Rheinwaldhorn - Überschreitung


Publiziert von faebu95 , 4. Oktober 2021 um 21:01.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:14 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-TI   Gruppo Rheinwaldhorn   Gruppo Cima Rossa   Gruppo Cima di Gana Bianca 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 2028 m
Abstieg: 2028 m
Strecke:gemäss Wegpunkten
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis P. 1708 (Cusie)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW ab P. 1708 (Cusie)
Unterkunftmöglichkeiten:Zelt / Cap. Adula SAC / Cap. Adula UTOE / Cap. Quarnei
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Es ist ja so eine Sache mit dem Sommer 2021 in der Schweiz..
Nun paarte sich doch endlich einmal ein schönes mit einem terminfreien Wochenende. Dies wollte genutzt werden mit zwei tollen Hochtouren. Wir entschlossen uns für zwei eintägige Touren mit Zeltübernachtung. Die Touren beinhalteten dadurch ein paar Höhenmeter mehr als gewohnt und auch in der Distanz legten wir ein paar Kilometer mehr zurück als mit einer Hüttenübernachtung. Während am Sonntag der *Galenstock auf dem Programm stand, besuchten wir am Samstag mit dem Rheinwaldhorn den höchsten Tessiner.  

Aufstieg: Cusiè - Passo del Laghetto - Via Val Malvaglia (WSW-Grat) - Rheinwaldhorn (WS/ II)

Nach einem feinen Nachtessen und gutem Schlaf reisst uns der Wecker um 04:30 aus unseren Träumen. Nach kurzem Morgenessen und Materialcheck brechen wir zu unserem langen Tag auf. Von unserem Übernachtungsplatz in Cusiè führt der Weg zunächst entlang des Fahrweges zur Alpe di Pozzo. Links des Stalles führt der Wanderweg in stetig ansteigend in wenigen Serpentinen und entlang des Bergbaches hoch zur Alpe di Quarnei. Die Hochebene querend halten wir weiter NNO-wärts. Der Felsriegel unterhalb P. 2402 wird links ausholend überwunden. Im Becken unterhalb des Cima del Laghetto blicken wir an die imposante Cengio San Martino hinauf, welche einen Teil unseres Aufsteiges beinhaltet. Ebenso sehen wir eine Dreiergruppe vor uns, welche dieselbe Route wie wir geplant hat. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir noch nicht wissen, dass sie schlussendlich den Gipfel nicht erreichen werden... Doch dazu später mehr...
Der Passo del Laghetto wird über ein steiles Couloir in gut gestuftem Gelände erreicht.


Gleich beim Ausstieg halten wir rechts und finden nach kurzer Zeit die in anderen Berichten erwähnten blauen Punkte vor. Diesen folgend gewinnen wir in einfachem Blockgelände (T4) weiter an Höhenmeter und peilen den Grat auf ca. 2800m an. Diesem folgen wir und erreichen die Schlüsselstelle oberhalb rund 3000m in angenehmer Kraxelei. Die Schlüsselstelle wurde schon vielfach beschrieben. Sie besteht aus einer senkrechten III-er Kletterstelle, welche allerdings durch ein Fixseil entschärft wird. Man erreich ein Plateau auf rund 3120, von wo aus der Weiterweg leicht ansteigend in Richtung SSW-Grat führt. Auf genanntem Plateau überholen wir die Dreier-Seilschaft und halten noch einen kurzen Schwatz. Der SSW-Grat ersteigen wir ziemlich direkt. Das Gelände ist schuttig und das Erreichen des Grates dementsprechend mühsam. Doch plötzlich passiert, und wir treten einen grösseren Stein los. Die Gruppe unter uns macht sich schnellstens aus dem Staub und zum guten Glück kommt der Stein einige Meter vor der Gruppe zum Stillstand. Wir waren nun aber alle gewarnt, die letzten Metern mit Vorsicht zu überwinden...

Auf dem Grat ist der Gipfel des Rheinwaldhorns nun zum Greifen nah und die Schwierigkeiten sind auch überwunden. Doch plötzlich rumpelt es hinter uns gewaltig. Tatsächlich unterlief der Gruppe hinter uns das gleiche Schicksal, jedoch mit weniger glimpflichen Ausgang. Die hinterste Person wird von einer kleinen Schuttlawine erfasst und gleitet über das steile Schneefeld einige Meter hinab. Am Ende des Schneefeldes kommt sie zum Stillstand, doch zwei grosse Steine folgen noch. Wir halten inne und fragen nach, ob alles in Ordnung sei. Dies wird auch bejaht und die Person kann von alleine wieder aufstehen. Aufgrund der Bestätigung, dass alle wohlauf sind und sie zu dritt unterwegs sind nehmen wir die letzten Meter unter die Füsse und stehen nach wenigen Minuten auf dem Gipfel des Rheinwaldhorns.

Den Gipfel geniessen wir für geraume Zeit alleine und je länger es andauert, umso mehr machen wir uns verstärkt Gedanken über die Gruppe hinter uns. Nach einiger Zeit hören wir einen Helikopter, welcher aber wie sich herausstellte nicht die REGA war. Doch bald darauf, als wir erneut einen Helikopter hörten und den roten Heli im Anflug sahen war der Fall für uns klar...
Die Gruppe stieg auf das Plateau ab und der offensichtlich Verletzt wurde ausgeflogen.




Abstieg: Rheinwaldhorn - Adulajoch - Normalroute - Passo del Laghetto - Cusie (L)

Den Abstieg gestalteten wir über die vielfach beschriebene Normalroute bei besten Verhältnissen. Von P. 2518 erreichen wir in einem kurzen Gegenanstieg wieder den Passo del Laghetto, von welchem wir aus wieder in Richtung Val Malvaglia abstiegen. Wir liessen es uns nicht nehmen, einen kurzen Gegenanstieg zur Capanna Quarnei zu unternehmen um einzukehren und unseren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Der anschliessende Abstieg entlang des Aufstiegweges war dann noch Formsache und so erreichten wir am späteren Nachmittag das Auto.


Fazit:

Eine lange, aber sehr lohnende Tour auf den höchsten Tessiner, welche auch für Einsteiger gut machbar ist. Kondition ist jedoch eine wichtige Grundvoraussetzung, da der Tag lange und die Anzahl Höhenmeter doch beträchtlich ist.


Durchgangszeiten:

Cusie: 05:15
Rheinwaldhorn: 10:00
Cusie: 16:20

Tourengänger: faebu95


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