Pfeiler - herrliches Steilgras


Publiziert von Nyn , 11. November 2021 um 13:49.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:24 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lechtalstraße ab Reutte Richtung Warth. Zwischen Abzweig Griesau und Elbigenalp Abfahrt nach Köglen nehmen. P direkt danach links

Herrlich einsame, mittelschwere Steilgrastour durch die Südwand, die mehr Aufmerksamkeit verdient.

Die Routenkombi mit Aufstieg von Süden direkt zum Gipfel und Abstieg über den Ostgrat wurde bereits mehrfach beschrieben, so konzentriere ich mich auf Ergänzungen und zeige wie immer viele Bilder.

Im unteren, noch zunächst flacheren, aber ebenso weglosen Teil ab Kehre 12, kann ich mich schonmal warmlaufen. Die markante Rinne, die bis zum Ansatz der Gipfelwand führt, gibt die allgemeine Richtung vor. Ich bleibe zunächst rechts von ihr und folge dem anfangs flachen, dann kuppiert schon steilerem Gelände. Ich quere ca 50 hm unter dem stark aufsteilendem Gipfelaufbau an geeigneter Stelle nach links hinüber, um die markante und logische Ecke anzusteuern, an der die finale vom Tal aus supersteil wirkende Gras"flankenrampe" beginnt.
Diese ist über etwa 150hm in herrlichem Steilgras hochzukraxeln, unten echt auch stoil!, jedoch gut gestuft und mit wenigen Felsen durchsetzt, oben dann flacher, aber mit recht viel liegendem Gras. So kommt auch mein Kurzpickel wiederholt zum Einsatz - dessen Mitnahme und Benutzung ich durchaus empfehlen kann.
Ich komme wenige Meter links des Kreuzes aus der Wand.

Nach meiner Einschätzung werden 60 Grad Neigung nirgends erreicht, wie teils beschrieben. Damit ist diese Südwand insgesamt leichter, wenn auch anhaltender steilgrasig als z.B. der Feuerstein
Mehr als 50 Grad sind es aber allemal, auch fordert der Ostgrat im oberen Teil nicht ganz feste Kletterei um I. Wer hier schwindelig ist, oder es die je nach Jahreszeit unterschiedlichen Verhältnisse eventuell so erfordern, (etliche Passagen sind direkt am Grat extrem ausgesetzt auf schmalen Tritten über der fast senkrechten Nordflanke zu bewältigen) der kann auch den Aufstiegsweg (wie z.B. Nik *grusel*) wieder runter.

Ob man vom Luxnacher Sattel über den Westgrat auch hierher kraxeln kann, habe ich leider nicht einsehen können. Im AVF Allgäuer Alpen (ältere Ausgabe) steht über den Pfeiler kein einziges Wort.

Mein Abstieg erfolgt über den im weiteren Verlauf breiteren, dann auch bewaldeten herrlich zu gehenden und aussichtigen Ostgrat. Zuletzt finde ich nur noch wenige Spuren, bis ich schließlich zur Sprengers Hütte runter kann. Ein guter Fahrweg führt von da durch die ganze Flanke mit etwas Gegenanstieg zurück zu meinem Abzweig von heute morgen. Die 12 Kehren hinab ziehen sich dann etwas, dafür ist der Forstweg aber schön knieschonend!

ACHTUNG:
Die in Karten eingezeichnete Wegspur, die schon nach dem ersten schwierigen, felsigen Stück des Ostgrats durch die Lawinenverbauungen hinab nach Süden verlaufen soll, habe ich von oben kommend nicht finden können. Wo es da vom Grat weggehen soll, ist mir vollkommen unklar, ich fand keinerlei Spuren oder Markierungen. Womöglich ist seit dem Beginn der Sanierung der Verbauungen, die die gesamte Flanke rechts der Südrippe umfasst und nachwievor im Gange sind, keiner oder kaum mehr wer diese Variante gegangen.

WICHTIGER HINWEIS (Stand 10/2021)
Sprengungen sind dort, wo Verbauungen sind, überall von Mo-Fr, von 8 bis 17 Uhr angezeigt, weshalb unter der Woche dort (rechte Südflanke zum Ostgrat oder hinüber zur Sprengers Hütte auch (?) nicht lang gegangen werden kann! (s. Warnschild)

FAZIT
Sehr lohnend, wenig bekannt.

