Übers Chällihorn auf die Kaiseregg
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Gestartet bin ich wieder von unserem Hotel in Schwarzsee Bad (www.badschwarzsee.ch) aus, meine Freundin und ihre Mutter haben mich zunächst begleitet. Wir sind wie bei der letzten Tour gemeinsam gemütlich auf der Fahrstrasse Richtung Unteri Rippa spaziert. Wir wollten eigentlich über die Wälschi Rippa direkt zum Pt 1416 (Stierenberg) und so zur Alp Untere Euschels gehen. Beim Pt. 1210 sind wir noch richtig abgebogen, dann aber dem Wanderwegweiser „Euschels“ gefolgt, der uns zur Alp Unteri Rippa (1366m) brachte. Nun über den Höhenweg zum Euschelspass zu laufen, erschien mir als einen zu grosser Umweg. So beschloss ich die direkteste Route zu wählen, quasi die Luftlinie: über den Sattel nördlich der Spitzflue. Den Weg bis zu diesem Übergang kannte ich bereits: Kreuz bei Pt 1378, Alp Brecca 1400m und Alp Rippetli (1483m). Nach dem blau-weiss markierten Aufstieg zum Sattel auf der anderen Seite auf einem schmalen Weglein (T4) wieder hinunter. Oberhalb der Geröllfelder auf ca. 1580m durch und rüber zur Alp Obere Euschels (1550m) gequert.
Bei dieser Alpwirtschaft setzte ich mich kurz auf die Terrasse und genoss einen Halbliter Eistee. Bei den anwesenden Jägern erkundigte ich mich nach den Verhältnissen auf dem Grat. Am Anfang sollte es gehen, gegen Schluss würde es aber felsiger werden, aber man könne nach Westen ausweichen.
Voll motiviert stieg ich also direkt die markante Rippe in der Westflanke zu Pt 1900 hoch (T4). Ab dort direkt rüber zum Chällihorn (1970m). Hier bekam ich einen ersten Vorgeschmack, was Zaza mit botanisch anspruchsvoll gemeint haben könnte: Kampf durch Tannen, welche die untersten Äste knapp über dem Boden spriessen lassen.
Vom Gipfelkreuz folgte ich einfach weiter der Krete und versuchte möglichst auf der Gratschneide zu bleiben (T6). Wenn die Klettereien den II-Grat überstiegen, wich ich in die Flanken (mal westlich, mal östlich) aus. Immer wieder führte der einfachste Weg unter niederen Tannen durch. Wie üblich zog gegen Mittag wieder Nebel vom Schwarzsee hoch. Es gab nun keine Tiefblicke mehr, dafür herrschte nun eine unglaubliche Stimmung. Endlich durfte ich live eine Glorie erleben, die ich bisher nur aus den Fotos von hikr.org kannte.
Auf dem letzten Zacken kam ich direkt auf dem Grat nicht mehr weiter. Das Abklettern im geschätzten III-Grat traute ich mir nicht zu. Also wieder ein paar Meter zurück und nach Südosten in der steilen Grasflanke absteigen, unter der Felswand hindurch und auf dem offiziellen Wanderweg wieder hoch zum Sattel Golmy (1912m). Ein paar Minuten später war der ganze Grat im Nebel. Da hatte ich nochmals Glück gehabt, denn im Nebel wären die Orientierung und der Abstieg wesentlich schwieriger gewesen.
Nach einer kurzen Mittagspause folgte ich weiter dem offiziellen Bergweg (T3) über den Kaisereggpass (2072m) auf die Kaiseregg (2185m). Die Aussicht oben war gleich Null, alles nur grau vor Nebel. Eigentlich wollte ich von hier weiter dem Grat zur Salzmatt folgen, oder direkt die Westflanke absteigen. Aber ohne Ortskenntnisse und bei dem Nebel wollte ich diese nicht riskieren. Ein Schild wies darauf hin, dass der Abstieg über die„Metzgertritte“ wegen Steinschlag gesperrt sei, wohin diese Tritte auch immer führen mögen. Ich wartete noch einige Minuten, aber der Nebel wollte sich nicht lichten. Wohl oder übel musste ich also auf dem gleichen Weg wieder runter zum Kaisereggpass.
Von dort folgte ich dem Wanderweg zur Salzmatt (T2). Kurz vor Pt 1872 riss dann der Nebel auf und die Kaiseregg erstrahlte im Sonnenschein. Das war ja nicht anders zu erwarten! Aber wenigstens sah ich nun auch wieder ins Tal hinunter und konnte so direkt der markanten Rinne folgend absteigen. Dadurch verkürzte sich der Weg zur Bergstation Riggisalp (1484m) erheblich. Dort warteten meine beiden Begleiterinnen vom morgen auf mich. Sie waren unterdessen auf dem Schwarzsee – Höhenweg hierher gelaufen und genossen den Nachmittag auf der Sonnenterrasse.
Von der Bergstation wählte ich eine ganz unkonventionelle Abstiegsmethode: auf einem Monster-Trotti. Mit diesem sauste ich ohne grosse Kraftanstrengungen hinunter nach Schwarzsee Gypsera (1047m). Der Rückweg am See entlang zum Hotel war dominiert von einer unglaublichen Atmosphäre, fast schon Weltuntergangsstimmung (siehe Bilder).
Fazit: Ein würdiger Abschluss meiner Kurzferien in Schwarzsee, Gratklettereien vom Feinsten und eine unbeschreibliche Begegnung mit einer Glorie. Nach dieser „botanische T6-Aktion der grimmigeren Sorte“ empfiehlt es sich übrigens in der Badewanne der Wanderkleider zu entledigen, sonst verstreut man die vielen eingesammelten Tannennadeln im ganzen Zimmer ;-)

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