Gipfelrunde am Stockhorn


Publiziert von raphiontherocks , 30. Mai 2022 um 00:49.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum:25 Mai 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Chrindi - Sattelspitz - Stockeflue - Looherehürli - Därstetten

Tour: Wilde, anspruchsvolle Wanderung über die Nebengipfel westlich des Stockhorns bis hinab nach Därstetten

Route: Chrindi - Hinterstockensee - Oberstockenalp - Oberstockensee - Sattelspitz (1957m) - Pfaffli (1949m) - Wildestei / P. 1937m - Stockeflue Nordgipfel (1950m) - Stockeflue (1949m) - Looherehürli (1847m) - Flüeberg - Stigimaad - Därstetten

Wegbeschreibung: Von der Mittelstation Chrindi ging ich über den Felsenweg im Uhrzeigersinn um den Hinterstockensee zu P. 1615m und dort hinauf zur Oberstockenalp, die noch geschlossen zu sein scheint. Links führt der Wanderweg in ca. 15min wieder hinab zum Oberstockensee. Bis hierhin alles super markiert. T2.
Auf mein erstes Gipfelziel, den Sattelspitz, führt allerdings kein Wanderweg. Daher verliess ich den Wanderweg, der vom Oberstockensee zur Unteren Walalp führt, bereits nach ungefähr 100m nach links. Nun musste ich weglos im lichten Bergwald über mässig steiles, dicht bewachsenes Terrain aufsteigen. Hier flog ein entengrosser Vogel - evtl. ein Birkhahn - wenige Meter an mir vorbei; ich muss ihn aufgescheucht haben. Kurz darauf wurde das Terrain unterhalb des Gugeni deutlich steiler und ich wich nach links aus. Bald landete ich in einem Grashang, in dem ich kaum vorwärts kam und stieg deshalb im Speetbärgli einige Dutzend Meter in ein Bachbett ab und diesem folgend wieder dem Sattelspitz zu. Hier kam ich deutlich schneller und einfacher voran, nur unterhalb des Sattels (P. 1920m) zw. Pfaffli und Sattelspitz ist es kurz noch einmal etwas steiler und rutschig, ohne aber wirklich gefährlich zu sein. Trotzdem kamen hier stellenweise erstmals die Hände zum Einsatz. Auf dem Sattel sah ich zum ersten Mal den kurzen Grat, der mich zum Sattelspitz führen würde. Dieser überraschte mich erst schon ein wenig, da er stellenweise deutlich ausgesetzter war, mehr als ich es von der Karte erwartet hätte. Er war zwar leicht zu gehen, gerade im Gipfelbereich war es für einige Meter aber ziemlich luftig und da es auf beiden Seiten steil runter ging, sollte man sich hier keinen Fehltritt erlauben. Nach ungefähr 1h 30min stand ich auf dem Gipfel des Sattelspitz (1957m) und durfte im Gebiet P. 1900m zw. dem Sattelspitz und dem Sefenestock für einige Minuten ein gutes Dutzend Steinböcke beobachten. T4.
Nach ein paar Fotos und einer kurzen Trinkpause ging ich zurück zum Sattel. Von hier aus hatte ich eigentlich geplant, weiter dem Grat zum Pfaffli zu folgen, der ausgesetzte, mit feuchtem Gras bedeckte Grat und stellenweise eng beieinander stehende Tannen ohne jegliche Andeutung irgendeines Pfades überzeugten mich aber zur Routenänderung. So ging ich vom Sattel etwa 100 Höhenmeter hinab in Richtung Oberstockensee, querte dann den Hang nach rechts und stieg zum Wegweiser zum Wildestei / P. 1937m auf, sobald ich diesen erblickte. Von dieser Seite her ist das Pfaffli (1949m) dann einfach zu erreichen. T3
Vom Pfaffli ging ich dann gleich zurück zum Wildestei (1937m) und weiter zum Doppelgipfel der Stockeflue. Im Abstieg vom Wildestei konnte ich einem offiziellen Wanderweg folgen, der Aufstieg zum Nordgipfel der Stockeflue (1950m) war dann weitgehend wieder weglos, aber einfach. Auf den letzten Metern zum Hauptgipfel der Stockeflue (1949m) war ein durchgehender Weg vorhanden. Auf dem Gipfel gönnte ich mir meine Mittagspause. T3.
Von der Stockeflue könnte man eventuell direkt zum Looherehürli traversieren. Ich konnte von oben Wegspuren sehen, wusste aber nicht ob die von Kühen stammten und konnte nicht so recht abschätzen wie heikel das Gelände sein würde. Auf der Karte sind auf jeden Fall Wegspuren erkennbar. Um kein Risiko einzugehen, ging ich zurück zum Wildestei, von dort über den offiziellen, wenn auch offensichtlich kaum begangenen Wanderweg hinab zur Alp Oberi Lohere und an dieser vorbei wieder kurz ansteigend zum Joch unmittelbar neben dem Looherehürli, wo der Zustiegspfad zum Gipfel vom offiziellen Wanderweg abzweigt. T3.
Das Looherehürli (1847m) lässt sich durch einen Kamin auf der Nordwestseite bezwingen. Hier sind ein Drahtseil und ein Kletterseil montiert, wobei bei Ersterem sämtliche Zwischenverankerungen lose sind, wodurch die ganze Sache keinen allzu vertrauenserweckenden Eindruck macht. Ich brauchte hier zwei Anläufe, erst nach dem Zurücklassen von Rucksack etc. überwand ich den Kamin. Nach ca. 40 Höhenmetern ist das Gipfelkreuz erreicht. Überraschenderweise fand ich die Stelle im Abstieg einfacher, trotzdem war ich dann froh die Krux hinter mir zu wissen. T5, Kletterstellen II
Vom Looherehürli folgte ich dem Wanderweg über das Chäli und den Flüeberg zum Stigimaad hinunter. Bis zum Chäli ist der Weg noch stellenweise ausgesprochen steil, wild und morastig, spätestens ab dem Flüeberg aber nur noch langweilige Kiesstrasse bis Stigimaad. Von hier kürzte ich über eine Weide zum Scheuerbühl ab und stieg dann über Reichenbach zum Bhf. Därstetten ab. Ab dem Chäli war ich zunehmend deutlich langsamer unterwegs, die Knie machten sich bemerkbar. Das letzte Stück ist abgesehen von der schönen Landschaft wandertechnisch auch äusserst langweilig, daher war ich sehr froh, als ich endlich unten ankam. Ganz oben T3, dann bis zur Scheune oberhalb des Chäli T2, darunter T1.

