Tödi ab Tierfehd
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Traumtour am höchsten Glarner
Der Tödi als Tagestour ab Tierfehd gehört eigentlich ins Palmares eines ambitionierten Skitourengängers - es ist DIE Tour in der Ostschweiz. Knapp 3000 Höhenmeter direkter Aufstieg und recht viel Distanz in abwechslungsreichem, wildem Gelände. Während Kollege
3614adrian - gemäss Nutzernamen - schon zur 7. Tödi-Besteigung ansetzt, sind für mich fast 21 (!) Jahre ins Land gezogen seit dem letzten Besuch auf dem höchsten Glarner. Und noch nie war ich mit Ski auf dem Gipfel, auch wenn der Traum einer Tagestour aus dem Glarnerland schon seit jeher lebt. Es muss einiges passen, damit dies möglich ist: Gute Verhältnisse (nicht allzu häufig von unten bis oben, der richtige Partner und die Kondition). An diesem perfekten Skitourentag hat's nun endlich geklappt und es war ein super Erlebnis, auch wenn die Kälte beträchtlich war und die Verhältnisse stellenweise nicht geeignet für eine schnelle Begehung waren.
Etwas vor halb fünf Uhr starten wir in Tierfehd. Nachdem wir beim Parkieren schon mal das Auto im Tiefschnee versenkt haben, hoffen wir, dass dies das einzige Malheur des Tages bleibt, und entscheiden uns dieses "Problem" nach dem Tödi zu lösen. Auf dem gut eingeschneiten Strässchen kommen wir effizient voran, passieren immer noch in der Dunkelheit Hinter Sand, wo es endlich beginnt etwas mehr zu steigen. Auf einer guten Spur steigen wir vom Täntiwang gleich links der Steilstufe (ohne Umweg über die Fridolinshütte) hinauf zur Gletscherzunge, wo es langsam hell zu werden beginnt. Wir staunen über die Szenerie: Der Gletscher ist unglaublich geschrumpft - der untere Eisbruch besteht fast gar nicht mehr und die Verbindung zum Toteis in der Ebene ist abgerissen. Zusätzlich sieht das Eis für den März gar nicht winterlich aus - steilere Bereiche sind komplett schneefrei. Bei beträchtlicher Kälte umgehen wir den Gletscherbruch links. Das geht sehr gut. Nach etwas steileren Hängen (ca. 35°) in der Falllinie des Bifertenstocks quert man angenehm aufs Gletscher-Plateau unter dem zweiten Bruch. Es gibt auch ältere Spuren, die den unteren Bruch rechts umgehen. Dies ist direkter, wenn man direkt zur Schneerus will, aber Eislawinen über der Spur zeigen, dass dies objektiv nicht ganz sicher ist.
Unter dem zweiten Bruch holen wir eine 6er Gruppe auf, die von Hütte kam. Als wir sehen, dass diese im Bruch bald die Steigeisen montieren müssen, entscheiden wir uns es durch die Schneerus zu versuchen, wo eine wenige Tage alte Spur liegt. Bis zu einer Engstelle geht das gut. Diese stellt sich aber als ein gefrorener Wasserfall hinaus. Mit rechtem Material liessen sich die ca. 4m senkrechtes Eis wohl ohne Probleme überwinden. Mit unseren Alusteigeisen und dem Leichtpickel kommt uns das aber nicht machbar vor und wir kehren um, um den anderen doch durch den Bruch zu folgen. Dort gibt es zwei ca. 5-7m lange Passagen mit hartem, spiegelglatten Winter-Blankeis. Obwohl es nicht steil ist, ist es für uns doch etwas ein Rumeiern mit dem Leicht-Material, geht aber. Darüber ist dann wieder Skiaufstieg angesagt. Noch 900 Höhenmeter liegen vor uns, aber das Panorama wird immer eindrücklicher. Endlich können wir auch in der Sonne aufsteigen, was die nach wie vor sehr tiefen Temperaturen erträglich macht. Bis ca. 3200 m.ü.M. gehen wir noch am Seil, verstauen es nachher aber im Rucksack. Mit guter Akklimatisation von zwei Wochen Engadin habe ich kaum mit der Höhe zu kämpfen und es bleibt nach Erreichen des Sattels zwischen Glarner Tödi und Piz Rusein noch Zeit für einen Abstecher auf die komplett flache, einzigartige Kuppe der ersteren. Dann flach rüber zum Piz Rusein, wo ich
3614adrian kurz vor dem Gipfel wieder treffe. Nach 6h 45min ab Start erreichen wir als erste den Tödi - angesichts der Verhältnisse nicht so schnell wie eigentlich möglich, aber das spielt keine Rolle. Wir geniessen die unglaubliche Fernsicht über den ganzen Alpenkamm und die Freude, diese Traumtour geschafft zu haben ist riesig.
