BEI TRAUMWETTER AUF DEN KÄLTESTEN BERG DER ALPEN.
Mein CH-4000er Nummer 26.
Abgelegen und in Mitten der Gletscherwelt des Aletsch steht die eisige Pyramide vom Aletschhorn. Der Berg gilt als der kälteste der Alpen da er relativ nördlich liegt, sehr hoch ist und kilometerweit nur von Eis umgeben ist. Unter der Nordwand vom Aletschhorn findet man den Grossen Aletschfirn, im Südosten den Mittelaletschgletscher und im Südwesten den Oberaletschgletscher. Alle drei Gletscher fliessen in (oder zum) Grossen Aletschgletscher - mit 23,6km Länge und 117,6km² der grösste Gletscher der Alpen!
Wer den prächtigen Eis-4000er besteigen will, muss wegen den Dimensionen auch sehr weit Laufen um überhaupt zum Berg zu gelangen. Der einfachste Aufstieg (WS+) führt vom Mittelaletschbiwak über den Nordostgrat. Etwas schwieriger (ZS) und länger ist der Aufstieg über die Südwestrippe von der Oberaletschhütte. Egal welche Route man für die Besteigung vom Aletschhorn wählt, man sollte wegen den grossen Distanzen dafür drei Tage einplanen um die Tour richtig geniessen zu können. Der Berg wurde übrigens am 18.6.1859 von Francis Fox Tuckett zusammen mit den Führern Johann Joseph Bennen, Peter Bohren und V. Tairraz erstmals bestiegen.
Tag 1: Fiescheralp - Mittelaletschbiwak
Es ist wegen dem leider in Mitteleuropa meist unstabilem Wetter schwierig eine Tour schon monatelang vor dem eigentlichen Tourendatum zu planen. Mein Kollege wohnt in Schweden und so hatten wir nur dieses Wochenende Zeit für unsere Tour - doch wir hatten Glück, und erlebten drei sehr sonnige Tage im Wallis.
Wir trafen uns um 11 Uhr auf der Fiescheralp (2212m) mit etwas Verspätung da wir nicht genau den Treffpunkt abgemacht hatten. Ich wartete auf der Bergstation während André an der Talstation der Luftseilbahn wartete. Bei dem stabilen, heissen Sommerwetter störte ein etwas verspäteter Start nicht und so machten wir uns mit schweren Rucksäcken auf den Weg zur Alp Märjela. Der viel begangene breite Panoramaweg schlängelt sich hoch über dem Fieschertal einem Berghang entlang bis zu einem Tunneleingang. Dank dem 1,0km langen Tunnel zur Gletscherstube (2357m) auf der Alp Märjele kann man sich etliche Höhenmeter sparen und braucht nicht über den Tälligrat zu wandern. Um von der Alp zum Grossen Aletschgletscher zu gelangen, muss man, vorbei am nordisch anmutenden Märjelesee (2302m), etwa 100m auf einem gut angelegten Wanderweg absteigen. Am Gletscherrand beim Einstieg befindet sich ein interessanter Gletschersee auf dem Eisberge schwimmen. Der See war übrigens bis fast zur Oberfläche des Gletschers aufgefüllt. Zwei Tage später hat er sich teilweise entleert und sein Wasserstand war zirka vier Meter niedriger; das Ufer der Gletscherseite war nun eine blau leuchtende Eiswand!
Nun standen wir also am Grossen Aletschgletscher welcher in Richtung Eingang vom Tal zum Mittelaletschgletscher überquert werden will. Dabei sollte eine grosse Spaltenzone möglichst grossräumig südlich umgangen werden. Wir versuchten es auch die richtige Richtung einzuhalten, doch liefen wir immer wieder grossen Spalten entlang die uns schlussendlich Mitten ins Spaltenlabyrinth führten. So brauchten wir einige Zeit bis der Gletscher überquert war und konnten unsere Weitsprungtechnik trainieren.
Anschliessend wanderten wir dem Mittelaletschgletscher entgegen. Dabei hatte André seine Mühe bei einer glatten Felsstufe (P.2333m) die er schlussendlich in einem weiten Bogen im Geröll umging. Nach der Kraxeleinlage kamen wir auf der Moräne und dem Gletscher gut voran und standen bald unter der Steilstufe zum Mittelaletschbiwak (3013m). Hier mühte sich reichlich André ab, es war das sein erstes Kennenlernen mit geschliffenen Platten mit heikler Geröllauflage. Danach nahm er es im Geröllfeld gemütlich während ich zügig zur Biwakschachtel hochstieg. Ich begann sogleich an zu kochen so dass wir bei seiner Ankunft gleich eine feine Suppe essen konnten. Das Biwak ist klein und gemütlich, wir hatten Bier dabei und genossen dazu gut gewürzte Ravioli mit Greyerzer-Käse.
