Hochalmspitze (3360 m) - Überschreitung mit Großelendkopf (3317 m)


Publiziert von LeiOaEisn , 7. September 2021 um 09:47.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ankogel-Gruppe
Tour Datum:11 August 2021
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zustieg zur Gießener Hütte vom Parkplatz Gösskarspeicher in 1,5 h
Unterkunftmöglichkeiten:Gießener Hütte (DAV)
Kartennummer:AV 44 - Hochalmspitze - Ankogel

Die Hochalmspitze ist der höchste Berg der Ankogel-(Hochalm-)Gruppe. Es gibt zwar grundsätzlich vier Anstiege, doch nur zwei davon sind im Sommer üblich, da keine Spaltengefahr herrscht. Diese zwei lassen sich zu einer abwechslungsreichen Runde kombinieren. Zusätzlich kann man noch den Nebengipfel Großelendkopf unkompliziert besteigen.

Nachdem wir am Vortag den Reißeckhöhenweg gegangen waren und auf der Gießener Hütte übernachtet hatten, beschloss ich, ebenjene Runde im Uhrzeigersinn allein zu gehen, denn der Rest unserer Gruppe war zu erschöpft. Ich stand früh auf, um nicht am Gipfel in Quellwolken zu stehen. Auf der Gießener Hütte kann man so früh aufstehen, wie man will, und sich am hergerichteten Frühstücksbuffet bedienen. Beim Losgehen waren die Gipfel über dem Gösskar gerade in der Sonne, der Großteil des Weges zur Lassacher Winkelscharte (Schwarzenburger Weg) aber glücklicherweise noch im Schatten.

Man steigt hinter der Hütte aufwärts und hält sich bei der Abzweigung zum Winterleitenkopf und der zu den Steinernen Manndln (Rudolstädter Weg), wo der Rückweg ist, links. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass so manche gedankenverloren den falschen Weg aufgestiegen sind ... Auf dem richtigen Weg quert man einige Bäche. Der Weg wird schwieriger und führt öfter über abgeschliffene Felsen, wo man mal den Weg verlieren kann. Bei einer weiteren Abzweigung zur Schneewinkelspitze hält man sich rechts und muss ab dort auch über kleine Schneefelder. Die Stellen, wo die Sonne noch nicht hingeschienen hatte, musste ich ohne Steigeisen umgehen. Insgesamt ist der Weg bis zur Scharte T3, falls der Schnee ganzjährig anzutreffen ist, T4.

An der Scharte zog ich meinen Klettergurt mit Klettersteigsicherung an, aber damit hätte ich auch noch bis hinterm Winkelspitz warten können. Denn ab der Scharte geht man kurz durch Fels, dann nur noch über Blockgelände zum Spitz. Dabei kommt man an der Felskante oberhalb des Trippkeeses, über das die frühere Route geführt hat, fast vorbei, zur Kante zu gehen lohnt sich! Ab der Kante zieht der Weg nach links zum Grat und (rechts) über den unscheinbaren Spitz. Dahinter muss man eine Stelle vom Blockgrat in eine Scharte abklettern (I). Man folgt dem Grat und weicht dann in die rechte Flanke aus. Dort ging es bei mir über Altschnee bis zum Einstieg des Klettersteigs, bis hierhin T4 / I.

Am Anfang gibt es gleich eine anstrengende C-Stelle, da war ich schon froh, mich einhängen zu können. Auch später kommen immer wieder C-Stellen vor. Der Klettersteig ist recht anstrengend und zieht sich, denn man denkt immer, man erreiche gleich den Gipfel, tut das aber nicht. Der ganze Weg bis zum Gipfel ist eigentlich durchgehend versichert. Nur hinter einer Scharte geht es kurz ohne Seil in die nächste Flanke (leicht abwärts, nicht am Grat bleiben) und einmal war das Seil durch Steinschlag zerrissen. Ganz vereinzelt mag es auch leichter sein, nicht der versicherten Linie zu folgen.

So erreichte ich den Gipfel als Erster des Tages, und der Gipfel war zum Glück nicht in Wolken. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt!

