Reißeckhöhenweg - von der Reißeckhütte zur Gießener Hütte


Publiziert von LeiOaEisn , 2. September 2021 um 19:00.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ankogel-Gruppe
Tour Datum:10 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:16 km
Unterkunftmöglichkeiten:Reißeckhütte (ÖAV), Obere Mooshütte (ÖAV, Selbstversorgerhütte, AV-Schlüssel nötig), Gießener Hütte (DAV)
Kartennummer:AV 44 - Hochalmspitze - Ankogel (ab Mooshütte, davor ÖK)

Nach unserer zweiten Nacht in der Reißeckhütte standen wir früh auf, da die Länge des Reißeckhöhenwegs nicht zu unterschätzen ist. Die Fahrt durch den Eisenbahntunnel zur Oberen Mooshütte wäre für uns die perfekte Abkürzung gewesen, denn die ersten 2,5 h übers Riekentörl zur Oberen Mooshütte (T3, meist T2) kannten wir schon vom Vortag, wo sie unser Rückweg vom Reißeck waren; doch leider nahm uns niemand im Wagen mit.
Daher beginnt die Wegbeschreibung erst an der Oberen Mooshütte und mit ihr der anspruchsvollere Teil des Weges.
Details zum Weg bis dorthin kann man hier nachlesen: https://www.hikr.org/tour/post166040.html

Wir begingen den Weg zu zweit; die anderen stiegen wieder zum Auto an der Christebauerhütte ab, von wo wir zwei Tage zuvor aufgestiegen waren, diesmal aber durchs Seebachtal (T3).

Von der oberen Mooshütte geht es zum Hochalmsee hinauf, wobei man die Gleise überquert. Von der Reißeckhütte kommend kann man die Hütte auch auslassen und ohne großen Höhenverlust direkt zum Hochalmsee gehen. Die gesparten Höhenmeter muss man dann gleich in die Unterquerung der Staumauer stecken. Der ebene Weg über die Mauer ist nämlich offiziell gesperrt, mit einer losen Kette versperrt und eine Kamera bewacht den Eingang. Unten beim Überlaufabfluss sind tatsächlich zwei Treppen gebaut, über die man den Abfluss betreten und auch wieder verlassen kann. Die untere Route ist markiert, die über die Mauer allerdings auch.

Dahinter steigt man zügig im T3-Gelände aufwärts. Wo es über Blöcke geht, kann man oft aufwendig hergerichtete Treppen finden. Der Weg führt nicht direkt zur Zwenberger Scharte, sondern erst einmal die Flanke rechts davon hinauf. Auf halber Höhe kommt man an einer schönen Lacke vorbei. Man ist schon etwas oberhalb der Scharte, wenn der Steig in eine Querung übergeht. Der Anfang der Querung durch brösligen Schutt, auf dem teils kaum mehr ein Weg erkennbar ist, ist die Schlüsselstelle auf diesem Abschnitt (T4). Danach geht es wieder über Blockwerk bis zu einem markanten Brocken bergab und dann noch einmal steil bergauf zur Scharte, die oberhalb der richtigen Scharte liegt. Dort ist ein Wegweiser und eine improvisierte Bank. Die Scharte wird übrigens in der Alpenvereinskarte Zwenberger Törl genannt; das andere Törl ist nicht benannt. Ich halte mich in der gesamten Beschreibung aber an die Österreichkarte (ÖK).

