette erlebt zu haben.

Als nächstes ging es dann aufs Lagginhorn.

Tourengänger: basodino, tourinette


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Kommentare (2)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 18. Juli 2022 um 11:53
Hoi Basodino, falls du irgendwann wieder Zermatt aufsuchen möchtest... kleiner Tip von mir: das Taxiunternehmen "Christophe" in Täsch. Hab dort mein Auto parkiert und für 4 Personen 60 sfr. für Hin- bzw Rückfahrt UND Parken. bezahlt.
Aber wer SOLCH einen tiptoppen Tag auf dem Mettelhorn erlebt, der verschmerzt auch für einmal die hohen Parkgebühren.
Gruß aus Flachlandhausen
WoPo

basodino hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juli 2022 um 12:17
Hallo Wopo,

danke für den Tipp. Übrigens wurde es das Mettelhorn, nachdem Tourinette nach Lektüre Deiner so bildreichen Berichte übers Sonnighorn ein Veto eingelegt hat.

Dir auch weiterhin schöne Touren.

Gruß
Marcel


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