Vom Lauf der Tiere, der Dinge und - der Zeit...
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Als ich Anfang November 2000 vom Chirel aus Richtung Tierlaufhore aufstieg, lag in der NNW-Flanke, wo die Normalroute hinaufführt, bereits zu viel Schnee, um einen ersten Versuch zu wagen. Zahlreiche sich kreuzende Gemsspuren bis hinauf zum SE-Grat, Zeugen eines emsigen "Geläufes", gaben mir aber immerhin einen Hinweis auf eine mögliche Herkunft des eigentümlichen Namens dieses, gegenüber den Spillgerten wie deren kleinere Schwester hoch über der Grimmialp steil aufragenden mehrgipfligen Kalkmassivs. Ich ging weiter zum Gurbssattel, stieg statt über die Kletterroute, die mir damals als zu schwer erschien, durch das grasige Südcouloir zum ersten Aufschwung im SE-Grat hoch und versuchte, über diesen zum Gipfel zu gelangen, musste aber bei einer mit einem Bohrhaken bewehrten Platte aufgeben. Bei meinem zweiten Versuch Anfang Juni 2003 ebenfalls vom Chirel aus war die NNW-Flanke dann erwartungsgemäss zwar aper, für die Überwindung des abwärtsgeschichteten untersten Felsriegels brauchte ich - wohl zu weit westlich - trotz zweier Haken aber etwa eine Stunde, dafür gelang mir dann der eindrückliche Kamin am Gipfelturm umso leichter. Ich stieg und seilte mich zum Sattel im SE-Grat ab und kletterte über dessen obere Hälfte unter rechter Umgehung der ominösen Platte zum 2. Aufschwung und diesmal über die SE-Rinne links vom Kamin nochmals auf den Gipfel. Und rund zehn Jahre später kehrte ich, diesmal von Tiermatti aus, mit Ski zurück und legte, wie damals die Gemsen, eine Spur bis zum oberen SE-Grat, von dem ich zuletzt wieder über die SE-Rinne auf den Gipfel gelangte.
Unterdessen hatte ich in all den Jahren den unteren SE-Grat aber noch nicht aufgegeben, zudem wartete auf der anderen Seite der Königsweg zum Tierlaufhore, sein langer und anspruchsvoller NW-Grat. Die Routenbeschreibungen hatte ich schon wiederholt im Führer nachgelesen, bisher aber den Mut noch nicht gefunden, um den SE-Grat ein weiteres und den NW-Grat zum ersten Mal anzupacken. Nachdem mir kürzlich Christoph vom schwierigen unteren Teil des NW-Grat erzählt hatte, nahm ich mir vor, wenigstens einmal dessen oberen leichteren Teil zu versuchen. So stieg ich letzte Woche, genau zwanzig Jahre nach meinem ersten Besteigungsversuch des Tierlaufhore, zur Alp Wirie hoch, um von Norden den Sattel zwischen unterem und oberem NW-Grat zu erreichen. Geröll und Felsen waren jedoch, bereits im Dauerschatten liegend und zudem bei Bise von Rauhreif beschlagen und derart glitschig, dass ich schon zwischen unterem und oberem Zustiegsband umkehrte. Die Gemsen, die sich oben am Grat tummelten, schien der unsichere Untergrund dagegen nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich nahm es gelassen und wanderte in wärmendem Herbstlicht auf das Wiriehore. Der Martinisommer hielt an und die Bise flaute ab, so dass ich schon am folgenden Wochenende einen nächsten Versuch unternahm. Da ich trotz günstigeren Voraussetzungen bezweifelte, dass die Felsen diesmal trocken sein würden, nahm ich genügend Sicherungsmaterial mit, um allenfalls zum besonnten SE-Grat ausweichen zu können.