Nach der Scharte geht man im Blockgelände oberhalb des (Oberen) Zwenberger Sees auf und ab und erreicht den ersten Gratabschnitt. Der Grat ist blockig und nicht wirklich ausgesetzt. Man kann ab und zu die Hände benutzen, aber echte Kletterstellen sind nicht dabei (T4). Doch gilt dort wie auf dem gesamten Abschnitt zwischen Zwenberger Scharte und Törl: Man kann Zeit gutmachen, wenn man sicher über große Blöcke und Geröll im mäßig steilen Gelände geht. Wenn man aber nicht so sicher ist und öfter zwischen die größeren Blöcke hinuntersteigt, sich keine großen Schritte traut, sich abstützt oder hinsetzt, dann kann man auch sehr viel Zeit verlieren. Das war zum Beispiel bei uns der Fall.
Immerhin ist der Grat einer der sehr wenigen Orte auf der Route, wo wir Netz (und Internet) hatten. Da dort schon abzusehen war, dass wir es nicht bis zum Abendessen um 18 Uhr in der Gießener Hütte schaffen würden, schickten wir eine Verspätungsnachricht an unsere Mitwanderer.
Nach einer Scharte steigt man etwas in die linke Flanke hinab und quert den nächsten Gratkopf durch Geröll und Blockwerk. Bald steigt der Weg wieder an und man erreicht den Grat auf der Hinterseite des Kopfs. Nach einem weiteren Blockgrat zum Zwenberger Törl ist auch dieser Abschnitt geschafft.

Am Törl zweigt der Weg zur Tristenspitze (T6, III) ab, den ich in einen eigenen Bericht ausgelagert habe: https://www.hikr.org/tour/post166122.html
Das Törl ist fast der höchste Punkt des Höhenwegs, von hier aus geht es größtenteils bergab. Hier hat man gut die Hälfte geschafft, man kann sich also ungefähr ausrechnen, wie lange man noch braucht.

Der folgende Abschnitt zum Kaponigtörl quert die Ostflanke der Tristenspitze. Ihn fand ich am schwierigsten. Die Schlüsselstelle kam direkt nach dem Törl, wo man eine kurze, aber steile, sandige Geröllrinne queren muss. Der Weg und eventuelle Seile werden wohl regelmäßig weggerissen. Auch ich löste auf meinem Weg zur Tristenspitze einen kleinen Steinschlag in diese Rinne aus. Die Stelle an sich würde ich tatsächlich mit T5 bewerten, aber da ich davon ausgehe, dass die Stelle bei mir nur besonders schlimm war, bekommt der ganze Abschnitt nur ein T4. Ich schätze, wenn die Stelle öfter frequentiert wird, bildet sich ein weniger ausgesetzter Weg heraus. Vielleicht wird die Stelle auch irgendwann (wieder?) versichert oder befestigt.
Hat man diese Stelle überwunden, steigt man unterhalb der Felsen abwärts. Der Weg wird feinschuttriger, und ich war froh, diesen Teil nicht aufwärts gehen zu müssen. Weiter unten, in einem Abschnitt mit groben Blöcken, verlor ich sogar einmal den Weg, obwohl die Wegmarkierungen eigentlich üppig sind. Dort schien es auch einen Felssturz gegeben zu haben.
Man erreicht schließlich eine bewachsene Felsnase, von der man schon das Kaponigtörl ganz nah sieht.

Ich stieg aber nicht über Blockgelände zum Törl hinüber, sondern nutzte das Schneefeld in der Rinne, um Zeit und Mühen zu sparen. Der Schnee war perfekt zum Abfahren. Der eigentliche Weg, ab dem Kaponigtörl heißt er Jubiläumssteig, führte daneben durch grobes Blockgelände. Ich fand weiter unten noch ein weiteres Schneefeld, diesmal links vom Weg, das ich auch abfuhr. Ich sparte mir bestimmt 100 Höhenmeter. Der Steig wandelt sich dann langsam vom Blockgelände in einen immer einfacheren und flacheren Weg mit kleinen Gegenanstiegen. Stellenweise waren noch Schneerinnen zu queren, nicht besonders steil und mit Trittspur. Später im Jahr und in schneeärmeren Sommern findet man wahrscheinlich weniger Schnee als bei uns. Der Weg wirkt wie ein klassischer Hochtourenzustieg, obwohl er zu keinem Kees führt.

