Hochalmspitze über Detmolder Grat


Publiziert von Erli , 24. Juli 2020 um 20:11.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ankogel-Gruppe
Tour Datum:19 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:30 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Maltatal bei der Ortschaft Koschach in den Gößgraben abzweigen; aufgrund von Steinschlag ist die Straße zum Gößspeicher zur Zeit nur bis zur Schranke vor der Unteren Thomanbaueralm befahrbar.

Im Osten der Hohen Tauern erhebt sich mit der Hochalmspitze noch einmal ein großer Dreitausender, der aufgrund seiner Architektur zu den schönsten Bergen Kärntens gehört. Vom Gipfel der "Tauernkönigin" gehen vier lange Grate hervor, die von vier Gletschern umfasst werden. Es gibt im Grunde keinen einfachen Anstieg auf diesen Berg, und wir hatten uns für unsere Überschreitung den wohl schönsten Weg ausgewählt: Den Detmolder Grat von der Lasacher Winkelscharte zum Gipfel und dem anschließenden Abstieg über die "Steinernen Mandln".  Aufgrund der Länge der Tour ist eine Übernachtung in der Gießener Hütte zu empfehlen.

Die Besteigung der Hochalmspitze über den Detmolder Grat gemeinsam mit Richard und Helma wird mir als eine ungemein eindrückliche Bergtour in Erinnerung bleiben. Im Grunde war alles enthalten, was die Faszination des Bergsteigens ausmacht: Anstiege über weite Firnfelder, ein hervorragend gesicherter und schön angelegter, aussichtsreicher Klettersteig im hochalpinen Gelände auf einen besonderen Alpengipfel und ein durchaus ernstzunehmender Abstieg über Firn, Felsgrat und eine steile, aber gut gesicherte Felswand auf das steile Trippkees.

Als wir am Sonntag Nachmittag im Maltatal ankamen, hatte Richard eine schlechte Nachricht für unsere Gipfeltour: Aufgrund von Steinschlag war die Zufahrt zum Gößkarspeicher gesperrt, und wir mussten vom Winterparkplatz Gößgraben 6,5 km und mehr als 500 Höhenmeter zusätzlich aufsteigen (und entsprechend am Folgetag wieder absteigen!). Im Nachhinein erstaunlich, wie gut wir den nicht unbeträchtlichen Umweg über die asphaltierte Bergstraße dennoch verkraftet haben: Nach weniger als 3 Std. hatten wir die Gießener Hütte erreicht, wo wir noch ein Abendessen bekamen und eine gute Nacht verbrachten.

Am Montag brachen wir gegen 6 Uhr morgens von der Hütte auf. Der Zustieg zum Detmolder Grat, der ca. 3 km in nordwestlicher Richtung zur Lasacher Winkelscharte führt, war in seinem unteren Teil durch Geröll- und Blockfelder sowie Gletscherschliff liebevoll ausgebaut und gut markiert, oberhalb von etwa 2.600 m waren jedoch mehrfach Schneefelder zu queren. Im Geröll war das bisweilen angenehm, aber in den groben Blockfeldern lauerte unter dem Schnee bisweilen ein Loch, so dass umsichtiges, konzentriertes Steigen angesagt war. Wir haben bis zur Lasacher Winkelscharte 2 Std. 15 min. gebraucht.

Der erste Teil des Detmolder Weges führt von der Lasacher Winkelscharte nördöstlich bis kurz vor die steile Winkelspitze. Es geht erneut über grobes Blockwerk (Stellen I), was aufgrund der Schneelage recht mühsam war. Wir haben festgestellt, dass wir besser vorankamen, wenn wir auf den Firn ausweichen konnten. Dennoch haben wir für dieses erste Stück vermutlich länger gebraucht als vorgesehen; gegen 10.30 Uhr standen wir auf dem Absatz, von dem man kurz vor dem Winkelspitz in die Obere Winkelscharte absteigt. An dieser Stelle ist ein Bergsteiger umgekehrt; der kurze, steile Abstieg über die Felsen ist zwar wenig schwierig (I+), aber ohne Absicherung hätte ein Absturz im ausgesetzten Gelände fatale Folgen.

