Gamsberg (Goldloch) - Wissi Frauen - Schiffberg - Sichelchamm


Publiziert von dani_ , 13. September 2009 um 19:44.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 8 September 2009
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 12:15
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:Rotherdplangg - Kurhaus Sennis - Gamsberg (Goldloch) - Wissi Frauen - Schiffberg - Sichelchamm - Chnorren - Kurhaus Sennis - Rotherdplangg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz oberhalb Berschis an der Strasse zum Kurhaus Sennis vor der Schranke (Rotherdplangg)
Kartennummer:2598 Werdenberg - Alvier

Goldloch dritter Versuch. Die Route liess mich nicht mehr los. Nun war ich schon so viele Stunden in der Gamsbergsüdflanke unterwegs gewesen und hatte das Goldloch nicht gesehen.

Start von Rotherdplangg (1085m) Richtung Kurhaus Sennis (Fahrstrasse, Alter Sennisweg). Am Kurhaus vorbei. Direkt hinter der Brücke über den Sagenbach biege ich rechts von der Fahrstrasse ab. Ich gehe entlang des Sagenbachs, teilweise Wegspuren. Die Wegspuren kreuzen auch den Sagenbach und so komme ich recht bequem zum Zürcher Couloir.

Gamsberg

Im Zürcher Couloir finde ich sofort den Einstieg in die Goldlochroute. Von einem Schneefeld geht es in das Band. Der Übergang vom Schneefeld aufs Band geht gut, da es in der Mitte eine kleine Stelle ohne Randspalte gibt. Mir kommt das Band steil vor. Abwärts geschichteter Fels, wenig Griffe und Tritte. Nach etwa 30m wird das Band flacher. Gegen Ende des Bands ist auf der rechten Seite das Goldloch. Und es heisst nicht nur Goldloch, sondern es geht da auch in den Berg hinein. Das weckt sogleich meinen Entdeckergeist. Das Loch (eine Art Tunnel) windet sich schräg nach oben, teils feucht-nass. Ich steige einmal ohne und einmal mit Stirnlampe die ersten 10m hinein. Ich vermute, dass es nach 20m endet, konnte das Ende aber nicht genau sehen, da der Kontrast des einfallenden Tageslichts zum Dunkel hinten im Loch zu gross war. Der Tunnel wird nach 10m auf jeden Fall recht eng.

Nach dem Goldloch übersteige ich am Ende des Bands eine Rippe. Dahinter kann ich dann viele Orte sehen, an denen ich auf der Tour am 15. Aug war. Ja ja, nur diese Rippe hatte mich vom Goldloch-Band getrennt.

Ich steige in eine Rinne hinunter und verlasse sie recht bald auf der anderen Seite. Dort steige ich auf einer Rippe ein paar Meter hoch und dann hinab in eine weitere Rinne. Diese verzweigt sich, und der linke Ast führt zum Felsenfenster. Die letzten 3m vor dem Fenster erfordern etwas geschickte Kletterarbeit (III). Da man sich gut in der Rinne festklemmen kann (jedenfalls mit einem kleinen Rucksack, mit grossem Tourenrucksack wohl schwieriger), finde ich den Durchstieg nicht weiter wild.

Diesmal halte ich mich genau an den SAC Clubführer Säntis - Churfirsten und steige auf die Rippe über dem Felsenfenster. Auf dieser Rippe klettere ich hoch bis auf den Gamsberg (I - II). Die Rippe mündet recht genau beim Gipfelsteinmann auf den Gamsberg. Das Klettern auf der Rippe ist mühsam, aber nicht besonders schwer. 3614adrian hat vorgeschlagen, zwischendurch auf eine Rippe weiter rechts zu queren und auf dieser dann bis zum Gipfelgrat zu steigen. Auf der Tour am 15. Aug war ich auf ihr abgestiegen. Die Variante "Queren auf andere Rippe" ist durchschnittlich etwas weniger steil, aber dafür länger. Welche Variante einfacher ist, vermag ich nicht zu sagen. Sie haben meiner Ansicht nach beide Kletterstellen I - II.

Auf dem Gamsberggipfelgrat Richtung Osten. Von einem kleinen Sattel aus hinunter in die Nordflanke. Auf der Route hat es Wegspuren, man steigt in der Nordflanke von Osten nach Westen hinab. Der Schnee von Freitag nacht war in der Nordflanke leider noch nicht vollständig weggetaut. Die Schneeflecken konnte man teilweise umgehen, leider lagen sie oft da, wo man am Besten gehen kann. Der Abstieg durch die Nordflanke endet in einem Geröllfeld.

Wissi Frauen

Vom Geröllfeld einfach hinüber zu Wissi Frauen, lediglich die letzten 20 Hm erfordern Kletterarbeit (direkt über den Grat) oder Routenspürsinn (östlich über Gämswechsel). Auf dem Weg von Wissi Frauen zum Schiffberg sehe ich rechterhand noch einen Gipfel. Ich beginne zu überlegen, ist das etwa Wissi Frauen? Ein schmaler Grat führt auf dieses "Wissi Frauen II" und ausser diesem Grat gibt es in alle anderen Richtungen nur Steilwände, es ist also ein richtig schöner Gipfel. Im Gegensatz zu dem "Wissi Frauen I", wo ich gerade hergekommen bin. Ich schaue zurück. Aber Wissi Frauen I ist doch deutlich höher als Wissi Frauen II? Anyway, ich nehme auf einem kurzen Abstecher Wissi Frauen II noch mit, dann habe ich auf jeden Fall die weissen Frauen besucht.

(Zu Hause auf der Karte nachgeschaut: Wissi Frauen I = höchster Punkt der Wissi Frauen, 2110m. Wissi Frauen II = namenloser Gipfel der Wissi Frauen Kette.)