Bei der Anfahrt durch das Diemtigtal beobachtete ich oberhalb Horboden, wie ein in die Hauptstrasse einbiegender Geländewagen wohl auf Nebelglätte kurz ins Schlingern geriet, und in Zwischenflüh war der Strassenbelag sogar mit Rauhreif bedeckt. Als ich Richtung Wirie hochstieg, lag auch auf dem Gras beidseits des Bergwegs Rauhreif, aber die Felsen waren noch trocken. Meine Spannung stieg, je höher ich kam, und nach ersten Schritten in der zu besagtem Sattel führenden Geröllmulde konnte ich es kaum glauben: auch hier oben war nur das Gras verzuckert, während das feine und grobe Geröll sowie die Felsen grösstenteils eine trockene Oberfläche aufwiesen, so dass ich zuversichtlich weiterstieg. Der Übergang zum oberen Zustiegsband und dieses selbst waren leichter als ich befürchtet hatte, und schon bald stand ich unter dem berüchtigten Felsriegel. Nach zaghaften Versuchen im abweisenden und engen Kamin und an der leicht überhängenden Stufe links davon entschied ich mich für letztere. Um für diesen kurzen "Boulder" die richtige Tritt- und Griffkombination zu finden und die Zwischensicherungen so zu platzieren, dass ich mich genügend sicher fühlte, bastelte ich ziemlich lange herum, bis ich nach der Bewältigung der Stelle und des anschliessenden einfacheren "Schraubengangs" beim Stand über dem Felsriegel eine Stunde später endlich das Seil nachziehen konnte. Auf Geröll und Schrofen und dazwischen über einen genussreichen Felsgrat, wo mich erstmals Sonnenstrahlen begrüssten, gelangte ich dann ohne weitere Schwierigkeiten auf den Gipfel. Das Abklettern durch die ausgesetzte SE-Rinne brauchte zuerst etwas Überwindung, ging dann aber gut, und auch die abzukletterende Rinnenverschneidung durch den Felsgürtel zuunterst in der NNW-Flanke fand ich diesmal auf Anhieb. Ich querte zum Gurbssattel hinüber, und da erst Mittag war, die angekündigte Kaltfront nicht vor dem Abend eintreffen sollte, und ich das viele Klettermaterial hinaufgetragen hatte, entschied ich mich, auch noch den SE-Grat zu versuchen.
Durch die Routenbeschreibungen im Führer und auf Gipfelbuch war ich bezüglich der Schwierigkeiten, die von II+ und III+ bis 4c reichen sollten, und der Felsqualität, die sich zwischen "ausgezeichnet", "lose" und "brüchig" bewege, vorgewarnt. Nach dem kurzen Zustieg vom Gurbssattel stieg ich, wie auf Gipfelbuch und anders als im Führer angegeben, östlich vom S-Couloir in die SSE-Wand ein und kletterte auf griffigem, fast durchwegs solidem und gut absicherbarem Fels im Schwierigkeitsgrad II+-III+ schräg nach rechts hinauf und über die SE-Kante, die erst zuoberst von losem, aber auch leichtem Geröll bedeckt ist, zum ersten Aufschwung. Auf Gras, einigen linksseitigen Umgehungen von Gendarmen oder Gratpartien und über ein paar schöne Kletterstellen bis zum III. Grad - wobei ich den Bohrhaken in der "Umkehrplatte" vom Herbst 2000 wohl übersah - ging es abwechslungsreich und in auch hier recht gutem Fels weiter zum zweiten Aufschwung, wo ich den Rucksack deponierte. Von der "schweren Last" befreit, stieg ich nochmals vorsichtig auf den Gipfel und mit doppelter Vorsicht zurück zum Depot und über die NNW-Flanke wieder hinunter, und querte zum Gurbssattel. Aber wo waren nur die Gemsen geblieben? Den ganzen Tag über war mir an ihrem Hore keine einzige begegnet. Hatte ich sie vertrieben, oder hatten sie den nahenden Wetterwechsel gespürt und sich in weiter unten liegende Gefilde zurückgezogen? Der Südwestwind hatte erst mässig aufgefrischt, und die Kaltfront liess sich zum Glück auch noch Zeit, aber die Nachmittagssonne stand schon tief über der Chirgelischibe, als ich nach einer diesmal etwas ausgiebigeren Pause zum Ausklang den wunderschönen Abstieg durch das Gurbstal unter die Füsse nahm. Ich warf letzte Blicke zurück zum Tierlaufhore, bevor ich auf Oberste Gurbs wieder in den rasch wachsenden Schatten eintauchte.
Zustieg Sattel ca. 2100m
Nach SSE auf Gras zur langgezogenen Geröllmulde NNW unter dem Tierlaufhore und am W-Rand auf Gras und Geröll bis unter den Sattel ca. 2100. Unter 2 Wandhöhlen auf einem 1. schmalen Schrofenband (Pfadspuren) nach ESE zu einer Rinne, die zu einem 2. breiteren Schrofenband gequert wird, und auf diesem über Gras und Felsstufen (Pfadspuren) zuerst weiter nach ESE, dann nach SW über weitere Bänder hinauf zum Sattel, ca. 2100m zwischen unterem und oberem NW-Grat, 2h, T5-.