Allzulang laden die frostigen Temperaturen bei bissiger Bise allerdings nicht zur Gipfelrast ein und wir rauschen bald wieder dem Tal zu. Der Schnee ist teils noch pulvrig, meist aber etwas gedeckelt. Das tut der fantastischen Abfahrt auf dem Bifertenfirn aber keinen Abbruch, denn die Szenerie ist einfach unvergleichlich. Im Gletscherbruch müssen wir noch einmal auf die Steigeisen umsatteln. Am Vortag wurde eine Eissanduhr mit Reepschnur zum Abseilen eingerichtet, von der wir gerne Gebrauch machen. Mit dem 30m Seil reicht es mehr schlecht als recht, ist aber mit Sicherheit angenehmer als abzuklettern. Allerdings braucht die Übung recht viel Zeit. Dass der Gletscher lebendig ist, zeigt sich durch verschiedene Eislawinen, die wir während des Tages beobachten, ein paar grosse Brocken gingen auch über unsere Spur. Die Abfahrt zur Gletscherzunge und zum Täntiwang ist weiterhin fast immer gut und pulvrig und macht viel Spass. Anschliessend sind mehrere Flachpassagen und kleine Gegenanstiege zu überwinden, vor allem bei Hinter Sand, wo die Ski für 30 Höhenmeter gebuckelt werden müssen. Da der Schnee aber noch hart ist, geht das relativ effizient. Nach 9 Stunden sind wir wieder unten - definitiv eine lange und strenge Tour, vor allem bei der Kälte und Verhältnissen, aber für mich mit Sicherheit das Highlight der Tourensaison.
Sicht von
3614adrian
Vielen Dank für den tollen Bericht und es war mir eine Freude dich bei deiner ersten (und sicher nicht letzten) Skibesteigung des Tödes begleiten zu dürfen. Auch wenn diese Tour quasi eine 'Trosttour' als Ersatz für (m)eine vielleicht etwas gar wilde Glarnertour hinhalten musste, kamen wir ja definitiv auf unsere Rechnung. Ob mit oder ohne Akklimatisation, leiden musste ich heute wohl mehr als du. Doch irgendwie gehört das beim Tödi ja dazu. Und bei meiner ersten Besteigung ab Tiefehd vor 15 Jahren habe ich mehr gelitten und den Gipfel nach 11 Stunden erreicht (hatten ab Hintersand alles gespurt). Heute glückte mir die 7. Besteigung des Tödi, allesamt mit Ski. Die erste datiert vom Jahr 2005 via Puntegliashütte. Die Zweite startete in der Planurahütte mit Aufstieg über die Porta da Gliems. Dreimal konnte ich bereits die Westwand besteigen (2008, 2009, 2019). Einen Versuch ab Tierfehd 2008 musste ich oberhalb der Schneerus aufgrund starken Föhns abbrechen.
Für Liebhaber von Zahlen: meines Wissens liegt der Rekord von Tierfehd zum Tödi und zurück (!) bei 3h45min von Gerhard Schneider 03/2019.
Durchgangszeiten:
Tierfehd: 4.23
Gletscherzunge: 6.40
Tödi (inkl. Versuch Schnerus und Glarner Tödi): 11.11
Tierfehd: 13.29
Der Tödi als Tagestour ab Tierfehd gehört eigentlich ins Palmares eines ambitionierten Skitourengängers - es ist DIE Tour in der Ostschweiz. Knapp 3000 Höhenmeter direkter Aufstieg und recht viel Distanz in abwechslungsreichem, wildem Gelände. Während Kollege

Etwas vor halb fünf Uhr starten wir in Tierfehd. Nachdem wir beim Parkieren schon mal das Auto im Tiefschnee versenkt haben, hoffen wir, dass dies das einzige Malheur des Tages bleibt, und entscheiden uns dieses "Problem" nach dem Tödi zu lösen. Auf dem gut eingeschneiten Strässchen kommen wir effizient voran, passieren immer noch in der Dunkelheit Hinter Sand, wo es endlich beginnt etwas mehr zu steigen. Auf einer guten Spur steigen wir vom Täntiwang gleich links der Steilstufe (ohne Umweg über die Fridolinshütte) hinauf zur Gletscherzunge, wo es langsam hell zu werden beginnt. Wir staunen über die Szenerie: Der Gletscher ist unglaublich geschrumpft - der untere Eisbruch besteht fast gar nicht mehr und die Verbindung zum Toteis in der Ebene ist abgerissen. Zusätzlich sieht das Eis für den März gar nicht winterlich aus - steilere Bereiche sind komplett schneefrei. Bei beträchtlicher Kälte umgehen wir den Gletscherbruch links. Das geht sehr gut. Nach etwas steileren Hängen (ca. 35°) in der Falllinie des Bifertenstocks quert man angenehm aufs Gletscher-Plateau unter dem zweiten Bruch. Es gibt auch ältere Spuren, die den unteren Bruch rechts umgehen. Dies ist direkter, wenn man direkt zur Schneerus will, aber Eislawinen über der Spur zeigen, dass dies objektiv nicht ganz sicher ist.
