Mittagflue - Abadia


Publiziert von MarcelL , 7. August 2021 um 10:35.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum: 6 August 2021
Klettern Schwierigkeit: VIII (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1 Tage

Zustieg: Vom Parkplatz ca. 30 min den Weg hoch, aber nicht bis zur S-Wand, sondern ca. 30 Hm tiefer, den Hang nach L schneiden und auf den großen Pfeiler der W-Wand zu. Dort Bachbett überqueren und Einstieg knapp R des Pfeilers (Abadia ist rot angeschrieben, Dis Stabbon ebenfalls 2 m weiter L). Stabbon zieht in die große Verschneidung, Abadia eher weiter nach R in die große Plattenwand.

1, SL (40m, 7-): schöne Kletterei. Nirgends Plattengeeier, Bh in ca. 4-5 m Abständen. Genuss ist deutlich größer, wenn man vorher warmgeklettert ist (wir waren vorher am Bügeleisen). Man muss schon ordentlich stehen. Es kommen nie zwei reine Reibungstritte hintereinander (rechtzeitig kommt immer eine Leiste), aber zwischendurch muss man sich auf abschüssigen Tritten wohlfühlen. Dann kann man auch die schöne natürliche Linie genießen. Guter Stand.
2. SL (30 m, 5): grad hoch, kein Problem.
3. SL (35 m, 7+): von Stand schräg nach L über schöne Wandstelle (so um die 6a) und weiter gerade nach nach oben zu einer Art Wandriegel. Dort steckt R von einer sehr großen Schuppe ein Bh unter dem Wulst (leider zu weit R und zu tief). Jetzt muss man nämlich auf der Schuppe aufstehen. Die ist 10 cm breit. Sieht nicht so schwer aus, aber es gibt keine Griffe. Entweder hat man sehr gutes Gleichgewicht, oder man erfingerrt sehr weit links eine Griffschuppe. Links geht’s auch mit Hilfe einer Rissspur dann nach oben auf die Platte. Klippen kann man erst nachdem man die Crux überwunden hat..... Danach wird es sehr deutlich leichter, und man klettert mit einem leichten L-Bogen über die Platte zum Stand hoch.
4. SL: (25 m, 5+) Gerade hoch, über 1-2 schräg geschichtete Wulste zu Stand an Kante.
5. SL: (40 m, 6-) Immer der kante entlang nach oben. Schöner Fels und ordentlich gesichert. Ganz am Schluss lockt der Stand einer S-Wandroute (Irningerplatte). Genau wenn man diesen Stand sieht, kann man einen Bh genau an der Kante klippen und 5 m hochsteigen zum eigentlichen Stand (2 ältere Bh). Man kann aber auch den Irningerstand nehmen, erreicht die Kante von dort sehr einfach und es reicht trotzdem bis zum nächsten Stand.
6. SL(40-45 m, 5+) Immer der Kante entlang nach oben bis auf eine Art Absatz (wieder mit schönem Abseilstand. Dieses ist NICHT der richtige Stand, Besser macht man 2 m weiter unten, direkt L der Kante Stand an zwei nicht verbundenen Bh!
7. SL (45 m, 7) Eine der besten Längen der Route. Durchgehend gut und interessant. Start erfordert gute Nerven, da Bh1 und Bh 2 etwas weit auseinander. Ab Bh2 sind die Abstände auch anspruchsvoll, aber man kann getrost und gefahrlos fliegen....es ist dort sehr luftig. Vor dem Stand kommt noch ein auffallender Zacken (den kann man gut für eine Zackenschlinge als Zwischensicherung nutzen - sonst ist es ein langer runout)
8. SL (45 m, 7-). Löst sich alles gut und klar. Der Verschneidung entlang, Am Anfang und im Zweifel mal in der platte L davon. Am 3. Bh mal ganz kurz waagrecht nach L rausqueren und dort hoch. Wo ein Riss in eine graue Verschneidung hochzeiht dann nach oben (leicht R). Bh in Platte unter Riss und direkt über Engstelle von Riss. Danach geht es 1-2 m nach L (!) und in der senkrechten, extrem strukturierten Wand nach oben zum Stand. Mitten in der Wand steckt ein Bh (den man aber nicht so gut von unten sieht). Ansprechende und anspruchsvolle Kletterei...
9. SL (25 m, 8). Der erste Bh steckt unangenehm tief, d.h. man muss das erste Dach zwingend klettern. Es hat da Riesengriffe, ist aber auch ganz schön steil. Wir fanden dass ein R-Bogen die beste Lösung war. Nächster Abschnitt ist eine Verschneidung, und wo die oben gedeckelt wird quert man waagrecht R um die Kante (auf guten Tritten, es geht ganz oben, oder ca. 1 m weiter unten). Um die Kante gibt es in beiden Fällen ganz scharfe Schuppen. Wenn man die mal hat, muss man die Füsse frei kommen lassen... großes Kino. Danach nochmal eine Art Verschneidung, und man steigt wieder R aus. Lohnt sich den Guten Tritt ums Eck zu finden... An Griffzapfen quert man etwas nach R und steigt dann über die Platte unschwer nach oben zum Stand an Kante (Ausstieg in grauem Fels, nicht in den braunen nach L queren. Dort drüben gibt es Bh, aber von einer anderen Route).
10. SL (45 m, 5+). Schön, aber  gar nicht so trivial und nicth übersichert. Nach der Mitte etwas nach R queren und dann einer Rissspur entlang nach oben zum Grat.
11. SL (45 m, 1-3). Immer der Kante entlang nach oben. Nach 40 m an Abseilketten vorbei und noch ein Stück weiter zum Weg in den Latschen (Dort Stand an einem Köpfl möglich). Hier Tourende.