Tierlaufhore oberer NW-Grat
Aufstieg: vom Sattel ca. 2100m auf dem folgenden felsdurchsetzten Grasrücken bis unter einen ca. 10m hohen Felsriegel, der von einem Kamin mit Klemmblock durchzogen wird. Stand an einem Block, über eine leicht überhängende Stufe (3m, IV) auf ein Band, und auf diesem und über einige Stufen schraubenförmig im UZS (III) zu Stand an rostigem Hk und Felszacke über dem Felsriegel (Zwischensicherungen mit Camalots, Rocks und Schlinge an Felszacke). Auf Schrofen und Geröll gerade hinauf, bis über Felsbänke nach rechts auf die felsige Gratschneide gequert werden kann. Auf dieser ausgesetzt in schöner Kletterei (II) über mehrere kleine Aufschwünge hinauf, und zuletzt auf Schrofen zum Gipfel (2242m), 1h-1h 30min, WS.
Tierlaufhore NNW-Flanke
Abstieg: Vom Gipfel (2242m) nach SE durch eine Rinne (10m, II, z.T. brüchig, ausgesetzt, Abseilmöglichkeit) schraubenförmig im GUZS hinunter zum oberen SE-Grat und diesem entlang, einen Gendarmen rechts umgehend (Pfadspuren) zum SE Vorgipfel. NW von diesem in die NNW-Flanke, kurz über diese hinab und Querung über eine Felsstufe nach rechts zum E Rand. Diesem entlang auf Schrofen und Geröll (Pfadspuren) hinunter zu einem ca. 10m hohen Felsgürtel, durch den in einer gestuften Rinnenverschneidung (II, Abseilmöglichkeit) abgeklettert werden kann. Auf dem folgenden Grasrücken bis zum schwach ausgeprägten Sattel ca. 2115m, nach SE auf Schrofen (Pfadspuren) zum Bergweg bei ca. 2070m, und auf diesem zum Gurbssattel (2109m), 30-45min, L.
Tierlaufhore SSE-Wand und SE-Grat
Aufstieg: vom Gurbssattel (2109m) auf dem Grasrücken (Pfadspuren) nach NW in Kürze zum Einstieg in die SSE-Wand E vom markanten grasigen S-Couloir. 1. Stand an einem Block und 1. SL rechts haltend über gut gestufte und feste Felsen (II+, Zwischensicherungen mit Camalots und Rocks) zu einem Band (unten weiter rechts steht ein abgestorbener Baum), und über eine plattige, von einem Riss durchzogenen Stufe (5m, III+) zu einer kleinen Kanzel, 2. Stand an einem Block. 2. SL weiter rechts haltend auf leichten Felsen zur SE-Kante, über eine kompakte Platte (5m, III+) hinauf, und auf losen Felsen zu 3. Stand an einem Block. Auf Geröll in wenigen Schritten zum höchsten Punkt des 1. Aufschwungs. Weiter auf dem SE-Grat (Zwischensicherungen mit Camalots, Rocks und Schlingen möglich) über einen Grasrücken hinunter in einen Sattel und linke Umgehung des folgenden markanten Gendarms (Pfadspuren). Über Gras und Felsen in eine Kehle zwischen zwei nebeneinander stehenden Gendarmen und über die anschliessende kompakte Stufe (5m, III) hinauf. Umgehung des nächsten Felsgrätchens links in Gras und durch eine felsige Rinne nach rechts zurück auf den Grat. Über diesen zu einem Band rechts vom Grat und über eine Platte (3m, III, Zwischensicherung mit Camalot und Schlinge) nach links zurück zum Grat. Auf diesem zu einer Rinne, die nach links gequert wird, und über leichte Felsen zum höchsten Punkt des 2. Aufschwungs oder SE Vorgipfel, Depot. Entlang dem oberen SE-Grat, einen Gendarmen links umgehend (Pfadspuren) zum Gipfelturm und links vom markanten Kamin durch die SE-Rinne (10m, II) zum Gipfel (2242m), 1h 15min-1h 45min, ZS.
Abstieg: über die NNW-Flanke (s. oben) zum Gurbssattel (2109m), 30-45min, L.
