Gastlosen Mitte
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Alles begann 2017 mit einer Ferienwoche in Lauenen und einem gutmütigen Auftakt an "les Gast" (
Gastlosen Süd). Bei der Begehung der nördlichen Gastlosenkette letztes Jahr musste ich dann mehrere Gänge hochschalten, um den Schwierigkeiten Herr zu werden (
Gastlosen Nord). Kleiner Schönheitsfehler damals: Im Alpinwanderstil lassen sich diese Gipfel nicht überschreiten, sie müssen einzeln abgeklappert werden. Ähnliches blühte mir im Herzen der Gastlosen, denn der Zuckerspitz, die Dent de Ruth und die Dent de Savigny werden in aller Regel von Süden angegangen. Nur dank
lorenzos Pionierbericht (
klick) ist die Möglichkeit einer konsequenten Überschreitung von Wolfs Ort im Osten bis zur Pointe de Savigny im Westen überhaupt auf meinen Radar geraten. Die Alpinwanderskala wird zwar arg strapaziert, aber aufregendere Bergfahrten dürften in den Voralpen nur wenige zu finden sein.
Kurz nach acht Uhr geht's los vom Parkplatz der Grubenberghütte beim Mittelberg (1633m). Für einen Fünfliber dürfte man weiter fahren bis zur Oberen Bire. Im Nachhinein unverständlich, weshalb ich mir diesen Luxus verwehrt habe angesichts der Länge der Tour. Aber da ich schon mal bei der Hütte bin kurzer Abstecher zur Husegg (1998m) für ein Foto der Gastlosen im Morgenlicht. Runter in de Sattel P. 1940 und Querung über den Ober Ruedersberg, zuerst weglos, hoch zum Wolfs Ort (1915m), wo meine Überschreitung beginnt.
Der Aufstieg zur Wandflue (2134m) über einen ordentlichen Weg ist geschenkt, dann aber heisst es Hände aus den Hosentaschen. Den ersten Pfeiler der "Clochetons de la Wandflue" umgeht man links attraktiv durch einen markanten Felsspalt, den höchsten Punkt (P. 2107) gewinnt man in leichter Kletterei (T5). Von dort Abstieg nach rechts (WNW) durch ein felsiges Couloir (T6-/II) in einen grasigen Sattel und über den breiten Grasrücken Richtung "Pointe de Rachevi" (P. 2029). Man gewinnt sie von Südosten durch grasige Couloirs mit einzelnen Felsabsätzen (T6). Der Weiterweg über die Aiguilles de Rachevi würde die Alpinwanderskala deutlich sprengen, also runter nach Süden über Couloirs und Steilgras bis zu einem felsigen Durchschlupf (T6). Ab hier traversiert man über Schrofen und verschiedene Rinnen südwestwärts. Das Gelände ist recht unübersichtlich und es scheinen mehrere Varianten möglich. Mir glückt eine effiziente Linie ohne Versteiger und grösseren Höhenverlust, ist halt genau mein Terrain. Noch vor dem Ostsattel des Zuckerspitzes gewinne ich wieder den Grat. Die NE-Flanke am Zuckerspitz (2133m) scheint von unten überall begehbar. Dem ist keineswegs so; bei idealer Routenwahl kommt man mit einer T5+ durch.
Ein paar Kalorien rein und weiter geht's ohne Pause Richtung Dent de Ruth. Der Abstieg erfolgt dem Gratrücken entlang ohne grösseren Schwierigkeiten. Dann türmt sich der "Capucin" (P. 2142) vor mir auf, was für ein gigantischer Felsklotz! Der Alpinwanderführer erwähnt eine Umgehung auf der Nordseite mit 100m Gegenabstieg. Darauf kann man getrost verzichten, danke
lorenzo. Die südseitige Umgehung folgt zunächst einem scharfen Grat (kurz rittlings), bevor man über Schrofen weiterquert (T6). Die Passage ist angenehmer und vor allem übersichtlicher als die Umgehung der Aiguilles de Rachevi zuvor. Das zweifarbige Gestein dort gibt übrigens tolle Bilder ab. Nun folgt der aus meiner Sicht unbestrittene Höhepunkt des Tages: der Ostgrat zur Dent de Ruth. Luftige Kletterkraxelei im bombenfesten Fels. Drei kurze Aufschwünge gilt es dabei zu meistern. Die ersten zwei werden links rum durch Verschneidungen umgangen (II, BH), den dritten kann man direkt erklettern (III-). Wenig später stehe ich zuerst auf dem Ost- und dann dem Hauptgipfel der Dent de Ruth (2236m).
