Bütlasse SW-Flanke, Überschreitung


Publiziert von jiker , 22. September 2018 um 01:14.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:21 September 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Unterkunftmöglichkeiten:Gspaltenhornhütte

Nach meiner Tour auf das Gspaltenhorn blätterte ich im SAC Clubführer (Berner Alpen 5?) und wollte nur spaßeshalber nachschauen was über die geplante Tour auf die Bütlasse (Normalweg) drin steht. Dabei stieß ich auf die recht knappe Beschreibung eines wenig begangenen Aufstiegs über die SW-Flanke (Route 284). Gelesen - geplant. Die Hüttenwartin meinte noch dass sie schwierig zu finden sei und kaum noch begangen wird, daher wohl kaum/keine Wegspuren.

Ich ging früh kurz nach 6:30 los, um mir Zeit bei der Wegfindung zu nehmen. Der Beschreibung folgend stieg ich kurz nach 7:00 vom Weg der zum Bütlassesattel führt bei ca. 2600hm über P. 2602 nach NW in Richtung des breiten Couloirs. Dies ist eine sehr steile Schutt-/Geröllflanke, evtl. ist ein Aufstieg entlang des Couloirs besser. Das Couloir querte ich relativ weit oben knapp unter einer Felsstufe auf festerem Untergrund und stieg auf den Schuttrücken den ich bis einer Steilstufe aufstieg (kurz vor 8:00). Laut Tourenbeschreibung muss nun "unterhalb der ersten Steilstufe" ein "geröllbedecktes Kalkband" nach rechts bestiegen werden. Nach meinem Eindruck war dies ein breites geröllbedecktes Band unterhalb einer senrechten Stufe auf der rechten Seite. Die stieg ich entlang bis zum Ende, blos entdeckte ich nicht das "schmale Band" nach links, bzw. eine Möglichkeit die Steilstufe einfach zu erklimmen. Also wieder das Band zurück schaute ich eine lange Zeit nach den uminösen Bändern, fand aber nichts passendes.

Schließlich versuchte ich es per Bute Force etwas weiter links am (oder leicht links vom) linken Ende des Geröllbands die Steilstufe zu erklimmen, wo sie wengier steil und mit Couloirs/Rinnen durchsetzt ist. Ich fand gegen 9:30 schließlich eine Möglichkeit: Mit etwas Kraxelei (I) die ersten Stufen/Bänder, und dann nach links (I - II) auf einen Pfeiler, welcher (Juhuu) einen Steinmann hatte. Von dort fand ich schräg links (nördlich) eine schuttfreie Felsrinne durch welche ich bequem (I) auf die Steilstufe gelangte. Evtl geht das Erklimmen der Steilstufe weiter links noch einfacher. Oberhalb (!) der Steilstufe ging es nun nach rechts auf einem breiten Band mit Schutt, etwas Vegetation und einigen kleinen Felsstufen/-bändern, vorbei an zwei weiteren Steinmännern. Bevor dieses Band am Pfeiler auf dem der Gipfel thront endet, sieht man linkerhand ein Band in Richtung des Sattels rechts von P. 2945. Auf diesem stieg ich oberhalb einer kleinen Felsstufe (unterhalb wäre vielleicht einfacher gewesen) in Richtung des Sattels, auf den ich dann durch eine bequem erkraxelbare Einkerbung (fast schon Couloir, I, evtl II) gelangte.

Oben auf dem Westgrat erschien in Richtung Gipfel zunächst eine schmale Felsnase. Da ich schon an der rechten Seite der Nase ein paar Felsen mit Sollbruchstellen sah umstieg ich sie linkerhand am oberen Ende des Schutts. Dieser ist hier, und in der linken Flanke im Rest des Grats ziemlich heikel, besser wäre evtl. doch ein Überklettern gewesen (vielleicht II). Dann den Grat weiter entlang, bei dem sich bequemer breiter Schutt mit noch bequemeren Felsen und einigen Stufen abwechselt. Diese kann man alle leicht erklettern (I - II), bei einer Stufe stieg ich leicht links ein, wo schon sehr unangenehm fließender Schutt war.

Auf dem "Gipfel" gegen 11:30 angekommen wusste ich nicht genau wo nun der Gipfel ist, da es zwei alternative Punkte mit einem schmalen Verbindungsgrat gibt. Nach einer Stunde Gipfelrast erfolgte der Abstieg entlang der Normalroute über den Nordgrat: Den Grat entlang (Steinmänner, Spuren) mit vielen Kraxelstellen (alle I, wenn man sich bequem in der Wegfindung ist auch II). Nach den Kraxelstellen wird dieser und flacher. Kurz vor der vorderen Bütlasse ist rechts ein kleiner Vorsprung der eine super Aussichtskanzel ist, viel schöner als vom Gipfel. Weiter über die vordere Bütlasse geht durch es ein Couloir (I, evtl. II je nach Route), wobei hier, und oberhalb im Einstieg sehr viele Steinmänner unterschiedliche Alternativen (sogar zwei unterschiedliche Couloirs) anzeigen.

Obwohl der Normalweg deutlich einfacher (zu finden) ist, ist es eine absolut lohnenswerte Tour. Somit lässt sich eine schöne Rundtour von der Gspaltenhornhütte machen, und der Aufstieg durch die Flanke ist sehr reizvoll. Wenn man den Versteiger und die Routensuche raus rechnet ist die reine Aufstiegszeit vielleicht 3 Stunden. Die Felsqualität ist überwiegend sehr gut, teils hat es lose Bruchstücke. Richtig brüchigen/bröseligen Fels gab es in den kritichen Stellen nicht, ein bisschen am Gipfel. Unangenehm ist aber oft die Schuttbedekung, teils sind die Felsen abschüssig ohne gute Griffe. Eine technische Schlüsselstelle gibt es eigentlich nicht, der Abstieg im Couloir und der lose Schutt links vom Grat waren vielleicht am schwierigsten, der eigentliche Schlüüsel ist aber die Wegfindung bei Einstieg über die Steilstufe. Wenn man an der richtigen Stelle sucht findet man ihn früher oder später. Es bietet sich an, einen Helm in der Flanke (Aufstieg) und im Couloir (Abstieg) zu tragen, und die Tour bei trockenem Wetter ohne Schnee zu machen. Vielleicht kann man mit sehr intelligenter Wegfindung die Tour mit Ier Kraxelei bewerkstelligen, ich hatte aber hier und da einige kurze IIer Stellen.

Die Trackaufzeichnung hatte leider nicht richtig funktioniert und ich war zu beschäftigt um Fotos im Aufstieg zu machen. Daher hab ich einige POIs aufgenommen (GPX Datei), nachträglich versucht einen Track anhand dieser POIs und der schweizer Landeskarte/Luftbilder zu rekonstruieren (KML, es scheint mir dass die POIs um 10-20m vom Gelände auf der Karte abweichen) und aus dem Gedächtnis die Route auf einem Foto der Flanke eingezeichnet.

Im Nachgang hab ich noch die Beschreibung von babu gesehen, der einen leicht anderen Einstieg über die Steilstufe (die Pfeile konnte ich nicht (mehr) sehen) und einen Gipfelaufstieg über den Nordgrat mit Querung der NW-Flanke (hatte ich auch überlegt, aber ich wusste nicht ob man am N-Grat wieder leicht aus dem Firn raus kommt) beschreibt.

Tourengänger: jiker


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Geodaten
 41977.kml Rekonstruierter Track
 41978.gpx Aufgenommene POIs

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