Trettachspitze


Publiziert von Eumaex , 15. September 2020 um 15:50.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:13 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Oberstdorf den Schildern zur Fellhornbahn folgen, dort auf einem der Parkpätze parken.
Unterkunftmöglichkeiten:Einödsbach, Waltenberger Haus

Schon lange wollte ich sie mal wieder besuchen, die Trettach, den (zweit)schönsten Berg der Allgäuer Alpen. Nachdem mein letzter Besuch schon 5 Jahre her ist, wird der schöne Spätsommertag genutzt und ich besteige die Trettachspitze endlich mal bei perfekten Verhältnissen. 2014 stiefelten wir im Juni in dichtem Nebel zum Einstieg und kletterten letztendlich bei grottenschlechter Sicht auf überraschend guter Route zum Gipfel. Aussicht? Gab es keine. Deshalb war mir die Ausgesetztheit und Steilheit damals auch nicht bewusst. Beim Abseilen fing es dann noch an zu Winden und zu Schneien, was dem Ganzen einen ordentlichen Hauch Abenteuer gab. 
Abenteurlich war es auch 2015. Es war bereits November und auf der Nordseite lag schon ordentlich Schnee. Wir stiegen trotzdem ein, mussten allerdings deutlich rechts vom Normalweg klettern. Eine der schlechtesten Entscheidungen meiner alpinen Karriere. Passiert mir so nie wieder! Anhaltend im IV-ten Grad und über heikle Querungen über verschneite Platten kamen wir letztendlich doch noch irgendwie auf den Grat. Die Steilheit und Ausgesetztheit war beeindruckend. Ein Rückzug in der Mitte war nicht mehr drin. Ich weiß noch wie ich damals bei der Ankunft am Grat tief durchgeatmet habe, der Rest bis zum Gipfel kam mir dann richtig leicht vor. Vom Gipfel haben wir damals 4 mal komplett über den Nordwestgrat abseilen müssen, da bereits alles vereist und verschneit war.

Aber genug der alten Geschichten heute sollte es perfekt werden und das wurde es ;) ...



Parkplatz Fellhornbahn - Einödsbach - Wildengundkopf

Der Aufstieg ist im Detail ja schon häufiger beschrieben. Mit dem Fahrrad nach Einödsbach und dann weiter zu Fuß. Kurze Zeit später links weg und dann relativ steil über die Einödesbergalpe zum Grat. Man macht ordentlich Höhenmeter ohne dass es schwierig wird. Landschaftlich ist das Ganze überragend, insbesondere ab dem Grat hat man bis zur Märchenwiese in wirklich alle Richtungen eine gigantische Aussicht. Sämtliche allgäuer Prominenz kann man von hier oben bewundern. Weiter geht es problemlos über den Wildengundkopf zur Märchenwiese. Heute ist richtig was los. Vor uns und hinter uns zählen wir jeweils 8-10 Leute... Ist die Trettach zu einem richtigen "Modeberg" geworden? Ich denke davon ist sie, auch wenn sie an einem schönen Tag schon längst kein einsamer Gipfel mehr ist, noch weit entfernt. Die Bergsteiger die wir tatsächlich treffen sind eigentlich alles Einheimische. Vom jungen Trailrunner bis zum Rentner der zum x-ten mal da oben ist, ist alles vertreten. Beide Grate werden heute für den Aufstieg genutzt, in den Wänden ist nicht los.


Wildengundkopf - Trettach - Waltenberger Haus

Von der Märchenwiese geht es über Trittspuren durch das Schotterkar hoch zum Einstieg. Das einst so mächtige Schneefeld ist leider ordentlich zusammengeschrumpft und muss nicht betreten werden. Helm auf, los gehts. Im II-er Gelände immer der einfachsten Linie folgend bis zum Grat und über selbigen auf den Gipfel. Die Schlüsselstelle (III/III-) liegt über dem Blodigkessel und ist deshalb nicht so ausgesetzt wie die Gratkletterei. Aber man muss ganz klar wissen was man tut! Die Trettach wird im Auf- und im Abstieg an den meisten Stellen keinen Fehltritt verzeihen.
Auch der Gipfel bietet heute Aussicht par excellence. Ich schaue zur Mädelegabel. Die Traverse Trettachspitze - Mädelegabel reizt mich schon seit einiger Zeit. So it wäre eine direkte Überschreitung des Dreigestirns möglich. Wenn ich so rüberschaue fällt es mir schwer zu glauben, dass der Grat den III-ten Grad nicht überschreiten soll. Enzensperger st das Ding damals sogar abgestiegen. Das schwierigste in die andere Richtung muss ohnehin der Abstieg von der Trettachspitze in die Scharte sein, dabei ist die Wegfindung auch für geübte nicht einfach. Naja, vielleicht nächstes Jahr mal ein Versuch...
Nach ausgiebiger Gipfelrast mit teilweise doch 10 Leuten hier oben nutzen wir ein Fenster in dem keiner über den Nordwestgrat auf- oder absteigt und machen uns auf den Weg. Nachdem meine Begleitung dieses Jahr noch nicht oft auf Tour war und wir 2 Halbseile mitgeschleppt haben seilen wir die erste Seillänge und komplett ab und sparen uns so die Schlüsselstelle im Abstieg. Danach geht es parallel. Er seilt ab, ich steige ab und so sind wir zügig wieder auf dem Schotterfeld und machen uns auf den Weg zum Waltenberger Haus.
Dieser Steig ist zum Großteil verfallen. An manchen Stellen ist der Weg abgerutscht und muss durch schuttig-sandiges Gelände umgangen werden. Definitiv kein lockerer Wanderweg und nicht für Wanderungen um das Waltenberger Haus zu empfehlen. 
Nach kurzer Zeit sind am Ziel und gönnen uns auf der Terrasse unser wohlverdientes Mittagessen. Bei allem was so über den Abriss der alten Hütte gemeckert wurde. Ich find die neue einfach super und bin gerne hier oben.


Waltenberger Haus - Einödsbach - Parkplatz

Muss man nicht beschreiben. Den Wegweisern hinterher und am Ende durch "Dschungel" zurück zum Ausgangspunkt. Im Sommer ist es empfehlenswert insbesondere im Aufstieg früh zu starten, da es im Tal zum Bacherloch verdammt heiß wird.


Fazit

Einfach ein toller Berg diese Trettachspitze. Aussicht, Abenteuer, Umgebung, Flair. Alles passt. ABER: man muss sich sicher sein was man tut. Die Kletterei ist ausgesetzt und anspruchsvoll. Insbesondere vom Einstieg bis zum Grat ist Routengespür gefragt, sonst ist man ruckzuck in schwierigerem Gelände als II. Über Trittsicherheit und Schwindelfreiheit muss man glaube ich gar nicht erst reden. Wenn Wetter und bergsteigerisches Können passen, eine der schönsten Touren im Allgäu. 

Tourengänger: Eumaex


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