Mont Avic (3.006 m) und Monte Iverta (2.933 m) - welch spanndende Rundtour!


Publiziert von panodirk , 27. Oktober 2021 um 17:00.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum:23 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2070 m
Abstieg: 2070 m
Strecke:19,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gute Straße bis Covarey, kurz vor Veulla von Champdepraz, relativ großer Parkplatz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:keine, eventuell Rifugio Barbustel
Kartennummer:Escursionista 13 (Valle Centrale)

Der Mont Avic steht schon sehr lange auf meiner Wunschliste, doch die deutschen Tourenbeschreibungen sind sehr mau und kaprizieren sich auf ein F (leicht, Rother Gebietsführer) und bei hikr wird man ja auch mit lauter T4en zugeschüttet. Ich war dann bei der Tour ernsthaft überrascht, dass der Gesamtcharakter (besonders im Herbst) nichts, aber auch gar nichts mehr mit einem T4 oder einem F gemein hat. Die Kletterstellen - vor allem auf der Nordseite -  haben es in sich und sind nicht einfach! Die Kletterei, wenn es sich auch nur um gute 50 Höhenmeter handelt, ist lang und anhaltend - und vor allem ausgesetzt. Man muss sehr sicher unterwegs sein!
Der Fels hingegen ist fest und gutgriffig, die Schwierigkeiten überschreiten ein II nicht. Es ist dadurch trotzdem eine T5-Genusstour! Und sehr lohnend! Man muss es nur wissen!
Nachdem meine Psyche im Avic-Abstieg doch wirklich zu leiden hatte, habe ich den wunderbaren und durchweg einfachen Monte Iverta zum Seelentrost überschritten - eine gute und schöne Idee!
Heute habe ich gefühlt tausend Mal den Weg verloren. Für den GPS-Track, den ich trotzdem anhänge, schäme ich mich. Es macht durchaus Sinn, sich auf diese Tour ausgiebig vorzubereiten. Es ist alles nicht so einfach, wie es ausschaut...

DIE TOUR:
Die ersten zwei Stunden verlaufen absolut problemlos und recht wenig unterhaltsam auf dem Weg 6, außer dass ich überholt wurde; dieser italienische ältere Herr war sehr fit und machte locker 800 HM pro Stunde.
Dann mein erster Fehler: An Punkt 2.444 m folgte ich den Steinmännern nach rechts vom Weg weg. Ich dachte, dass hier der alternative Normalweg beginnt. Doch weit gefehlt: Eine spätere Bildrecherche zeigt, dass diese Vermutung vollkommen blödsinnig war und kein sinnvolles Durchkommen durch die Felswände gegeben war. - Was ich später verstand: Man kann hier abbiegen und durch das Tälchen hochsteigen, um sich den Umweg, den Weg 6 und 6A über die alte Mine nehmen, zu ersparen. Auf 2.650 trifft man dann wieder auf Weg 6A, verlässt ihn dann aber auch gleicher wieder an einem deutlichen Steinmann. Mit meinen lustigen Ausflügen habe ich eine ganze Stunde bis hierher benötigt, aber es sollte auch deutlich schneller gehen.
Hier beginnt der Normalweg auf den Mont Avic: Zahlreiche Steinmänner weisen den Weg (oder auch nicht) und auch ein roter Farbeimer war vor nicht langer Zeit hier unterwegs. Egal wie, der Weg ist klar: Man wendet sich nach Osten und steigt an einigen netten Seen vorbei auf den Geröllkegel, der aus der Scharte vor dem Mont Avic herabzieht, zu. Hier ist der rote Farbeimer recht erfinderisch und bleibt weit unten, um dann die flachste und wiesendurchsetzte Variante des Aufstiegs zu finden (das ist im Aufstieg sehr angenehm). Weiter oben vereinigen sich alle Wege und nach kurzer Zeit führt der Weg nach rechts in die Felsflanke und außerordentlich angenehm hoch bis in die Scharte auf ca. 2.950 m. - Nun beginnt die Kletterei: Zuerst einfach und teils in Gehgelände führt es hinauf bis zu einem sehr irritierenden roten Pfeil. - Ich kann keine Antwort darauf bieten, was uns der rote Farbeimer verraten will: Will er uns etwa in eine südseitige Umgehung des Grates führen? Das war aber so heikel und unangenehm, dass ich die Frage ungeklärt ließ und lieber den bewährten Steinmännern gefolgt bin. Diese führten in die Nordflanke und überwinden die eine oder andere durchaus fordernde IIer-Stelle. Mit Drei-Punkt-Sicherung alleine ist es nicht getan: Man muss teilweise richtig suchen und große Schritte wagen und das alles bei unter Null Grad mit rutschigen Tritten und kalten Fingern! Heute war das für mich unangenehm; im Hochsommer lachen wir alle darüber! - Noch ein paar Minuten konzentrierte Kletterei und ich stehe am sehr schmalen Gipfel, der mit einer Madonnenstatue verziert ist. - Vom Beginn des Normalwegs sind es eine knappe Stunde hierher!
Ich verkroch mich direkt in eine Nische am Vorgipfel, so unangenehm war der auffrischende Südwestwind bei unter Null Grad.
Ich hatte veritablen Respekt vor dem Abstieg und habe lockere 30 Minuten bis zurück in den Einschnitt benötigt. Bei wärmeren Temperaturen und ohne Angst geht das auch deutlich schneller. Idealerweise verlässt man sich im unteren Teil nicht unbedingt auf den roten Farbeimer und steigt direkt den deutlichen Wegspuren gen Südwesten ab. Nach etwa einer Stunde vom Gipfel steht man im Calle di Raye Chevrère, zumindest dem südseitigen Teil davon auf 2.698 m.
Von hier lässt sich in weniger als 30 Minuten sehr leicht (auch mit Schnee) auf beliebigem Weg über den Nordrücken der Monte Iverta (2.933 m) erreichen. Der Gipfel ist sehr lohnend, einsam und macht wirklich Spaß.
Spaß macht auch der südseitige Abstieg zum Lac d'Heures (2.758 m), der ist nämlich in 10 Minuten erledigt!
Nun muss man nur den Weg 6 links hinter dem schönen See wiederfinden und hinab geht es am Lac Gelé, an der Goldmine - spannend, aber welch abenteuerliche Wegführung! - und am morgendlichen Abzweigpunkt 2.444 m vorbei hinab den ganzen Weg zurück nach Covarey. Ich habe gute zwei Stunden ab dem Lac d'Heures benötigt - im Herbst wird es hier zügig kalt.

Tourengänger: panodirk


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