Osterglocken am Mont Sujet

Diesmal klappt alles! Die nostalgische Standseilbahn Vinifuni bringt uns von Ligerz am Bielersee durch die Rebberge hoch nach Prêles. Dort steigen wir ins Postauto und fahren nach Nods. Es ist kühl und die Sonne scheint nur zaghaft durch die Wolken. Wir wandern auf der Waldstrasse nordostwärts. Links und rechts erblicken wir bereits die ersten Osterglocken. Im Norden der Chasseral mit seinem grossen auffälligen Sendeturm. Einzelne Schneerunsen, sonst ist er aper. Bald verlassen wir die Strasse, biegen über eine Wiese zum eigentlichen Wanderweg ab und wandern dem Wald entlang. Wir erreichen eine weite Ebene. Unser Weg führt quer durch die Wiese. Sie zeigt sich bald goldgelb, ein Meer von Osterglocken, dazwischen weisse und violette Krokusse! Wir kommen nur langsam vorwärts. Wo ist die nächste schöne Blume? Niederknien, fotografieren, aufstehen, weitergehen. Osterglocken, soweit das Auge reicht. Nach einer Ewigkeit erreichen wir den Wald Prés Vaillons. Streckenweise ist der Weg noch mit hartem, gefrorenem Schnee zugedeckt und im Schatten der Bäume ist es empfindlich kühl. So sind wir nicht traurig, den Wald verlassen zu können und im offenen Gelände gegen die Métairie de Prêles hoch zu wandern. Links und rechts des Weges immer wieder gelbe Flecken, voll mit Osterglocken. Sehr viele sind voll geöffnet, den Blütenkopf gegen den Boden gerichtet, während andere erst mit dem Blattgrün oder geschlossenen kleinen Blüten ihrer Zeit entgegen wachsen.
 
Bei der Métairie de Prêles wäre es eigentlich Zeit für eine Pause. Die riesigen Bäume entlang der Kuhweide würden dazu einladen, doch ein giftig kaltes Windchen treibt uns weiter. Wir nehmen den Aufstieg zum Mont Sujet unter die Füsse. In einigen Kehren geht es durch den kahlen Laubwald hoch. Kurz bevor wir den Wald vor dem Satteleinschnitt verlassen, setzen wir uns für eine Ess- und Trinkpause. Wir halten es aber nicht lange aus, es ist einfach zu kalt. Ein Blick zum Himmel hoch zeigt eine geschlossene Wolkendecke. Mit Mütze und Handschuhen steigen wir weiter zum Sattel, an vielen weissen Krokussen vorbei. Nach der Bergerie du Haut geht es rechts direkt zum Gipfel des Mont Sujet hoch. Erst spüren wir Regentropfen, dann folgt Schneegraupel. Kleine weisse Körner bleiben auf dem Boden liegen. Unsere Gipfelrast beschränkt sich auf ein paar Fotos, dann geht es westwärts über den flachen Hang hinunter. Je weiter wir vorwärts kommen, umso mehr müssen wir auf unsere Schritte achten, um nicht auf die Triebe der aus dem Boden schiessenden Osterglocken zu treten. Unter Bäumen sind die Wiesen wiederum goldgelb. Die Blüten kontrastieren schön mit den wuchtigen, noch kahlen Bäume. Das Graupeln hat aufgehört und die Sonne zeigt sich wieder zaghaft. Grund genug also, uns nochmals zu setzen und die abgebrochene Mittagspause fortzuführen.
 
Nach unserer Querfeldein-Wanderung gelangen wir wieder auf den Wanderweg. Neben den Tausenden Osterglocken zeigen sich nun weitere Blumen, so etwa Nieswurz, Sonnenröschen oder Veilchen. Für Ablenkung ist also gesorgt. Dies ändert sich erst, als wir den Hof Combe Robin erreichen. Nachher wandern wir durch einen eher eintönig anmutenden Wald abwärts. Oberhalb von Diesse verlassen wir diesen. Im Freien haben wir wiederum den Blick frei zum Chasseral. Was am Morgen noch aper war, ist nun weiss schneebedeckt! So schnell kann ein Wetterumschwung wirken. Bei P.946 biegen wir nach rechts ab und streben Nods zu. Kurz vor der Abfahrt des Postautos erreichen wir die Haltestelle. Dieses fährt aber nur bis Prêles Gare, was für uns heisst, dass wir nochmals in den Genuss einer Fahrt mit der Vinifuni kommen!
 
In Ligerz ist leider keine Terrasse geöffnet und wir müssen schweren Herzens auf einen Abschlusstrunk verzichten. Ein Schluck Weisswein vom Bielersee hätte so richtig gepasst!