Langstreckenwanderung Worb – Interlaken Ost


Publiziert von ABoehlen , 13. Juli 2022 um 13:42.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:11 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 640 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Worb – Vielbringen – Rubigen – Jaberg – Thun – Hilterfingen – Oberhofen – Gunten – Ralligen – Merligen – Beatushöhlen – Sundlauenen – Neuhaus – Interlaken Ost, 51 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Worb Dorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Interlaken Ost

Vor einigen Wochen hat mich frmat mit der Beschreibung seines 115 km-Marsches durch den Schwarzwald wieder mal auf das Thema Langstreckenwanderung aufmerksam gemacht, dem ich auch sehr zugetan bin. Nach unzähligen Malen Wabern – Worb (dokumentiert aus früheren Jahren hier) und Worb – Thalgraben (noch nicht dokumentiert) fühle ich mich derzeit durchaus in der Lage, mal wieder etwas Grösseres anzupacken, wenn auch nicht gerade über 100 km ;-). Auch die vor einigen Wochen beim Schuhmarkt Langnau (im Emmental) erworbenen «Flachlandfinken», Marke Lowa haben mich bis anhin sehr positiv überrascht, denn allzuoft scheiterten derlei Unterfangen dann an Schuhen, die nach einer gewissen Zeit anfingen zu drücken, oder gar Blasen an den Füssen auslösten. Nach mehr als einem halben Jahr habe ich nun auch endlich wieder mal Ferien, noch dazu bei schönstem Sommerwetter, daher soll es gleich am ersten Tag der Woche losgehen.

Tagwache ist um 02:30 Uhr, Abmarsch um 03:20 Uhr. Auf den ersten Teil bis Thun gehe ich nicht mehr im Detail ein, dies wurde bereits ausreichend beschrieben, u.a. hier:
Da ich bei diesen Unterfangen jeweils auch die schwere Spiegelreflexkamera mitgeschleppt habe, gibt es zudem einiges an Bildern vom nächtlichen Marsch der Aare entlang zu sehen. Diesmal muss das Handy genügen und der Fairphone-Kamera sind bei schlechten Lichtverhältnissen leider keine brauchbaren Bilder zu entlocken – bei einem nachhaltigen Gerät muss man eben mit gewissen Kompromissen leben. Aber noch liegt ja der längste Tag weniger als einen Monat zurück, weshalb schon bald die Dämmerung einsetzt. Zuvor komme ich aber noch in den Genuss, die derzeitige Anordnung der Planeten Saturn, Jupiter, Mars und Venus (von rechts) mehr oder weniger in einer «Linie» bewundern zu können. Die Venus steht allerdings der Sonne schon recht nahe und wird bald vom Dämmerlicht überstrahlt. Die Sonne selbst zeigt sich dann im reizvollen Teilstück zwischen Jaberg und Uttigen das erste Mal. Auch die Menschen werden zu dieser Zeit allmählich munter. War ich bislang alleine unterwegs, begegne ich fortan zahlreichen Zweibeinern, meist von Vierbeinern begleitet.

In Thun lege ich eine Pause bei der Voliere in Schwäbis ein, welche unter anderem dem Zwecke dient, mich mit Sonnenschutz einzucrèmen, denn bis auf Weiteres wird Schatten spärlich bleiben. Ich folge nun zum ersten Mal dem rechten Thunerseeufer, während ich bislang immer am jenseitigen Ufer unterwegs war. Warum eigentlich? Auf den ersten Blick wirkt die Sonnenseite des Thunersees nicht besonders einladend zum Wandern. Die Dörfer liegen nahe beisammen und dazwischen gibt es kaum Lücken. Wo aber alles bebaut ist, sind Wälder mit schattigen Wegen Mangelware, stattdessen muss man mit Fahrsträsschen Vorlieb nehmen. Direkt am Ufer verläuft zudem die Hauptstrasse und wo nicht, sind die seenahen Bereiche privat. Mit anderen Worten; einen Uferweg gibt’s nicht! Am idealsten ist es, den ungefähr parallel zur Hauptstrasse verlaufenden Quartiersträsschen zu folgen, welche etwas erhöht liegen. Meist ist dies auch der markierte Wanderweg, allerdings nicht immer. Aber entgegen der Befürchtung ist das alles nicht ohne Reiz!

