Ein Bludenzer Appetithappen - Über den Doblerweg zum Hohen Fraßen


Publiziert von Grimbart , 6. Februar 2021 um 21:49.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 5 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1385 m
Abstieg: 665 m
Strecke:ca. 10,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz, Bahnhof, und mit Stadtbuslinie 1 nach Bludenz, Oberdaneu bzw. Seilbahn Muttersberg.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Fraßenhütte (ÖAV)
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 32 (Bludenz / Schruns / Klostertal); ÖK25V Nr. 1230-West (Bludenz)

So man den Mundartforschern glauben schenken mag, macht der Bludenzer Hausberg schon von seinem Wortstamm her Appetit auf mehr. Denn „Fraßen“ soll sich von „fressen“ ableiten lassen und dürfte auf die ersten Siedler, die Walser, zurückgehen. Dieses zähe Bergvölklein siedelte sich nämlich rund um den Fraßen an, und machte dessen Steilhänge durch die Beweidung erst urbar. Der westlichste Gipfel des Lechquellengebirges dürfte demnach also einmal ein weithin sichtbarer Grasschopf gewesen sein. Von den einstigen Grasmatten ist allerdings schon seit Jahrzehnten nicht mehr allzu viel übrig. Weitläufige Latschenwälder sind nun das prägende Element am Fraßen. Deren Ausbreitung konnte selbst der große Flächen- und Waldbrand vom März 1972, der damals vier Tage lang am Südhang wütete, nicht wirklich Einhalt gebieten. Die ein oder andere „Narbe“ dieser Feuersbrunst ist aber selbst für Laien auch noch nach fast 50 Jahren im Gelände auszumachen.

Der Bludenzer Hausberg ist aber auch ob seiner vorgeschobenen Lage ein Appetithappen von erster Güte. Ob sein „Verzehr“ von *Norden, Westen oder Süden in Angriff genommen wird, ist reine Geschmackssache. Wer dem „Fressen“ aber ein wenig mehr Pep verschaffen möchte, der Würze den Fraßen mit einem Anstieg aus dem Tal. Ludesch, Nüziders oder Bludenz stehen hier zur Wahl.

 

Vor gut einem Jahr habe ich auf Hikr bereits eine beliebte *Fraßen-Runde beschrieben. Die Fraßenhütte und der wunderbar durch die Südflanke ziehende Rappaschrofaweg standen damals im Vordergrund. Letzterem kommt zwar wiederum eine zentrale Rolle zu, doch liegt diesmal das Augenmerk auf einem der vielen Zustiegsmöglichkeiten: Nämlich auf dem Doblerweg. Bei der Kapelle am Oberen Bild beginnend, strebt dieser durch die steilen Bergwälder des Armatintobels dem Tiefenseesattel entgegen.

Um zur Kapelle am Oberen Bild zu gelangen, gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten. Einer davon ist der alte Muttersbergweg. Wiewohl dieser eigentlich in Nüziders beginnt, lässt er sich auch von Bludenz aus, auf kleineren oder größeren Wegen erreichen. Einer der kleineren Wege beginnt unweit der Bushaltestelle in Oberdaneu und führt über einen Wiesen- und Waldsteig hinauf zum Bildstock beim Unteren Bild. Man kann aber auch einfach nur der Straße nach Laz folgen, welche erfreulicherweise auch von der Talstation der Muttersbergbahn aus über einen Fußweg erreichbar ist.

Beim Unteren Bild verlässt man schließlich die Straße nach Laz und kürzt den Aufstieg zum alten Walserweg ab, in dem man nach rechts auf einen nicht markierten Fußweg wechselt. Recht direkt und steil führt dieser durch den Wald hoch zur Trasse der Muttersbergseilbahn. Hier quert man sodann nicht nur unter der Seilbahn hindurch, sondern kreuzt auch noch den MTB-Trail. Es ist also Vorsicht geboten und ein Blick nach oben angesagt. Danach steigt man auf einem alten Zick-Zack-Pfad durch einen Föhrenwald hoch, bis man nach einem Hohlwegabschnitt auf den alten Walserweg trifft. Diesem nach rechts folgend, gewinnt man nach einem erholsamen Flachstück allmählich wieder an Höhe und steigt – abschüssige Waldhänge querend – hinauf zu einem Fahrweg. Auf diesem nun weiter durch den Wald bergan bis zur Kapelle am Oberen Bild.