Tag 2: Mittelaletschbiwak - Gipfel - Mittelaletschbiwak
Gegen 4 Uhr starten wir mit fahlen Licht der Mondsichel und unseren Lampen hinauf über die Geröllhänge zum Gletscher der vom Dreieckhorn hinabzieht. Wären wir doch nur direkt zum P.3263m in Richtung Aletschjoch hochgezogen - denn auf dem oft sehr steilen, aperen Gletscher verloren viel Zeit und gelangten so erst gegen 5:45 Uhr zum P.3263m. Nach einer Rast ging es aber auf einer guten Spur zügig ins Aletschjoch (3623m) wo uns ein herrlicher Sonnenaufgang empfing.
Vom Joch leitet ein schmaler Firn- und Felsgrat zum P.3718m. Den mittleren Teil der messerscharfen Firnschneide begeht man nordseitig unterhalb der Kante über der steilen 600m hohen Nordabbrüchen. Dank dem griffigen Firn machte der Grat richtig Spass, leider war der anschliessende Felsgrat nicht so stabil und die Griffe mussten stets auf Stabilität getestet werden. Im Abstieg lockerte ich eine etwa 1,5m grosse Platte die schon mit wenigem Rüttel zum Mittelaletschgletscher herunterdonnerte! Der weitere Aufstieg vom P.3718m zum Vorgipfel P.4087m war dann wieder einfach. Der lange Schneehang wurde zum Bergschrund auf 4000m immer steiler und die letzten Meter vom Vorgipfel wird auf den Grat ausgewichen. Der Vorgipfel schaut von unten her wie ein eigener Berg aus, doch wenn man Oben steht und zum Aletschhorn schaut verkümmert er nur zu einer Gratschulter mit maximal 5m Schartenhöhe. Dach Querung einer Firnmulde folgte nun der Höhepunkt der Aletschhornbesteigung über die letzten 100 Höhenmeter über den obersten Nordwestgrat. Der Grat bot schöne Firnabschnitte und einige einfache Kletterstellen, er war leider nur kurz und bald standen wir auf dem geräumigen Gipfel des Aletschhorns (4193m) mit seinem ausserordentlich schönen Gipfelpanorama in Mitten einer Eiswelt. Dar Abstieg bot keine Schwierigkeiten und wir kamen zügig voran so dass ich noch Zeit für ein Nachmittagsschläfchen im Mittelaletschbiwak nach einer feinen Suppe hatte. Zu Abendessen gab es pikante Paste mit Käse mir Bier. Was für ein herrlicher Tag!
Tag 3: Mittelaletschbiwak - Fiescheralp
Nun mussten wir also wieder zurück über den ewig langen Rückweg zur Fiescheralp. Wir kannten nun den Weg lernten aus unseren Fehlern im Aufstieg. An Stelle die glatten Felsen unterhalb vom Mittelaletschbiwak zu begehen, querten wir vom Biwak auf gleicher Höhe zum Gletscher und über stiegen ihn in einem grossen Bogen (die Abbruchzone umgehend) hinunter was mit den Steigeisen trotz der mässigen Steilheit sehr gut ging. Den Grossen Aletschgletscher qurten wir dann in Richtung der Geröllhalde "Grosses Gufer" unterhalb vom Fiescherhorli. Die Querung war somit recht einfach, dafür mussten wir am Ostrand des Gletschers nochmals 1km aufsteigen um zum Ausstieg zur Alp Märjele zu gelangen. Insgesamt brauchten wir aber viel weniger Zeit als im Aufstieg durchs Spaltenlabyrinth. Endlich auf der Fiescheralp angelangt, genossen wir die erfolgreiche Aletschhornbesteigung bei einem kühlen Bier.
Genaue Route: TAG 1 (15.8.): Fiescheralp / Chiebode - Äbnet - P.2196m - P.2180m - Salzgäb - P.2329m - Obers Tälli - P.2335m - Tunnel - P.2347m - Gletscherstube - P.2331m - Märjelesee - Grosser Aletschgletscher - P.2333m - Mittelaletschgletscher - P-2791m - Mittelaletschbiwak. TAG 2: (16.8.): Biwak - P.3263m - Aletschjoch - P.3718m - P.4087m - Aletschhorn - P.4087m - P.3718m - Aletschjoch - P.3263m - Biwak. TAG 3 (17.8.): Biwak - Mittelaletschgletscher - P.2333m - Grosser Aletschgletscher - P.2266m - Märjelesee - P.2331m - Gletscherstube - P.2347m - Tunnel - P.2335m - Obers Tälli - P.2329m - Salzgäb - P.2180m - P.2196m - Äbnet - Fiescheralp / Chiebode.
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