Kraxeltour über die Ruessiflue auf's Matthorn


Publiziert von cardamine , 21. Oktober 2021 um 20:47.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:17 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-OW 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 910 m
Abstieg: 910 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lütholdsmatt

Ein toller Kraxelgrat, der mich sehr an Juragrate wie Sommêtres, Raimeux, Gerstelflue und Brüggligräte erinnerte. Die Ruessiflue kann zusätzlich mit einem herrlichen Ausblick auf die Berner und Urner Alpen punkten, sie ist aber etwas höher gelegen und somit keine ideale Tour für den Frühfrühling oder Spätherbst (es sei denn man hat Spass am Klettern mit Steigeisen).

Wie auch bei den Juragraten gilt: Der Tailrunningpro macht das ganze solo in 30 Minuten, wir Normalsterblichen verbringen ein paar Stunden mit Seilakrobatik. Zum Absichern gibt es neben Kiefern reichlich Bohrhaken an allen etwas ernsthafteren Kletterstellen. Nachdem wir heute auf der Nordseite auf ein paar eisige Stellen trafen, haben wir zusätzlich an ein paar Stellen gesichert, die es sonst nicht bräuchte.

Wir parken vor der Alp Lütholdsmatt, die, wie wir feststellen, auch ein beliebter Ausgangspunkt für die einfachsten Weg auf den Pilatus ist (durchgehend gelb) und dementsprechend am Sonntagmorgen schon vollgeparkt ist. Über den Alpweg geht es hoch zum Abzweig bei P. 1466. Dort folgen wir dem rot-weissen Weg um die Kurve und steigen dann in der Wiese neben der noch schwach ausgeprägten Gratkante ein Stück auf. Wo die Bäume lichter werden, wechseln wir auf den Grat und finden bald auch eine deutliche Wegspur.

Auf 1720 m beginnt die Gratkletterei. Ein Kollege von uns versucht sich erst am direkten Aufstieg (IV+, 2 Bohrhaken), meint dann aber, dass der leichte Überhang oben für uns zu schwierig wird, und so nehmen wir den Aufstieg über die linke Seite (III, 3 Bohrhaken und Sicherung an Bäumen möglich). Rechtsherum wäre auch möglich, aber weniger Kletterei und schliesslich sind wir ja zum Klettern gekommen. Die Schlüsselstelle wurde mit einer Reepschnurschlinge entschärft (so ist es wohl ein A0 :D). Dann ist man auf dem Grat und es geht im T5-Gelände weiter. Bald trifft man auf ein Gratbuch, das etwas zwischen den Kiefern versteckt ist. Nächster markanter Punkt ist ein senkrechter Aufschwung, den man nicht direkt überklettert, sondern links unter einem Überhang hindurchkriecht. Hier war meine kleine Grösse endlich mal von Vorteil, die Jungs mussten unterhalb des Kriechgangs weitaus exponierter queren. Einen Haken gibt es auch hier zum Sichern. Hinter dem Gang kraxelt man wieder auf den Grat (II+). Dann folgt der bekannteste Teil der Ruessiflue, das "Brotmesser", eine sehr schmale luftige Passage. Um auf das Messer zu gelangen, muss man eine Stufe abklettern, da diese heute vereist war sicherten wir an einer Kiefer. Auch auf dem Grat machten wir in der Mitte an einer Kiefer einen Stand. Im letzten Drittel des Grates kommt die Schlüsselstelle, ein ziemlich steiler glatter Zacken (III) mit Haken auf der linken Seite. Für kleine Personen ist es schwierig, die Tritte rechts und links des Zackens zu nutzen. Nach dem Brotmesser kann man das Seil eigentlich wegpacken, der Grat wird nun zunehmend zahmer. Schliesslich gelangen wir auf die grasige Einsattelung, welche die Ruessiflue vom Matthorn trennt. Man könnte nun über die Wiese zum Wanderweg queren, wir wollen aber noch ein bisschen weiterkraxeln und steigen von der rechten Seite auf den vorderen Felsaufschwung hinauf.

Der Grat zum Matthorn ist einfacher (T4), ohne nennenswerte Schwierigkeiten geht es zum Gipfel. Von dort hat man ganz ohne den Pilatus Trubel einen ähnlich schönen Ausblick auf den Vierwaldstättersee.

Beim Abstieg über die Nordseite treffen wir nun auf richtig winterliche Verhältnisse. Zum Glück gibt es in der steilen Wand dicke Eisenkabel, denn aufgrund der zahlreichen Besucher hatte sich der Weg schon in eine Rutschbahn verwandelt. Von den Chilchsteinen (perfekte Boulder?) geht es über den fahrtauglichen Alpweg schnell zur Einkehr auf der Alp Lütholdsmatt.

Material: 50 m Seil, 6 Expressen, ein paar Bandschlingen, Friends und Abseilgerät kamen nicht zum Einsatz

Zeitbedarf: Hängt ganz davon ab, wie viel man am Grat sichert (und wie viele Fotos man macht :D). Vom Verlassen des Wanderwegs zu P.1943 waren wir 3,5 Stunden unterwegs, die Gratfortsetzung zum Matthorn nimmt dann noch einmal ca. 30 Minuten in Anspruch. Als 3er Seilschaft unterwegs zu sein hat mehr Zeit in Anspruch genommen, zumal man sich nicht ganz einig über die Begehungstechnik war (seilfrei, am kurzen Seil, sichern). Zu- und Abstieg ca. je 1 h.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 IV
19 Sep 15
Ruessiflue Gratkletterei · ᴅinu
T5+ III
17 Okt 17
Matthorn (2040m) via Ruessiflue · أجنبي
T5+ III
T5 II
T5 V-
T5 WS+ III
T5+ III

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 22. Oktober 2021 um 06:34
Unschuldig! ;-)

Ich habe noch nie Material für Nachahmer gelegt - darfst mein Name also gerne löschen, damit keine falschen Gerüchte in Umlauf kommen.

Lg
Bombo

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Oktober 2021 um 11:13
Tur mir Leid für die Unterstellung - ich hatte in deinem Bericht von April 2018 gelesen, dass du am nordseitigen Aufstieg eine Schlinge angebracht hast und dachte, vielleicht hättest du sie dort verlassen ;-)


Kommentar hinzufügen»