Unter dem zweiten Bruch holen wir eine 6er Gruppe auf, die von Hütte kam. Als wir sehen, dass diese im Bruch bald die Steigeisen montieren müssen, entscheiden wir uns es durch die Schneerus zu versuchen, wo eine wenige Tage alte Spur liegt. Bis zu einer Engstelle geht das gut. Diese stellt sich aber als ein gefrorener Wasserfall hinaus. Mit rechtem Material liessen sich die ca. 4m senkrechtes Eis wohl ohne Probleme überwinden. Mit unseren Alusteigeisen und dem Leichtpickel kommt uns das aber nicht machbar vor und wir kehren um, um den anderen doch durch den Bruch zu folgen. Dort gibt es zwei ca. 5-7m lange Passagen mit hartem, spiegelglatten Winter-Blankeis. Obwohl es nicht steil ist, ist es für uns doch etwas ein Rumeiern mit dem Leicht-Material, geht aber. Darüber ist dann wieder Skiaufstieg angesagt. Noch 900 Höhenmeter liegen vor uns, aber das Panorama wird immer eindrücklicher. Endlich können wir auch in der Sonne aufsteigen, was die nach wie vor sehr tiefen Temperaturen erträglich macht. Bis ca. 3200 m.ü.M. gehen wir noch am Seil, verstauen es nachher aber im Rucksack. Mit guter Akklimatisation von zwei Wochen Engadin habe ich kaum mit der Höhe zu kämpfen und es bleibt nach Erreichen des Sattels zwischen Glarner Tödi und Piz Rusein noch Zeit für einen Abstecher auf die komplett flache, einzigartige Kuppe der ersteren. Dann flach rüber zum Piz Rusein, wo ich

Allzulang laden die frostigen Temperaturen bei bissiger Bise allerdings nicht zur Gipfelrast ein und wir rauschen bald wieder dem Tal zu. Der Schnee ist teils noch pulvrig, meist aber etwas gedeckelt. Das tut der fantastischen Abfahrt auf dem Bifertenfirn aber keinen Abbruch, denn die Szenerie ist einfach unvergleichlich. Im Gletscherbruch müssen wir noch einmal auf die Steigeisen umsatteln. Am Vortag wurde eine Eissanduhr mit Reepschnur zum Abseilen eingerichtet, von der wir gerne Gebrauch machen. Mit dem 30m Seil reicht es mehr schlecht als recht, ist aber mit Sicherheit angenehmer als abzuklettern. Allerdings braucht die Übung recht viel Zeit. Dass der Gletscher lebendig ist, zeigt sich durch verschiedene Eislawinen, die wir während des Tages beobachten, ein paar grosse Brocken gingen auch über unsere Spur. Die Abfahrt zur Gletscherzunge und zum Täntiwang ist weiterhin fast immer gut und pulvrig und macht viel Spass. Anschliessend sind mehrere Flachpassagen und kleine Gegenanstiege zu überwinden, vor allem bei Hinter Sand, wo die Ski für 30 Höhenmeter gebuckelt werden müssen. Da der Schnee aber noch hart ist, geht das relativ effizient. Nach 9 Stunden sind wir wieder unten - definitiv eine lange und strenge Tour, vor allem bei der Kälte und Verhältnissen, aber für mich mit Sicherheit das Highlight der Tourensaison.
Sicht von

Vielen Dank für den tollen Bericht und es war mir eine Freude dich bei deiner ersten (und sicher nicht letzten) Skibesteigung des Tödes begleiten zu dürfen. Auch wenn diese Tour quasi eine 'Trosttour' als Ersatz für (m)eine vielleicht etwas gar wilde Glarnertour hinhalten musste, kamen wir ja definitiv auf unsere Rechnung. Ob mit oder ohne Akklimatisation, leiden musste ich heute wohl mehr als du. Doch irgendwie gehört das beim Tödi ja dazu. Und bei meiner ersten Besteigung ab Tiefehd vor 15 Jahren habe ich mehr gelitten und den Gipfel nach 11 Stunden erreicht (hatten ab Hintersand alles gespurt). Heute glückte mir die 7. Besteigung des Tödi, allesamt mit Ski. Die erste datiert vom Jahr 2005 via Puntegliashütte. Die Zweite startete in der Planurahütte mit Aufstieg über die Porta da Gliems. Dreimal konnte ich bereits die Westwand besteigen (2008, 2009, 2019). Einen Versuch ab Tierfehd 2008 musste ich oberhalb der Schneerus aufgrund starken Föhns abbrechen.
Für Liebhaber von Zahlen: meines Wissens liegt der Rekord von Tierfehd zum Tödi und zurück (!) bei 3h45min von Gerhard Schneider 03/2019.
Durchgangszeiten:
Tierfehd: 4.23
Gletscherzunge: 6.40
Tödi (inkl. Versuch Schnerus und Glarner Tödi): 11.11
Tierfehd: 13.29
Tourengänger:
Delta,
3614adrian


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