Gspaltenhorn 3436m und Bütlasse 3193m
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Manchmal geht's schnell von der Idee zur Umsetzung, zum Beispiel kürzlich am Fletschhorn. Meist aber durchlaufen schöne Projekte einen gewissen Reifeprozess. So auch beim Gspaltenhorn, das 2015 während einer Wanderung über Hohtürli und Sefinenfurgge erstmals auf meinem Radar erschienen ist. Das Warten hat sich gelohnt. Mittlerweile mit noch mehr Erfahrung und Kondition gesegnet konnte ich den Berg gelassen angehen und mit der zusätzlichen Überschreitung der Bütlasse der Tour das i-Tüpfelchen aufsetzen.
Kurz vor sieben geht's los vom leeren Parkplatz der Griesalp (1409m). Das Tagesprogramm ist happig und auf den Nachmittag sind Quellwolken angekündigt. So gehe ich ab Beginn zügig, überdrehe aber bewusst (noch) nicht. Der Aufstieg zur Gspaltenhornhütte SAC (2455m) verläuft durchgehend auf Wanderwegen und soweit ereignislos. Wobei, stimmt nicht ganz, kurz vor der Hütte durchstosse ich die Hochnebeldecke, was für ein erhabener Moment. Auf der Terrasse pausiere ich nur kurz, um das knappe Frühstück zu ergänzen.
Nun erwarten mich 600 Höhenmeter Schutthänge bis in den Bütlassesattel (3019m). Stöcke sehr empfehlenswert, aber auch dann eine Plackerei. Und die dünnere Luft macht sich langsam bemerkbar. Im Sattel strahlt mir die Sonne ins Gesicht und zurück ist die Freude. Von hier bis zur Felskuppe P. 3224 verläuft weiterhin eine praktisch durchgehende Wegspur. Nun folgt die (allzu kurze) Überschreitung des Leiterngrats, alpinistisch der Tageshöhepunkt. Das ist alles durchgehend eingebohrt, somit die Orientierung offensichtlich: direkt dem Grat entlang, zuletzt kurze Abkletterei nach SW, unten durch einen Riss (II+) in den Bös Tritt. Diese Abkletterei könnte auch in der wilden NE-Flanke umgangen werden (T6), was ich auf dem Rückweg mache.
Steil ragt nun der recht lange Gipfelgrat in die Höhe. Frei klettern müsste ich das nicht unbedingt, zumindest nicht auf der Gratkante (die Ostflanke scheint etwas gutmütiger). Aber wie gesagt, alle steileren Stellen sind mit dicken Tauen oder Drahtseilen versichert; deutlich einfacher als manche T6-Tour. Dazwischen finden sich immer auch einfachere Kraxelpassagen. Auf dem Gspaltenhorn (3436m) treffe ich auf drei 2er Seilschaften (eine mit BF), die soeben den Abstieg antreten. Etwas Pause muss sein nach dem konditionell giftigen Schlussaufstieg, aber allzu lange trödle ich nicht. Nach wenigen Minuten habe ich zu den Seilschaften aufgeschlossen. Unendlich langsam erscheint mir dieses Gehen am kurzen Seil, nicht meine Art des Bergsteigens.
Die Kombination aus Gspaltenhorn und Bütlasse wirkt auf der Landeskarte logisch, nur ein Kilometer liegt zwischen den Gipfeln. Tatsächlich liesse sich die Bütlasse ab Sattel höhenmetereffizient über ihren SE-Grat erklettern. Nur, frei eine 3b-Route zu klettern übersteigt meine Fähigkeiten. Der Preis: ab Sattel nochmals 400Hm verlieren, bis endlich der Einstieg in die SW-Flanke erreicht ist. Die kaum begangene Route lässt sich übrigens ab der Hütte wunderbar einsehen. Gerne verweise ich auf das vorzügliche Topo von Bernard Senn-Erismann im SAC-Tourenportal. Das Ganze beginnt mit der Querung durch steile Schuttfelder an den Fuss des breiten Felsriegels (T5+), wüste Flüche inbegriffen. Hier teilen sich die die beiden Routenvarianten vorübergehend. Ich wähle die linke: direkter und weniger ausgesetzt. Zuerst gilt es den erwähnten Felsriegel zu überwinden. Ich greife relativ direkt an durch ein gutgriffiges, aber steiles Felscouloir (II). Wenig westlich gäbe es eine einfachere Variante. Dann sind die Schwierigkeiten bereits überstanden. Das Gelände präsentiert sich zwar wild, aber gutmütig, T4 bis T5 (keine Kletterei). In der breiten Flanke steigt man nordostwärts hoch, zur Linken immer eine begrenzende Felswand. Weiter oben fast automatische Richtungsänderung nach NNW, um ein wenig markantes Sättelchen im Westgrat der Bütlasse zu gewinnen.
