Sulzfluh, 2817m

Die Sulzfluh stand schon einige Jahre auf der Projektliste. Eigentlich wollte ich den Gipfel mal per Ski besuchen, aber es passte einfach nie: entweder war das Wetter schlecht oder die Lawinenverhältnisse nicht passend. Und wenn dann alles mal gepasst hätte, musste ich arbeiten ... Dann halt mal im Sommer bzw. Anfang Herbst.

Für heute wurde ein prächtiger Tag angekündigt, weshalb ich kurzfristig frei nahm. Per PW ging's früh morgens in Richtung Prättigau. Hinauf nach St. Antönien und zum hintersten, noch fast leeren Parkplatz (P6). Bei noch sehr frischen Temperaturen und im Schatten ging's an Partnun vorbei bis P.1802.
Von da an ziemlich steil hinauf bis P.2094; nun endlich an der wärmenden Sonne. 

Der bekannte Gemstritt ist bald erreicht; das Sulzfluh-Massiv türmt sich nun ziemlich imposant vor einem auf. Ich kann mir jetzt gut vorstellen, dass diese Passage im Winter nicht immer einfach ist ... Jetzt aber, bei trockenen Verhältnissen, ist es ein einfacher Kraxel-Spass; die Ketten sind heute nicht notwendig.

Nun im weitläufigen Gemschtobel hinauf, welches sich ziemlich in die Länge zieht und weiter bis zum Sattel (P.2698), welcher sich auf der Landesgrenze befindet. Der österreichische Wegweiser gibt hier sehr grosszügige 30 Min. bis zum Gipfel an. Effektiv sind es ca. 15 Min., ohne schnell zu gehen. Jedenfalls ist der Weiterweg bis zum Gipfel komplett schneebedeckt, was nochmals etwas Konzentration erfordert. V.a. an schattigen Stellen sind gewisse Passagen vereist.

Nach ca. 2 1/2 Std. ist der Gipfel der Sulzfluh (2817m) auch schon erreicht. Ein prächtiges Panorama bietet sich einem: Tiefblicke nach Tschagguns, Weitblicke bis ins Bernina-Gebiet. Man merkt, dass man sich im Grenzgebiet befindet: Österreicher, Deutsche & Schweizer sind auf dem Gipfel anzutreffen.

Nach ca. 30 Min. Pause mache ich mich wieder an den Abstieg. Man könnte das Ganze jetzt auf eine hübsche Rundtour via Tilisunahütte ausweiten. Ich hatte allerdings anderes vor: ein Besuch der Carschinahütte, wo eine Kollegin arbeitet. Also auf demselben Weg zurück, wo mir jetzt doch einige Wanderer entgegenkamen.
Beim Gemschtobel konnte ich einige Kletterer an der gegenüberliegenden Wand beobachten.

Die Querung zog sich etwas in die Länge, als ich ein gröberes Poltern von Steinen hörte. Sehen konnte ich nichts, bemerkte jedoch bald mal eine gewaltige Staubwolke. Wie sich etwas später herausstellen sollte, handelte es sich um einen grösseren Felssturz, welcher während ca. 2 Std. andauern sollte (war sogar später in den Nachrichten). Da sich in unmittelbarer Nähe auch Kletter-Routen befinden, informierte die Hüttenwartin die REGA, welche dann auch Minuten später einen Kontroll-Flug machte.
Jedenfalls war das Felsgepolter ziemlich eindrücklich!

Ich erreichte die Carschinahütte (2229m) ca. 12.15 Uhr, also genau richtig zum Mittagessen. Die Überraschung war gelungen, als ich in der Küche aufkreuzte und meine Kollegin begrüsste, mit welcher ich auf dem Nepal-Trekking unterwegs war. Die bekannte Carschina-Rösti und die hausgemachte Nusstorte konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

Nach gemütlichem Schwatz und langer Mittagspause machte ich mich auf den direkten Abstieg. Die asphaltierte Strecke von der Alp Garschina bis hinunter nach Untersäss ist zwar weder schön noch knieschonend, jedoch effizient.
Um 15 Uhr konnte ich bereits wieder abfahren und somit dem Feierabend-Verkehr weitestgehend ausweichen.

Fazit:
eine sehr schöne, lohnende Tour, auf welcher man wohl ganz selten alleine unterwegs ist.

Zeiten:
- P6 - Gipfel: 2 Std. 40 Min.
- Gipfel - Carschinahütte: 1 Std. 40 Min.
- Carschinahütte - P6: 1 Std. 15 Min.