Mit Firngleitern wär's noch cooler gewesen


Publiziert von ralfzurich , 16. März 2021 um 23:52.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:27 Februar 2021
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RhB bis Küblis, dann Postauto bis Pany, einmal Umsteigen in Pany
Zufahrt zum Ankunftspunkt:RhB bis Küblis, Postauto bis St.Antönien Platz
Unterkunftmöglichkeiten:www.sulzfluh.ch/de

G. kennt sich aus in St.Antönien. War schon mehrmals dort. Und schwärmt von den Höhenwegen, welch tolle Aussicht sie doch auf die umliegenden Berge bieten. Also planen wir dort. Trotz der Kurzfristigkeit unserer Planung findet er tatsächlich noch eine Unterkunft in Partnun. Eine sehr hübsche, wie wir noch feststellen werden: Das Berghaus Sulzfluh. Er schlägt vor, in Pany zu starten und den gesamten Weg ins Tal hinein zu gehen.

1. Tag (27.02.2021) Pany - Partnun (850 Hm Aufstieg, 450 Hm Abstieg, 14 km, 8h)
Nebel empfängt uns in Pany. Zudem versteht der Busfahrer uns falsch und hält nicht an der Station "Pany, Skilift". Ein Glücksfall. Denn ab der nächsten Station "Pany, Raggalia" gehen wir auf gleicher Höhe zur Skipiste und sparen uns die ersten 50 Höhenmeter. Im Nebel navigieren wir mit unseren Handies zum Punkt 1433, an welchem sowohl der Skilift als auch die Strasse ab Pany Richtung Loch / Bova einen Knick macht. Danach geht es den gewalzten Weg entlang über Loch und Bova Richtung Riedbüel und weiter nach Aschüel am oberen Ende des Skilifts von St.Antönien. Hinter Bova muss man am Punkt 1641 aufpassen, dass man den linken Abzweig nimmt.

Am Riedbüel erblicken wir die ersten blauen Löcher im Nebelgrau. Ab Aschüel haben wir Sonne. Je weiter wir nun aufsteigen, umso mehr bleibt der Nebel im Tal und wir dürfen über der Wolkendecke gehen. Welch tolle Stimmungen uns die Wolken zaubern!

Von Aschüel geht es die Strasse hinauf nach Junker. Ab dort benötigen wir Schneeschuhe. Der Weg führt weiter auf der verschneiten Strasse hinauf bis zur Kehre am Punkt 1850 und ein paar Meter weiter bis zum Punkt 1867. Hier verlassen wir die Strasse und steigen den Hang schräg nach oben querend auf Richtung Färrich. Man muss aufpassen, dass man sich stets ausserhalb der Wildschutzzone bewegt. Vom Hang unterhalb Bärgli war bereits eine mächtige Grundlawine abgegangen. Je nach Situation muss man also schon schauen, welche Route man ab Punkt 1867 bis Färrich wählt.

Ab Färrich geht es dann mehr oder weniger auf gleicher Höhe durch dünenartig verschneite Landschaft, bis man oberhalb der Alp Garschina die imposante Hochebene überblickt, die von Carschinafurgga, Sulzfluh-Massiv, Partnun, und der Alp Garschina begrenzt wird. Hammermässiger Ausblick! Zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass wir am nächsten Tag tatsächlich die Sulzfluh besteigen werden. Noch planen wir Schijenfluh und allenfalls Spitzenbüel.

Wir haben keine Lust auf die 150 Hm Gegenanstieg, die uns erwarten würden, wenn wir bis nach Hof absteigen. Darum wählen wir einen kontinuierlichen Abstieg über die Hochebene direkt nach Partnun. Unser Weg führt uns ab der Alp Garschina (1990m) über den Carschineralpbach und zwei weitere Tobel nach Boden (1782m) und von dort über den Bodaweg nach Partnun. Die Hänge und Tobel, die wir queren, die sind nicht ohne. Trotz der fortgeschrittenen Zeit und der Wärme bleibt aber aller Schnee dort, wo er bleiben soll: Am Hang.

