Griesgletscher, Herbstmessungen 2020

Idealer Messtag auf dem Griesgletscher

Die Verhältnisse in dieser ersten Septemberhälfte sind fantastisch: Stabiles, warmes Herbstwetter und kaum Neuschnee auf den Gletschern. Das will genutzt sein, macht das Programm aber auch ziemlich gedrängt und anstrengend... Um 8 Uhr wandern wir wie immer mit schwerem Gepäck beladen an der Nufenenpassstrasse los. Über die Staumauer und auf dem deutlichen Weg in der Nordflanke mit etwas Auf und Ab zum Gletscher. Der Griesgletscher gibt jedes Jahr ein traurigeres Bild ab: Massiver Rückgang und Ausdünnung, rabenschwarzes Eis, das die Schmelze weiter beschleunigt. Das letzte Mal richtige Schneerücklage (Akkumulation im obersten Bereich) hat der Gletscher 2009 gesehen, seither nur Verlust. Armer Patient.

Gleich der Beginn ist wenig erfolgreich: Nach 5 Metern bohren wir ins Gletscherbett, zu dünnes Eis. Damit ist eine der beiden Bohrkronen dahin. Wir arbeiten uns die Gletscherzunge hoch. Beim Beginn der Steilstufe verabschiedet sich die Fotografin, die uns begleitet hatte und mit Steigeisen steigen wir weiter hoch. Obwohl wir gut vorankommen, sind doch mehr Pegel nachzusetzen als erwartet. Die Temperaturen sind auf 3000 m.ü.M. wohl über 10 Grad - unglaubliche Wassermengen liegen auf dem Gletscher. Nur in der Nähe des allerhöchsten Pegels beim Rothornpass liegt noch etwas Winterschnee, weshalb wir das Seil kurz auspacken. Zügig wandern wir über das Eis hinab und zurück zum Nufenenpass. Es steht noch ein längerer Transfer nach Zermatt bevor, wo morgen der nächste Gletscher wartet.

Der Griesgletscher ist auch 2020 sehr stark geschmolzen, wie in den meisten Jahren gehört er zu den Gletschern mit dem stärksten Verlust. Auf der Zunge ist sogar seit Messbeginn 1961 noch nie so viel Eis geschmolzen.