Von der Kapelle führt nun der sich zu einem Waldpfad verjüngende Doblerweg durch die Steilflanken flach hinein ins Bongertöbele. Aus diesem führt sodann ein von Fels durchsetzter Weg, der gegen den Steilabbruch zur Rechten nur mit einem (alten) wenig vertrauenserweckenden Lattenzaun gesichert ist, hoch zu einem Geländeeck. Um dieses herum verflacht der Weg wieder und zieht am Rand einer Weidelichtung hinauf zu den Hütten des Dobler-Maisäß.

Zwischen diesen hindurch werden am Weiterweg zu den Wiesen von Falls abermals ein paar kleinere Bachrunsen gequert. Bei Falls angelangt geht’s schließlich auf einem Wiesenpfad hoch zur Wegkreuzung mit dem Armatinweg-Höhenweg. Sich weiterhin an den Doblerweg haltend, peilt dieser alsbald einen bewaldeten Graben an. Durch diesen steigt man nun recht anstrengend – den Fahrweg zur Elsalpe zweimal kreuzend – hoch zu den Wiesen am Schindelboden. Dort trifft man wieder auf den Alpweg und folgt diesem vor zum nahen Tiefenseesattel.

Nach dem Tiefenseesattel wartet mit dem Rappaschrofaweg der schönste Teil des Anstiegs zum Hohen Fraßen. Durch die Südflanke der Klesiwand führend, leitet dieser wunderbar angelegte Höhenweg, im Wechsel von Wald und Lichtungen hinauf zum Alten Stofel. Die Alpmulde auslaufend und die Waldgrenze hinter sich lassend, kann man im weiteren Aufstieg nach Böda – wo schließlich der Gipfelsteig abzweigt – die Aussicht über den Walgau und in den Rätikon ungetrübt genießen.

Bei Böda angelangt wendet man sich einem aufsteilenden, von Latschen durchsetzten Geländerücken zu. Sich im Aufstieg an eine Latschengasse haltend, geht’s in anstrengendem Zick-Zack hoch zu den kargen Weideflächen der Pfannenknechtalpe. Dort einer schwachen Wiesenspur folgend weiter bergan, führt der Wanderweg abermals in ein Latschenfeld hinein. Auf steinigem Weg durch dieses hindurch, erreicht man schließlich die Weiden unterhalb des Fraßengrats. Sich nun eher links haltend steht man bereits wenig später am Grat und folgt diesem über einen Vorgipfel hinweg hinüber zum Gipfelkreuz des Fraßen.

Nach dem 360° Augenschmaus am Fraßen braucht es noch ein wenig Geduld bis zum ersehnten Gaumenschmaus am Muttersberg. Für die Ungeduldigen gibt’s ja zum Glück auf halbem Wege auch noch die Fraßenhütte. Dazu folgt man dem Grat hinunter zur Nordschulter und biegt dort scharf nach links in eine Latschengasse ein. Auf steinigem Weg durch diese bergab, quert man an deren Ende über offene Flächen hinüber zu einem Geländerücken. Über diesen sodann – auf einem stellenweise recht ruppigen und ausgewaschenen Weg – direkt hinab zur Fraßenhütte.

Bei der Fraßenhütte über die Bergschulter des Hütteneggs hinweg flanierend, dreht der Steig schließlich nach Osten ab und wendet sich dem Großtobel zu. Durch diesen auf steinigem Zick-Zack-Weg bergab, zieht der Weg anschließend durch die bewaldeten Hänge des Gleielezugs hinaus zum Ruabbänkle. An diesem vorbei folgt eine Hangtraverse durch die noch von der Feuersbrunst gezeichnete Flanke des Leuezugs. Das letzte Stück des Abstiegs erfolgt schließlich durch den Tschuggawald. Aus dem Wald heraus gilt es letztlich noch die Feuchtwiesen des Riedles zu queren, bevor man den Gegenanstieg hinauf zum Madeisakopf bzw. der Bergstation der Muttersbergbahn in Angriff nehmen kann.

 

Gehzeiten:

Bludenz, Muttersbergbahn Talstation – Unteres Bild – Kapelle Oberes Bild (ca. 45'') – Doblerweg – Falls, Wegkreuzung (ca. 30'') – Tiefenseesattel (ca. 35'') – Böda, Abzw. Fraßen (ca. 40'') – Fraßengrat – Hoher Fraßen (ca. 25'') – Fraßenhütte (ca. 20'') – Riedle – Muttersberg, Bergstation (ca. 35'') – Bludenz, Muttersbergbahn


Tourengänger: Grimbart


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