Schiffberg

Von Norden hinauf auf den Schiffberg, dann hinab in die Schifflochlücke. Der Abstieg geht viel leichter, als ich dachte. Es hat zwar steiles bis sehr steiles Gras, jedoch gibt es meist gute Gämsstufen. Als ich dieses vermeintlich schwerste Stück meiner Tour hinter mich gebracht habe, atme ich tief durch, entspanne mich und schaue zurück in die gerade überwundene Schiffbergflanke. Unkonzentriertheit ist auf einem so schmalen Grat wie der Schifflochlücke jedoch nicht ratsam. Das Gras unter meinem linken Fuss ist nicht so fest, wie es aussieht, und ich kann mich gerade noch fangen.

Schifflochlücke

Von hier aus geht es über vier Höcker hin zum Ostgrat Sichelchamm. Bei den ersten beiden gibt es recht ordentliche nordseitige Umgehungen. Beim dritten denke ich, da ist ja schon wieder ein nordseitiger Gämswechsel. Was als gut ausgebaute Gämsstrasse beginnt, ist schon bald so schmal, dass man nur noch die Hälfte des Schuhs drauf stellen kann. Ausserdem wird das Gelände darüber wie darunter sehr steil. Zudem ist das Gestein feucht und brüchig. Als ich den Gämswechsel verlasse und "eben auf den Höcker" klettern will, komme ich in III Klettergelände mit immer noch brüchigem und feuchten Fels. Sehr unangenehm, das ist die heikelste Situation der gesamten Tour. Nach einiger Zeit bin ich wieder unten auf dem Gämswechsel und gehe zurück. Über den Höcker hinüber ist der Weg viel einfacher. Ich frage mich danach mehrmals, wieso ich den nicht gleich genommen habe, schliesslich bin ich bei der letzten Tour auch ohne Probleme oben drüber. Beim vierten und letzten Höcker kann man südseitig einen Teil des Grates umgehen.

Sichelchamm

Über einen Sattel schwinge ich mich auf in den Ostgrat des Sichelchamms. Diesmal klettere ich nicht die ganze Zeit anstrengend auf dem Ostgrat (I-II), sondern quere bei der ersten Gelegenheit auf einem gut ausgebauten Gämswechsel zum Nordgrat. Auf dem Nordgrat weniger steil bis zur Vereinigung Nord- mit Ostgrat und weiter auf den Gipfel.

Da es nun von Osten windet, schnappe ich mir das Gipfelbuch und lege mich in eine Grassenke Richtung Westen. Ich schaue der Sonne zu, wie sie sich anschickt, ein Bad im Walensee zu nehmen. Als ich da so sitze, höre ich auf einmal Stimmen. Ich denke, na wer ist denn da noch zu so später Stunde auf dem Sichelchamm? Der Dialekt tönt nach Einheimischen. Als ich den beiden das Gipfelbuch bringe, fragt mich einer, ob ich Dani sei. Da ist mir schon gehörig der Mund offen stehen geblieben. Als ich ihn gefragt habe, wie er darauf kommt, meinte er, weil ich doch neue Schuhe anhätte. Echt unglaublich wie viele Leute die hikr Berichte lesen.

Wir sind dann zusammen über den Chnorren abgestiegen. Das fand ich ziemlich klasse, weil ich mich zum einen immer so schwer von den Bergen losreissen kann, insbesondere, wenns gerade einen traumhaften Sonnenuntergang gibt, und weil sie zum anderen den Weg zum Kurhaus Sennis sehr gut kannten. Danke Harry, danke Urs!

Kurhaus Sennis

Wir sind dann noch zusammen im Kurhaus eingekehrt.

Nach zwei Flaschen Most als Abschluss der Tour noch schnellen Schrittes vom Kurhaus zur Rotherdplangg.

Fazit


Mit Abstand das Schwerste an der Tour finde ich die Routenfindung in der Gamsbergsüdflanke. Da gibt es einige Möglichkeiten, vom Weg abzukommen, und es kann dann schnell unangenehm werden (ausgesetzte Kletterstellen im III und IV Grad). Das Felsenfenster ist wohl klettertechnisch etwas herausfordernder, aber so richtig schwer dann auch wieder nicht. Auch die Westflanke Schiffberg finde ich trotz der Steilheit noch ok. Am meisten Respekt hätte ich bei einer Wiederholung der Tour vor den ersten 30m im Goldloch-Band. Abwärts geschichteter Fels, wenig Griffe und Tritte und wenn man den Halt verliert, rutscht man nicht nur die 30m herunter, sondern mit grosser Wahrscheinlichkeit unter das Schneefeld am Einstieg. Diese letzten Meter schrecken mich auch ab, die Goldlochroute im Abstieg zu planen.

Diese Beschreibung ist gültig für trockene, schneefreie Bedingungen. Im Nassen sind die Schwierigkeiten deutlich höher. Sie ist ausserdem als Ergänzung zu den Beschreibungen von Delta und Alpin_Rise zu sehen.

10:15 Rotherdplangg
11:05 Kurhaus Sennis
12:05 Einstieg Goldlochroute
12:30 Goldloch
13:30 Fertig mit Essen und Erkundigung Goldloch
14:00 Felsenfenster
15:30 Ankunft Gamsberg
16:00 Beginn Abstieg Gamsberg
16:40 Wissi Frauen I
17:00 Wissi Frauen II
17:15 Schiffberg
19:00 Ankunft Sichelchamm
19:40 Beginn Abstieg Sichelchamm
20:45 Ankunft Kurhaus Sennis
22:00 Aufbruch vom Kurhaus
22:25 Rotherdplangg


Tourengänger: dani_


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