Abstieg vom Gurbssattel
Wr nach SSE hinunter bis ca. 1960m, auf Weide nach W zur N Hütte von Oberste Gurbs, und auf dem eingezeichneten Weg zum Bergweg bei ca. 1800m. Auf diesem wr über die Brücke 1585, Underste Gurbs (P. 1506 und P. 1459) sowie die Abzweigung 1331 zurück, 1h 30min, T3.
Insgesamt 6h 45min-8h 15min.
Verhältnisse: sonnig und spätherbstlich mild mit Schleierwolken, kammnah z.T. böiger SW-Wind. Schattseitig z.T. Rauhreif auf dem Gras, sonst und sonnseitig Wege, Gras und Felsen trocken.
Material: übliche Kletterausrüstung mit 50m Einfachseil, 8 Express, 4 Schlingen, 6 kleinen bis grossen Camalots, einem Satz Rocks, dazu ein Leichtpickel (nicht gebraucht).
Fahrplan: 7.30 Start, 8.45 Wirie, 9.30 Sattel ca. 2100, 11.15 Tierlaufhore, 12 Uhr Gurbssattel, 14.15 Tierlaufhore, 14.45 Gurbssattel, 16.30 retour.
Unterdessen hatte ich in all den Jahren den unteren SE-Grat aber noch nicht aufgegeben, zudem wartete auf der anderen Seite der Königsweg zum Tierlaufhore, sein langer und anspruchsvoller NW-Grat. Die Routenbeschreibungen hatte ich schon wiederholt im Führer nachgelesen, bisher aber den Mut noch nicht gefunden, um den SE-Grat ein weiteres und den NW-Grat zum ersten Mal anzupacken. Nachdem mir kürzlich Christoph vom schwierigen unteren Teil des NW-Grat erzählt hatte, nahm ich mir vor, wenigstens einmal dessen oberen leichteren Teil zu versuchen. So stieg ich letzte Woche, genau zwanzig Jahre nach meinem ersten Besteigungsversuch des Tierlaufhore, zur Alp Wirie hoch, um von Norden den Sattel zwischen unterem und oberem NW-Grat zu erreichen. Geröll und Felsen waren jedoch, bereits im Dauerschatten liegend und zudem bei Bise von Rauhreif beschlagen und derart glitschig, dass ich schon zwischen unterem und oberem Zustiegsband umkehrte. Die Gemsen, die sich oben am Grat tummelten, schien der unsichere Untergrund dagegen nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich nahm es gelassen und wanderte in wärmendem Herbstlicht auf das Wiriehore. Der Martinisommer hielt an und die Bise flaute ab, so dass ich schon am folgenden Wochenende einen nächsten Versuch unternahm. Da ich trotz günstigeren Voraussetzungen bezweifelte, dass die Felsen diesmal trocken sein würden, nahm ich genügend Sicherungsmaterial mit, um allenfalls zum besonnten SE-Grat ausweichen zu können.
Bei der Anfahrt durch das Diemtigtal beobachtete ich oberhalb Horboden, wie ein in die Hauptstrasse einbiegender Geländewagen wohl auf Nebelglätte kurz ins Schlingern geriet, und in Zwischenflüh war der Strassenbelag sogar mit Rauhreif bedeckt. Als ich Richtung Wirie hochstieg, lag auch auf dem Gras beidseits des Bergwegs Rauhreif, aber die Felsen waren noch trocken. Meine Spannung stieg, je höher ich kam, und nach ersten Schritten in der zu besagtem Sattel führenden Geröllmulde konnte ich es kaum glauben: auch hier oben war nur das Gras verzuckert, während das feine und grobe Geröll sowie die Felsen grösstenteils eine trockene Oberfläche aufwiesen, so dass ich zuversichtlich weiterstieg. Der Übergang zum oberen Zustiegsband und dieses selbst waren leichter als ich befürchtet hatte, und schon bald stand ich unter dem berüchtigten Felsriegel. Nach zaghaften Versuchen im abweisenden und engen Kamin und an der leicht überhängenden Stufe links davon entschied ich mich für letztere. Um für diesen kurzen "Boulder" die richtige Tritt- und Griffkombination zu finden und die Zwischensicherungen so zu platzieren, dass ich mich genügend sicher fühlte, bastelte ich ziemlich lange herum, bis ich nach der Bewältigung der Stelle und des anschliessenden einfacheren "Schraubengangs" beim Stand über dem Felsriegel eine Stunde später endlich das Seil nachziehen konnte. Auf Geröll und Schrofen und dazwischen über einen genussreichen Felsgrat, wo mich erstmals Sonnenstrahlen begrüssten, gelangte ich dann ohne weitere Schwierigkeiten auf den Gipfel. Das Abklettern durch die ausgesetzte SE-Rinne brauchte zuerst etwas Überwindung, ging dann aber gut, und auch die abzukletterende Rinnenverschneidung durch den Felsgürtel zuunterst in der NNW-Flanke fand ich diesmal auf Anhieb. Ich querte zum Gurbssattel hinüber, und da erst Mittag war, die angekündigte Kaltfront nicht vor dem Abend eintreffen sollte, und ich das viele Klettermaterial hinaufgetragen hatte, entschied ich mich, auch noch den SE-Grat zu versuchen.