Nach einer ausgiebigen Pause ging ich über den Grat zur Schneeigen Hochalmspitze (T4 / I), wo ein paar flache, harmlose Altschnee-/Firnfelder herumschmelzen. Dort kann man links abbiegen und zum Gipfel gegenüber, dem Großelendkopf, steigen.
Dazu bleibt man oberhalb des Hochelendkeeses möglichst am Grat. Das Kees hatte bei mir nur eine dünne, rutschige Altschneeauflage, auf der ich beim Betreten sofort ausrutschte. Das Kees sollte man (ohne Steigeisen) auf jeden Fall nicht betreten, da es nach unten hin steiler wird und große Spalten darin sind. Man kommt nämlich auch ohne Eiskontakt in die Scharte zwischen Hochalmspitze und Großelendkopf (T4). Kurz vor der Scharte wechselte ich auf den flachen Firngrat, der etwas Wasser an der Scharte einschloss, man kann aber auch völlig ohne Schneekontakt direkt über die Scharte gehen. Der Aufstieg zum Großelendkopf ist etwas leichter: ohne Kletterstellen, aber im teils wackeligen Blockgelände.
Vom Gipfel kann man das Großelendtal und sein Kees sowie die Osnabrücker Hütte gut sehen, so wie man umgekehrt den Großelendkopf von der Hütte so gut sieht, dass er oft für die Hochalmspitze gehalten wird.
Der Rückweg zur Schneeigen Hochalmspitze ist gleich dem Hinweg.

Nachdem man wieder auf der klassischen Hochalmrunde angekommen ist, folgt man weiter dem Südostgrat. Nach hundert Höhenmetern kommt man zu einer Stufe. Diese muss man abklettern, dann etwas bröslig die Wand queren und im weiteren Verlauf dem Blockgrat folgen. Diese Passage ist teilweise, vor allem an der Stufe, versichert, ich würde sagen T5 / I. Der Grat wird schließlich breiter. Dort wich ich rechts auf ein Schnee-/Firnfeld aus, rutschte aber nicht nur ab, sondern auch aus. Die Route umgeht eine Stelle am Grat, wo dieser schärfer wird, rechts, was gut markiert ist.

Hinter dieser Stelle beginnt der Klettersteig bei den Steiernen Mandln (C), auf dem ich wieder mein Klettersteigset benutzte. Erst wechselt man auf die linke Gratseite und quert über dem Hochalmkees in die eigentliche Scharte bei den Steinernen Mandln. Dann führt der Klettersteig steil (rechts vom Grat) zum Trippkees hinunter. Kurz oberhalb des Keeses ist ein breites Band, auf dem man schon seine Steigeisen anziehen kann, z. B. bei viel Verkehr. Nach dem letzten Wandabschnitt landet man im Schnee.

Am Klettersteig sind Seile befestigt, die wohl hinunterhelfen sollen, doch sie waren im Schnee begraben. Bei mir war alles schneebedeckt, kein Blankeis vorhanden. Der Schnee war geschätzte 35 bis 40 Grad steil. Ich stieg ohne Steigeisen, aber mit Pickel rückwärts in den guten Tritten ab bis über eine Stelle, wo der Schnee (und das Eis darunter) dünn waren und Felsen gerade sichtbar wurden. Unterhalb fuhr ich einfach ab. Der weitere Weg folgt etwa der Falllinie. Bis 2900 m lag durchgängig Schnee. Darunter war der Weg im Fels, aber es gab es bis 2700 m noch Schneefelder daneben, auf denen ich abfahren konnte. Im weiteren Verlauf wird der Weg vom Blockgelände zum Steig immer einfacher. Schließlich trifft man auf den Weg zur Winkelscharte.

Die Verhältnisse waren absolut perfekt. Die Stellen mit Schnee, die ich beschrieben habe, sind in schneeärmeren Jahren im August vermutlich aper, man wird also am Detmolder Grat überhaupt keinen Schneekontakt haben und auf dem Trippkees Blankeis finden. Dann wird man Steigeisen brauchen, was mir der Hüttenwirt am Telefon auch pauschal ab August geraten hatte.
Insgesamt eine sehr abwechslungsreiche Hochtour!

Tourengänger: LeiOaEisn


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Kommentare (4)


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hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2021 um 21:56
Top-Bericht, viele wichtige Infos. Will die Tour nächstes Jahr machen. Danke!

LeiOaEisn hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2022 um 12:38
Gerne! Hat es geklappt?

hannes80 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. September 2022 um 14:28
Wollte die Sache im August angehen, aber die Wirtin der Gießener Hütte hat am Telefon von der Überschreitung dringend abgeraten. Blankeis und Steinschlag an den Steinernen Mandln. Über den Detmolder Grat wieder zurück wäre irgendwie nicht lohnend. Will es nächstes Jahr im Frühsommer versuchen.

LeiOaEisn hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2022 um 14:53
Okay, dann viel Glück!


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