Tourengänger: Nyn


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 11. November 2021 um 14:47
Glückwunsch zur schönen Steilgrasfahrt!

Mir fällt es ja immer etwas schwer, im Gelände die Steilheit einzuschätzen - für Hänge über 40 Grad gibt es mittlerweile ja auch ein Angebot über die openslopemap. Mit der Farbgebung tue ich mich da etwas schwer, aber wenn ich das richtig lese kommt man da so bei 46-49 Grad heraus, vielleicht auch bis 55. Wobei bei der Auflösung von 10 Metern natürlich auch kurze Stellen steiler sein könnten und das nur bei relativ gleichmäßigen Hängen ohne (Fels-)abbrüchen aussagekräftig ist, was hier ja aber der Fall ist.
VG Sven

Nyn hat gesagt: RE: Steilheit schätzen
Gesendet am 11. November 2021 um 15:14
Das ist echt schwer. 75 Grad kommen einem z.B. subjektiv fast senkrecht vor. Und wer hat schon einen Neigungwinkelmesser dabei?
Notbehelf: Skistock o.ä. 1x senkrecht hoch, 1x waagrecht zum Hang. Ist das etwa gleich ~45Grad.
Problem dabei: Ohne ein Wasserwägelchen ist die Senkrechte und Waagrechte kaum von Hand hinzubekommen.

Danke für den Link zu openslopemap, Sven. Diese Seite kannte ich nicht. Bisher habe ich ggf bei bergfex gelinst, aber dort ist halt bei 45Grad Schluß.

Im Endeffekt kommt es auf ein paar Grad mehr oder weniger nicht so an. Bei Steilgras entscheidet nach meiner Einschätzung mehr die Stufung, Dicke und der Grüngrad der Büschel, ev Feuchtigkeit und die Schichtung/Beschaffenheit des Untergrunds unter dem Gras.

Von den Sachen, die ich bisher steilgrasig gemacht habe, würde ich nachwievor den Feuerstein als das Heftigste einschätzen, zwar relativ kurz supersteil, aber die Passage hat definitiv >55, eher 60 Grad und das bei sehr schwacher Stufung und leichter Schotterauflage

VG, Nyn

Nic hat gesagt: RE: Steilheit schätzen
Gesendet am 11. November 2021 um 20:58
Nette Tour. Hab ich als lohnend in Erinnerung. Du scheinst ja im Oktober ne Menge Zeit gehabt zu haben. Bin fast ein wenig neidisch. ;)

VG Nico

Nyn hat gesagt: RE: Zeit
Gesendet am 11. November 2021 um 21:19
Hallo Nico,
hab halt fast meinen ganzen Urlaubs aufgespart auf den Herbst. War etwas Glück dabei wegen des Wetters und noch viel mehr Glück am Hörnlegrat...

Bergmax hat gesagt: Steilhang
Gesendet am 11. November 2021 um 21:02
Hallo Nyn,

besten Dank für diesen interessanten Bericht. Hast ja in letzter Zeit einige tolle Sachen gemacht (und überlebt :-).

Gerade bei Fotos schaue ich auch ganz gerne auf Bäume, um die Hangneigung einzuschätzen. Die Stämme sind ja meistens ziemlich senkrecht. Gerade "schwarze" Skipisten wirken mit der Methode oft plötzlich erstaunlich "flach".
Das klappt natürlich nur, wenn in dem Gelände überhaupt Bäume wachsen...

Viele Grüße

Max

Nyn hat gesagt: RE: Steilhang
Gesendet am 11. November 2021 um 21:22
Hi Max,
guter Tipp mit den Bäumen

VG, Markus

Nic hat gesagt:
Gesendet am 11. November 2021 um 21:22
Ich bin übrigens bei meiner Tour durch die Lawinenverbauungen runter. Erst oben dem Ostgrat gefolgt und an geeigneter Stelle rechts hinab. Kann es aber nicht unbedingt empfehlen. Ist schon sehr steil im oberen Bereich und auch von oben kommend unübersichtlich.


Kommentar hinzufügen»