Durch die Routenbeschreibungen im Führer und auf Gipfelbuch war ich bezüglich der Schwierigkeiten, die von II+ und III+ bis 4c reichen sollten, und der Felsqualität, die sich zwischen "ausgezeichnet", "lose" und "brüchig" bewege, vorgewarnt. Nach dem kurzen Zustieg vom Gurbssattel stieg ich, wie auf Gipfelbuch und anders als im Führer angegeben, östlich vom S-Couloir in die SSE-Wand ein und kletterte auf griffigem, fast durchwegs solidem und gut absicherbarem Fels im Schwierigkeitsgrad II+-III+ schräg nach rechts hinauf und über die SE-Kante, die erst zuoberst von losem, aber auch leichtem Geröll bedeckt ist, zum ersten Aufschwung. Auf Gras, einigen linksseitigen Umgehungen von Gendarmen oder Gratpartien und über ein paar schöne Kletterstellen bis zum III. Grad - wobei ich den Bohrhaken in der "Umkehrplatte" vom Herbst 2000 wohl übersah - ging es abwechslungsreich und in auch hier recht gutem Fels weiter zum zweiten Aufschwung, wo ich den Rucksack deponierte. Von der "schweren Last" befreit, stieg ich nochmals vorsichtig auf den Gipfel und mit doppelter Vorsicht zurück zum Depot und über die NNW-Flanke wieder hinunter, und querte zum Gurbssattel. Aber wo waren nur die Gemsen geblieben? Den ganzen Tag über war mir an ihrem Hore keine einzige begegnet. Hatte ich sie vertrieben, oder hatten sie den nahenden Wetterwechsel gespürt und sich in weiter unten liegende Gefilde zurückgezogen? Der Südwestwind hatte erst mässig aufgefrischt, und die Kaltfront liess sich zum Glück auch noch Zeit, aber die Nachmittagssonne stand schon tief über der Chirgelischibe, als ich nach einer diesmal etwas ausgiebigeren Pause zum Ausklang den wunderschönen Abstieg durch das Gurbstal unter die Füsse nahm. Ich warf letzte Blicke zurück zum Tierlaufhore, bevor ich auf Oberste Gurbs wieder in den rasch wachsenden Schatten eintauchte.
Zustieg Sattel ca. 2100m
Nach SSE auf Gras zur langgezogenen Geröllmulde NNW unter dem Tierlaufhore und am W-Rand auf Gras und Geröll bis unter den Sattel ca. 2100. Unter 2 Wandhöhlen auf einem 1. schmalen Schrofenband (Pfadspuren) nach ESE zu einer Rinne, die zu einem 2. breiteren Schrofenband gequert wird, und auf diesem über Gras und Felsstufen (Pfadspuren) zuerst weiter nach ESE, dann nach SW über weitere Bänder hinauf zum Sattel, ca. 2100m zwischen unterem und oberem NW-Grat, 2h, T5-.
Tierlaufhore oberer NW-Grat
Aufstieg: vom Sattel ca. 2100m auf dem folgenden felsdurchsetzten Grasrücken bis unter einen ca. 10m hohen Felsriegel, der von einem Kamin mit Klemmblock durchzogen wird. Stand an einem Block, über eine leicht überhängende Stufe (3m, IV) auf ein Band, und auf diesem und über einige Stufen schraubenförmig im UZS (III) zu Stand an rostigem Hk und Felszacke über dem Felsriegel (Zwischensicherungen mit Camalots, Rocks und Schlinge an Felszacke). Auf Schrofen und Geröll gerade hinauf, bis über Felsbänke nach rechts auf die felsige Gratschneide gequert werden kann. Auf dieser ausgesetzt in schöner Kletterei (II) über mehrere kleine Aufschwünge hinauf, und zuletzt auf Schrofen zum Gipfel (2242m), 1h-1h 30min, WS.