Gipfel: Wenn man die beiden Gipfel der Stockeflue mitzählt, habe ich auf dieser Tour auf sechs Gipfel erklommen, von denen nur einer durch einen offiziellen Wanderweg erschlossen ist. Abgesehen von der Stockeflue waren sie mir alle namentlich unbekannt, auch wenn ich das Stockhorn und die Stockenseen seit meiner Kindheit doch schon gut kenne. Sie dürften auch den meisten anderen Wanderern unbekannt sein, so hatte ich doch ab dem Oberstockensee keine Menschenseele mehr angetroffen. Grundsätzlich war es eine schöne Tour in teilweise anspruchsvollem Gelände genau wie ich es mag, nur das Looherehürli war ein Krampf. Die Kletterei ist zwar spritzig und die Aussicht schön, aber alleine war es schon ein bisschen sketchy und ich bin sicher, es gibt lohnendere Gipfelziele bei gleichen Anforderungen und Panorama. 

Zeitbedarf: Ich war ziemlich genau 6h unterwegs, davon dürften ca. 5h 30min reine Gehzeit sein.
Chrindi ab: 11:30 Uhr / Sattelspitz ab: 13:15 Uhr / Stockeflue ab: 14:30 Uhr / Looherehürli ab: ca. 15:30 Uhr / Stigimaad: ca. 16:30 Uhr / Därstetten ca. 17:30 Uhr

Schwierigkeit: grösstenteils T3, den Schlussanstieg des Sattelspitz würde ich mit T4 bewerten, das Looherehürli definitiv mit T5 bei Kletterstellen im II. Grad. Das schwierige Stück beim Sattelspitz beschränkt sich auf wenige Meter steilen Grashang und ist im Abstieg etwas schwieriger, Ausrutscher wären hier tödlich. Das Looherehürli wird in anderen Berichten oft nur mit T4 bewertet, die Kletterei im Kamin erinnerte mich an den Schwander Grat am Vrenelisgärtli, den ich ebenfalls als T5/II einstufen würde. Es kann gut sein, dass mir die Stelle etwas schwieriger vorkam, weil ich doch schon etwas ausgepowert war und die psychische Anspannung etwas grösser war weil ich alleine unterwegs war. 

Anforderungen: Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, etwas Erfahrung in alpinem Gelände, Ausdauer (spätestens nach dem Looherehürli kam ich dann konditionell auch etwas an meine Grenzen).

Bemerkungen: Tour im Alleingang, würde ich nicht unbedingt empfehlen. Wer am Looherehürli einen Helm mitnimmt, macht auch nichts falsch.

Cheers,
raphiontherocks

Tourengänger: raphiontherocks


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