Ein weiteres Mal verkneife ich mir eine richtige Pause, denn die nachfolgende Dent de Savigny hat mich längst in ihren Bann gezogen. Vom Hauptgipfel runter durch eine Felsrinne in den Sattel zum Westgipfel (kurz II), dann weiter nach rechts (d.h. Blickrichtung Hochmatt) durch ein steiles Felscouloir (bis II) zum Canapé de Ruth. Über den grasigen Rücken vor die mächtige NE-Wand der Dent de Savigny. Durch einen Felsspalt quert man in die Südostflanke rein, gleich dahinter befindet sich das Einstiegswändchen. Die paar Meter lassen sich deutlich einfacher erklettern als zunächst befürchtet (II), anschliessend folge ich Wildspuren, meist schräg aufwärts haltend. Meine exakte Route ist schwierig in Worte zu fassen, es dürfte zudem mehrere Varianten geben. Man lasse sich vom Wild bzw. seinem "Dreck" leiten... Derart erreiche ich sehr schnell den NE-Grat und folge ihm im gehobenen Gehgelände. Später verwehrt ein markanter Aufschwung den direkten Weiterweg. Man umgeht ihn links rum (wo sonst) auf Trittspuren. Ich erliege der Versuchung und steige bei erster Gelegenheit über ein sausteiles Couloir zurück zum Grat (T6+). Besser man hält sich konsequent an den erwähnten Wildwechsel. Zurück auf dem nun grösstenteils felsigen Grat werden einige Türme wiederum südseitig umgangen (nach persönlicher Vorliebe), zuletzt auf schwacher Spur hoch zur Dent de Savigny (2252m). Was für eine wunderschöne Führe für T6-Liebhaber!
Die ausgiebige Mittagsrast habe ich mir redlich verdient. Immerhin bin ich seit über fünf Stunden ohne richtige Pausen unterwegs. Ich mach's mir bequem und geniesse das Rundumpanorama, vor allem nach Westen ins Herzen der Freiburger Alpen (Vanil-Noir-Kette). Der anstehende EM-Viertelfinal vermag mich nicht zum Aufbruch motivieren, schon eher der Pizzaabend mit der Familie. Also runter über den Normalweg zur Porte de Savigny (2017m). Und ganz typisch, wenn die Schwierigkeiten geschafft sind und die Konzentration nachlässt, lege ich auf dem schmierigen Pfad eine wüste Bruchlandung hin. Wobei, eine Schramme mehr oder weniger nach den Stunden im teils scharfen Gastlosen-Kalk spielt schlussendlich keine Rolle mehr. Vom Sattel irgendwie runter nach Süden zum Wanderweg. Er "belohnt" mit einem Gegenanstieg von 250Hm bzw. fünfzig Meter weniger, wenn man den Amelier (2002m) rechts liegen liesse. Beim Brunnen vor der Grubenberghütte gibt's kühles Nasse für die ausgetrocknete Kehle und keine Viertelstunde später bin ich zurück beim Ausgangspunkt.
Zeiten (kum)
0:35 Husegg
1:35 Wandflue
3:00 Zuckerspitz
4:05 Dent de Ruth
5:20 Dent de Savigny
6:25 Amelier
6:50 Mittelberg




Kurz nach acht Uhr geht's los vom Parkplatz der Grubenberghütte beim Mittelberg (1633m). Für einen Fünfliber dürfte man weiter fahren bis zur Oberen Bire. Im Nachhinein unverständlich, weshalb ich mir diesen Luxus verwehrt habe angesichts der Länge der Tour. Aber da ich schon mal bei der Hütte bin kurzer Abstecher zur Husegg (1998m) für ein Foto der Gastlosen im Morgenlicht. Runter in de Sattel P. 1940 und Querung über den Ober Ruedersberg, zuerst weglos, hoch zum Wolfs Ort (1915m), wo meine Überschreitung beginnt.