Abstieg: dem deutlichen Weg entlang, erst nach oben, dann in der NW-Flanke unter einem Felsband querend. Achtung. Der Weg ist immer gut ausgetreten, aber irgendwann führt er wieder nach unten und bricht dann irgendwann ab. Dann ist man falsch... Kurz vorher gibt es eine Abzweigung nach oben durch das Felsband (ca. 5 m hoch) danach immer dem sehr deutlichen Weg folgend... Insgesamt ist das gar nicht so kurz. Man macht nochmal ganz schön Höhe bis zum "Gipfel" und muss das dann auch hinten (S-Flange, bzw SO-Flange alles wieder absteigen (T4, gute Trittsicherheit erforderlich). Irgendwann zieht der Weg um eine Kante und dort ist ein Muniring. Von dort 3x 20 m abseilen. Man kann auch erst mal 40 m abseilen (kein Seilverhänger möglich) und dann 20. danach im Sinne des Abstiegs R halten. Auf eine Kante zu, ander ein kurzes Drahtseil befinnt, das zur nächsten Abseile führt (2 Ösen, eine davon das Ende des Drahtseils, kein Muniring). Von dort 20 m abseilen auf Grasabsatz. Dort endet eine Klettertour und der Stand ist zum Abseilen eingerichtet. Von dort 40 m abseilen in eine Rinne am Wandfuss (nach Topo soll man da statt Abseilen auch runterlaufen können, war uns aber nicht klar wo). Die ganze Abstiegsktion brauch mindestens 90 min, kann aber auch länger gehen.

Allgemein: die W-Wand bekommt spät Sonne. Wir sind deshalb erst nach 12 eingestiegen (kühler windiger Tag). In der Nacht hat es stark geregnet, aber die Wand war trocken. Wäre aber 2-3 h früher unangenehm gewesen, also nach Nässe nicht zu früh einsteigen. Absicherung: soso. Nicht katastrophal. Bh auch nicht so schwer zu sehen, wie manche schreiben, da die Routenlinie eigentlich absolut klar ist. Bh-Qualität ist OK. Abstände sind so, dass man dazwischen sicher klettern muss. Stürze von 6-10 m sind in den Längen über 6 leicht mal drin. An ein paar Stellen hat Sturzgelände auch flachere Wandteile oder Seil läuft schräg, so das man schwer wieder in kletterbares Gelände kommt. Meist ist es genau da wo es schwer wird aber OK. Die leichten Längen sind relativ gesehen gut gesichert. Fels: einfach durchgehend gut; interessant strukturiert (schräge Schichtung), so dass sich interessante Bewegungen ergeben. In SL 9: einfach außerordentlich. Gelbbrauner Fels, Mit scharfen Schuppen und großen waagrechten Auflegern. Hammerhammer...

Tourengänger: MarcelL


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Kommentare (1)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 9. August 2021 um 22:43
Danke für die Beschreibung.

Da kommen Erinnerungen hoch, die mich heute noch zittern lassen.
Warum?
Also: Ich war dort mal im Frühsommer vor vielen, vielen Jahren mit einem guten Kumpel, um ebendiese Abadia zu klettern. (Ich meine, sie wäre damals mit 6a+/A1 im 1ten "Schweiz extrem" (?) gehandelt gewesen)
Leider haben wir uns im Mittelteil damals verfranst (Das Topo war auch nicht wirklich dolle und von der anderen Route, die unten ja fast parallel läuft, der "Stabon", wussten wir nicht mal, dass es die gibt) .
Wir kamen jedenfalls, was die Strukturen einem ja relativ leicht machen, irgendwo zu weit nach links und hingen nach spektakulär immer ausgesetzter werdendem ansteigendem Quergang schließlich an der über 200m in der Luft hängenden "Nase" der "Stabon". Zurückklettern ging nicht mehr so wirklich und Abseilen ist dort auch keine Option. Man würde nur im Freien hängend landen. Mei, war das spacy dort. Trotz Hakenhilfen waren wir schon zuvor mit den Abschnitten (ca 6c) frei überfordert gewesen. Zu einem der nächsten BH war es dann in der 7b-Länge (wie wir später recherchierten) für uns Beide Ende Gelände, der Runout zu groß. Das schafften wir nicht. Mobile Sicherungsmittel brachten wir an der Passage auch nicht unter..... Also was tun?

Schließlich schwindelten wir uns unter erträglicher eigener Absicherung mit Friends und Schlingen einige Meter weiter links (ca 5c/6a, etwas "grüner") hinauf zur Kante. Im Stockdunkeln erreichten wir dann eben wieder den Wandfuß, wo der Hund meines Kumpels uns über die ganze Zeit gespannt zugesehen hatte.

Fazit: Ende gut, alles gut.Püh...
Für eine eher unbedeutend erscheinende Wand hängt man dort oben gehörig steil und luftig herum. Die Plattentouren in der Südwand sind dagen alle Genuß pur.

VG, Nyn


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