Hochtour mit gewittrigen Schauern vom Simplonpass über Breithorn und Alpjergletscher zum Monte Leone


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 30. Juli 2023 um 00:13.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:18 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 

Am frühen Morgen parkte ich am Simplon Hospiz und folgte anschließend dem Wegweiser Richtung Monte-Leone-Hütte. In über 2400m bog ich nach rechts ab. Ich hatte ein Steinmännchen und eine Wegspur ausgemacht. Ich folgte ihr bis etwa 2600m Höhe. Dann war keine Fortsetzung mehr zu erkennen. Die Route Richtung Breithornpass war aber klar. Im Blockwerk entdeckte ich Markierungspunkte. Der erste ist grün, weitere rot, aber nicht immer leicht zu finden. Oberhalb des Blockwerks und des folgenden Trümmergeländes, das wegen vieler lockerer Brocken nur mit Vorsicht zu überschreiten ist, führten Steinmännchen auf einer Rippe gletschergeschliffener Felsen weiter. Dort ist der Aufstieg angenehmer als im Bereich darunter. Ganz links stieg ich weiter oben im Firn auf. Dieser geht schließlich in Blankeis über. So querte ich nach rechts zu einer anderen Rippe. Dort konnte ich aufsteigen, unterwegs gab es ein paar Kletterstellen (I). Rechts davon befindet sich ein Gletscherarm, der teils blank, teils firnbedeckt war u. Spalten aufweist. Etwas unterhalb des Breithornpasses endete "meine" Felsrippe. Die verbleibenden etwa 30hm konnte ich auf dem rauhen Eis, in das kleine Steinchen eingefügt waren ohne Steigeisen bewältigen. Über brüchiges Felsgelände links des Eisfeldes stieg ich anschließend weiter auf, bis ich dann auf rauhem, fast ebenen Eis zum Breithornpass queren konnte. Dort begann der Aufstieg über Felsgelände zum Vorgipfel des Breithorns und weiter am Grat neben Eis und Firn zum Gipfelaufbau. Am einfachsten ist es, links unterhalb von ihm im Firn zu queren, was ich jedoch nicht wusste. Ich kletterte über Felsen (I-II) zur ebenen Gipfelfläche hinauf.

Kurzeitig nebelte der Gipfel ein. Bald besserte sich die Sicht aber wieder. Ich kletterte wieder dieselbe Route ab, bevor ich über buckeliges Gelände mit Gletscherresten mich dem Grat vor P.3393 näherte. Dunkle Wolken kamen währenddessen herangezogen. Am Grat angekommen fing meine Jacke plötzlich an zu knistern. Es klang jedenfalls anders, als wenn der Wind an der Kleidung zerrt. Auch hatte ich einen Pickel in der Hand. Plötzlich bekam ich einen Funken an einem Finger zu spüren! Gleich darauf ließ ich den Pickel fallen u. ging ohne ihn schnell noch zu P.3393, um diesen Gipfel betreten zu haben, anschließen schnell ein Stück bergab. Kurze Zeit später fand ich wenige Meter hohe Felsen, unter denen ich Schutz suchte. Es gab ein paar wenige Blitze am Himmel, nur kurz etwas Regen, dann zogen die dunklen Wolken südwärts weiter. Bald ging ich weiter Richtung Monte Leone. Erst stieg ich in die folgende Scharte ab, dann langsam abwärts über einen Firngrat, der vom felsigen Westgrat des Monte Leone durch einen tiefen Einschnitt abgetrennt ist. Er führt zu einem etwas steileren Gletscherhang, über den ich absteigen musste. Unterhalb der tiefsten Felsen naben einer Randspalte wollte ich queren, da kam der nächste Gewitterschauer herangezogen. So  suchte ich in der keine 3m tiefen Randspalte Schutz, die von einer leicht überhängenden Felsstufe begrenzt wird. Auch dieser Gewitterschauer zog in südlicher Richtung ab (es herrschte NW-Strömung). Bald brach ich erneut auf u. begann, den Gletscher zu queren. Weit unterhalb von mir konnte ich Spalten sehen, kurz oberhalb von mir auch eine. Ich konnte Überreste einer Skispur erkennen, der ich zu den Felsen unterhalb des Südgrates des angestrebten Gipfels folgte. Ich fand eine Möglichkeit, über die brüchige Flanke diesen Grat zu erreichen (I-II, T5+). Steinmänner führen gleich in die Flanke unterhalb der schroffen Gratfelsen. Weiter oben führt die Route direkt über den Grat. Am Gipfel angekommen, war es schon kurz nach 17 Uhr. Dort oben sah ich wieder dunkle Wolken heranziehen. Gegen 17.20 Uhr verließ ich ihn und stieg dieselbe Route ab. Leider ging ich an der Stelle unbeabsichtigt vorbei, wo ich den Grat beim Aufstieg erreicht hatte. Ich fand dann Begehungsspuren u. eine Abstiegsmöglichkeit über gestufte Felsen mit Schutt zum Gletscher (I-II, T6), über die ich vorsichtig abkletterte. Anschließend querte ich wieder den Gletscher entlang meiner Spur, wobei ich im weiteren Verlauf ca. 100hm aufsteigen musste. Am o.g. Firngrat erreichte der Wind, der den ganzen Tag unangenehm war, Sturmstärke! Einige Böen überschritten sicherlich 90km/h, weswegen ich zweimal in die Hocke ging, um nicht möglicherweise über den steilen Eis- bwz. Firnhang rechts hinabgeweht zu werden!

Darüber überschritt ich wieder den namenlosen, flachen Gipfel mit 3393m Höhe u. suchte ca. 10min. den PIckel, bevor ich ihn fand und weiter zum Breithornpass gehen konnte. Dort legte ich die Steigeisen an. Über den markierten Steig zum Simplon Hospiz musste ich zuletzt mit Lampe gehen, da es unterwegs langsam dunkel wurde.



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Kommentare (2)


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Plauscher hat gesagt: Du machst ja Sachen ;)
Gesendet am 31. Juli 2023 um 22:54
Pass auf dich auf, lieber Heidelberger Gipfelsammler.

Will noch mehr von dir lesen und dich auch gerne mal persönlich kennenlernen.

Herzlichst,
Plauscher

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: RE:Du machst ja Sachen ;)
Gesendet am 31. Juli 2023 um 23:04
Ich habe Dir schon vorgeschlagen, dass wir uns mal treffen könnten! Es ist schwierig. Jetzt bin ich fast nicht mehr in Garmisch, sodass die Schweiz für ein Treffen in Frage käme!


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