Überschreitung der Les Diablons (3.609 m)
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Die Idee zur Tour
Zwei Mal schon stand ich auf dem Diablons des Dames und war begeistert vom Panorama, doch auf den Hauptgipfel habe ich es bisher nie geschafft. Dann habe ich den wunderbaren Bericht von Schneeluchs (Hallo, Pädu!) gefunden und war sofort angetan von der Idee, die Diablons zu überschreiten. Bis man jemand Verrücktes findet, der so etwas mit einem wagt, dauert es etwas. Doch letzten Freitag war es bei absolutem Kaiserwetter so weit und die Unternehmung Traversée des Diablons konnte angegangen werden.
Die Schwierigkeitsbewertung
Ich tue mich wirklich schwer mit dem '+' hinter der 6. Doch je mehr ich die Tour Revue passieren lasse, umso mehr denke ich, dass es ein T6+ ist. Die Tour ist ernsthafter und deutlich schwieriger als der Stieregrat, die Dent de Folliéran und der Besso. Ausgesetzte Kletterei im oberen zweiten Grat (siehe Bilder) und steiles, teilweise brüchiges Gelände sind zwischen den beiden Gipfeln Standard. Also ein T6 oder T6+?
Der Rest ist T5 (Aufstieg zum Nordgipfel) und T5- (Abstieg nach Süden vom Hauptgipfel).
Führerliteratur ist im allgemeinen nicht zu finden und wenn doch (SAC Alpin Wallis 3 (Banzhaf et al.) / Rother Walliser Alpen (Waeber)), steht da ein lapidares WS (Stellen II) ohne jeglichen Beschrieb o.ä.. - Wofür schreibt man eigentlich diese Bücher, wenn man nie auf den Bergen war?
Die Tour
Start ist früh morgens in Zinal und über den markierten Wanderweg nach Lirec (2168 oder 2171). Von dort aus weglos über die Alpweiden von Lirec. Es soll ein Weglein geben, das zur Alp Nouva führt, doch mussten wir einen großen Bogen um die Schutzhund-bewachte Schafherde machen.
Wo man den Grat betritt, ist eigentlich egal. Wir betraten ihn nach Durchstreifen einer etwas zähen Geröllhalde auf genau 3000m direkt rechts (S) vom markanten weißen Felsen. - 3 Stunden ab Zinal.
Jetzt geht der Spaß am Grat los! Zunächst bleibt es einfach und mit ein paar kleinen Kletterstellen geht es hinauf bis zu 3374 und man erhascht einen Nahblick auf den Weiterweg - das sieht schon steiler aus! Es bleibt einfach bis Punkt 3444 - die sogenannte Führerliteratur nennt diesen Punkt Firndom. Wie viele Dekaden mag das her sein? Der Firn ist sehr weit weg!
Ein kurzer Abstieg in den Sattel wird schon etwas schärfer und dann geht es immer links der Gratschneide mal mehr, mal weniger kletternd auf den Nordgipfel (3.593 m) - Schneeluchs hat recht: So bedrohlich das Gelände von Ferne aussieht, so relativ einfach ist es in Wirklichkeit (schönes und festes T5-Gelände). - Was für ein Panorama! Wenn man nun einen Blick auf den weiteren Weg wirft, tanzen schon ein paar Fragezeichen vor dem geistigen Auge umher: Wie soll man daher kommen? - 2 Stunden ab Gratbeginn zum Nordgipfel.