Anders als in manchen Tourenberichten angegeben, führt der Weg von der Oberen Winkelscharte nicht (!) über den Gletscher, sondern direkt über den Grat bis unter den Winkelspitz; lediglich ein ganz kurzes Stück bis zum Beginn der Versicherungen wird im steilen Firn ostseitig umgangen. Nun begann der eigentliche Detmolder Grat: über grobblockige, feste Felsen des Winkelspitz gelangt man zu einer Grathöhe; von hier ist der weitere Verlauf des Klettersteiges großteils einsehbar. Vom Grat quert man an der Seite einer Felswand nun in den eigentlichen Bergkegel der Hochalmspitze. Das Gipfelkreuz ist erst dann wieder zu sehen, nachdem man über weitere Felsen und einige Schritte im Firn direkt unter dem Gipfelaufbau steht. Insgesamt ist der Klettersteig fast durchgehend hervorragend versichert und sehr abwechslungsreich. Der Gipfel der Hochalmspitze bietet kaum Platz, aber seltsamerweise standen dann fast alle, die mit uns aufgestiegen sind, zu selben Zeit gegen 12.30 Uhr am Gipfel.

Messner hat einmal gesagt, der Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist. Das trifft auf die Hochalmspitze definitiv zu. Der Normalweg ist kaum leichter als der Detmolder Grat. Vom Hauptgipfel steigt man recht ausgesetzt über schneedurchsetzte Felsen (I) auf den Firngipfel der Schneeigen Hochalmspitze. Von dort leitet ein felsiger Blockgrat in südöstlicher Richtung zu den Steinernen Mandln. Dabei muss man an einer Stelle (I+) noch einmal eine steile, schneedurchsetzte Felsflanke, die mit einem Drahtseil gesichert ist, absteigen. Ansonsten ist das Gelände auch da, wo es ausgesetzt ist, ohne Versicherung, so dass unbedingt Vorsicht geboten ist.

Von den Steinernen Mandln - die Felszähne selbst werden natürlich nicht bestiegen - geht es dann über eine steile Felswand, die aber vollständig versichert ist, bis an den oberen Rand des Trippkess. Die letzten zwanzig Höhenmeter über eine glatte, äußerst steile Felsplatte, sind sogar mit Tritthilfen vesehen, so dass man sicher an den Rand des Gletschers gelangt. Im extrem steilen Firn steigen wir nun die ersten 50 Meter vorsichtig rückwärts ab, dann geht es über das Trippkees durch aufgeweichten, tiefen Sulz bis in das teilweise ebenfalls noch schneebedeckte Gletschervorfeld. Durch Blockfelder und Geröll und zuletzt auf einem Steig führen dann die Markierungen zurück zur Gießener Hütte. Von dort laufen wir dann nach einer Trinkpause auf der Hütte noch 1100 Höhenmeter über 10 km zurück in den Gößgraben.

Fazit:
Die Überschreitung der Hochalmspitze war eine ungemein herausfordernde und zugleich lohnende Hochtour mit schöner Kletterei. Vermutlich ist die Tour im Spätsommer, wenn die Felsen aper sind, etwas leichter. Die für die Jahreszeit beträchtlichen Schneemengen haben manch unangenehmes Geröllfeld zugedeckt, aber im Fels und im groben Blockwerk hat der Schnee die Tour definitiv erschwert. Dafür gab es am Trippkess noch keine Randkluft. Wir haben vielfach Steigeisen und Pickel gebraucht, ein 60m Halbseil hatten wir zur Sicherheit mit, es aber nicht eingesetzt, es genügte an den versicherten Stellen das Klettersteigset. Mit dem ungeplant langen Zustieg bin ich jedoch konditionell an meine Grenzen gekommen.

Schwierigkeiten und Zeiten:
Gößgraben - Gießener Hütte: 2 Std. 50 min. (T 2)
Gießener Hütte - Lasacher Winkelscharte: 2 Std. 15 min. (T 3+)
Lasacher Winkelscharte - Obere Winkelscharte: 2 Std. (T 4+, WS, I)
Obere Winkelscharte - Hochalmspitze: 2 Std. 10 min. (T 5, II, Klettersteig bis C)
Hochalmspitze - Steinerne Mandln: 1 Std. 30 min. (T 4+, I; Abstieg Klettersteig B, 20 min.)
Steinerne Mandln - Gießener Hütte: 1 Std. 40 min. (WS+, T 4)

Tourengänger: Erli


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