Im Berghaus Sulzfluh angekommen, geniessen wir Panaché, warme Dusche, und tolles Abendessen. Die Wirtin fragt uns, was wir am nächsten Tag vorhaben. Sulzfluh trauen wir uns nicht, sagen wir, denn wir haben ja keine Steigeisen dabei. Steigeisen braucht es nicht, antwortet die Wirtin. Sie sei grad erst oben gewesen. Im Aufstieg zum Gemschtobel habe es gute Tritte. Wir fangen Feuer und ändern den Plan: Morgen wollen wir zur Sulzfluh!

2. Tag (28.02.2021) Partnun - Sulzfluh - Partnun - St. Antönien Platz (1070 Hm Aufstieg, 1450 Hm Abstieg, 13 km, 7h)

Wolkenloser Himmel, mondhell erleuchteter Tagesanbruch, schweinekalt, und durchgefrorener Schnee - So präsentiert sich uns die Landschaft am nächsten Morgen. Perfekte Bedingungen für einen zügigen Aufstieg. 20-25 Skitourengänger zeigen uns den Weg. Wir sind die Einzigen mit Schneeschuhen. Dank Steighilfen steigen wir senkrecht auf, während die anderen ihre Serpentinen gehen. Schneller voran kommen wir trotzdem nicht. Höhenmeter sind halt Höhenmeter, egal in welchem Winkel.

Die Sonne erreicht uns auf etwa 2000m. Der Einstieg zum Gemstobel liegt noch eisig im Schatten. Die Trittspur führt senkrecht nach oben. Dazu müssten wir aber die Schneeschuhe abschnallen. Gleichzeitig liegt der Schnee so verteilt, dass man mit einer Querung erst nach rechts, dann nach links vielleicht sogar ohne Abschnallen der Schneeschuhe nach oben gelangen kann. Offensichtlich gab es Skifahrer, die diesen Weg als Abfahrt gewählt hatten. Ihre Spuren sind deutlich zu sehen.

Abschnallen kann jeder, denken wir uns. Hinaufgehen ohne Abschnallen, das ist die Kunst. Da spielen unsere Schneeschuhe ihre Stärken aus und wir können es den Skitourengängern zeigen (... ihr lest die Selbstironie aus meinen Zeilen?) Also nichts wie rein in die Querung ... Huiiii, wird das schnell luftig ... Aber der vereiste Schnee ist wirklich gut verbunden mit dem Untergrund. Und unsere Schneeschuhe halten, was sie versprochen haben. Trotzdem sind wir froh, als wir aus dieser heiklen Passage wieder draussen sind. Haben wir den Skitourengängern Zeit abgenommen? Kaum. Haben wir unser Ego geputzt? Ja. Hätten wir das tun müssen? Nein. Wir hatten einfach gute Verhältnisse.

Der weitere Weg durch das Gemschtobel ist "straight forward". Und heiss. Wir steigen im T-Shirt auf. Im oberen Teil wird man verleitet, gerade nach oben zu steigen zum Punkt 2698. Dadurch verlängert sich aber der Weg. Günstiger ist, sich ab etwa 2600m nach links zu wenden in Richtung des Sulzfluh-Nordhangs. Man quert diesen im Schatten (... zapfig nach der Knallesonne im Gemschtobel ...) Richtung Westen und steigt dann hinauf zum Sulzfluh-Westrücken. Über ausgeapertes Gehgelände erreichten wir nach 3h den Gipfel.

Dort pfeift der Wind. So warm, wie uns im Gemschtobel war, so kalt wird uns hier oben. Also schnell die Jacken anziehen. Aber auch die grandiose Aussicht kann uns nicht wirklich aufwärmen. Nach einer kurzen und eher ungemütlichen Pause mit einigen Fotos steigen wir wieder ab. Im Gemschtobel hat uns die Wärme wieder. Leider ist der Schnee noch ziemlich hart. Abrutschen mit den Schneeschuhen ist kaum möglich. Stattdessen kraftzehrendes Absteigen. Wie lässig wäre es gewesen, oben Firngleiter auszupacken und damit das gesamte Gemschtobel abzufahren!