Der Abstieg vom Nordgipfel ist recht steil, aber meist einfach, aber teilweise ausgesetzt. Dann beginnt der Aufstieg zum Hauptgipfel, das Herzstück der Tour: Ein Zacken wird überklettert und schon steht man vor dem ersten Turm (sieht eher aus wie ein Pilz). Den umgeht man links; die Umgehung erweist sich als recht heikel, besonders, wenn noch etwas Schnee in der Ostflanke liegt. Hier gilt es, den Fuß sehr sorgsam zu setzen und jeden Griff doppelt zu überprüfen, denn das Gelände ist brüchig. Zurück am Grat bleibt es ausgesetzt und spannend. Dann kommt der Turm: Links und rechts geht es nicht, also senkrecht hoch; die Griffe und Tritte sind erstaunlich gut und fest. Oben robbt man sich auf eine abschüssige Platte, die man am besten vorsichtig auf dem Hosenboden abrutscht, wenn man nicht aufrecht gehen mag. Nun nähert man sich dem Gipfelsteinmann; nach recht ausgesetztem Auf und Ab erreicht man einen rund verformten Steinblock, den man etwas heikel rechts umgeht und nun geht es geradewegs hoch auf den Gipfel. Jetzt merkt man schon kaum noch, dass man im oberen zweiten Grad unterwegs ist!
Les Diablons (3.609 m) - 1-1,5 Stunden ab Nordgipfel!
Und am Gipfel ist alle Mühsal sofort vergessen! Aufatmen, eine herzhafte und erleichterte Umarmung. Und jetzt eine Rundumschau, die selbst hier ihresgleichen sucht! Besonders das Weisshorn und das Bishorn mit dem Turtmanngletscher und den Ameisen-Seilschaften haben es uns angetan! Doch auch der Blick auf das Zinalrothorn mit dem Weissgrat und der Couronne Impériale ist vom Allerfeinsten! - Doch vor allem sind alle Schwierigkeiten bewältigt; da fällt zumindest mir mal das eine oder andere Steinchen vom Herzen.
Wir blieben anderthalb Stunden in der prallen Sonne im windfreien Sommerwetter dort oben!
Vom Gipfel klettert man kurz etwas ab - meist am Grat und umgeht den letzten Gendarmen links. Und nach weiteren 30 Minuten steht man auf dem Damengipfel, Diablons des Dames (3.538 m). Auch hier ist das Panorama noch überwältigend, aber auf dem Hauptgipfel hatten wir uns bereits satt gesehen.
Also rasch weiter. Nun schräg über die Geröllflanke auf den Rücken zu, der sich von Punkt 3405 nach Südwesten zieht. Die Geröllflanke macht wenig Spaß; der Rücken ist ganz nett; hier und da weicht man kurz in die rechte Flanke aus, bei Punkt 3076 verlässt man den Rücken nach rechts (NW) und geht in einem Linksbogen zum Wanderweg, der zur neuen Cabane de Tracuit führt. Nun hat es auf einmal Menschenmassen statt der Stille und Einsamkeit. Doch es ist schön grün, die Sonne scheint und das Wetter ist stabil. Bald schaut man auf Zinal und in weniger als 3 Stunden sind wir ab dem Damengipfel in Zinal und genießen das kühle Getränk im Hôtel Les Bouquetins!
Was für eine großartige und einmalige Tour!
Anmerkung
Wie Schneeluchs auch schon geschrieben hat, bewährt sich die Variante Nord-Süd, da man dann die Hauptschwierigkeiten im Aufstieg hat. Allerdings steigern sich die Schwierigkeiten bis kurz vor dem Hauptgipfel und ein Rückzug wäre sehr unangenehm. Man sollte sich also schon ernsthaft vornehmen, das Türmchen zu überklettern.
Und Achtung: Mit Altschnee oder Neuschnee wird aus dem T6+ ganz schnell ein WS+, das Steigeisen und keine Halbschuhe (wie bei uns) verlangt!
Wir waren froh, zu zweit unterwegs gewesen zu sein! Diesen Grat solo zu gehen, verlangt noch etwas mehr Courage!
Den Hauptgipfel kann man viel einfacher ohne Überschreitung erreichen (T5-)! Doch es finden sich kaum Gipfelbucheinträge (unser Eintrag war der dritte in 2020); ob der Berg einfach vergessen wird? Schade eigentlich! - Und die Überschreitung wird fast nie unternommen. Warum wohl?
Dies war mein 15. Gipfel aus der 23 Gipfel umfassenden Liste der solo und frei begehbaren 3600+ der Alpen!
