Vorder Gärstenhorn - hübscher 3000er am Grimselpass


Publiziert von Bergmax , 30. August 2021 um 19:21. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:21 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:Grimselpass - Grätlisee - Gärstengrat (Südgrat) - Vorder Gärstenhorn - gleicher Weg zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto auf den Grimselpass, reichlich kostenlose Parkplätze
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Blockkletterei über dem Rhonegletscher....

Dieses wohlgeformte Horn, welches den Rhonegletscher westseitig flankiert, gehört sicher zu jenen "unglücklichen" Bergen, deren Name, obwohl oft fotografiert, kaum einer kennt. Die südseitige Anstieg verspricht eine spannende Alpinwanderroute ohne Gletscher. Hält es, was es verspricht?

Die Bergtour beginnt sehr bequem. Ohne langes Suchen parke ich den Wagen auf dem Grimselpass (2164 m). Mein Begleiter Nick und ich nehmen unsere Siebensachen und wandern gemütlich den markierten Weg in Richtung Grätlisee und Rhonegletscher. Dieser Bergweg wird oft sehr gelobt. Zuerst erscheint er mir recht gewöhnlich, aber spätestens nach dem ersten Anstieg kann man die herausragende Aussicht einfach nicht mehr übersehen. Wir kommen gut voran und erreichen bald die (versperrte) Hütte bei P. 2545. Dort gibt es eine Sitzgelegenheit - perfekt für eine erste kurze Pause.
Auf den folgenden hundert Höhenmetern haben wir unser Gipfelziel stets im Blick und diskutieren darüber, wo wohl der beste Durchgang in Richtung Südgrat sei.

Sicher gibt es mehrere Möglichekeiten, aber im Endeffekt halten wir uns im Wesentlichen an die Route, die auch auf dem Foto im SAC-Tourenportal eingezeichnet ist. Beim vorderen, kleineren Grätlisee (2660 m) verlassen wir den Bergweg, umwandern P. 2753 auf grasigen Bändern südlich und erreichen so das kupierte Gelände unterhalb der Schneefelder und felsdurchsetzten Geröllflanken unter dem Grat. Gut zu erkennen ist die Einsattelung nördlich von P 3019, wo schließlich der Grat erreicht wird.
Die Felsbänder unterhalb des länglichen Schneefeldes, welches von dort herunterkommt, lassen sich ohne Probleme überklettern (I). Danach gehen wir rechts (östlich) des Schnees auf etwas mühsamen Geröll weiter hoch. Die letzten Meter zur Grathöhe steilen nochmal ziemlich auf, wir kraxeln die Rinne ganz links hoch, um die losen Blöcken direkt unter dem Grat möglichst zu vermeiden.

An der Grathöhe öffnet sich ein toller Blick hinunter ins Haslital, welches wir einige Stunden zuvor hinaufgefahren sind. Am Grat erkennt man gipfelwärts schon die Plattenzone mit der "berüchtigten" Schlüsselstelle. Ein paar Minuten später stehen wir auch schon vor dem Riss mit dem Fixseil.
Während Nick direkt daran hinaufturnt, versuche ich mich an der westlichen Umgehung. Dort sollte man nicht das verlockende Band nehmen, das zurück in Richtung Fixseil leitet (Hangelstelle ganz oben), sondern es lieber eine Rinne weiter hinten versuchen. Jedenfalls kommen wir beide ohne große Probleme oben an.
Auf den nächsten hundert Höhenmetern bewältigen wir eine schöne Blockkleitterei und halten uns dabei stets etwas westlich der Grathöhe. Eine direkte Begehung der Gratschneide wäre prinzipiell auch möglich, aber sicher im III. Grad anzusiedeln.
Der Gipfelaufbau wirkt beim Näherkommen recht uneinladend und so probieren wir die oft beschriebene Umgehung auf der Süd- und Ostseite. Mit etwas "Gewurstel" kommen wir so zurück zum Grat und auf den Gipfel des Vorder Gärstenhorns (3166 m), welcher das Gipfelbuch trägt.

Wir machen eine lange Pause, denn es gibt eine wirklich tolle Berglandschaft zu bestaunen - jede Menge Gipfel, die mindestens einer von uns kennt, aber auch Gletscher, Stauseen und so weiter.
Was mich wurmt, ist der Blick nach Norden, denn der nächste Turm könnte ein paar Zentimeter höher (und damit der eingentlich höchste Punkt des Vorder Gärstenhorns) sein. Ein erster Versuch, direkt am Grat dorthin zu kommen, klappt nicht, weil ein Abbruch den Weg versperrt. Also probiere ich es mit einer Umgehung - erst westlich, dann östlich. Der letzte Block wehrt sich mit einem kleinen Überhang (knapp III, aber nicht ausgesetzt), aber schließlich bin ich ganz oben.

Zurück auf dem "normalen" Gipfel diskutieren wir den Abstieg von Gipfelaufbau. Nick schlägt die direktere Route auf der Westseite vor, die auch im SAC-Tourenportal empfohlen wird. Sieht von oben gut machbar aus - also los. Und tatsächlich gelangen wir ohne besondere Schwierigkeiten zurück zu dem Punkt, wo wir vorher nach Süden abgezweigt sind. Wir würden diese Variante mehr empfehlen.
Bei der Plattenzone benutzen wir runterwärts beide die Umgehung des Fixseils. Spätestens jetzt ist klar, dass das mitgebrachte Seil im Rucksack bleibt. Der arme Nick hat es also ganz umsonst mitgeschleppt... P. 2753 umgehen wir noch etwas weiter südlich als beim Aufstieg, was aber keinen Vorteil bringt.

Sehr gemütlich ist es dann am kleinen Grätlisee. Jetzt sind alle Schwierigkeiten geschafft und nur noch die kleine Wanderung zurück zum Pass steht bevor. Diese zieht sich dann aber doch etwas hin. Es gibt sogar ein paar kleine Gegensteigungen (die mit hochwärts gar nicht wirklich aufgefallen sind), bevor es irgendwann doch noch "richtig" bergab zum Grimselpass geht .

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Grimselpass - Grätlisee: T2, hoch 1 h 30 min, runter 1 h 15 min
Grätlisee - Gratscharte nördlich von P. 3019: T4 / I, hoch 1 h 30 min, runter 1 h 15 min
Gratscharte - Vorder Gärstenhorn: T5+ / II+, hoch 1 h, runter 45 min

Fazit - hübscher Gipfel, tolle Landschaft, spannende Route - vielen Dank an Nick für die prima Begleitung.

Tourengänger: Bergmax, N_Altitude


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