Tierlaufhore NNW-Flanke
Abstieg: Vom Gipfel (2242m) nach SE durch eine Rinne (10m, II, z.T. brüchig, ausgesetzt, Abseilmöglichkeit) schraubenförmig im GUZS hinunter zum oberen SE-Grat und diesem entlang, einen Gendarmen rechts umgehend (Pfadspuren) zum SE Vorgipfel. NW von diesem in die NNW-Flanke, kurz über diese hinab und Querung über eine Felsstufe nach rechts zum E Rand. Diesem entlang auf Schrofen und Geröll (Pfadspuren) hinunter zu einem ca. 10m hohen Felsgürtel, durch den in einer gestuften Rinnenverschneidung (II, Abseilmöglichkeit) abgeklettert werden kann. Auf dem folgenden Grasrücken bis zum schwach ausgeprägten Sattel ca. 2115m, nach SE auf Schrofen (Pfadspuren) zum Bergweg bei ca. 2070m, und auf diesem zum Gurbssattel (2109m), 30-45min, L.
Tierlaufhore SSE-Wand und SE-Grat
Aufstieg: vom Gurbssattel (2109m) auf dem Grasrücken (Pfadspuren) nach NW in Kürze zum Einstieg in die SSE-Wand E vom markanten grasigen S-Couloir. 1. Stand an einem Block und 1. SL rechts haltend über gut gestufte und feste Felsen (II+, Zwischensicherungen mit Camalots und Rocks) zu einem Band (unten weiter rechts steht ein abgestorbener Baum), und über eine plattige, von einem Riss durchzogenen Stufe (5m, III+) zu einer kleinen Kanzel, 2. Stand an einem Block. 2. SL weiter rechts haltend auf leichten Felsen zur SE-Kante, über eine kompakte Platte (5m, III+) hinauf, und auf losen Felsen zu 3. Stand an einem Block. Auf Geröll in wenigen Schritten zum höchsten Punkt des 1. Aufschwungs. Weiter auf dem SE-Grat (Zwischensicherungen mit Camalots, Rocks und Schlingen möglich) über einen Grasrücken hinunter in einen Sattel und linke Umgehung des folgenden markanten Gendarms (Pfadspuren). Über Gras und Felsen in eine Kehle zwischen zwei nebeneinander stehenden Gendarmen und über die anschliessende kompakte Stufe (5m, III) hinauf. Umgehung des nächsten Felsgrätchens links in Gras und durch eine felsige Rinne nach rechts zurück auf den Grat. Über diesen zu einem Band rechts vom Grat und über eine Platte (3m, III, Zwischensicherung mit Camalot und Schlinge) nach links zurück zum Grat. Auf diesem zu einer Rinne, die nach links gequert wird, und über leichte Felsen zum höchsten Punkt des 2. Aufschwungs oder SE Vorgipfel, Depot. Entlang dem oberen SE-Grat, einen Gendarmen links umgehend (Pfadspuren) zum Gipfelturm und links vom markanten Kamin durch die SE-Rinne (10m, II) zum Gipfel (2242m), 1h 15min-1h 45min, ZS.
Abstieg: über die NNW-Flanke (s. oben) zum Gurbssattel (2109m), 30-45min, L.
Abstieg vom Gurbssattel
Wr nach SSE hinunter bis ca. 1960m, auf Weide nach W zur N Hütte von Oberste Gurbs, und auf dem eingezeichneten Weg zum Bergweg bei ca. 1800m. Auf diesem wr über die Brücke 1585, Underste Gurbs (P. 1506 und P. 1459) sowie die Abzweigung 1331 zurück, 1h 30min, T3.
Insgesamt 6h 45min-8h 15min.
Verhältnisse: sonnig und spätherbstlich mild mit Schleierwolken, kammnah z.T. böiger SW-Wind. Schattseitig z.T. Rauhreif auf dem Gras, sonst und sonnseitig Wege, Gras und Felsen trocken.
Material: übliche Kletterausrüstung mit 50m Einfachseil, 8 Express, 4 Schlingen, 6 kleinen bis grossen Camalots, einem Satz Rocks, dazu ein Leichtpickel (nicht gebraucht).
Fahrplan: 7.30 Start, 8.45 Wirie, 9.30 Sattel ca. 2100, 11.15 Tierlaufhore, 12 Uhr Gurbssattel, 14.15 Tierlaufhore, 14.45 Gurbssattel, 16.30 retour.
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