Den Abstieg aus dem Gemschtobel hinab über die Steilstufe wählen wir diesmal über die Tritte, die alle nehmen. Inzwischen ist der Schnee aufgeweicht. Eine Rutschpartie im senkrechten Gelände wollen wir natürlich nicht riskieren. Die Querungen danach ab der Gamstrittplatte bis etwa Punkt 2094 sind aufgeweicht sehr viel unangenehmer als am Morgen mit vereistem Untergrund. Ab dort aber bis hinab nach Partnun gibt es mehrere Hänge, die wir wunderschön und butterweich abrutschen können. Je tiefer wir kommen, umso schwerer wird zwar der Schnee. Trotzdem ist es ein gelungener Abschluss unserer Tour. Zurück am Berghaus genehmigen wir uns ein Panaché. Drinnen. Denn draussen ist alles belegt. Ausserdem sind wir froh, etwas Ruhe vor der Sonne zu haben.

Der Fahrplan des Postautos legt uns nah, keine lange Pause zu machen. Bis zur kleinen Brücke über den Tällibach am Punkt 1654 nutzen wir noch die Schneeschuhe. Danach geht es mit Siebenmeilenstiefeln die Partnunstrasse hinab bis nach Rüti. Erneut wären Firngleiter cool gewesen.

Im Winter fährt das Postauto nicht bis Rüti, sondern nur bis nach St.Antönien Platz. Also weitere zwei km auf Asphalt. 10 Minuten später kommt das Postauto und bringt uns hinab nach Küblis.

Tourengänger: ralfzurich


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Kommentare (5)


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Vielhygler hat gesagt: Vielen Dank, geschätzter Ralfzurich für...
Gesendet am 17. März 2021 um 07:49
...das sorgfältige Eintragen so vieler schöner Wegpunkte! Und der Titel des Berichts ist auch so cool!

Freue mich auf mehr......

ralfzurich hat gesagt: RE:Vielen Dank, geschätzter Ralfzurich für...
Gesendet am 17. März 2021 um 22:30
Danke, lieber @Vielhygler, für die Blumen. Die Firngleiter wären geeignet gewesen an 2.Tag für eine Abfahrt durch den Gemschtobel und ab der Schlüsselstelle wieder zurück nach Partnun, allenfalls auch noch weiter bis St. Antönien. Am ersten Tag hätten wir sie nicht gebraucht

Viele Grüsse
Ralf

Linard03 hat gesagt: RE:Vielen Dank, geschätzter Ralfzurich für...
Gesendet am 18. März 2021 um 07:15
ich glaube vielmehr, Vielhygler wollte mit seinem Kommentar andeuten, dass Text & Fotos komplett fehlen; dass er sich über einen "richtigen" Tourenbericht freuen würde ...

Ein Bericht, welcher lediglich Wegpunkte beinhaltet, wäre ansonsten unter "Kurzbericht" besser aufgehoben ...

ralfzurich hat gesagt: RE:Vielen Dank, geschätzter Ralfzurich für...
Gesendet am 19. März 2021 um 07:09
Guten Morgen https://www.hikr.org/user/Linard03/,

der ausführliche Bericht kommt, auch bei den anderen Touren, die ich bisher nur mit Wegpunkten angegeben habe. Es waren einfach so viele, dass ich nicht alles auf's Mal sofort erledigen könnte. Gleichzeitig ging es mir um die Gipfel in meinem Profil für Anmeldungen zu weiteren Touren. Die erscheinen erst nach der Publikation. Daher gleich die Veröffentlichung und nicht nur Entwürfe

Danke in jedem Fall für Eure Aufmerksamkeit und Euer Interesse

ralfzurich hat gesagt:
Gesendet am 19. März 2021 um 22:52
Guten Abend vielhygler und Linard03,

Beschreibung und Fotos sind nun verfügbar. Texte und Fotos für die anderen Touren werden noch folgen.


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