Der Westgrat lässt sich durchgehend begehen (T6-/II). Bei Bedarf können kurze Aufschwünge links (N) umgangen werden, dann einfacher. Die Herausforderungen sind jedoch anderer Natur: streckenweise Geröllhorror vom Gemeinsten. Zwei Schritt vor, einer zurück. Ausgelaugt erreiche ich nach insgesamt 5:20 die Bütlasse (3193m) - endlich Zeit für eine ausgiebige Pause inklusive Verpflegung. Wobei, das Zeitmanagement hat sich bewährt, denn mittlerweile umhüllen Wolken das Gspaltenhorn und manch anderen Gipfel in der Gegend. Die Bütlasse aber bleibt frei und ich geniesse den herrlichen Blick übers Nebelmeer. Ist denn schon Herbst!?
Langer Aufstieg, langer Abstieg.... so lässt sich der Rückweg zusammenfassen. Zunächst ganz unterhaltsam einer Wegspur folgend über den Nordgrat (Normalroute) zur Vorderi Bütlasse (3062m). Man könnte sie auch westseitig umgehen (s. Tourenportal). Statt anschliessend weiter dem Grat zu folgen lasse ich mich zu einem vorschnellen Ausstieg nach Westen hinreissen. Weil ich alsbald auf einen Haken mit alter, dünner Reepschnur treffe, scheint mir dies nicht weiter tragisch. Nur, diese Passage erweist sich trotz Hilfsmittel als Schlüsselstelle des Tages: eine triefnasse, fast senkrechte Felswand. Über unübersichtliches Gelände erreiche ich schliesslich die erlösende Wegspur. Es verbleibt der gefühlt endlose Abstieg zurück zur Griesalp, die Hälfte auf Alpstrassen. Ohne Laufschritt wäre ich glatt an Langeweile gestorben. Kurz vor dem Ziel gönne ich mir die Einkehr im Berggasthaus Golderli (1441m), um die leeren Speicher aufzufüllen - Bergküche vom Feinsten!
Zeiten (kum)
1:45 Gspaltenhornhütte
3:20 Gspaltenhorn
4:10 Abzweiger Bütlasse (P. 2599)
5:20 Bütlasse
7:00 Griesalp
Kurz vor sieben geht's los vom leeren Parkplatz der Griesalp (1409m). Das Tagesprogramm ist happig und auf den Nachmittag sind Quellwolken angekündigt. So gehe ich ab Beginn zügig, überdrehe aber bewusst (noch) nicht. Der Aufstieg zur Gspaltenhornhütte SAC (2455m) verläuft durchgehend auf Wanderwegen und soweit ereignislos. Wobei, stimmt nicht ganz, kurz vor der Hütte durchstosse ich die Hochnebeldecke, was für ein erhabener Moment. Auf der Terrasse pausiere ich nur kurz, um das knappe Frühstück zu ergänzen.
Nun erwarten mich 600 Höhenmeter Schutthänge bis in den Bütlassesattel (3019m). Stöcke sehr empfehlenswert, aber auch dann eine Plackerei. Und die dünnere Luft macht sich langsam bemerkbar. Im Sattel strahlt mir die Sonne ins Gesicht und zurück ist die Freude. Von hier bis zur Felskuppe P. 3224 verläuft weiterhin eine praktisch durchgehende Wegspur. Nun folgt die (allzu kurze) Überschreitung des Leiterngrats, alpinistisch der Tageshöhepunkt. Das ist alles durchgehend eingebohrt, somit die Orientierung offensichtlich: direkt dem Grat entlang, zuletzt kurze Abkletterei nach SW, unten durch einen Riss (II+) in den Bös Tritt. Diese Abkletterei könnte auch in der wilden NE-Flanke umgangen werden (T6), was ich auf dem Rückweg mache.
