Monte Faierone 1715 m auf neuen, alten Wegen


Publiziert von basodino , 2. November 2021 um 17:22.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:29 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Gridone   I 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:12,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem PKW von Brissago bzw. Ponte danach abzweigen und auf einem schmalen, aber gut fahrbaren Fahrsträßchen bis zum Verbotsschild in Croce di Cortaccio, hier nur wenige Parkmöglichkeiten, 2 Kurven vorher etwas tiefer Wanderparkplatz angeschrieben
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben

Oft plane ich meine Touren mit geo.admin und den dort so hervorragenden Karten. Nachdem ich gestern schon einige Mängel im anschließenden Ausland erleben musste, setzte sich das heute leider fort, dieses Mal schon auf Schweizer Boden. Mit der Zeitreise kann man sich die Kartenstände der letzten Jahrzehnte anschauen und so fand ich in den 80er-Jahren ein Wegenetz auf der Südseite des Cruit (Gridone) und des Monte Faierone. Es ist schon erstaunlich, dass diese Daten weit besser sind, als die heutigen, denn ...

Wir fuhren hinauf nach Croce di Cortaccio, wo wir auf einem kleinen Platz vor dem Verbotsschild einen Parkplatz fanden. Wir folgten der Straße weiter bis nach Cortaccio und nahmen dort den Abzweig nach Rescerasca. Der Weg führt nach einer Brücke links ein wenig hinab in einen Tobel (man verliert so ca. 20 Höhenmeter) und jenseits in schönen Kehren wieder hinauf. Die eigentliche Alpe umgeht man linkerhand (heutzutage ist man da eher privat). Wir waren schon gespannt, da an der nächsten Verzweigung auf der Karte ein Abzweig nach links sein sollte. Der Weg führte in den 80er von Alpe zu Alpe auf italienischer Seite immer weiter, endet heute aber nach wenigen Metern - zumindest auf der Karte. T2, 45 min

Um so erstaunter waren wir, als wir einen soliden Wegweiser vorfanden, der sogar genaue, wenngleich sehr strenge Wegzeiten zu den besagten Alpen anzeigte. Die Spur verlor sich mitnichten und war für die nächsten Stunden bestens mit Wegzeichen versehen und es fanden sich auch Ketten und Tritte an den etwas schwierigeren Stellen. Verlieren konnte man den Weg nicht, auch nicht im Herbst mit Laub überall.

Statt der 15 min brauchten wir dann 20 min bis zur Alpe Frignago, die heute nur noch aus Ruinen im Wald besteht, dafür aber eine tolle Karte angenagelt hat, welche alle Wege auf der italienischen Seite deutlichst anzeigt (siehe Bild in der Galerie), deutlicher, als sie dann manchmal in Wirklichkeit sind, aber immerhin ein wesentlicher Erkenntnisgewinn im Vergleich zu den Schweizer Karten, die hier wirklich nicht auf dem Stand sind.

Weiter meist die Höhe haltend in leichtem Auf und Ab machten wir auf der Alpe Aurone eine kleine Pause, erreichten die Alpe Cacciavino nicht ganz, da der Weg oberhalb eine Kreuzung bildet, an der wir nach halbrechts die Querung fortsetzten. Hier sollte es in den alten Karten einen direkten Weg hinauf auf den Monte Faierone-Ostgrat geben. Mir kam Andreas Seeger in den Sinn, der hier sicherlich die schwache Spur aufgenommen und bis hinauf zum Ziel geführt hätte. Wir waren ein wenig feiger und querten weiter, was einem aber auch nochmals 50 Höhenmeter kostet, bevor man den Wegweiser zum Monte Faierone findet. T2, 1 h 20 min

Mit der Bequemlichkeit war es jetzt vorbei. Der Weg geht sehr steil durch den Wald hinauf, zunächst noch durch eine Flanke, später über einen Rücken. Phasenweise ist der Untergrund überhaupt nicht gestuft, so dass man kaum einmal den Fuss als Ganzes aufsetzen kann, sondern längere Passagen fast nur auf den Fußballen geht. Da man aber immer wieder Wegzeichen findet, muss ich davon ausgehen, dass genau das auch der Weg ist. Weiter oben lichtet sich der Wald und der Rücken flacht ab. Hier wird es dann richtig hübsch. Zum Gipfel steilt es nochmals auf, der Untergrund ist jetzt aber freundlicher und 2 Ketten helfen über die kurzen Kraxelstellen hinweg (einmal I). T3+, I, 1 h 35 min

Nach einer ausgiebigen Pause, dieses Mal mit etwas Wind und doch auch kühler, stiegen wir dann über den Nordgrat hinab in eine Senke, wobei man auf eine kleine Felsstufe trifft, die im Abstieg mit Vorsicht zu begehen ist. Im Aufstieg zur Punta Fronzina gibt es eine Stelle, die mit einer Kette gesichert ist und die weit leichter ist, als sie von der Ferne aussieht. T3, 35 min

Im Abstieg in die nächste Senke sind die Wege dann etwas weniger klar. Anfangs weicht man eher rechts aus, dann eher links. Schließlich erreicht man den tiefsten Punkt mit 1646 m, den Passo di Percadugine. Vermeintlich kann man etwas tiefer rechts eine Spur erkennen und das korrespondiert auch mit den Wegfragmenten in der Karte. Auch hier ist die Karte aus den 80er überlegen, denn wie wir mag unten rum bereits das eine oder andere Schaf gelaufen sein, aber im hohen Gras gibt es kein Trassee, welches sich verfestigt hätte. Weiter oben vermute ich, dass die markierte Route für bessere Verhältnisse gesorgt hat. Bei der Ruine von Alpino (1628 m) haben wir die Spur am Ende einer hohen Wiese dann tatsächlich wieder gefunden. Die tiefere Querung bis dahin ist nicht nur anstregender, sondern auch technisch etwas anspruchsvoller (T4-). Mit dem guten Gefühl, die Spur wiedergefunden zu haben, querten wir über die Grenze zur Alpe Pianone, wobei auch hier die Spur nicht immer ganz klar ist und sich in einem eher schlechten Zustand präsentiert. T4-, 1 h 10 min

Nun geht es nur noch gut 600 Höhenmeter hinab, wobei der Weg als solches auch eher tessinerisch als komfortabel ist. Schmal und teilweise abschüssig ging das doch ein wenig an die Substanz. Zurück in Rescerasca wird es dann wieder gemütlicher und der Bogen schließt sich. T3, 1 h 05 min

Insgesamt muss ich mich wundern, dass der Weg von Rescerasca nach Cacciavino auf den heutigen Karten nicht mehr zu finden ist und dass er in dieser Strecke auch von den Hikr unentdeckt geblieben ist. Er läutet eine Rundtour ein, die von der Schweizer Seite aus zwei schöne Aussichtsgipfel erschließt und für die fitteren auch noch eine Überschreitung des Cruits zuließe. Für uns war es mit dem Wetterwechsel am nächsten Tag die letzte Tour im Süden und so blieb nur noch eine kürzere Tour im Fön auf der Rückfahrt.


Tourengänger: basodino, tourinette


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