Zwei Mal schon stand ich auf dem Diablons des Dames und war begeistert vom Panorama, doch auf den Hauptgipfel habe ich es bisher nie geschafft. Dann habe ich den wunderbaren Bericht von Schneeluchs (Hallo, Pädu!) gefunden und war sofort angetan von der Idee, die Diablons zu überschreiten. Bis man jemand Verrücktes findet, der so etwas mit einem wagt, dauert es etwas. Doch letzten Freitag war es bei absolutem Kaiserwetter so weit und die Unternehmung Traversée des Diablons konnte angegangen werden.
Die Schwierigkeitsbewertung
Ich tue mich wirklich schwer mit dem '+' hinter der 6. Doch je mehr ich die Tour Revue passieren lasse, umso mehr denke ich, dass es ein T6+ ist. Die Tour ist ernsthafter und deutlich schwieriger als der Stieregrat, die Dent de Folliéran und der Besso. Ausgesetzte Kletterei im oberen zweiten Grat (siehe Bilder) und steiles, teilweise brüchiges Gelände sind zwischen den beiden Gipfeln Standard. Also ein T6 oder T6+?
Der Rest ist T5 (Aufstieg zum Nordgipfel) und T5- (Abstieg nach Süden vom Hauptgipfel).
Führerliteratur ist im allgemeinen nicht zu finden und wenn doch (SAC Alpin Wallis 3 (Banzhaf et al.) / Rother Walliser Alpen (Waeber)), steht da ein lapidares WS (Stellen II) ohne jeglichen Beschrieb o.ä.. - Wofür schreibt man eigentlich diese Bücher, wenn man nie auf den Bergen war?
Die Tour
Start ist früh morgens in Zinal und über den markierten Wanderweg nach Lirec (2168 oder 2171). Von dort aus weglos über die Alpweiden von Lirec. Es soll ein Weglein geben, das zur Alp Nouva führt, doch mussten wir einen großen Bogen um die Schutzhund-bewachte Schafherde machen.
Wo man den Grat betritt, ist eigentlich egal. Wir betraten ihn nach Durchstreifen einer etwas zähen Geröllhalde auf genau 3000m direkt rechts (S) vom markanten weißen Felsen. - 3 Stunden ab Zinal.
Jetzt geht der Spaß am Grat los! Zunächst bleibt es einfach und mit ein paar kleinen Kletterstellen geht es hinauf bis zu 3374 und man erhascht einen Nahblick auf den Weiterweg - das sieht schon steiler aus! Es bleibt einfach bis Punkt 3444 - die sogenannte Führerliteratur nennt diesen Punkt Firndom. Wie viele Dekaden mag das her sein? Der Firn ist sehr weit weg!
Ein kurzer Abstieg in den Sattel wird schon etwas schärfer und dann geht es immer links der Gratschneide mal mehr, mal weniger kletternd auf den Nordgipfel (3.593 m) - Schneeluchs hat recht: So bedrohlich das Gelände von Ferne aussieht, so relativ einfach ist es in Wirklichkeit (schönes und festes T5-Gelände). - Was für ein Panorama! Wenn man nun einen Blick auf den weiteren Weg wirft, tanzen schon ein paar Fragezeichen vor dem geistigen Auge umher: Wie soll man daher kommen? - 2 Stunden ab Gratbeginn zum Nordgipfel.
