Kill the Camera, oder: Schneesturm-Ründle über den Schauinsland


Publiziert von Schubi , 25. März 2021 um 09:40.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:14 März 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 160 m
Abstieg: 160 m
Strecke:3,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz am Schauinsland
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Als ich diesen neulichen *Bericht von ZvB las, fiel mir eine ähnliche Schneegestöber-Runde ein, die ich im März 2019 auf dem Schauinsland drehte. Und die leider mit dem Exitus meiner damaligen Kamera endete. Wobei: ich wollte sie eh schon länger gegen ein zeitgemässeres Modell ersetzen. Aber trotzdem wars's natürlich schad drum. Noch im Herbst davor hab ich mich mit ihr unter ähnlichen Bedingungen auf der *Hornisgrinde in den Sturm gelehnt und so dachte ich damals: geht doch! Denn anders als bei Regen dringen bei Schneefall weit weniger stark Schneeflocken und damit Feuchtigkeit in die kritischen Stellen der Kamera ein, meist prallen die Flocken nur ab. Und weitenteils hab ich die Kamera beide Male eh unter der Jacke getragen. Nun, das war wohl etwas zuu optimistisch gedacht. Aber hey, immerhin hat sie bei dieser letzten Runde bis kurz vor Ende durchgehalten ...

Und immer, wenn ich jetzt Broke Royals "Kill The Camera" höre, bin ich im Schneesturm auf dem Schauinsland.


Vormittags war ich am Notschrei eine Runde Langlaufen (passenderweise auf der Schauinslandspur). Das Wetter wurde später immer stürmischer und da meine Rückfahrt auf der L124 nah am Schauinsland vorbeiführte und meine Kamera eh immer im Kofferraum mitfuhr, beschloss ich spontan noch eine Schneefall-Wanderung hoch zum Aussichtsturm. Denn wie sagen die Briten so schön: es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Ausserdem wußte ich vom Schauinsland, dass er mehr mit stabilen Laubbäumen als mit sturm-wackeligen Fichten bewachsen ist. Start also am Wanderparkplatz und bei zunehmenden Schneefall, aber dank der Bäume zunächt noch recht windgeschützt über den treppigen Steig in den Wald hoch. Schön frostverzaubert sind die teils uralten, windgebeutelten Buchen hier. Der Wald lichtet sich und ich komme auf die offene Hochfläche des Schauinsland-Gipfels (1284 m) mit dem Eugen-Keidel-Turm. Dort empfängt mich nun die volle Ladung Windschub und die Kamera verschwindet unter der Jacke. Was für ein Wetter ... Immerhin hab ich so das sonst sehr beliebte Ausflugsziel heut allein für mich ;-o) Ich stapfe zum Turm, aber staffele ihn nur ca. ein Drittel hoch. Zu heftig bläst der Sturm. Fernsicht gibts eh keine und ein Gesichts-Peeling mit Eisnadeln brauch ich grad net. Also weiter ostwärts. Vom Weg keine Spur mehr. Eine Schutzhütte linkerhand lädt mich zu ihr ein – und genau hier und jetzt wäre eigentlich ein Anlass, solch eine aufzusuchen. Aber ich will mich  umschauen und kann mich an dem aufwirbelnden Schnee, den der Sturm über' den Gipfel treibt, irgendwie gar nicht sattsehen. Da, wo sich dem Wind etwas entgegenstellt, wird es mit Schnee zugeschoben, so z.B. Aussichtsbänke und Buschwerk. Ich denke kurz nach ... und beschliesse, nicht länger stehen zu bleiben. Auch interessant, weil surreal sind solche Stellen, an denen man sonst eine tolle Fernsicht hat: heute verliert sich die Tiefe ihres Raums mal komplett im weißen Nichts.

An der nun folgenden Wegspinne will ich einen Pfad südöstlich bergab weitergehen. Schöne alte Weidbuchen auch hier. Aber das Vorankommen im wind-verfrachteten Schnee ist ziemlich beschwerlich, ich laufe deswegen in einer Schleife bald wieder hoch. Dann westlich herab auf dem hier entlangführenden Hauptweg. Der verläuft im Lee der Gipfelkuppe und ich staune, wieviel schwächer der Wind hier ist, obwohl ich Luftlinie ja nicht weit von der vorhin überwanderten Hochfläche entfernt bin. Doch so einige Böen fegen schon noch herein. Etwas entspannter geht es also zurück zum Wagen dabei weiterhin Bewundern der gefrosteten Vegetation. Kurz bevor ich ankomme merke ich jedoch, dass die Kamera keinen Mucks mehr macht. Zunächst vermute ich, dass der Akku wie üblich in der Kälte schnell schlapp gemacht hat ... jedoch, ach: ein Wechselakku bringt sie nicht zum Erwachen und eine Nacht auf der Heizung ebenfalls nicht :-( So widme ich ihr also diesen Tourenbericht und bedanke mich für ihre immer tollen Bilder.

Fazit: erfrischende kleine Runde über den Schauinsland mit einem traurigen Ende – don't try this at home. Und ja: hohl von mir :-/ Aber ich wollt ja eh von Canon zu Sony wechseln ... Abgesehen davon denke ich, dass die Briten mit ihrem schlauen Wetterspruch schon Recht haben. Deswegen kaufte für die Nachfolge-Kamera direkt auch eine Schutzhülle.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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Kommentare (4)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 25. März 2021 um 13:56
Feuchtigkeit, Wind und Kälte diesen Ausmasses sind die Kams einfach nicht gewachsen.

Schöne letzte Bilder ... R.I.P.


Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. März 2021 um 16:13
Jo, oder man schaut halt, dass man so eine Regenhülle hat (ist aber bisschen umständlich im Handling).

ZvB hat gesagt: Wunderbare, letzte Bilderserie
Gesendet am 25. März 2021 um 14:14
Ist die Sony nun wirklich besser und wasserdichter?

Wetterfeste Canons gibt es ja genug. Welches Modell ist den hier in die ewigen Jagdgründe gegangen?

Schubi hat gesagt: RE:Wunderbare, letzte Bilderserie
Gesendet am 26. März 2021 um 06:47
Danke dir!
Joah, das sind aber meist so kleine, kompakte. Hier im Einsatz war eine 5D. Ein älteres Modell, insofern war der Schaden überschaubar.
Die Sony ist leichter, kleiner, hat den besseren Sensor, aber leider auch arg dicht beinanderliegende Bedienungselemente. Jede Medaille hat halt immer so ihre zwei Seiten ...
Wasserdicht ist sie auch nicht wirklich. Aber (wie oben bei der Antwort an Nyn schon erwähnt), es gibt für wenig Geld Regenhüllen für DSLRs, die sind ein okayer Kompromiss, auch bei längeren Objektiven. Nur eine Regenwald- oder Arktis-Querung sollt man damit auch net grad machen ;o)


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