Pollux (4089m)
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Drei Wochen nach den Touren aufs Breithorn und
auf den Roccia Nera fuhr ich kurzentschlossen und in anderer, ebenso angenehmer Begleitung nochmals nach Zermatt. Ich wollte die guten Skihochtourenverhältnisse, das stabile und nicht übermässig warme Wetter und vor allem den Umstand, dass auf italienischer Seite coronabedingt alles geschlossen war, erneut ausnutzen.
So waren es denn auch nur wenige Seilschaften, die den Pollux ansteuerten. Wir gondelten so schnell es ging aufs Klein Matterhorn, wo wir kurz vor 9.30 Uhr aufbrechen konnten. Bei derart spätem Tourenstart (früher geht nicht) ist der Pollux ein sportliches Unterfangen. Vom Breithornplateau fuhren wir auf gut angelegter Spur in Richtung Schwarztor runter und fellten unterhalb des Bivacco Rossi e Volante an. Wenig später, nach insgesamt eineinhalbstündigem Zustieg, erreichten wir das Skidepot am Fuss des Pollux.
Hier sattelten wir auf Steigeisen um und nahmen das steile Couloir unmittelbar neben dem SW-Grat in Angriff. Im guten Trittschnee kamen wir zügig voran. Am Couloir-Ende lugte etwas Blankeis unter dem Schnee hervor. Hier zweigt man nach rechts auf den SW-Grat ab. Auf diesem geht es in leichter Kletterei an den Fuss der mit Ketten ausgestatteten Felsplatte. Hier bestehen zwei Aufstiegsmöglichkeiten, wobei wir die rechte wählten. Die Ketten vereinfachen die Angelegenheit markant, wobei die Armmuskulatur aber ordentlich gefordert wird. Nach der Querung der Platte geht es steil in eine Scharte (Standplatz/Abseilstelle) und dort linkerhand erneut eine mit Ketten versehene Felswand hoch, wobei sich diese einfacher erklettern lässt. An deren Ende trifft man erneut auf einen guten Standplatz/Abseilstelle.
Nachdem wir die Madonna passiert hatten, lag nur noch der Gipfelgrat vor uns. Dieser ist nicht allzu steil und relativ kurz. Auch hier erwartete uns guter Trittschnee. Nach insgesamt gut 3h 15min erreichten wir den Gipfel, den wir ganz alleine geniessen durften.
Der Gipfel ist bekanntlich bloss die halbe Miete. Wir hatten ordentlich Vorsprung auf unseren Zeitplan, weshalb wir uns – auch meiner Höhenangst zuliebe – für einen möglichst sicheren Abstieg entschieden. Zunächst seilten wir zwei Mal ab, wofür unser 30m-Strick locker reichte. Danach nutzten wir die wenigen Zacken, die sich für Zwischensicherungen anboten und eingangs Couloir setzte ich gar zwei Eisschrauben. Das dauerte und geht natürlich deutlich schneller.
Vom Skidepot, das wir um 15.00 Uhr erreichten, steuerten wir auf das Schwarztor zu und querten auf den Schwärzegletscher. Direkt auf der Abfahrtsspur lagen riesige Seracs, die bei meinem letzten Besuch vor drei Wochen noch an der Nordwand des Pollux geklebt hatten. In zunächst schönem Pulverschnee fuhren wir talwärts. Gegen die Gletscherbrüche hin wurde die Unterlage härter. Die Brüche waren nach wie vor problemlos befahrbar.
Unten raus versuchten wir möglichst hoch zu bleiben, um nichts mit dem Auf und Ab im Moränen-Wirrwarr zu tun zu haben. Das gelang bestens, auch wenn der eine oder andere Stein die lange Traverse schmückte. Relativ zügig erreichten wir die Gornerschlucht. Deren Einfahrt präsentierte sich nach wie vor bestens. Jene Stelle vor der Skileiter, die wir letzthin noch auf Zug durchfuhren, war nun allerdings einiges abschüssiger, weshalb wir kurz die Ski auszogen. Danach passierte mir ein Malheur, das ordentlich ins Auge hätte gehen können: Unter mir brach plötzlich der (unterspülte) Boden weg und ich schaffte es gerade noch, mich halbwegs am einigermassen sicheren Gletscherbachufer zu stabilisieren. Nach einigen nervenaufreibenden Minuten konnte ich mich dank tatkräftiger Hilfe meiner Tourenpartnerin aus der misslichen Lage zu befreien. Nicht auszumalen, was hätte passieren können, wäre ich vom eiskalten Bach mitgerissen worden... Der Vorfall unterstrich, dass die Tage der Schlucht für dieses Jahr gezählt sind.
Wir zogen sofort wieder die Ski an und fuhren zur Skileiter runter. Danach ging es auf und neben dem Bach über die Fläche. Bis zur Brücke runter mussten wir höchstens etwa fünf Minuten lang die Ski tragen, danach nochmals ebenso lang, um zur Skipiste hochzulaufen. Von dort ging's zügig und einfach nach Zermatt runter, wo wir um 17.30 Uhr eintrafen.
SLF: mässig für trockene und nasse Lawinen

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