Der Aufstieg zur Wandflue (2134m) über einen ordentlichen Weg ist geschenkt, dann aber heisst es Hände aus den Hosentaschen. Den ersten Pfeiler der "Clochetons de la Wandflue" umgeht man links attraktiv durch einen markanten Felsspalt, den höchsten Punkt (P. 2107) gewinnt man in leichter Kletterei (T5). Von dort Abstieg nach rechts (WNW) durch ein felsiges Couloir (T6-/II) in einen grasigen Sattel und über den breiten Grasrücken Richtung "Pointe de Rachevi" (P. 2029). Man gewinnt sie von Südosten durch grasige Couloirs mit einzelnen Felsabsätzen (T6). Der Weiterweg über die Aiguilles de Rachevi würde die Alpinwanderskala deutlich sprengen, also runter nach Süden über Couloirs und Steilgras bis zu einem felsigen Durchschlupf (T6). Ab hier traversiert man über Schrofen und verschiedene Rinnen südwestwärts. Das Gelände ist recht unübersichtlich und es scheinen mehrere Varianten möglich. Mir glückt eine effiziente Linie ohne Versteiger und grösseren Höhenverlust, ist halt genau mein Terrain. Noch vor dem Ostsattel des Zuckerspitzes gewinne ich wieder den Grat. Die NE-Flanke am Zuckerspitz (2133m) scheint von unten überall begehbar. Dem ist keineswegs so; bei idealer Routenwahl kommt man mit einer T5+ durch.
Ein paar Kalorien rein und weiter geht's ohne Pause Richtung Dent de Ruth. Der Abstieg erfolgt dem Gratrücken entlang ohne grösseren Schwierigkeiten. Dann türmt sich der "Capucin" (P. 2142) vor mir auf, was für ein gigantischer Felsklotz! Der Alpinwanderführer erwähnt eine Umgehung auf der Nordseite mit 100m Gegenabstieg. Darauf kann man getrost verzichten, danke

Ein weiteres Mal verkneife ich mir eine richtige Pause, denn die nachfolgende Dent de Savigny hat mich längst in ihren Bann gezogen. Vom Hauptgipfel runter durch eine Felsrinne in den Sattel zum Westgipfel (kurz II), dann weiter nach rechts (d.h. Blickrichtung Hochmatt) durch ein steiles Felscouloir (bis II) zum Canapé de Ruth. Über den grasigen Rücken vor die mächtige NE-Wand der Dent de Savigny. Durch einen Felsspalt quert man in die Südostflanke rein, gleich dahinter befindet sich das Einstiegswändchen. Die paar Meter lassen sich deutlich einfacher erklettern als zunächst befürchtet (II), anschliessend folge ich Wildspuren, meist schräg aufwärts haltend. Meine exakte Route ist schwierig in Worte zu fassen, es dürfte zudem mehrere Varianten geben. Man lasse sich vom Wild bzw. seinem "Dreck" leiten... Derart erreiche ich sehr schnell den NE-Grat und folge ihm im gehobenen Gehgelände. Später verwehrt ein markanter Aufschwung den direkten Weiterweg. Man umgeht ihn links rum (wo sonst) auf Trittspuren. Ich erliege der Versuchung und steige bei erster Gelegenheit über ein sausteiles Couloir zurück zum Grat (T6+). Besser man hält sich konsequent an den erwähnten Wildwechsel. Zurück auf dem nun grösstenteils felsigen Grat werden einige Türme wiederum südseitig umgangen (nach persönlicher Vorliebe), zuletzt auf schwacher Spur hoch zur Dent de Savigny (2252m). Was für eine wunderschöne Führe für T6-Liebhaber!
Die ausgiebige Mittagsrast habe ich mir redlich verdient. Immerhin bin ich seit über fünf Stunden ohne richtige Pausen unterwegs. Ich mach's mir bequem und geniesse das Rundumpanorama, vor allem nach Westen ins Herzen der Freiburger Alpen (Vanil-Noir-Kette). Der anstehende EM-Viertelfinal vermag mich nicht zum Aufbruch motivieren, schon eher der Pizzaabend mit der Familie. Also runter über den Normalweg zur Porte de Savigny (2017m). Und ganz typisch, wenn die Schwierigkeiten geschafft sind und die Konzentration nachlässt, lege ich auf dem schmierigen Pfad eine wüste Bruchlandung hin. Wobei, eine Schramme mehr oder weniger nach den Stunden im teils scharfen Gastlosen-Kalk spielt schlussendlich keine Rolle mehr. Vom Sattel irgendwie runter nach Süden zum Wanderweg. Er "belohnt" mit einem Gegenanstieg von 250Hm bzw. fünfzig Meter weniger, wenn man den Amelier (2002m) rechts liegen liesse. Beim Brunnen vor der Grubenberghütte gibt's kühles Nasse für die ausgetrocknete Kehle und keine Viertelstunde später bin ich zurück beim Ausgangspunkt.
Zeiten (kum)
0:35 Husegg
1:35 Wandflue
3:00 Zuckerspitz
4:05 Dent de Ruth
5:20 Dent de Savigny
6:25 Amelier
6:50 Mittelberg
Tourengänger:
Bergamotte

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