Während sich über die Hauptstrasse zu dieser Zeit (08:00 – 09:00) eine Blechlawine quält, ist es auf den kleineren Strässchen erstaunlich ruhig. Die Quartiere sind überdies sehr grün und die Vegetation erinnert eher ans Tessin als ans Berner Oberland. Da gedeihen Palmen in allen möglichen Grössen, Feigenbäume mit teils eindrücklichen Dimensionen und selbst Bananenstauden sind zu bewundern. Der See verhindert offensichtlich allzu kalte Temperaturen im Winter und die steil aufragenden, überwiegend bewaldeten Berghänge halten zudem den kalten Nordostwind (Bise) ab.

Es ist allerdings unumgänglich, zwischendurch wieder zur Hauptstrasse abzusteigen und auf kürzeren oder längeren Abschnitten dieser zu folgen. Zwischen See und Bergen bleibt nicht immer genügend Raum für einen separaten Wanderweg. Namentlich nach Gunten ist das auf einem längeren Abschnitt der Fall. Beim Schloss Ralligen beginnen dann bereits die Ausläufer des letzten Dorfes, Merligen. Hier muss ich den Akku meines GPS-Trackers, des Samsung GT-S6102 wechseln, um die Strecke lückenlos aufzeichnen zu können.

Ab Merligen wird das Seeufer sehr steil und oft felsig. Die Hauptstrasse verläuft dabei teilweise durch Tunnels und der einzige Wanderweg umgeht diese Hindernisse weiter oben. Da diese Strecke (sie wird Pilgerweg genannt) allerdings in einem regen auf und ab verläuft, kommen ordentlich Höhenmeter zusammen, obgleich die höchste Stelle lediglich etwa 740 m beträgt. Eher überraschend für mich ist der rege Wanderverkehr auf diesem Abschnitt, war ich doch bis anhin mehr oder weniger alleine unterwegs. Aber offenbar ist es eine beliebte Variante, den Besuch der Beatushöhlen mit einer Wanderung ab Merligen oder Beatenbucht zu verbinden. Bei den Höhlen selbst herrscht dann ein ziemlicher Trubel und ich bin froh, ist es auf dem Weiterweg Richtung Sundlauenen wieder viel ruhiger. Sundlauenen besteht nur aus einer Handvoll Häuser, die auf der einzig halbwegs flachen Stelle in diesem Bereich des Seeufers liegen. Danach folgt der Wanderweg der Hauptstrasse, wo der morgendliche Berufsverkehr längst vom Freizeitverkehr der Motorräder abgelöst worden ist.

In Neuhaus ist der See zu Ende, bzw. beginnt, wenn man sich an der Fliessrichtung der Aare orientiert. Theoretisch könnte ich dort den Bus besteigen, aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, bis Interlaken zu kommen, aber das ist nun definitiv kein Genuss mehr. Schnurgerade geht es entlang der Hauptstrasse unter brennender Sonne einem Ziele entgegen, das vorderhand nicht näher zu rücken scheint. Nach und nach künden aber immer zahlreicher auftretende Gäste aus aller Herren Länder davon, dass der wohl bedeutendste «Touri-Hotspot» des Berner Oberlandes nicht mehr fern sein kann. Im Ort selbst geht es zu und her wie in einem Ameisenhaufen, aber dank der sehr breiten Gehsteige finde ich immer genügend Raum, um vorbeizuhuschen. Augen auf ist dennoch angesagt, denn manche fuchteln mit Selfie-Sticks herum, andere haben Fähnchen in ihren Händen, an denen sich bestimmte Reisegruppen zu orientieren haben… nun ja, wer’s braucht… Ich für meinen Teil bin froh, nach 10½ Std. in Interlaken Ost angekommen zu sein. Und das Wichtigste: zwar müde zu sein, aber nicht völlig entkräftet und ohne Beschwerden an den Füssen! So macht Weitwandern Freude!

Tourengänger: ABoehlen


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