Steil ragt nun der recht lange Gipfelgrat in die Höhe. Frei klettern müsste ich das nicht unbedingt, zumindest nicht auf der Gratkante (die Ostflanke scheint etwas gutmütiger). Aber wie gesagt, alle steileren Stellen sind mit dicken Tauen oder Drahtseilen versichert; deutlich einfacher als manche T6-Tour. Dazwischen finden sich immer auch einfachere Kraxelpassagen. Auf dem Gspaltenhorn (3436m) treffe ich auf drei 2er Seilschaften (eine mit BF), die soeben den Abstieg antreten. Etwas Pause muss sein nach dem konditionell giftigen Schlussaufstieg, aber allzu lange trödle ich nicht. Nach wenigen Minuten habe ich zu den Seilschaften aufgeschlossen. Unendlich langsam erscheint mir dieses Gehen am kurzen Seil, nicht meine Art des Bergsteigens.
Die Kombination aus Gspaltenhorn und Bütlasse wirkt auf der Landeskarte logisch, nur ein Kilometer liegt zwischen den Gipfeln. Tatsächlich liesse sich die Bütlasse ab Sattel höhenmetereffizient über ihren SE-Grat erklettern. Nur, frei eine 3b-Route zu klettern übersteigt meine Fähigkeiten. Der Preis: ab Sattel nochmals 400Hm verlieren, bis endlich der Einstieg in die SW-Flanke erreicht ist. Die kaum begangene Route lässt sich übrigens ab der Hütte wunderbar einsehen. Gerne verweise ich auf das vorzügliche Topo von Bernard Senn-Erismann im SAC-Tourenportal. Das Ganze beginnt mit der Querung durch steile Schuttfelder an den Fuss des breiten Felsriegels (T5+), wüste Flüche inbegriffen. Hier teilen sich die die beiden Routenvarianten vorübergehend. Ich wähle die linke: direkter und weniger ausgesetzt. Zuerst gilt es den erwähnten Felsriegel zu überwinden. Ich greife relativ direkt an durch ein gutgriffiges, aber steiles Felscouloir (II). Wenig westlich gäbe es eine einfachere Variante. Dann sind die Schwierigkeiten bereits überstanden. Das Gelände präsentiert sich zwar wild, aber gutmütig, T4 bis T5 (keine Kletterei). In der breiten Flanke steigt man nordostwärts hoch, zur Linken immer eine begrenzende Felswand. Weiter oben fast automatische Richtungsänderung nach NNW, um ein wenig markantes Sättelchen im Westgrat der Bütlasse zu gewinnen.
Der Westgrat lässt sich durchgehend begehen (T6-/II). Bei Bedarf können kurze Aufschwünge links (N) umgangen werden, dann einfacher. Die Herausforderungen sind jedoch anderer Natur: streckenweise Geröllhorror vom Gemeinsten. Zwei Schritt vor, einer zurück. Ausgelaugt erreiche ich nach insgesamt 5:20 die Bütlasse (3193m) - endlich Zeit für eine ausgiebige Pause inklusive Verpflegung. Wobei, das Zeitmanagement hat sich bewährt, denn mittlerweile umhüllen Wolken das Gspaltenhorn und manch anderen Gipfel in der Gegend. Die Bütlasse aber bleibt frei und ich geniesse den herrlichen Blick übers Nebelmeer. Ist denn schon Herbst!?
Langer Aufstieg, langer Abstieg.... so lässt sich der Rückweg zusammenfassen. Zunächst ganz unterhaltsam einer Wegspur folgend über den Nordgrat (Normalroute) zur Vorderi Bütlasse (3062m). Man könnte sie auch westseitig umgehen (s. Tourenportal). Statt anschliessend weiter dem Grat zu folgen lasse ich mich zu einem vorschnellen Ausstieg nach Westen hinreissen. Weil ich alsbald auf einen Haken mit alter, dünner Reepschnur treffe, scheint mir dies nicht weiter tragisch. Nur, diese Passage erweist sich trotz Hilfsmittel als Schlüsselstelle des Tages: eine triefnasse, fast senkrechte Felswand. Über unübersichtliches Gelände erreiche ich schliesslich die erlösende Wegspur. Es verbleibt der gefühlt endlose Abstieg zurück zur Griesalp, die Hälfte auf Alpstrassen. Ohne Laufschritt wäre ich glatt an Langeweile gestorben. Kurz vor dem Ziel gönne ich mir die Einkehr im Berggasthaus Golderli (1441m), um die leeren Speicher aufzufüllen - Bergküche vom Feinsten!
Zeiten (kum)
1:45 Gspaltenhornhütte
3:20 Gspaltenhorn
4:10 Abzweiger Bütlasse (P. 2599)
5:20 Bütlasse
7:00 Griesalp
Tourengänger:
Bergamotte

Communities: T6
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