Nachdem man den Nationalpark Hohe Tauern betreten hat (Schild Kernzone), führt der Weg wieder mehr bergab, durch steileres und brösligeres Gelände. Mit dem Abstieg einer markanten Stufe hat man den Großteil des Abstiegs geschafft. Nun geht es aber nicht einfach eben zur Gießener Hütte, sondern gefühlt ewig lang auf und ab, durch hohes Gras, Blockgelände, Sträucher. Bei der Stufe hat man auch erst die Hälfte der Strecke vom Kaponigtörl geschafft. Die Gießener Hütte, die man das erste Mal schon am Grat mit Mobilempfang gesehen hat, kommt zwar immer näher, aber nur sehr, sehr langsam.
Irgendwann erreicht man die Einmündung zum Bruderusweg, wo man wiederum die Hälfte zur Hütte geschafft hat. Ab dort ist der Weg noch einfacher, fast nur T2, also Schlussspurt. Unsere letzte Salz-Honig-Mandel hatten wir aber schon auf halbem Wege bei einer markanten Stange (P. 2253) gegessen.
Am Bruderusweg überquert man einige Gletscherbäche. Am größten muss man weglos über Blöcke und Geröll, aber es gibt ein Seil, an dem man sich festhalten kann (T3). Wieder ist die Hälfte geschafft.
Die letzten Meter waren dann auch nicht mehr schlimm und wir erreichten die Hütte um 19 Uhr.
Wir bekamen auch noch etwas Warmes zu essen, nachdem die Halbpension ausgegeben war.

Fazit:
Der Weg ist ein wirklich schöner und einmaliger Höhenweg. Er ist weder besonders schwer, noch besonders lang, doch die Kombination aus beidem ist fordernd. Man sollte den Weg auch nur bei gutem Wetter gehen. Zwischen Zwenberger Scharte und Kaponigtörl möchte man in kein Gewitter geraten. Regen oder Neuschnee machen einige Passagen vermutlich unangenehm. Und bei anhaltendem Nebel meint man wahrscheinlich, niemals anzukommen.
Im Internet habe ich nur Berichte von Gehern zwischen Arthur-von-Schmid-Haus und Reißeckhütte, wo der Rupertiweg (Weitwanderweg 10) verläuft, gefunden. Somit kann ich nicht nur auf Hikr etwas Neues beisteuern. Die Variante zum Arthur-von-Schmid-Haus ist laut Schildern eine halbe Stunde kürzer und wohl technisch ein kleines bisschen schwieriger (mehr Blockgelände, seilversicherte Passagen) als die zur Gießener Hütte. Zudem kann man auf dem Weg zum Arthur-von-Schmid-Haus im Kaponigbiwak Zuflucht suchen (geschätzt eine knappe Stunde nach dem Kaponigtörl). Wie auch an den Vortagen ist der Reißeckhöhenweg lustigerweise manchmal schwarz und manchmal rot beschildert. Er ist meiner Meinung nach aber eindeutig schwarz (T4).
Wir brauchten insgesamt 11,5 h. Die meiste Zeit verloren wir zwischen oberer Mooshütte und Kaponigtörl. Danach waren wir wieder schneller, da ich meiner Begleitung für etwa 2 h den Rucksack abnahm. Wenn man aber angemessen fit ist (nur etwa 1000 m Aufstieg) und sich im T4-Gelände wohlfühlt, dann sollte man es in 8 bis 9 h schaffen.
Ich kam an dem Tag mit etwas Disziplin und viel Vor- und Nachtrinken mit 2,5 L Wasser aus, empfehle aber mehr mitzunehmen. Wasser gibt es nach der Lacke oberhalb der Mooshütte nicht mehr bis zum Bruderusweg, also kurz vor der Hütte, höchstens die erwähnten Schneefelder.
Schwierigkeiten und ungefähre normale Zeiten (ohne längere Pausen) im Detail: Bis Riekentörl 1,5 h (T3, meist T2), O. Mooshütte 1 h (T3, meist T2), Zwenberger Scharte 1,5 h (T4, meist T3), Zwenberger Törl 1 h (T4), Kaponigtörl 0,5 h (T4, Schlüsselstelle evtl. T5), markante Stufe 1,75 h (T4, meist T3), Einmündung Bruderusweg 0,75 h (T3), Gießener Hütte 0,5 h (T3, meist T2).

Tourengänger: LeiOaEisn


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