Der Abstieg vom Nordgipfel ist recht steil, aber meist einfach, aber teilweise ausgesetzt. Dann beginnt der Aufstieg zum Hauptgipfel, das Herzstück der Tour: Ein Zacken wird überklettert und schon steht man vor dem ersten Turm (sieht eher aus wie ein Pilz). Den umgeht man links; die Umgehung erweist sich als recht heikel, besonders, wenn noch etwas Schnee in der Ostflanke liegt. Hier gilt es, den Fuß sehr sorgsam zu setzen und jeden Griff doppelt zu überprüfen, denn das Gelände ist brüchig. Zurück am Grat bleibt es ausgesetzt und spannend. Dann kommt der Turm: Links und rechts geht es nicht, also senkrecht hoch; die Griffe und Tritte sind erstaunlich gut und fest. Oben robbt man sich auf eine abschüssige Platte, die man am besten vorsichtig auf dem Hosenboden abrutscht, wenn man nicht aufrecht gehen mag. Nun nähert man sich dem Gipfelsteinmann; nach recht ausgesetztem Auf und Ab erreicht man einen rund verformten Steinblock, den man etwas heikel rechts umgeht und nun geht es geradewegs hoch auf den Gipfel. Jetzt merkt man schon kaum noch, dass man im oberen zweiten Grad unterwegs ist!
Les Diablons (3.609 m) - 1-1,5 Stunden ab Nordgipfel!
Und am Gipfel ist alle Mühsal sofort vergessen! Aufatmen, eine herzhafte und erleichterte Umarmung. Und jetzt eine Rundumschau, die selbst hier ihresgleichen sucht! Besonders das Weisshorn und das Bishorn mit dem Turtmanngletscher und den Ameisen-Seilschaften haben es uns angetan! Doch auch der Blick auf das Zinalrothorn mit dem Weissgrat und der Couronne Impériale ist vom Allerfeinsten! - Doch vor allem sind alle Schwierigkeiten bewältigt; da fällt zumindest mir mal das eine oder andere Steinchen vom Herzen.
Wir blieben anderthalb Stunden in der prallen Sonne im windfreien Sommerwetter dort oben!
Vom Gipfel klettert man kurz etwas ab - meist am Grat und umgeht den letzten Gendarmen links. Und nach weiteren 30 Minuten steht man auf dem Damengipfel, Diablons des Dames (3.538 m). Auch hier ist das Panorama noch überwältigend, aber auf dem Hauptgipfel hatten wir uns bereits satt gesehen.
Also rasch weiter. Nun schräg über die Geröllflanke auf den Rücken zu, der sich von Punkt 3405 nach Südwesten zieht. Die Geröllflanke macht wenig Spaß; der Rücken ist ganz nett; hier und da weicht man kurz in die rechte Flanke aus, bei Punkt 3076 verlässt man den Rücken nach rechts (NW) und geht in einem Linksbogen zum Wanderweg, der zur neuen Cabane de Tracuit führt. Nun hat es auf einmal Menschenmassen statt der Stille und Einsamkeit. Doch es ist schön grün, die Sonne scheint und das Wetter ist stabil. Bald schaut man auf Zinal und in weniger als 3 Stunden sind wir ab dem Damengipfel in Zinal und genießen das kühle Getränk im Hôtel Les Bouquetins!
Was für eine großartige und einmalige Tour!
Anmerkung
Wie Schneeluchs auch schon geschrieben hat, bewährt sich die Variante Nord-Süd, da man dann die Hauptschwierigkeiten im Aufstieg hat. Allerdings steigern sich die Schwierigkeiten bis kurz vor dem Hauptgipfel und ein Rückzug wäre sehr unangenehm. Man sollte sich also schon ernsthaft vornehmen, das Türmchen zu überklettern.
Und Achtung: Mit Altschnee oder Neuschnee wird aus dem T6+ ganz schnell ein WS+, das Steigeisen und keine Halbschuhe (wie bei uns) verlangt!
Wir waren froh, zu zweit unterwegs gewesen zu sein! Diesen Grat solo zu gehen, verlangt noch etwas mehr Courage!
Den Hauptgipfel kann man viel einfacher ohne Überschreitung erreichen (T5-)! Doch es finden sich kaum Gipfelbucheinträge (unser Eintrag war der dritte in 2020); ob der Berg einfach vergessen wird? Schade eigentlich! - Und die Überschreitung wird fast nie unternommen. Warum wohl?
Dies war mein 15. Gipfel aus der 23 Gipfel umfassenden Liste der solo und frei begehbaren 3600+ der Alpen!
Tourengänger:
panodirk

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