Kurzbericht 

"Hitzetag" am Simplon - von der Alten Kaserne zum Hospiz


Publiziert von lorenzo , 13. Juni 2022 um 23:01.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 2530 m
Abstieg: 1685 m
Strecke:19,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Simplon Dorf, Alte Kaserne
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Simplon Hospiz
Kartennummer:LK 1309 Simplon, 1289 Brig, Swisstopo Skirouten; M. Brandt, Clubführer Walliser Alpen 6, SAC 1994

Nachdem ich letzten Oktober vom Pizzo Fne den Stichelgrat zum Monte Leone bewundert hatte, wollte ich diesen Sommer, solange hoffentlich noch genügend Schnee die Geröllfelder bedeckte, einen Versuch wagen. Optimistisch ging ich davon aus, dass das Zeitfenster von rund 10 Stunden bei etwas "Guzzi"  dafür genügen würde, was bei der, für den geplanten letzten Sonntag prognostizierten Hitze (abends meldete SRF Meteo in Visp 32,2 Grad) natürlich nicht ohne Schweissperlen abgehen würde, und eine entsprechende Getränkereserve unabdingbar machte.

Schon beim Zustieg brannte die Morgensonne unbarmherzig durch die Gondoschlucht, so dass ich für jeden schattenspendenden Baum dankbar war. Über der Baumgrenze nach Schwarzi Balma bestätigte sich zum Glück die Faustregel, wonach die Temperatur pro 100 Höhenmeter um 1 Grad abnimmt, der weglose Aufstieg über steiles Gras war aber auch so anstrengend genug, weshalb ich zuoberst auf der Moräne beschloss, auf die geröllübersäte Querung zum Passo d'Avino und den angeblich brüchigen Stichelgrat zu verzichten und stattdessen über den Alpjergletscher direkt den S-Grat anzusteuern. Trotz der Hitze erwies sich der aufgeweichte Altschnee als trittfest, und schon bald erreichte ich den Sattel 3320 und in schöner Kletterei den Gipfel des Monte Leone, den ich letztmals im Dezember 2013 vom Simplon aus mit Ski besucht hatte, und wo ich bei einer Pause die überwältigende Fernsicht in alle Himmelsrichtungen genoss.

Nun erwartete mich der schwierigste Abschnitt der Tour. Ich stieg konzentriert über den auch von M. Brandt Einzelgängern empfohlene WSW-Grat ab, der, wie ein Hochseil über dem Rhonetal und dem Valle d'Ossola aufgespannt ist und packende Tiefblicke und Aussichten gewährt, und mit mehreren interessanten Kletterpassagen aufwartet. Hier war es wegen dem böigen NW-Wind stellenweise so kühl, dass ich schliesslich Mütze und Handschuhe überzog. Beim Breithornpass angekommen, konnte ich es natürlich nicht lassen, der verlockenden Spur zum Breithorn zu folgen, das ich letztmals im Mai 1978 bei meiner zweiten JO-Tour besucht hatte. Vom Pass gelangte ich über den Homattugletscher und Firnfelder teils abrutschend bis zur Moräne rund 700 Höhenmeter weiter unten, und auf Pfadspuren und Wegen zum Hospiz, wo es sogar noch für die frühere Post um Viertel vor Fünf reichte.

Monte Leone

Aufstieg S-Grat: von der Alten Kaserne (1157m) weiss-rot über Egga (1588m), Alpje, Munigstaful (1931m) und Schwarzbedu nach Schwarzi Balma (2085m). W vom Bach W davon über Gras hinauf, E an P. 2312 vorbei und einen Felsriegel durch eine Rinne passierend (I) zu einer Moräne, und auf dieser, P. 2789 W passierend, zu P. 2876, T4. Nach N auf Geröll und Firnfeldern Richtung Alpjergletscher, der unter einem markanten Felsriegel über einen steilen nach NE führenden Firnhang erreicht werden kann. Am E Gletscherrand (Vorsicht wegen Spalten) nach N bis ca. 3150m, dann nach NE unter den Sattel 3320 (ev. Bergschrund), zu dem man über leichte Felsen (Pfadspuren) gelangt.  Zuerst W vom S-Grat (Pfadspuren, Steinmänner) dann über diesen in anregender Kletterei (I-II, eine Stufe mit Schlinge) auf den Gipfel (3553m), 4h 30min-6h, L.

Abstieg WSW-Grat: über den Gipfelgrat (2 Absätze I-II) hinunter zu einem flachen Gratabschnitt (ca. 3395m). Über eine Stufe (I-II) zu P. 3404, dann zuerst horizontal, dann steil ansteigend (I-II) zu P. 3425. Weiter über den Grat und P. 3356 passierend zu einem Sattel ca. 3345m, auf Firn zu P. 3393 und zuletzt z.T. wieder auf Fels zu P. 3374 und hinunter (Pfadspuren) zum Gletschersattel des Breithornpasses (3334m), 1h 30min-2h, WS.

Abstecher zum Breithorn: vom Breithornpass (3334m) P. 3402 E umgehend und über die NE-Flanke auf den Gipfel (3437m) und zurück, 30min, L.

Abstieg zum Simplon Hospiz
Vom Breithornpass (3334m) ungefähr entlang der Skiroute über den Homattugletscher (Vorsicht wegen Spalten), dann auf Geröll und Firnfeldern N unter dem Homattupass (2866m) und unter der Hübschhorn NE-Flanke bis ca. 2630m, auf der Moräne und Pfadspuren zu P. 2362, und auf dem eingezeichneten Weg, und zuletzt weiss-rot und gelb zum Simplon Hospiz (1998m), 1h 30min-2h, L und T3.

Insgesamt 8h-10h 30min.

Verhältnisse: bei leichtem NW-W-Wind sonnig und warm mit morgens Schleier- und nachmittags Quellwolken. Auf dem WSW-Grat bei Böen kühl. Altschnee auf dem Alpjergletscher, am WSW-Grat, auf dem Homattugletscher und den Firnfeldern unter dem Homattupass und der Hübschhorn NE-Flanke  grösstenteils trittfest. Alte Spur zwischen dem Breithornpass und dem Breithorn. Homattugletscher zuoberst blank (Einstieg am N-Rand), darunter und auf den Firnfeldern gespurt.

Material: Helm, Leichtpickel und -steigeisen (beides nicht gebraucht) zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 8.15 Start, 10 Uhr Schwarzi Balma, 11.15 P. 2789, 12.15 Sattel 3320, 13 Uhr Monte Leone, 14.45 Breithornpass, 15 Uhr Breithorn, 16.30 Simplon Hospiz.

Tourengänger: lorenzo


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